Jahr 1890 den ehrenvollen Ruf als Universitälsstall- meister hieher. Es gelang ihm in kurzer Zeit, das Reitinstitut auf eine bedeutende Höhe zu bringen. Stallmeister Fritz, eine liebenswürdige, humorvolle Persönlichkeit, erfreute sich hier allgemeiner Beliebtheit.

.'. Reutlingen, 5. Juli. Der in ganz Schwaben bekannteAuenselige Mentig" der Reutlinger Wein­gärtner, der nach altem Brauch alljährlich, Heuer zum dreihundertvierzigsten Mal, ,'mit einem Umzug derselben durch die Stadt gefeiert wird, hat heute Vormittag in der üblichen Weise stattgefunden. Unter Vorantragung der Zunftfahnen und der mit reichem Blumenschmuck versehenen alten Zunftabzeichen, da­runter die Jahrhunderte alte Figur des Sankt Urban begaben sich die Mitglieder der Wringärtner-Genossen- schast unter Musikbegleitung in festlichem Zuge zur Leonhardskirche, wo von Herrn Stadtpfarrer Rommel die übliche Bittpredigt für einen guten Herbst gehalten wurde.

.'. Lichtenstein, 6. Juli. Die 61. Jahresfeier unserer Anstalt findet am Donnerstag den 15. Juli statt.

Stuttgart, 4. Juli. Wie der St.-A." mitteilt, wird die Zentralleitung des Wohlthätigkeitsvereins im Einverständnis mit dem Ministerium des Innern in den nächsten Tagen einen Aufruf um milde Gaben für die Hagelbeschädigten sämtlicher betroffener Ober­amtsbezirke erlassen. Es wird sich desh alb empfehlen, etwaige Gaben, die allerdings zur Linderung der ungewöhnlichen Notlage der Beschädigten dringend wünschenswert sind, an die Zentralleitung und die von ihr zu bezeichnenden Sammelstellen gelangen zu lasten, damit die Gaben unter sämtliche Beschädigte nach gleichmäßigen Grundsätzen zur Verteilung gelangen.

Stuttgart, 6. Juli. Erschienen ist der Bericht der Petitionskommission der Kamm. d. Abg. über die Eingabe des Wilh. Kuhnle in Beutelsbach wegen Freiheitsberaubung und anderer ihm zugefügter Mißhandlungen. Ber.-Erft. ist K. Schmidt von Maulbronn. Die Kamm, geht davon aus, daß die neuerliche Beweisaufnahme neue Thatsachen gegen­über den Ergebnissen des Strafverfahrens, welches zur Verurteilung des Petenten geführt hat, laut richterlichen Urteils ergeben habe, Thatsachen, welche nicht ungeeignet erscheinen, eine Freisprechung des Wilh. Kuhnle im Sinne des Strafprozeßrechts her- beizusühren. Es sei nach dem Petenten demnach anheimzugeben, zunächst nach tz 38 der Verfassung den Rechtsweg zu erschöpfen. Das führe zur Zeit zu dem Antrag, über die Eingabe zur Tagesordnung überzugehen.

Stuttgarts. Juli. Seine Majestät der König hat in Gemeinschaft mit Ihrer Maj. der Königin zur Unterstützung der durch die Naturereignisse der letzten Tage besonders schwer betroffenen Gemeinden des Landes einen Beitrag von 20 000 zu unwilligen und diese Summe der Zentralleitung des Wohl- thätigkeitsvereins zur geeigneten Verteilung überweisen zu lassen geruht.

.'. Balingen, 6. Juli. Während aus den verschiedenen verhagelten Gegenden des Landes von letzter Woche her jetzt so ziemlich der Schaden nach dem Werte geschätzt und bekannt worden ist, so dürste es auch von weiterem Interesse sein, den Wert der im Bezirk Balingen verhagelten Früchte bekannt zu geben mit dem Bemerken, daß es für unsere ohnehin so ziemlich gedrückte Landwirtschaft der 30. Juni ein schwerwiegender Tag war, doch gottlob nicht so schwer, wie die Junitage vor 2 Jahren und weit gelinder, wie leider für so manche andere Gegenden des Landes. Die Gemarkung Balingen verhagelte es zu des Erträgnisses mit einem Werte geschätzt zu 80 000 wovon etwa die Hälfte ver­sichert ist, Endingen ca. '/« im Werte von 6000 Geislingen bei Balingen ca. 80°/» im Werte von 236000 Onstmettingen 50°/» Dinkel und 70°/» Sommer- und Hackfrüchte mit einem Werte von 55000 Streichen 20°/» im Werte von 5000 Engstlatt 80°/« im Werte von 50000 Hesel­wangen 75°/» im Werte von 30000 von welchem nur wenig versichert ist. Von den weniger beschädigten Gemeinden ist bis jetzt eine Schätzung nicht bekannt.

