er GejelWster.

Amts- und Intelligenz-Naü Kr den Obrramts-Bezirk Nagold.

Erscheint Montag, Mittwoch, Donnerstag und VawStag. Preis viertehährlich hier mu Trägeriohn 90 m dem Bezirk 1 ^ außerhalb des Bezirk» 1 ^ W Monats-Abonnements nach Verhältnis. Insertions-Gebühr fibc die Ispaltige Zelle aus gewöhnlicher Schrift bet einmaliger Einrückung V bei mehrmaliger je S

^ 81.

Nagold, Mittwoch Len 26. Mai

18S7.

Für den Monat Juni

werden von sämtlichen Poststellen, sowie von der Expedition Bestellungen auf den wöchentlich

4mal er­scheinenden ^

Gesellschafter

e/ entgegen, genommen.

Amtliches.

Bekanntmachung

Laut Erlasses des K. Ministeriums des Innern vom 1b. d. Mts. ist vr. pkil. Rudolph Herzog in Tübingen zum weiteren Streckenkommifsär für Unter­suchungen am I.imv8 im Königreich Württemberg bestellt worden.

Die Herren Ortsvorsteher werden angewiesen, auch diesem Streckenkommifsär bei seinen Arbeiten die thunlichste Förderung angedeihen zu lassen.

Nagold, den 25. Mai 1897. _ K. Oberamt. Ritter.

Bekanntmachung,

Nach einer Mitteilung des K. Oberamts Calw ist in Holzbrouu die Maul- und Klauenseuche ans­gebrochen.

Nagold, den 24. Mai 1897.

K. Oberamt. Schüller, Amtm.

Englands Kampf um seine Weltstellung.

-j- Die neuesten Erklärungen des engl. Minister­präsidenten Lord Salisbury find in Bezug auf die griechisch-türkische Frage und die politischen Schwierig­keiten im Orient als durchaus loyal zu bezeichnen und lassen in der Form nichts zu wünschen übrig, trotzdem bleibt bei den meisten europäischen Politikern der Argwohn bestehen, daß England soviel als mög­lich die kretische Frage zur weiteren Befestigung seiner Weltstellung ausnutzen werde, denn die Art, wie der englische Generalkonsul in Kanea mit den aufständischen Kretern verkehrt und ihnen Versprech­ungen macht, wenn sie auf Englands Vorschläge eingehen, läßt schließen, daß die englischen Besatz­ungstruppen nicht sobald von Kreta herunter gehen werden. Die englische Politik hat im Orient, in Asien und in Afrika überhaupt stets einen solchen verschlagenen, doppelseitigen Charakter, daß der eng- lischen Regierung stets zwei Wege bleiben, je nach­dem wie die Dinge ihren Verlauf nehmen, aber soviel steht fest, daß von einer Vergrößerung Grie­chenlands von allen Großmächten nur England zu­künftig einen Nutzen zu erwarten gehabt haben würde, indem durch den wachsenden griech. Einfluß und die Vergrößerung und Stärkung des griechischen Königreichs erstens für Rußland ein Nebenbuhler um die Machtstellung auf der Balkanhalbinsel ent­standen wäre und zweitens auch bei Serbien und Bulgarien sich dadurch unablässig jene Vergrößerungs- Politik hätte regen müssen, welche Rußlands Politik durchkreuzt und die Ruhe Europas gestört haben würde. England konnte alsdann getrost seine Welt­machtstellung in allen bedrohten Punkten befestigen, denn die übrigen Großmächte hätten in diesem Falle keine Zeit gehabt, der englischen Vergrößerungslust in Afrika und Asien mit Nachdruck entgegentreten zu können. Durch die Siege der Türkei ist nun allerdings dem englischen Ränkespiel ein starker Strich durch die Rechnung gemacht wordm, denn dem griechischen Gernegroß ist durch die fortwährenden Niederlagen die Macht genommen, im englischen Sinne Orientpolitik zu treiben. Auch ist es wahr- scheinlich, daß angesichts dieser Sachlage England seine ganze Haltung ändern und die verschlagene Rolle aufgiebt. Es ist aber auch möglich, daß während der nun begonnenen Friedensverhandlungen und Vermittelungsversuche der Großmächte im griech.- tüickischen Kriege England seine Schaukelversuche fortsetzt, und daß wir einer neuen Auflage des häß- lichen Ränkespieles und der öden Verschleppungs- Politik entgegengehen, wie solche bereits zum Ueberdruß von ganz Europa von England während der kretisch. Frage herbeigeführt worden ist. Es ist da nur zu wünschen, daß die Staaten des festländischen Europa, ganz besonders die Großmächte Deutschland, Oester­reich, Rußland und Frankreich England gegenüber europäische Jntereffenpolitik treiben. Auch wird wohl die Zeit kommen, wo nicht nur die politische, sondern auch die wirtschaftliche Lage einen europäischen Bund gegen England zeitigt.

