Aro. SK
«2. Jahrgang
Amts- um!
Intekkigenzbkatt für äen
Erscheint , So««er»tag L Samstag.
Die EinrückungSgebühr beträgt 9 p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
Donnerstag, äen 18. August 188?.
Abonnementspreis halbjährlich 1 80 H, durch
die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in
ganz Württemberg 2 70
Wachvichten.
Deutsches Reich.
Berlin, 15. Aug. Bei seiner letzten Anwesenheit in England besichtigte Prinz Wilhelm von Preußen von dortigen Truppenteilen das erste Regiment Life Guards, das zehnte Husarenregiment, das erste Bataillon der Scots Guards und das zweite Bataillon der Riste Brigade. Nachdem der Prinz wieder in Deutschland zurück war, erging, dem Vernehmen nach, auf Wunsch des Kaisers eine Einladung für je einen Offizier der genannten englischen Truppenteile, nach Berlin zu kommen und den Herbstübungen des Gardecorps beizuwohnen. Infolge dessen sind, wie die „Army and Navy Gazette" mitteilt, folgende Offiziere gewählt worden: Die Obersten R. Tablot von den ersten Life Guards, R. Lidell von den zehnten Husaren, H. Stracey von den Scots Guards und C. G. Slade, bis vor kurzem Com- mandeur des zweiten Bataillons der Riste Brigade. Diese Offiziere sind am vorigen Donnerstag nach Berlin abgereist und werden etwa drei Wochen hier verweilen. Zu dieser seiner Notiz macht das englische militärische Fachblatt noch die Bemerkung: „In der Regel werden keine fremden Offiziere jemals zu den Exerzitien und Uebungen des Gardecorps zugelassen, nicht einmal die Militärbevollmächtigten, so daß diese Einladung ein besonders anerkennendes Zeichen der Genugthuung über dasjenige ist, was Prinz Wilhelm von der englischen Armee gesehen; und die Offiziere, welche durch die Wahl als Vertreter ihrer Regimenter geehrt worden sind, werden zweifellos von ihrer Zeit guten Gebrauch machen und ihre Augen offen halten."
— Bei dem diesjährigen Kaisermanöver in O st preußen werden der „Danz. Ztg." zufolge alle Einrichtungen der Neuzeit in Bezug auf die Verpflegung der Truppen auf dem Manöverterrain selbst in Anwendung kommen, namentlich Koch- und Backöfen und Feldschlächtereien. Ebenso werden Versuche mit Konserven im umfassendsten Maße gemacht werden.
Homburg, 15. Aug. I. M. die deutsche Kaiserin ist heute morgen um halb 10 Uhr mittelst Sonderzuges im besten Wohlsein von hier abgereist. — Der Prinz von Wales ist gestern zur Kur hier eingetroffen und machte sofort der Kaiserin einen Besuch.
Kissingen. 14. Aug. Fürst Bismarck hat bei seiner Ankunft
einen begeisterten Empfang gefunden. Tausende Kurgäste und Einwohner Kissingens umgaben den Bahnhof und brachen in Hurrahrufe aus, als sie des Reichskanzlers ansichtig wurden. Der Fürst sah wohl und heiter aus und dankte für die ihm dargebrachten Huldigungen durch unausgesetztes Grüßen und Abnehmen seines großen Reisehutes. Auf der Fahrt nach seiner Wohnung, der etwa 30 Minuten von hier entfernten obern Saline, dem ehemaligen Sommersitz der Fürstbischöffe von Würzburg, saß Geheimrat v. Rottenburg an seiner Seite. Heute gegen mittag machte der Fürst eine Fußwanderung in die nährere Umgebung nach der Kaskadenschlucht und dem Altenburger Hause, nur von Tyras begleitet. Nachmittags machte er mit Herrn v. Rottenburg eine etwa Inständige Ausfahrt auf der Brückenauer- straße bis aufwärts zum Klaushofe.
Frankreich.
— Die neuen 18 Jnfanterieregimenter werden in nachstehende Garnisonen verteilt werden: 1 nach Maubenge, 1 nach Commercy, 1 nach dem Fort von Lerouville, 3 nach Verdun, 2 nach Toul, 1 nach Neufchateau, 1 nach Spinal, 1 nach Troyes, 1 nach Belfort, 1 nach Lyon, 2 nach Grenoble, 1 nach Nizza und 2 nach Paris. Die französisch-deutsche Grenze wird bei dieser Truppenvermehrung also in hervorragender Weise bedacht.
Bulgarien.
Tirnowa, 15. Aug. Nach dem Tedeum fand gestern die feierliche Eidesleistung des Prinzen von Koburg statt. Die Feier schloß mit einem Hoch des Prinzen auf die bulgarische Nation unter enthusiastischen Kundgebungen der Sobranje und der Bevölkerung. _
Hcrges-Weuigkerten.
* Calw, 16. August.
Ach scheiden, immer scheiden!
Wer hat denn das erdacht?
Der hat in meine Freuden Ein großes Trauern bracht.
Das war der Grundgedanke, der in den verschiedenen Ansprachen zum Ausdruck kam, als am Montag abend im Waldhorn zu Ehren des von hier nach Heilbronn beförderten Hrn. Dekan Berg eine überaus zahl
Feuilleton. «Nachdruck verbaten.»