Ludwigsburg, 7. Juli. In der Nähe des GüterbahnhofeS in Kornwestheim hat die Firma Emil Fuchs in Karlsruhe sich einen größeren Güter­komplex erworben und hiefür pro Morgen 9000 bezahlt. Auf jenem Platze beabsichtigt die Firma ein größeres Jabrikanwesen in allernächster Zeit zu erstellen. Auch gehen die Arbeiten an der Waffer- werksanlage Kornwestheim rasch ihrer Vollendung entgegen, so daß bis mitte nächsten Monats die Uebergabe an die Gemeinde erfolgen kann.

Lauffen a. N., 6. Juli. Heute beginnt hier die Roggen- und Gerstenernte. Der Stand der Feldfrüchte ist ein ganz ausgezeichneter. Die Gewitter der vorigen Woche gingen hier ohne jeden Schaden vorüber. Auch die Weinberge stehen schön; in günstigen Lagen sind die Beeren schon von Erbsen- aröße. Leider zeigt sich auch Heuer wieder die Blatt- Fallkrankheit. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben bewirkt, daß sämtliche Weingutsbesitzer diesmal mit dem Bespritzen sich beeilen.

/ .-. Vom Unterland, 6. Juli.Auf eine Reihe

von Jahren hinaus ist die Hoffnung auf Obst- und Weinertrag zerstört. Es ist dies für die betroffenen Bezirke um so harter, als sie nicht nur wenig In­dustrie besitzen, sondern fast ausschließlich auf die Erträgnisse der Landwirtschaft angewiesen sind." Diese Stelle aus der offiziösen Darstellung des Staatsanzeigers", betr. die Folgen des Ungewitters im Unterland, veranlaßt uns, auf einen Umstand aufmerksam zu machen, der vielleicht zu einem Ausweg aus der Not wenigstens für einen kleineren Bezirk werden könnte. In unmittelbarer Nähe Neckarsulms, am rechten Ufer des Neckars, liegt ein prächtiges Areal städtischer Wiesen, das zu einer Fabrikanlage wie geschaffen ist: auf einer Seite die Wasserstraße des Neckars samt seiner Wasserkraft, auf der andern Seite die Bahnlinie, die einen Verkehr nach den verschiedensten Richtungen vermittelt. Wo ist nun die unternehmende Hand, die sich diesen Umstand zu Nutzen macht und durch eine industrielle Anlage einer großen Anzahl der Bewohner Neckar­sulms und der nächsten Umgebung, welche sich lange fragt:Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns bekleiden?" Gelegen­heit gibt, das tägliche Brot zu verdienen? Die Stadtbehörden Neckarsulms werden sich einem der­artigen Projekt, für welches sie bis vor kurzer Zeit nicht zu haben gewesen wären, wohl entgegenkommend zeigen. Wir haben hier zwar die Fahrradfabrik, welche nach Ausbesserung der entstandenen Schäden und nach vollführter Vergrößerung bis zu 600 Per­sonen beschäftigen kann, wir haben die Schiffswerft« und zwei Dampfsägemühlen, wo wieder eine größere Anzahl Leute Arbeit finden können, allein alle diese Betriebe sind nicht hinreichend, den brotlos Geworde­nen genügend Verdienst zu bieten.

