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Donnerstag, äen 25. August 1887.
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-Politische Wcrchvichterr.
Deutsches Reich.
— Von den dem Reichstag in der letzten Session vorgelegten elsaßlothringischen Gesetzentwürfen ist der eine, welcher die Reichsgewerbeordnungin den Reich landen einführen wollte, wegen der vorgerückten Zeit nicht mehr zur Erledigung gekommen, nicht einmal zur ersten Beratung gelangt. Es ist aber wohl mit Sicherheit anzunehmen, daß die Vorlage dem Reichstage demnächst aufs Neue zugeht. Es ist in der That nicht einzusehen, meint dazu das Franks. Journ., warum die Sonderstellung Elsaß-Lothringens auf diesem Gebiet noch länger andauern soll. Insbesondere wird es Zeit sein, die Vorschriften der Gewerbeordnung über die Beschäftigung der jugendlichen Arbeiter in den Fabriken in den Reichslanden einzuführen. Die bestehenden Bedingungen in Elsaß-Lothringen legen den Arbeitgebern in dieser Hinsicht erheblich geringere Beschränkungen auf, als die Reichsgewerbeordnung oder gar die neuerdings vom Reichstag beschlossenen Arbeiterschutzbestimmungen. Wenn man aus einer gewissen Schonung für die elsässische Industrie die Kinder- und Frauenarbeit dort in weiterem Umfang zuließ, als im übrigen Deutschland, so konnte doch nur die Absicht sein, diesen Ausnahmezustand für eine Uebergangszeit zu gewähren. In den sechzehn Jahren der Zugehörigkeit von Elsaß-Lothringen zum Reich war nun überreiche Zeit gewährt, sich auf die Einführung der im übrigen Deutschland geltenden Bestimmungen der Gewerbeordnung vorzubereiten, und eine längere Ausnahmestellung wäre eine durch nichts gerechtfertigte Bevorzugung der elsässischen Industrie vor der altdeutschen.
— Dem „Franks. Journ." wird aus Stuttgart geschrieben: Man darf gestehen, daß trotz unserer volksparteilichen Presse die Bestimmungen des neuen Branntweinsteuergesetzes in Württemberg im allgemeinen günstig ausgenommen werden und unsere Stände handeln im Einklang mit der allgemeinen Stimmung, wenn sie, was ja als sicher gilt, bei ihrem Zusammentritt am 13. September unsere bisherigen Reservatrechte zu Gunsten des neuen Gesetzes aufgeben. Eine Bestimmung dagegen findet in den beteiligten Kreisen allerdings nicht das volle Einverständnis. Es bezieht sich dieselbe auf die Rückvergütung einer gewissen Steuer auf den aus Norddeutsch- land eingeführten Spiritus, welcher sich am 1. Oktober in württembergischen Lagern befinden wird, die Eingangssteuer beträgt in Württemberg 26 20 H pr. Hektoliter Branntwein von 100 pCt. Dralles, die
norddeutsche Brennsteuer aber nur 16 «^L Die 10 «4L 20 H waren der
Schutzzoll für unsere Brenner. Wenn diese Differenz nun nicht zurückvergütet wird, so würde derjenige Branntwein norddeutscher Provenienz, welcher bei Einsührung des neuen Gesetzes sich in Württemberg befindet, um 10 «4L 20 H höher versteuert als der Branntwein, welcher bei genanntem Zeitpunkt in dem Gebiet der norddeutschen Steuergemeinschaft sich befindet. Eingaben an das Finanzministerium, welche für Rückvergütung der genannten Steuerquote eintreten, wurden bisher abschlägig beschieden und es scheint auch, daß im Landtag nicht viele Aussicht vorhanden ist, diesem Verlangen zum Ausdruck zu verhelfen. Von großer Bedeutung dürfte ja auch die ganze Frage nicht sein. Mit großer Genugthuung begrüßen unsere Branntweinverschleißer, namentlich diejenigen, welche den Verkauf von Spirituosen als Nebengeschäft besorgen, das neue Gesetz, weil durch dasselbe die überall so unbeliebte Einschätzung zur Branntweinkleinabgabe vollständig wegsällt und Jedermann, der sich die Konzession erworben hat, ohne jede weitere Abgabe zum Kleinverkauf berechtigt ist. Es dürfte aus diesem Grunde mancher Hotelier rc., welcher den Spirituosenverkauf wegen zu hoher Einschätzung durch die Steuerbehörde ganz eingestellt hat, wieder von seinem Rechte Gebrauch machen und Branntwein ausschänken.
Frankfurt a. M., 23. Aug. (Privattelegramm des Neuen Tag- blatts.) Die Franks. Ztg. meldet aus Sofia: Der deutsche Konsul Thielemann erhielt Befehl, abzureisen.
Gages-WeirigkeiLen.
Ludwigsburg, 22. Aug. Heute vorm, fanden auf dem Exerzierfelde bei Pflugfelden die Besichtigungen des 3. württ. Jnf.-Reg. Nr. 121 und des 4. württ. Jnf.-Reg. Nr. 122 durch den Kommandeur der 52. Jnf.-Brigade (2. k. w.) Generalmajor v. Kettler in Anwesenheit des komm. Generals, Gen. der Kav. v. Alv ensleb en, des Komm, der 26. Div. (1. k. w.) Generallieutenant Frhr. Pergler v. Perglas, des Komm, der XIII. Art.-Brig. (k. w.) Generalmajor v. Gleich und sonstiger höherer Offiziere statt. Hiemit sind die Regimentsübungen beendigt und nunmehr beginnen morgen die ötägigen Brigadeübungen der 52. Jnf.-Brig. ebenfalls auf dem Felde bei Pflugfelden. Das gegenwärtig hier kantonnierende Ulanenregiment König Karl Nr. 19 hat heute nachm, auf dem Felde südlich des Salonwaldes seine Gefechtsschießübungen beendigt.
