Pflanzung, die verdächtig ist, untersucht, welche mit einer Reihe herrlicher Weinberge zusammenhängt. Es wäre ein großes Unglück, wenn die Reblaus auch da sollte gefunden werden, und leider ist das zu befürchten. Die Er» fahrungen, welche in Biebrich gemacht worden sind, sind in vieler Hinsicht hin merkwürdig und stoßen vieles um, was bisher über Reblaus und Reblauskrankheit behauptet und geschrieben worden ist. Es sind Stöcke als stark von Reblaus befallen gefunden worden, die in üppigstem Wachstum standen, über und über mit herrlichen Trauben beladen waren und keine Spur von gelben Blättern zeigten. Und doch muß die Infektion schon Jahre alt sein.
Gera, 22. Aug. In unserem Handelskammerbezirk hat das E x- portgeschäft nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wie aus der Aufstellung des Kammerberichts ersichtlich ist, im Jahre 1886 eine ganz bedeutende Zunahme erfahren; dagegen stellt sich die Ausfuhr nach England, Rußland und Oesterreich nicht viel günstiger als in früheren Jahren. Der Bericht bemerkt hierzu: Es ist zu wünschen, daß sich Deutschlands Export nach den Vereinigten Staaten immer lebhafter gestalte. Die Herabsetzung verschiedener übermäßig hoher und irrationeller Eingangs« zölle würde dazu wesentlich beitragen. Die Thatsache, daß die Zolleinnahmen der Vereinigten Staaten infolge ihrer Höhe immer größere Dimensionen annehmen, hat dort fast bis zu einem embarss cke riobosso geführt, der die leitenden Kreise nunmehr ernstlich mit dem Gedanken beschäftigt, die Eingangszölle herabzusetzen. Wie mächtig diese Bewegung in den Vereinigten Staaten geworden, beweist der Umstand, daß eine nach dieser Richtung hin gefaßte Resolution allein in Newyork nicht weniger als hundert Tausend von Unterschriften gefunden hat. Eine derartige Herabsetzung der Eingangszölle — wir denken dabei namentlich an die für den hiesigen Bezirk so wichtigen Textilfabrikate — würde am besten geeignet sein, die Uebelstände zu beseitigen, auf die wir bereits im vorjährigen Bericht hingewiesen haben: es dürfte dann dem verwerflichen, den reellen Fabrikanten und Exporthändler aufs Schwerste schädigenden Unterfakturiren dauernd abgeholfen sein, und das so umfangreiche und für die deutsche Industrie so wichtige Exportgeschäft nach den Vereinigten Staaten einen neuen Aufschwung gewinnen, der für beide Teile nur nutzbringend sein kann.
Wernrischtes.
— Der Brand im Hertogenwalde setzt noch immer seine Verwüstende Thätigkeit fort. Man sieht zwar keine Flammen mehr, aber hohe Rauchsäulen steigen von Zeit zu Zeit auf und verdüstern den Horizont gänzlich. Dazu stürzen ganze Reihen Bäume, deren Wurzeln verzehrt sind, mit Getöse zusammen. In dem Walde von Drossart und von Hasebus aus nimmt das Feuer an Kraft und Ausdehnung zu, dagegen hat es an der Baraque wesentlich abgenommen. Um jede Ausdehnung des Feuers an dieser Stelle zu hindern, arbeiten Soldaten unter Leitung von Ingenieur-Offizieren in diesem Teile des Waldes Tag und Nacht. Fünf Soldaten sind bei dieser Arbeit verletzt worden. Die scharfen Regengüsse der letzten Tage werden hoffentlich zur Auslöschung des Feuers beigetragen haben.
— Das „Petit Journal" bringt einen Vorfall zur Sprache, der ein recht grelles Licht auf Pariser Spitalzustände wirft: Zwei Knaben wurden im Pockenspital verwechselt, der eine, welcher starb, von den Eltern des anderen beweint und beerdigt, und letzterer, genesen, den Eltern des ersteren zugeführt, die ihn so wenig erkennen als er sie. Die Verwaltung suchte zuerst, das Kind ihnen aufzudrängen, dann die Sache zu vertuschen.