Heilbronn, 5. Juli. Einer Einladung des landwirtschaftl. Bezirksoereins folgend, hatten sich gestern die Ausschußmitglieder desselben, die Octs- oorsteher von Stadt und Land, die Vorstände der Acker- und Weinbauschulen, Reg.-Rat Maier und O.-A.-Mann Haller von Neckarsulm hier versammelt, um über die dringendsten Maßnahmen gegenüber dem traurigen Stand der Gegend zu beraten. Von der Zentralstelle wohnte Präs. Frhr. v. Ow den Ver­handlungen bei. Vor allem wurde empfohlen, den Leuten Mut einzusprechen, damit sie sich unverzagt an die Arbeit begeben, um noch zu retten, was gerettet werden kann. Auf den verhagelten Feldern empfiehlt es sich, Pferdezahnmais in Mischung mit Wicken und Futtererbsen einzusäen. Kleeäcker sollen sofort abgemäht werden, damit sie nachtreiben, Bohnen, Tabak geben noch einen Ertrag. Betreffs des letzteren will Landw.-Jnsp. Schosser von Weinsberg für Setzlinge aus der Rheingegend besorgt sein. Kar­toffeln, Angersen und Rüben sollen zunächst durch­gehackt werden, dann könnnen sie sich vielleicht noch erholen. Angersen- und Gemüsesetzlinge wären eine höchst willkommene Gabe. Bei den verhagelten Weinbergen sind sehr alte auszuhauen und mit Klee zu besäen; jüngere Reben sollen wieder aufgebunden werden; denn sie treiben vielleicht wieder. Von den Austrieben sind nur die kräftigsten stehen zu lassen. Von den Bäumen werden nur die, welche weniger beschädigt sind, wieder wachsen. Landwirtschaftsinsp. Wunderlich, Güterinsp. Bürkle und Gärtner Grotz von hier werden auf die einzelnen Ortschaften hin- ausgehen, um überall Rat zu erteilen. Auch von der Zentralstelle sollen Sachverständige entsandt werden.

Oehringen,4. Juli. Das Bild der Verwüstung unseres herrlichen Hohenlohe wird stündlich trauriger und schrecklicher. Perlen von Bauernhöfen find vernichtet. Ein Blick in die stolzen Bauerngemeinden Eckartsweiler, Weinsbach, Untermaßholderbach, Unter- ohrn, Schwöllbronn, die Hirschbachorte rc. und man wendet sich weinend um. Die Gebäude zerstört, die Bäume mitten am Stamm geknickt wie ein Stroh­halm; die verlorene Ernte spielt leine Rolle mehr, der schöne Wald im lieblichen Friedrichsruhe zusammen- kartäscht; wenn das Atelierdes OehringerPhotographen mit Apparaten nicht auch vernichtet wäre, würde diese schreckliche Ansicht schon ausgenommen worden sein; allein ist es damit unmöglich geworden, vielleicht entschließen sich Fremde hiezu. Hohenlohe ist arm geworden; auf 5 bis 6 Mill. ist gewiß der Verlust anzuschlagen. Man denke sich, um Einzelepisoden zu erzählen, die wohlhabende Bauernfamilie Käppler- Brämmer in Untermaßholderbach. Dieselbe mußte sich in der Schreckensnacht vor den totbringenden Geschossen des Hagels, nachdem die Dächer und Zimmerböden bezw. Plafond des Wohnhauses durch­schossen waren, in die gewölbten Stallungen retten, aber auch diese hielten den gefährlichen Hagelgeschossen nicht Stand und die Familie flüchtete sich hinter die schützenden Heubeugen; kaum dort, brachen die Waffer- maffen herein und nur dem ebenso raschen Verschwinden derselben ist es zu verdanken, daß die Familie ohne Verlust eines ihrer Lieben davonkam. Plötzlich er­scheint am Horizont eine leuchtende Masse, ähnlich wie die Abendröte der versinkenden Sonne; zuerst vermutete man einen Brand, allein diese Vermutung traf nicht zu, es war nichts als eine Art elektrischer Erscheinung gleich einem Nordlicht; diese Erscheinung

/währte etwa 2025 Min. Wir bitten alle die ^ vielen Hohenloher in fernen Landen, unserer in Liebe . zu gedenken, um diesem unsagbaren Elend zu steuern.

Oehringen,5. Juli. Der Württ. Obstbauoerein hat auf Ansuchen seines Vertrauensmanns für die hies. Gegend heute früh eines seiner Ausschußmit- glieder, Hofgürtner Hering aus Stuttgart in unfern Bezirk gesandt, der den durch den furchtbaren Hagel­schlag so schwer geschädigten Obstbaumbesitzern mit Rat an die Hand gehen wird. Hering beabsichtigt, die am härtesten betroffenen Gemeinden zu besuchen; auch soll vom Ausschuß des Württ. Obstbauvereins geplant sein, im Herbst an die armen Beschädigten einige Hundert Ostbäume unentgeltlich zu geben.

