scheint das Badeni'sche Regime mit seinen kleinlichen deutschfeindlichen Maßnahmen die Periode des seligen Versöhnungsgrafen" Taaffe noch übertreffen zu

wollen.

lWien, 1. Juli. Infolge neuerlicher Interven­tionen des Zaren beim Sultan beauftragte der letztere den Minister des Aeußern, alle Propositionen der Botschafter bezüglich der Grenzberechtigung und der Höhe der Kriegsentschädigung anzunehmen. Die jetzt vorhandenen Schwierigkeiten betreffen nur noch die technischen Details. Mann hofft bis Mitte Juli den Präliminarfrieden abschließen zu können. Numa Droz reiste nach Paris, um mitHanotaux wegen der Uebernahme des Gouverneurpostens von Kreta zu verhandeln.

Budapest, 1. Juli. Als gestern der König von Stamms Stadtwäldchen fuhr, karambolierte dessen Wagen mit einem Fuhrwerk, dessen Pferde scheu geworden waren. Die Geistesgegenwart des Kutschers des königlichen Wagens rettete den König davor, daß ihm die Deichsel des anderen Wagens durch die Brust fuhr. Der König setzte dann unbehindert seine Fahrt fort.

Paris, 2. Juli. Wie glaubwürdigerseits mit­geteilt wird, dürfte die Kreditvorlage für die russische Reise des Präsidenten Faure gegen 500000 Frks. betragen und wird am Samstag in der Kammer eingebracht werden.

Barcelonas. Juli. Während mehrerer Stunden wurde ein Phänomen auf dem Meer beobachtet. Der Wasserspiegel hob und senkte sich alle 10 Minuten um einen Meter. Einem englischen Kriegsschiff riß dabei das Ankertau.

Konstantinopel, 2. Juli. Ueber den Zu­sammenstoß zwischen dem deutschen Kauffahrteischiff Reinbeck" von der Orientlinie mit dem deutschen RettungsschiffBerthilde" wird gemeldet: Das SchiffReinbeck" war gestern vormittag von Batum aus mit einer Petroleumladung hier eingelaufen und nachmittas 4 Uhr wieder ausgelaufen, um in Smyrna den Rest der Ladung von 300 Tonnen für Hamburg bestimmt aufzunehmen. Beim Auslaufen wurde das Schiff infolge eines ungewöhnlich starken Sturmes auf die Berthilde vom nordischen Bergungsverein getrieben und erhielt im Schiffsraum Nro. 3 ein großes Leck. Die Havarie der Berthilde ist nur unbedeutend. Beiderseits erfolgte beim Zusammen­stoß alles nur mögliche. Der Kapitän derReinbeck", der die größte Gefahr nicht sofort erkannt hatte, hoffte, das Schiff retten zu können. Er lehnte die Hilfe der herbeieilenden Boote der östreichischen, italienischen, russischen und türkischen Kriegsschiffe, sowie die Hilfe von Handelsschiffen ab. Erst als die Gefahr am größten war, rief derReinbeck" die Hilfe des östreichischen KrigsbotesHum" an, welches durch die Brücke des sinkenden Reinbeck zum Kentern gebracht wurde, wobei 2 Matrosen ertranken. Der Reinbeck sank nach 15 Minuten zwischen dem demLeander Turm u. dem Artilleriearsenal in Tophane. Seitens des deutschen Botschafters und des deutschen Konsulats wurde sofort den Geretteten alle Hilfe geleistet. Der Kapitän Löwe vom Reinbeck befuhr

die Strecke, auf welcher der Zusammenstoß erfolgte, seit 10 Jahren. Die Schuld an dem Zusammenstoß wird der ungewöhnlich starken Strömung und einer Störung der Maschine zugeschrieben. Heute und morgen findet die seeamtliche Untersuchung seitens des deutschen Konsulates statt'

Algier, 3. Juli. Hier grassiert namentlich in der Provinz Oran eine Typhusepidemie. Die Zahl der Fälle beträgt bereits viele Tausende. Besonders mitgenommen sind die Garnisonen. Die Bevölkerung ist panikartig bewegt. Alle Eisenbahnzüge sind mit Flüchtenden überfüllt.

