Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamks-Bezirk Nagold.

Erscheint Montag, Mittwoch, Donnerstag und LamStag. Preis vierteljährlich hier mit Trägerlohn 30 in dem Bezirk 1 .4L, außerhalb deS Bezirks 1 .4! 20 ^ Monats-Abonnement- nach Verhältnis. Insertions-Gebühr für dir Ispalttgr Zeile auS gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S bet mehrmaliger je S

^ 1Ü2.

Uagol-, Samstag -en 3. Juli

1397.

Amtliches.

Die Ortsbehörde»

werden darauf aufmerksam gemacht, daß Anträge auf Verwilligung des Feuerwehrdienstehrenzeichrns (Statut vom 20. Dez. 1885, Reg.-Bl. S. 540) unter Beachtung des Ministerialerlasses vom 12. Januar 1886 (Min.-A.-Bl. S. 10) spätestens bis zum LS. Juli hieher vorzulegen sind.

Nagold, den 1. Juli 1897.

K. Oberamt. Ritter.

Die Grtsvarsteher

werden veranlaßt, die auf 1. ds. Mts. abzuschließen­den Sportelverzeichniffe bezw. Fehlurkunden pro ult. Juni 1897 als portopflichtige Dienstsache in Bälde hierher einzusenden.

Nagold, den 1. Juli 1897.

K. Oberamt. Schüller, Amtm.

Die Gemeindebehörde»

werden beauftragt, die Nachweisungen über die Aus» führung von Regiehochbauarbeiten und getrennt von diesen über Regietiefbauarbeiten im abgelaufenen Quartal bis 7. ds. Mts. als portopflichtige Dienst­sache hieher einzusenden.

Nagold, den 1 . Juli 1897.

K. Oberamt. Schüller, Amtm.

Bei der vorgenommenrn zweiten höheren Dienstprüfung im Departement des Innern ist u. a. der Kandidat Julius Keck von Nagold für befähigt erkannt worden.

Orkan im württ. Unterland.

Weinsberg. Heute Nacht über Stadt und Bezirk Weinsberg furchtbares Gewitter mit Hagel und Sturm niedergegangen. Schaden vor­aussichtlich außerordentlich beträchtlich. Bis jetzt aus den Gemeinden Ellhofen und Gellmersbach Meldungen eingekommen. In Ellhofen 1, in Gellmersbach 3 Gebäude eingestürzt. Fuhr­werkverkehr gestört.

(* Lennach b. Weinsberg, 1. Juli. Eine schwere bange Nacht liegt hinter uns. Ein furchtbares Gewitter, das gegen 1 Uhr von Westen nach Osten zog, entlud sich über unserer Gegend. Der Hagel fiel bis zur Größe von Hühnereiern 15 bis 20 Mi­nuten lang. Dächer und Fensterscheiben wurden zer­trümmert. Unsere Ob st bäume, Fluren und Weinberge bieten einen entsetzlichen Anblick, alles ist zerstört, die kräftigsten Obstbäume wurden entwur­zelt. Der Schaden ist groß. Ein zweites Gewitter, das kurz darauf folgte, brachte reichlichen Regen.

.'. Neckarsulm, 1. Juli. Eine Schreckens­nacht liegt hinter uns. Ein Ungewitter so schaudervoll, daß es eine Feder nicht schildern kann, brach heute Nacht kurz vor 1 Uhr, von Süd­westen kommend über unsere Stadt herein. Sturm, Hagel und Wolkenbruch richteten einen Greuel der Verwüstung an, der jeder Beschreibung spottet. Viele Dachfirste sind abgetragen, die Dächer ohne Ausnahme enorm beschädigt. DieStraßen sind mit Dachziegeln ganz übersäet. Dutzende von Gebäuden, darunter hauptsächlich das Schulhaus, haben keine Fensterscheiben mehr. Die Pyramide auf dem Turm der pro t. Kirche wurde herabgeschleudert, die großen Kamine sämtlicher Fabrikanlagen sind zusammen­gestürzt, schwer betroffen wurde besonders die Fahr­radfabrik, die Schiffswerft«, die Dampfsäge­mühlen und der Bahnhof; die Telegrafenleitung ist unterbrochen. Was den Schaden in der Flur anbelangt, so kann dieser überhaupt kurzweg nicht geschätzt werden. Die meisten Bäume sind geknickt wie Strohhalme, alle aber der Blätter und Früchte beraubt; die Saatfelder sehen wie gemäht aus. Die Weinstöcke sind in den meisten Lagen zerfetzt, kurz, die Verwüstung ist so schrecklich, daß der angerichtet« Schaden wohl dem Eyachthal wenig nachstehen wird. Menschenleben sind gottlob nicht zu beklagen, wiewohl viele in Gefahr kamen, durch das durch die Decken hereinstürzende Wasser und durch die durch die Fenster hereinschlagenden Eis- klumpen.