.'.Oehringen, 6. Juli. Gestern fand in Kupfer­zell eine sozialdemokratische Versammlung statt, die aber in Folge des im hies. Bezirk niedergegangenen Hagelschlags schwach besucht war. Ein Herr Fr. Herrmann aus Stuttgart, der sich die Eigenschaft als Referent beilegte, erklärte unter anderem, daß sich die Sozialdemokratie in hiesiger Gegend ebenso Eingang verschaffen werde, wie wo anders auch, wenn auch die Spitzen der Behörden darüber lachen. Jesus Christus habe vor 1800 Jahren alt und jung, groß und klein auch das Evangelium gepredigt und habe, wenn auch nur langsam seine Anhänger ge­funden und so gehe es auch bei der Sozialdemokratie. Die in den letzten Tagen in hiesigem Bezirk statt­gefundene Katastrophe gehe von unserem Herrgott aus, es wäre aber besser gewesen, er hätte den Hagel auf die Glatzköpfe der Sünder niedersaußen lassen, daß sie hingestreckt worden wären, anstatt auf die unschuldigen Bäume und Pflanzen. Daß es viele Menschen gebe, die glauben, daß Gott nicht mehr regiere, sondern nur die Natur, das komme von unserem Klaffenstaat her. Auf diese Aeußerung hin schloß der anwesende Schultheiß Dutt die Versamm­lung. nachdem noch zuvor scharfe Auseinandersetz­ungen erfolgt waren.

.. Flein, 7. Juli. Der Sängeroerein von Heilbronn und Umgebung hatte beabsichtigt, zur Ehrung des hies- Gesangvereins Eintracht, der am 11. Juli die Feier seines 25jährigen Bestehens zu begehen gedachte, an dem genannten Tage hier ein Bezirkssängerfest abzuhalten. Nun kann es aber der Verein Eintracht nicht über sich gewinnen in einer Zeit, da so viele unserer Nachbargemeinden geschädigt, ja durch die Gewitterstürme um alles gebracht worden sind, ein Jubelfest zu feiern. Auf Antrag des Vereins Eintracht hat der Ausschuß des Bezirkssängerbundes das geplante Sängerfest nunmehr auf später ver­schoben, mit Rücksicht auf die schweren Gewitter­schäden der vergangenen Woche.

.'. Mergentheim, 6. Juli. Aus zuverlässiger Quelle erfahren wir, daß ein Künzelsauer Unter­nehmer beabsichtigt, vom nächsten Frühjahr ab einen regelmäßigen Verkehr vermittelst eines Daimler­motorwagens zwischen hier und Künzelsau einzurichten. Der Verkehr ist für Sommer und Winter geplant und soll 3mal täglich stattfinden. Dem Unternehmen, welches von Künzelsauer Einwohnern angeregt wurde, ist von seiten des hiesigen Publikums eine thatkräftige Unterstützung zu Gunsten des Verkehrs zwischen beiden Nachbarstädten sicher.

Berlin, 6. Juli. Von einer Seite, die in der Regel gut unterrichtet ist, erfährt der Dresdener Korrespondent derKln. Ztg.", daß das unter dem König von Sachsen zusammengetretene Schiedsgericht den Spruch zu Gunsten des Grafen Lippe-Biesterfeld gefällt hat.

Graf Posadowsky übte am Freitag zum erstenmale seine neuen Befugnisse als Stellvertreter des Reichskanzlers und Staatssekretärs des Innern aus, indem er der am genannten Tage abgehaltenen Bundesratssitzung präsidierte, in derselben wurde der Entwurf der Ausführungsbestimmungen zum Margarinegesetz genehmigt.

Schreiberhau (Schlesien), 5. Juli. Gestern wurde hier im Beisein der Delegierten der gesamten deutschen Lehrerschaft das deutsche Lehrerheje» eröffnet. Dem Festessen wohnte der Kultusminister Dr. Bosse bei. Er teilte mit, daß er dem Institut 3000 gestiftet habe, und toastete auf die Volksschule. Er habe selbst 4 Klassen der Volksschule besucht und verdanke ihr seine entscheidende Entwicklung. Mini­sterialdirektor Kugler führte in seinem Toast auS^ die deutsche Zukunft beruhe auf der Entwicklung der Volksschule. _

A u r t a » ).

Stockholm, 5. Juli. Von Andröes Nordpol­expedition wird unterm 28. Juni von der dänischen Insel (welcher?) telegraphisch gemeldet: Die Füllung des Ballons begann am 19. Juni morgens und dauerte drei Tage. Die Herstellung deS Gases verlies ausgezeichnet. Die Dichtheit des Ballons, welcher jetzt 128 Stunden gefüllt worden ist, ist befriedigend. Der Wind war bisher überwiegend nördlich. Es ist alles bereit für das Aufsteigen am 1. Juli.

Die Friedensverhandlungen von Konstanti­nopel bewegen sich jetzt endlich wieder in günstigerem Fahrwaffer fort. Sowohl hinsichtlich der griechisch­türkischen Grenzberichtigung als auch in Betreff der