Kleinere Mitteilungen.

... Tübingen, 1. Juli. Auf den Badeplätzen kamen in letzter Zeit wiederholt Diebstähle vor und wurde auch einer der Thäter dem Gericht übergeben. Gestern wurde nun schon wieder einem ledigen Manne der Geldbeutel mit ca. 18 ^ Inhalt gestohlen.

.-.Rottweil, 1. Juli. Durch das bei der hohen Temperatur in Unmasse vorhandene Ungeziefer wurden gestern die beiden an eine Mähmaschine gespannten Pferde des Weinhändlers Confiantin Matthauser hier scheu, rannten mit derselben in das anstoßende, mit einem Lattenzaun umgebene Baumgut des Fabrikanten Mocker, den Zaun überspringend und mit der Maschine denselben niederreißend. Dieses Baumgut, sowie ein Teil des Gemüsegartens wurde auf der durchrannten Strecke völlig abgemäht und dazu noch 8 Stück 2jährige Obstbäume. Glücklicherweise konnte der Knecht noch vom Bocke abspringen, so daß außer dem bereits genannten Schaden kein weiteres Unheil zu ver­zeichnen ist.

.-. Bietigheim, 2. Juli. Am letzten Dienstag, 29. Juni, Peter- und Paul-Feiertag, versammelte sich eine größere Gesellschaft im Nebenzimmer der Schneider'schen Brauerei. Die Versammlung, welche aus den Bezirken Vaihingen Brackenheim, Besigheim vertreten war, bildete allem nach eine Familiengruppe, welche unter fachmännischer Beihilfe Aussicht hat, eine Erbschaft, man spricht von mindestens einer Million, die noch in Oesterreich festliegt, in ihren Besitz zu bekommen.

..Waiblingen, 1. Juli. Der seit 8. Febr. d. I. vermißte Ehefrau des Schuhmachermeisters Kuppinger hier, wurde gestern früh von Sandschöpfern tot in der Rems gefunden.

.-.Heilbronn, 1. Juni. Der vorgestern als ver­schüttet gemeldete Italiener ist gestern im hiesigen Spital seinen Verletzungen erlegen.

S che er, 1. Juli. Gestern Nachmittag spielte sich auf dem hiesigen Bahnhof eine aufregende Scene ab. Ein junger Mann von hier, der in Sigmaringen in Dienst stand und dort vor Kurzem sich eine etwas harte gerichtliche Strafe zugezogen hatte, war seit seiner Verurteilung sehr aufgeregt und störrisch und äußerte wiederholt Selbstmord­gedanken. Gestern Mittag stürmte er nach einem tobsucht­artigen Auftritte mit seinen Eltern fort, um sich am Bahnhof vor den Zug auf die Schienen zu legen. Dem Zugpersonal gelang es, ihn durch Bewerfen mit Steinen u. s. w. von den Schienen wegzujagen; aber nur durch Beihilfe mehrerer Personen konnte man ihn finden, als er sich zwischen die letzten Wagen des abfahrenden Güterzugs stürzte ; er wurde noch rechtzeitig abgehalten. Als er hieraus in die Donau springen wollte, bedurfte es des Zusammenwirkens mehrerer Männer, um ihn zu bändigen und endlich nach Hause zu bringen. Die Furcht vor der Gefängnisstrafe scheint den Tobsuchtsanfall verursacht zu haben.

.-. Heubach, 2. Juli. Der 17jährige Gehilfe D. Burkhardt des Schreinermeisters M. Weiler, kam gestern Vormittag bei der Arbeit einer Sägemaschine zu nahe, so daß es ihm das vordere Gelenk des kleinen Fingers an der linken Hand vollständig abriß. Gestern Nachmittag gegen halb 4 Uhr zog ein schweres Gewitter über unsere üppigen Felder, so daß beim ersten Anblick alle Hoffnungen

als vernichtet erschienen. Es lief jedoch mit starkem Regen, der allerdings mit mittleren, aber wenigen Hagelkörner» untermischt war, ab. Gegen Nordosten gewahrte man einen starken Rauch, der darauf schließen ließ, daß der Blitz eingeschlagen und gezündet habe.