— Der „Eßlinger Anzeiger" schreibt in seiner vorletzten Nummer: Es besteht leider die Unsitte, namentlich unter der übermütigen Jugend, sich
Feuilleton. (Nachdruck vnb°t-n.>
Um Rang «n- Reichtum.
Dem Englischen frei nacherzählt von Leo Sonntag.
(Fortsetzung.)
„Ich verstehe!" war die einzige Antwort und abermals trat eine drückende Stille ein. —
Rodway war der Erste, der das Schweigen brach und diesmal hatte seine Stimme einen beruhigenden, ja fast bittenden Klang.
„Ich hatte Last und Sorge genug, bis ich Sie glücklich auffand, und ich kann Sie versichern, daß es keineswegs eine leichte Aufgabe war. Ich habe Tag und Nacht arbeiten müssen, um mein Ziel zu erreichen! Und dabei fehlte mir jeder Leitfaden zur Nachsuche. Der einzige Anhaltspunkt, den ich hatte, war, daß Ihre Mutter mit Ihnen, als kleines Kind, London verlassen hatte; aber wohin hatte sie sich gewendet?!"
„Es muß allerdings eine ziemlich hoffnungslose Aufgabe gewesen sein", bemerkte sie nachdenklich.
„Ja, so schien es!" Und darum auch hat der Marquis einen so hohen Preis auf das Gelingen gesetzt. Denn Fünftausend Pfund sind eine Sunime, um die es sich schon verlohnt, sich abzumühen. — Und wenn es mir gelingt, dieselbe zu verdienen, dann werde ich es nicht mehr nötig haben, mich für mein armes Bischen Lebensunterhalt abzuplagen, dann kann ich meinen Lieblingsplan ausführen und mir ein kleines Landhaus kaufen, um dort den Rest meiner Tage in Ruhe zuzubringen."
Noch immer ruhte ihr Auge auf seinem Gesichte, aber ihr Blick hatte einen forschenden fragenden Ausdruck erhalten. Langsam belebten sich ihre bis jetzt so ruhigen Züge und es schien, als beginne die Außenwelt wieder auf ihre Sinne einzuwirken. Der Gesang der Vögel tönte hell und lieblich herein durch das offene Fenster in die tiefe Stille, die in dem Zimmer herrschte und goldene Sonnenstrahlen stahlen sich zwischen den Ranken und Kletterrosen hindurch, eifrig die einfache und doch so heimische Einrichtung des kleinen Stübchens umspielend. Und ihnen nach
wandelten die Blicke des lieblichen, jungen Wesens, das in diesen Räumen bis jetzt nur einen ruhigen, idyllisch schönen Traum von Glück und Liebe geträumt und an welches nun eben in diesem von der Hand der fürsorgenden Liebe geschmückten Gemache die Versuchung in solch' glänzender, bestrickender Form herantrat. Es war ein eigentümliches Licht, das aus den Augen von Laura Roden schimmerte, als sie zweifelnd fragte:
„Und wenn es Ihnen nicht gelingt?"
Er zuckte die Achseln und erwiderte ernst:
„Dann würde der Marquis wohl meine Auslagen zurückvergüten und mich für meine Zeit bezahlen, jedoch hätte ich keinen Anspruch auf die Fünftausend Pfund."
»Wollen Sie mich nicht genauer mit den Bedingungen bekannt machen?" fragte sie weiter, aber sie wandte sich ab, so daß sie dem schmeichelnden Sonnenschein und der herrlichen Gegend vor den, Häuschen, auf welcher ihr Auge zuletzt geruht hatte, den Rücken zukehrte.
„Dieselben sind, wie ich Ihnen bereits sagte, einfach genug. Ich war Advokat ohne bedeutende Klientel und hatte das Glück durch eine kleine Angelegenheit, die ich im Aufträge des Marquis zu dessen Zufriedenheit erledigte, seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und so machte er mir den Vorschlag, meine Beschäftigung gänzlich aufzugeben und meine ganze Zeit ihm zum Zwecke seiner Nachforschungen zu widmen. Seine Instruktionen für diesen Fall konnten nicht einfacher sein. Sobald ich Sie aufgefunden hätte, sollte ich ihm Nachricht geben. Zu gleicher Zeit erklärte er mir auf's Bestimmteste: er verabscheue auf's Tiefste alle Heiraten unter dem Stande; wenn ich daher erführe, daß Sie verheiratet seien, so solle ich Ihnen nicht einmal Mitteilung über diesen Zweck meiner Sendung machen, sondern sofort zu ihm zurückkehren und er werde seinen Plan ganz fallen lassen — der Marquis will sich in diesem Falle nach Frankreich wenden und dort dasjenige Familienglied aufsuchen, welches im nächsten Verwandtschaftsgrade zu seiner Linie steht, um dasselbe zu seinem Universalerben einzusetzen. Er besteht eben mit aller Energie darauf, eine nicht standesgemäße Heirat in seiner Familie unter keiner Bedingung mehr dulden zu wollen. — Im entgegengesetzten Falle jedoch, wenn ich sie also noch ledig fände, und Sie versprächen, das zu werden, was er von Ihnen erwartet, solle ich sofort Alles einrichten.