— Die Gymnasiastenfreiheit i.n Rußland muß einer Korrespondenz des „Soleil" aus Moskau zufolge nicht weit her sein. Rauchende Gymnasialschüler dürfen ohne Weiteres verhaftet werden, nicht minder die Träger von Renommierstöckchen oder Besucher von Biergärten. Ferner wurde das Schulgeld für Externe verdoppelt und auch durch die neueste Verordnung des „Ausklärungsministers" Delyanoff die Söhne „von Kutschern, Dienern, Köchen, Wäscherinnen, Kleinkaufleuten und derartigen" vom Besuch der Gymnasien ausgeschlossen. Die Eltern haben, ehe über Aufnahme ihrer Söhne beschlossen wird, einen ausführlichen Fragebogen auszufüllen. Neue Lehrpläne, in denen die klassischen Sprachen, Mathematik und besonders Geschichte bedeutend reduziert werden, stehen in Aussicht; ausländische Professoren
sollen ausgeschlossen bleiben. So geschehen im neunzehnten Jahrhundert, im Reiche des Sohnes Alexanders des Zweiten.
Ein „Regimentsbefehl". „Wenn der Herr General das Regiment besichtigt, so liebt er es, ab und zu einen kleinen Scherz zu machen, jedoch nimmt er es übel, wenn darüber im Chorus gelacht wird. Es darf nur ein Mann im Regiments lachen. Den Lacher stellt die sechste Kompagnie."
Kcrrröel.' irnö WerkeHrr.
— Die allmählich und spärlich einlaufenden Berichte über die diesjährige Obsternte lauten auch von auswärts außerordentlich ungünstig. Aus der Schweiz ist wenig zu erwarten, dagegen von Steiermark. Berichte aus Oesterreich, Gegend von Bozen, melden „es giebt etwas, aber nicht viel"; von der württ., bayr. und bad. Bodenseegegend wird von „sehr wenig Obst" geschrieben. In der Rheingegend und Pfalz beträgt die Ernte Vs gegen das Vorjahr und könnten Verkäufe heute schon nur zum Preise von 8 ^ pr. Ztr. abgeschlossen werden. (Nach Mitteilung hies. Interessenten wird sich der Preis für schönes Obst franko Bahnhof Calw pr. 10,000 auf 7 bis 7.50 stellen. D. Red.)
Stuttgart, 23. Aug. sL e b e n s m i t t el m a r k t.j Die Hoffnung auf billigere Preise des Wochenmarktes nach nun fast 8tägigem Regen hat sich noch immer nicht erfüllt. Nur Salat ist auffallend zurückgegangen, der Kopf kostet 4—5 L; Gemüse, Gucken, Obst, Beeren kosten dasselbe ww am Samstag; Bohnen 15 H, Kohlraben 2 L, gelbe Rüben 1 Kraut 25 H, Filderkraut 25—30 H, Gurken 10—20 H, je nach Größe; Rettiche (auch billiger als bisher) 2—6 H, Trauben 50—60 H im Einzelverkauf, 30 H im Großhandel, Pfirsich 70 H, Aprikosen 35—45 H. Aspfel 30 H, Birnen 25—40 H, Zwetschgen 25 Pflaumen 16 H, Träuble 40 H, schwarze 30 L, Heidelbeeren 30 Brombeeren 30 L, Himbeeren 60 —70 L, Preiselbeeren 40 L, Paradiesäpfel 25 Rosenäpfel, veredelte zum Einmachen, 50 Melonen (erstmals) 50 L das Pfund. Kartoffeln 6 pr. Ztr., 7 Zwiebel 9 pr. Pfd., Eier 2 Stück 10—11 H, Tafelbutter 1 bis 1 20 H, Landbutter 90 H. — In der Fleischhalle
giebt es erstmals Rebhühner, 1 20 H das Stück; Rehschlegel 6 -A,
Rehziemer 7 das Stück; Gänse 4'/o bis 5 Vs Enten 2 50 H,
Hahnen 1.50 bis 1.80 ^L, Hennen 1.20 bis 1.50 2 Tauben 90 H.
Auf dem Blumenmarkt ist großer Reichtum an ebenso frischen wie billigen Blumen aller Art.
Littevcrrrisctzes.