.-. Neckarsulm, 2. Juli. Am vorgestrigen Tage, dem heißesten in diesem Sommer, wurde ein Arbeiter auf der hiesigen Schiffswerfte vom Hitzschlage getroffen. Aussicht, dessen Leben zu erhalten, ist vorhanden. Das gestrige Unwetter erschlug im nahen Obereisesheim 2 Personen, 5 wurden weniger oder mehr verletzt.

.-.Aalen, 2. Juli. In Abtgmünd schlug gestern Nachmittag in das Wohn- und Oekonomiegebäude des Bauern A. Seibold und zündete.

Böhmenkirch, OA. Geislingen, 1. Juli. In ein Bauernhaus hiesiger Gemeinde wurde, als die Bewohner aus dem Felde waren, eingebrochen. Dem bis jetzt noch unermittelten Thäter fielen mehrere Hundert Mark Bargeld in die Hände; auch sollen Pflegschaftsgelder in beträchtlicher Höhe verschwunden sein.

KapitänBoycott, dessen Name die englische Sprache um ein neues Wort bereichert hat, ist in Flexton, in Suffolk, gestorben. Berühmt wurde er, als ihm, als Verwalter der Güter Lord Ernes, alle seine Knechie davonliefen und ihm kein Bäcker mehr Brot mehr verkaufen wollte und er nicht einmal seine Wasch gewaschen bekommen konnte. Niemand wollte auf seinem Lande einen Spaten anrühren oder das Vieh hüten. Er bekam aber bald mehr als genügend Leute von Ulster. Seit vielen Jahren war Kapitän Boycott übrigens sehr beliebt in Irland.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

-j- Der Getreide-Markt. (Berichtwoche vom 25. Juni bis 1. Juli.) Da das heiße Wetter allgemein als der Ernte günstig bezeichnet wird und der Getreidemarkt in Amerika trotz der früher befürchteten ungünstigen Saaten­stände auch still und flau geworden ist, so machte sich in letzter Woche auf dem einheimischen Getreidrmarkte auch Geschäftsunlust mit nachgebenden Preisen für Weizen und Roggen geltend. Infolge der streikenden Haltung der Berliner Getreidehändler und Spekulanten in Sachen des Getreidemarktes fehlt es auch diesesmal wieder an einheit­lichen Berichte über die Getreidepreise, nach Leipziger, Dresdener und Hamburger Berichten wurde bezahlt für Weizen die Tonne (20 Ztr.) je nach Güte für 150 bis 183 Roggen 120 bis 128 Futtergerfte 103 bis 125 Hafer 133 bis 147 Mais 88 bis 93 ^

Konkurs-Eröffnungen:

K. Amtsgericht Reutlingen. Ludwig Baur, Bäcker und Wirt in Oberhausen. K. Amtsgericht Rottenburg. Anton Stopper zur Traube in Ergenzingen. K. Amtsgericht Eßlingen. Robert Friedrich Mozer, gewesener Kronenwirt in Altbach.

fou>arll-8eille SS Pf. KAWÄL

in den neuesten Dessins und Farben, sowie schwarze, weiße und farbige Henneberg-Seide von 60 bis 18.65 p. Met. glatt, gestreift, karriert, gemustert, Damaste etc. (ca. 240 versch. Qual, und 2000 versch. Farben, Dessins etc.), xorto- nnä stsnerkrei ins Hans. Muster umgehend, varobsebnittl. ca. 2 Ailliovsn Neter.

«. (k U k Hofl ) Liirlet».