Die GmigrcrnLen
von kl. ^.vari.
(Fortsetzung und Schluß.)
Es war Amandus, welcher mit froher Kunde zu seiner Eva geeilt war.
Meister Schrckhard hatte dem Herzoge von dem «ackern Jüngling gesprochen und der gütige Fürst hatte ihm eine Stellung zugesichert, die ihm gestattete, dem Wunsche seines Herzens Genüge zu thun.
„O, seliger Gedanke, sich am Ziele seiner Hoffnungen zu sehen", sprach er zu sich selbst, als er die Thüre zu öffnen im Begriffe war. Bald darauf hielt er Eva liebend umschlungen.
„Eva!" rief er, »liebste, süßeste Eva, die lange Zeit des Harrens ist zu Ende, unsere Sehnsucht ist gestillt, der Herzog hat mich zum Baumeister in Friedrichsstadt ernannt und nichts hindert uns mehr, uns fürs Leben zu verbinden."
Eva's Vater gab freudig seinen Segen zu dieser Verbindung, die ihm als ein hohes Glück für seine Tochter erschien. „Sagte ich es nicht, Eva", sprach er bewegt, „daß einst auch Deine Stunde schlagen wird ? Folge nun dem Manne Deiner Wahl und werde glücklich, wie Du es in der Zeit der Trübsal um mich verdient hast."
Amandus fühlte, als die ersten Stunden der Freude vorüber waren, das Verlangen, seinem alten Freunde dem Hirschwirt, von seinem Glücke Mitteilung zu machen. Mit Eva ging er durch die kaum von Tauwetter des Frühlings berührten Straßen.
Bei der nahen Mühle sahen sie Jörge mit seinen Leuten beschäftigt, das Wasserrad von den daranhängenden Eismassen zu befreien, um es wieder in Gang zu bringen. Laute Flüche und Schimpfworte, womit Jörge seine Arbeiter zu dem mühsamen Werke anzuspornen vermeinte, tönten zu dem glücklichen Paare herüber. Sie blieben unwillkürlich stehen und sahen von ferne der Arbeit zu, die nicht nur schwierig, sondern lebensgefährlich war, da die halb losgelösten Eisschollen keinen festen Standpunkt gewährten. Jörge geriet immer mehr in Zorn, je mehr Schwierigkeiten sich ihm entgegenstellten. Ungeduldig ergriff er unter schrecklichen Verwünschungen endlich eine Axt und hieb mit wuchtigen Schlägen auf ein mächtiges Eisstück, das auch seinen Bemühungen nachgab und mit lautem Getöse von dem Mühlrad herabstürzte. Jörge wurde mitgerissen.
Befreit von der Last der riesigen Eismasse, begann dasselbe unter dem An
drange des Wassers sich in Bewegung zu setzen, den unbedachten Müller unter seine Schaufeln reißend.
Starr vor Schrecken standen seine Leute, ohne daß es einem derselben eingefallen wäre, dem unglücklichen Meister zur Hilfe zu eilen.
Im Nu aber stand Amandus auf dem Eise und rief mit gebieterischer Stimme di« Andern herbei, den hilflosen Müller aus seiner bedrohten Lage zu befreien.
So rasch aber auch Amandus hinzugeeilt war, kam er doch zu spät — eine der Radschaufeln hatte Jörge schwer getroffen und tätlich verletzt wurde er hervorgezogen.
Starr blickte er Amandus ins Gesicht. „Du, Du wolltest mich retten?" brachte er mühsam mit keuchender Stimme hervor. „Und doch war ich es, der Dich an jenem Abend ins brennende Haus gestoßen. — Ich erkenne die Hand Gottes — Dich hat er wunderbar gerettet — mich aber hat er gerichtet — verzeiht mir beide und betet für nieine arme Seele!"
Amandus und seine Braut erfaßten erschüttert die beiden Hände des Sterbenden, und, den letzten Blick auf das junge Paar gerichtet, gab er seinen Geist auf. —
(Schluß.)
Friedrichsstadt war bereits herrlich empor geblüht, als Amandus mit seinem jungen Weib seinen Einzug daselbst hielt.
Das neue, freundliche Haus, welches der Herzog seinem neuen Baumeister als Wohnung angewiesen, lag am Marktplatz und war durch die Güte des Fürsten mit aller Bequemlichkeit ausgestattet, die zum Behagen seiner künftigen Bewohner beitragen konnte. Das Glücksgefühl der beiden, nun am Ziele ihrer Wünsche angelangten, war unaussprechlich und es drängte sie, dem Gefühle der Dankbarkeit gegen Gott an geweihter Stätte Ausdruck zu geben.
Bewundernd standen sie unter dem Portale der nun vollendeten, herrlichen Kirche und weideten ihre Blicke an all den farbenprächtig gemalten und vergoldeten Schnitz- und Bildwerken, an welchen das Innere so überaus reich ist.
Mächtiger Orgelton durchbrauste das Gotteshaus und andächtig lauschten beide der frommen Weise, die eine Meisterhand dem Instrumente entlockte.
Da ward Amandus eines Menschen gewahr, der, abseits der Zuhörer, mit allen Zeichen tiefer Erschütterung jeden Ton des wunderbaren Spieles verfolgte, bis er endlich, von Rührung übenvältigt, in die Knie sank und das thränenüberströmte