.'. Neuen stadt a. K., 1. Juli. In vergang. Nacht entlud sich in unserer Gegend ein schweres Gewitter. Blitz und Donner. Sturm, Regen, bildeten miteinander eine wirklich schauerliche Natur­

erscheinung, welche wie sich heute früh zeigte, an

Bäumen und auf den Feldern großen Schaden anrichtets. Immerhin scheint das Gewitter in Bret- tach und Langenbeutingen noch schrecklicher gehaust zu haben, so daß wir noch zufrieden sein dürfen. Auch weiter oben im Kocherthal muß dasselbe schwer eingefallen sein, denn der Fluß ist stark angeschwollen und führte in der Frühe Heu und Holz thalabwärts. Ganz besonders schlimm soll eS aber in Hölzern aussehen; ein Mann, der von dort her kam, bezeich­net« die Lage daselbst als geradezu trostlos.

.-. Jagstfeld, 1. Juli. Eine schauerliche Nacht liegt hinter uns. Vor Mitternacht bis gegen Tagesanbruch hauste ein schreckliches Unwetter. Grelle Blitze machten die Nacht einmal über das andere zum Tage. Leichte Kiesel klirrten an den Fensterscheiben, doch ist von Hagelschaden nicht zu reden. Den meisten Schaden verursachte der Sturm; allerlei Feldfrüchte wurden zu Boden geworfen, Maisstengel geknickt u. dergl. Die Telephonleitung der Saline wurde beschädigt, ja sogar ein Apfel­baum entwurzelt.

.'. Oehrin gen, 1. Juni. In verflossener Nacht von 1Uhr ging über hiesiger Stadt und Umgebung ein von einem furchtbaren Sturm getriebenes Hagelgewitter nieder, wie es seit Menschengedenken hier noch nicht vor­gekommen ist. Die Hagelkörner in der Größe von Hühnereiern fielen in dichter Masse und ist hiedurch eine furchtbare Verheerung entstanden. Die Ernte ist vollständig vernichtet. Bei Tagesanbruch sah alles einer Winterlandschaft gleich. Bäume und sonstige Gewächse sind ihrer Blätter vollständig beraubt. Die Hagelkörner liegen stellen­weise Fuß hoch in Gärten und Feldern. In hiesiger Stadt ist kein Haus, wo mcht die meisten Fensterscheiben eingeschlagen sind und die Dächer, sowie der Vorputz von Häuser ganz besonders not­gelitten haben. Das große Dampfkamin der land­wirtschaftlichen Maschinenfabrik von Weippert ist eingestürzt und überall liegen entwurzelte Bäume.- Wie weit dieses Gewitter sich ausgedehnt hat wie hoch der Schaden ist, ist zur Zeit noch unbekannt.