Immer Lotterieglück bei Schwcickert! So könnte man bei den günstigen Resultaten ausrusen, welche Herr Generalagent I. Schweickert in Stuttgart fortwährend mit seinen Lotterien aufzuweisen hat. Ist doch auch bei der letzten großen Straßburger Geldlotterie wieder der erste Treffer mit ^ 75,000 in die Kollekte des Herrn Schweickert gefallen. Angesichts solchen Gewinnglückes sei der unserer heutigen Nummer beiliegende Schweickert'sche Prospekt betreffend Altstadt-Rottweiler und Reutlingrr Geldlotterie besonderer Beachtung empfohlen.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiserffcheu

Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.

Amtliche und Privat - Lekanntmachungen.

Nagold

Oberamtsstadt im Württemb. Schwarzwald.

c»

ad-Verkauf.

In der Zwangsvollstreckungssache in das unbewegliche Vermögen der Lina Meixner, geb. Schneider, Ehefrau des F. W. Meirner, Direktors in Karlsruhe,

kommt folgende Liegenschaft auf Grund Beschlusses der Vollstreckungsbehörde vom 16. Juni 1897 im II. Termin am

Donnerstag den 8. Juli 18S7,

nachmittags 3 Uhr,

auf dem hiesigen Rathaus im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf und zwar:

Gebäude:

Geb. Nr. 442

2 a 58 ym ein samt Souterrain dreieinhalbstockigtes Wohn- und Wirtschaftsgebäude mit 2 Querbauten und mit klei­nem ÄvantkorpS und ZwerchhauS nebst einem samt Souterrain dreieinhalbstockigten Mittelbau mit Mansarden­stock, 4 Dacherkern und mit Plattform, sodann mit einem einstockigten KüchenauSbau.

Brandvers. Anschlag 31500 Steuer-Anschlag 26 000

das Bad Waldeck

neu erbaut und sehr schön eingerichtet.

Geb. Nr. 442 -1.

56 ym ein rinstockigtek Badgebäudr hinter dem Wohnhaus.

Brandvers.-Anschlag 2400 Steuer-Anschlag 2600 Zubehörde» zus. Brandvers.-Anschlag 200 ^ 7 u 28 yw Hofraum incl. Treppe.

10 » 42 gm im Kreryerthal unterhalb der NagoldStuttgarter Staats- Straße.

P.-Nr. 3168

3165/r 15 A 52 ym

., 3167 17 a 57 <M

von 3166 11 a 13 ym

W i e s e n:

27 a 21 ym

71 a 43 ym

im untern Kreuzerthal neben Rudolf Frölich.

Steuer-Anschlag 82 ^ 45 ^ GemeinderStlicher Anschlag sämtlicher Gebände «ud Grund­stücke .4«««« ^

Im I. Termin angekauft zu .. 35000 ^

Nachgebot. 10 ^

Als Zubehörden kommt die verpfändete Fahrnis zum Verkauf.

Anschlag. 3670 75

Im I. Termin angekauft zu. 2000 ^

Nachgebot. 10

Verwalter ist Gemeinderat Rapp.

Die Verkaufskommissson besteht aus Ratsschreiber Brodbeck und Ge­meinderat Buob und in deren Verhinderung Gemeinderat Günther.

Vermöge seiner herrlichen freien Lage, unmittelbar an dem Wald, auf der Höhe u. doch wieder überall geschützt, eignet sich das Anwesen vorzugsweise zu einer

Kur-Lnstakt.

In richtigen Händen läßt sich ein rentables Geschäft machen, umsomehr als die Stadt und Umgebung von Luftkurgästen gerne besucht wird. Kaufsliebhaber find eingeladen.

Nagold, den 17. Juni 1897.

Vollstreckungs-Behörde:

Borftaud

Ltadtschultheiß o ck i» e «Ir.

Revier Wildbrrg.

Holzabfuhr

betreffend.'

Sämtlich verkauftes Ett-mm- und Brennholz aus den Staatswaldumzrn muß längstens GS I. Airguist dS. IS. ausgrrückt und abgefützrt sein.

Nagold.

Kottweiler Lose

» L Aurlt,

Ziehung am 14 - S«li, Hau-t-rrvirnr 15 , 000 Mk.,

find zu habe» bei

F. SK ^aks/'.