Eine der ältesten, besten und billigsten unter den mit Bilderschmuck versehenen Zeitschriften Deutschlands, die „Illustrierte Welt" (Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt), hat soeben ihren sechsunddreißigsten Jahrgang glänzend begonnen. Rosenthal- Bonin, der brillante Erzähler, eröffnet ihn mit seinem neuen Roman: „Die Tochter des Kapitäns", einem Werke, das von vornherein das ganze Interesse des Lesers in Anspruch nimmt. In nicht geringerem Grade gilt dies von dem daneben herlaufenden zweiten Roman: „Das einsame HauS" von Adolf Streckfuß, dem sich eine eigenartige kleine Novelle, „Der Pate", von L. Maurice, sowie eine frisch und flott geschriebene Humoreske: Der erste Oktober", anschließt. Heinrich Nos schildert die charakteristischen Züge „Aus dem Hirtenleben in den Tiroler Alpen", Ernst Baumgarten plaudert über „Die diesjährige totale Finsternis" und so finden wir noch eine ganze Reihe unterhaltender und belehrender Artikel aus allen Gebieten des Wissens. Rätsel und Spielaufgaben, Anekdoten und Witze bunte Blätter aus der Tageschronik verleihen der altbewährten Zeitschrift einen stets sich verjüngenden Reiz. Der Bilderschmuck, wie immer in einer Fülle trefflicher Holzschnitte bestehend, ist nunmehr noch durch ein allerliebstes farbiges Kunstblatt: „Das kleine Fräulein", nach einem Pastellgemälde von Prof. I. Koppay, vermehrt. In der That, es bedurfte dieser reizenden Beigabe kaum, um den Gesamteindruck, den die ersten beiden Hefte des neubegonnenen Jahrgangs der „Illustrierten Welt" Hervorbringen, so farbenreich als möglich zu gestalten, aber unterlassen wollen wir schließlich doch nicht, den ungemein billigen Preis von nur 30 Pfennig pro Heft noch ganz besonders hervorzuheben, der im Hinblick auf die Reichhaltigkeit des Gebotenen wohl einzig dastehen dürste. Zu beziehen durch E. Georgii's Buchhandlung in Calw.
— Mitgetcilt von dem konzessionierten Hauptagenten Emil Georgii: Der Schnelldampfer Champagne, welcher am 13. ds. von Havre abfuhr, ist am21. ds. inNew-Nork angekommen. Dauer der Fahrt 7 Tage 19 Stunden.
Revier Hirsau.
Arennhokz-Mrkauf
am Montag, den 29. August, vormittags 10 /Uhr im Lamm öfn Oberkollbach
_ aus Staats.
Waldungen der Lützenhardt-Ebene 4 Rm. Buchenprügel, 4 Rm. desgl. Anbruch, 77 Rm. Nadelholzscheiter, 296 Rm. desgl. Prügel und Anbruch.
Oberkollwangen.
Keennkokz-Verkaus.
Am Samstag, den 27. d. M., morgens 10 Uhr, kommen auf hies. Rathaus
174 Rm. Nadelholzprügel im Aufstreich zum Verkauf, wozu Kaufsliebhaber eingeladen werden.
Den 20. August 1887.
Gemeinderat.
Neuweiler.
Gefunden
wurde auf dem Wege von hier nach Wildbad eine Ledertasche, ein Paar Strümpfe enthaltend.
Abholungstermin innerhalb 14 Tagen beim Schultheißenamt.
Verkauf.
Im Vollstreckungswege werden am
Montag, de» 2S. August, mittags 1 Uhr,
vor der „Schwane" in Hirsau gegen sogleich bare Bezahlung öffentlich ver- steigert:
iRemontoiruhr, ca.MCtr. Heu, 2 Rm. Eichenholz, 1 kleines Küferwägele, 1 zweirädriger Karren, 1 Futterschneidmaschine, 1 Wagen Sägmehl, 1 vollständiges Bett samt Bettstatt, 5 kleine Fläschchen Champagner. Calw, den 24. August 1887.
Gerichtsvollzieher Joh. Wochele.
Privat-Aryeigeit.
Stammheim.
Pferdverkauf.
Ein lljähriger
8 ekummekkengft,
.zu jedem Zug tauglich, ist zu verkaufen.
Liebhaber wollen sich wenden an
Philipp Furthmüller,
Maurer.
Bei Unterzeichnetem ist ein
Schirm
stehen geblieben und kann derselbe von dem rechtmäßigen Eigentümer gegen Einrückungsgebühr abgeholt werden.
Köhler, Metzger.
Einige Eimer
guten Most
hat aus Auftrag zu verkaufen
Karl Giebenrath, Küfer.
Auch ist reiner
Defert-rarmtwein
zu haben bei Obigem.
Wegen Mangel an Raum wird ein gut erhaltenes
Kiuderwügele
verkauft.
Wo? sagt die Exped. d. Bl.