Eschelbach bei Neuenstein, OA. Oehringen, 1. Juli. Welch «ine Nacht! In den Seealpen habe ich Gewitter genug erlebt, wie sie bei uns unbekannt sind, die stundenlang forttoben, da von den Bergen Ströme Herabstürzen, Bäume und Felsblöcke mit sich fortreißend, welche das Erdreich in grauenhafter Weise zerpflügen, die Wege zerstören und sich im Bette des geschwollenen Wildbachs stauen. Und doch war mir ein Wetter, wie wir es heute Nacht gehabt, etwas Neues. Testern Abend zeigte sich im Westen eine große schwarze Wolkenwand, welche ein starkes Gewitter anzuzeigen schien. Um 11 Uhr war noch alles still. Gegen 1 Uhr Morgens begann ein heftiger Sturm. Der ganze Himmel stand in Flammen: es war keine Aufeinanderfolge mehr von Blitz auf Blitz, sondern ein einziges dauerndes, zuckendes Licht. Das Eigentümlichste aber und mir völlig Neue war das unausgesetzte, gleichmäßige Wüten des Sturmes: da war kein Anfchwellen und wieder Abschwellen, kein Heulen, wie man es sonst bei den gewaltigsten Stürmen gewohnt ist, sondern rin fortwährendes eintöniges Brausen, wie das Rauschen eines Riesenwafserfallrs: und eine volle halbe Stunde währte dieses Getöse in ungeschwächter furchtbarer Kraft; vergebens erwartete man ein Jnnehalten, eia Atemschöpfen. Es war schwer zu unterscheiden, ob das Brausen des Sturmes verstärkt wurde durch einen ebenso gleichmäßigen und ununterbrochenen Donner: das unauf­hörliche Blitzen ließ es nur vermuten. Bald aber kam ein furchtbares Hagelwetter: Hagelkörner, größer als Haselnüsse, fielen in dichtem Schauer, donnerten an die Fensterladen, zertrümmerten die Scheiben auf der Wetter­seite und drangen weit hinein in die Häuser. Im Pfarrhaus durchjagten sie einen fast 8 Meter langen Gang und prallten an der entgegengesetzten Seite ab, wo sie nachher noch haselnußgroß zu finden waren. Das schlimmste an diesem Wetter war aber weniger die Größe, als das dichte Fallen der Schloßen, ihre furchtbare Gewalt und die lange Dauer des Hagelschlags, der eine Viertelstunde lang in unveränderter Stäne niederfiel. Endlich erlahmte die Kraft des SturmS, der Hagel hörte auf, es folgte »in heftiges Gewitter, das aber nichts Außergewöhnliches mehr an sich hatte, obgleich die Blitze einander noch ungeheuer rasch folgten und mehrere gewaltige Donnerschläge sich vernehmen ließen. Kaum hatte sich dieses Gewitter verzogen, als ihm rin dritte- folgte. Aber wie sieht es nun draußen aus? Die vielhundertjährige Linde vor dem Pfarrhaus hat ihre Krone verloren und ist ihrer schönsten Aestr beraubt. Die Obsternte, die hier immer noch hoffnungsvoll aussah, ist zum Teil vernichtet; den Zustand der Felder kann man sich denken. In die Weinberge, auf welche die Leute so schöne Hoffnungen setzten, ist bis jetzt noch niemand hinaus­gekommen und es ist immer noch dir Möglichkeit vorhanden, daß das Wetter dort gnädiger gehaust habe. Hoffen wir es! Unser Ort mit seinem Filial Kefselseld sind jedenfalls nicht die einzigen, die von diesem außergewöhnlichen Ge­wittersturm hrimgesucht wurden. Die Opferwilligkeit unseres

Landes wird auch bei dieser Gelegenheit angerufen werde«

müssen und gewiß nicht vergebens!

Eschelbach. Nachschrift. Der Schaden ist größer alS geahnt. Die Weinberg« sind schwer bettoffen. Auf den Feldern steht buchstäblich kein Halm mehr aufrecht. Trotz einer Hitze von IS" R. im Schatten liegt der Hagel Morgens halb S Uhr noch zum Teil wie Schnee aufgehäuft und zeigt noch Körner in der Größe von Taubeneiern, sogar an sonnigen Stellen. Biele Bäume sind entwurzelt, geborsten, der Aeste oder Zweig«, teilweise auch der Rinde beraubt und stehen kahler da als im Winter. Das Wieseu- thal zwischen Kesselfeld und Neuenstrin ist überschwemmt. Das unreife Obst liegt aufgehäuft unter den Bäumen. In Neuenstrin sind die Straßen mit Dachziegeltrümmern bedeckt.

*. Waldenburg, 1.1 Juli. Heute Nacht um 1 Uhr ging hier ein schreckliches Gewitter nieder. Die Hagelkörner fielen in der Größe von Hühnereiern während einer ganzen Viertelstunde. Alles ist vernichtet.

.. Gerabronn, 1. Juli. Auch dieses Jahr ist unser Bezirk von einem furchtbaren Hagel­schlag betroffen worden, besonders die Gemeinden Roth am See, Blaubach, Wallhausen. Die Ernte ist daselbst zum größten Teil vernichtet. In Laßbach schlug der Blitz in eine Scheune und zündete. Die Bauern beginnen die Felder umzupflügen.

Hages-Weuigketten.

Deutsches Reich.

Mindersbach, 2. Juli. (Korresp.) Die gefahrdrohende Schwüle desersten Juli" entlud sich wiederum in heftigen Gewittern. Es war gegm Mitternacht, als ein mächtiger elektrischer Funke zündend in des Gemeinderats Calmbach geräumiges Oeko- nomiegebäude schlug, welches bei dem jgroßen Futter­vorrat sofort in Flammen stand und gänzlich abbrannte. Dem energischen und umsichtigen Eingreifen der hiesigen Feuerwehr gelang es, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken, obgleich in dem hochgelegenen Dorfe ein solch großer Wassermangel herrscht, daß zum Löschen Mistjauche gebraucht werden mußte. Anzuerkennen ist noch das rechtzeitige Erscheinen und opferwillige Eintretender Feuerlöschmannschaften aus den benachbarten Orten.

jZs2^i7lNrndersbach, 2. Juli. (Weiterer Bericht.) Ein« Schreckensnacht ohne gleichen liegt hinter uns. Um Mitternacht brach ein schweres Gewitter aus, so daß die Leute aus den Betten geschreckt wurden. Ein greller Blitz erhellte die finstere Nacht und ein fürchterlicher Donnerschlag erfolgte. So stark war der zündende Strahl, daß die dem Wohnhaus des Bauern M. Calmbach angebaute Scheune augen­blicklich in Hellen Flammen stand. Nur notdürftig gekleidet, flüchteten sich die Bewohner aus dem Hause. Vom Mobiliar konnte fast gar nichts gerettet werden; doch gelang es den herbeigeeilten Nachbarn, das Vieh und die Schweine aus den Ställen zu treiben und in Sicherheit zu bringen. Die Feuerwehr war sofort auf dem Brandplatz und that vollauf ihre Schuldigkeit. Auch die Frauen und Mädchen trugen durch Her­beischaffung von Wasser sehr viel dazu bei. daß es der hiesigen und den herbeigeeilten Feuerwehren von Pfrondorf und Ebhausen gelang, die Nachbarge­bäude, bei denen die Feuersgefahr sehr groß war, zu schützen. Das Anwesen des M. Calmbach, das von Anfang an nicht mehr zu retten war, brannte vollständig nieder. Der Abgebrannte ist versichert.

Horb, 30. Juni. Heute wurde hier die^H" Sonderkonferenz abgehalten für den Schulbezirk Horb. Nach begrüßenden Worten des Herrn Schul­inspektors Ginter hielt Lehrer Kollman-Jhlingen eine Lehrprobe über dieLerche". Hierauf wurde das Aufsatzthema eingehend besprochen; es lautete:Wie wird der Anschauungsunterricht zum vorbereitenden Aufsatz-, Sprach- und Rechtschreibunterricht?" Turn­lehrer Straub-Horb hielt die Turnlehrprobe. Nach­mittags kam ein Referat zur Besprechung, das von Pfletschinger-Altheim und Straub-Horb bearbeitet wurde, und über die in unseren Volks- und Fort­bildungsschulen unumgänglich erforderlichen Anschau­ungsmittel, sowie über deren vorteilhafte Beschäftigung und angemessene Instandhaltung handelte. Es wurde allgemein anerkannt, daß bei dem vermehrten Stoff im realistischen Teil des neuen Lesebuchs und bei dem stätigen Fortschreiten der Entdeckungen dieses Jahrhunderts Anschauungsmittel hauptsächlich im physikalischen Unterricht sehr notwendig sind. Als neuestes Anschauungsmittel zur Entwicklung der Insekten wurden Präparate gezeigt von Schullehrer Chr. Oesterreicher-Mühlen a. N., bestehend aus dem