W irrtteurbrrgi scher

Stuttgart, 19. Mai. Die Kammer der Abgeordneten trat heute in die Beratung des Etats der Salinen ein. Es entwickelte sich eine langwierige Generaldebatte, in Gr an den als Regierungsvertreter anwesenden Bergratsdirektor Dr. v. Baur von verschiedenen Rednern Anfragen aus Anlaß des Einbruchs von Wildwasser in den neuen Schacht bei Kochendorf gestellt wurden. Auch über den vom Abg. Tag mit Unterstützung der Abgg. Hähnle und Haußmann- Gerabronn eingebrachten Antrag, die Salinen Sulz zu verkaufen, wurde debattiert. Zu diesem Kapitel bemerkt Schach (Z.): Im letzten Jahre hätte die Regierung in verschiedenen Gegenden nach Salz bohren lassen, teils mit, teils ohne Glück. In Wurmlingen, OA. Rottenburg, seien die geologischen Vorbedingungen für Auffinden von Salz günstig; die Regierung möge diese Frage in Erwägung ziehen, umsomehr als in dieser Gegend der Hopfenbau zurückgehe. Der Antrag Tag-Hähnle wird angenommen, der Etat der Salinen genehmigt. Nächste Sitzung morgen 9 Uhr. Anträge der Petitions-Kommisston für innere Verwaltung.

Hages-Hleuigkerlen.

Deutsches Leich.

* Nagold, 26. Mai. Unsere lieben Sanges­brüder vomLiederkranz" haben uns heute verlassen, um dem herrlichen, sagenumwobenen Rhein-Strom und dem schönsten Ziele aller deutschen Sänger und Patrioten dem hehrenNiederwald-Denkmaleinen Huldigungsbesuch abzustatten. Möge die frohe Sängerschar einige schöne, erhebende Tage durch­leben, möge sie sich bei guter Witterung erfreuen an unseren schönen Rh einlanden und zurückkehren in gehobener Stimmung, erfüllt von großen Eindrücken, hoch befriedigt von der fröhlichen Sängerfahrt. So rufen wir Ihnen denn ein herzlichesGlück auf" nach, im Geiste bei ihnen und den lieblich schönen Weisen weilend, die sie in die deutschen Lande hinaustragen, zur Freude aller Hörer und zum Preis alles Schönen, bis wir ihnen einfrohes Wiedersehen" bereiten dürfen. Auch unser lieberSängerkranz" wird unS über das Fest verlassen, um unserer schönen Nach­barstadt Calw mit dem ruinenbekränzten Hirsau einen Besuch zu machen. Wir wünschen auch gutes Wetter, fröhliche Fahrt und viel Vergnügen. (Die Red.)

Nagold, 26. Mai. Eisenbahu-Berkehr. Die Beschicker der Stuttgarter Frühjahrsmesse, ins­besondere die Aufgeber von Möbelsendungen, werden daraus aufmerksam gemacht, daß eS wegen der Sonntagsruhe im Güterdienst unbedingt notwendig ist, daß die Sendungen, welche für die am Montag dm 31. Mai beginnende Stuttgarter Frühjahrs­messe bestimmt sind, thunlichst bald der Eisenbahn zur Beförderung übergeben werden.

Nagold, 26. Mai. Einige Blätter meldeten am Samstag den Tod des Pfarrers Kneipp in Wörishofen. Diese Nachricht bestätigt sich nicht und war jene Notiz einReinfall" für die betreffenden Blätter. Die neuesten Meldungen aus Wöris­hofen lauten: Das Befinden des Prälatm Kneipp in den letzten Tagen war anhaltend besser, so daß eine Besorgnis für ein plötzliches Ableben nicht be­steht. Immerhin ist die Hoffnung auf Wieder­genesung gering.

Calw, 24. Mai. Nach langem Winterschlaf hielt gestern der Bienenzüchterverein vom Bezirk Calw seine Frühjahrsversammlung imBadischen Hof" ab. Der Verein zählt derzeit 91 Mitglieder. Nach Verlesung des Rechenschaftsberichts wurden die Neuwahlen vorgmommm. Herr Knecht von hier wurde an Stelle des Hrn. Weiß von Stammheim zum Vorstand und H. Buck wieder zum Kassier gewählt. In den Ausschuß kamen die Herren Dreher Weil und Lehrer Fischer von hier, Weinbrenner von Gechingen, Rentschler von Oberhaugstett und Ade von Teinach. Zum Schluß fand üne Gabenver­losung, bestehend in nützlichen brauchbaren Jmker- geräten, statt. Möge der Verein unter seinem nmm Vorstand zu nmem Leben erblühen! Ueber den gegenwärtigen Stand der Bienenvölker hörte man wenig Klage, trotzdem das naßkalte Frühjahr den Bienen gar nicht zuträglich war. An verschiedenen Orten des Bezirks sind schon Schwärme gefallen. Jeder heitere Tag läßt des Bienenvaters Hoffnung neu beleben.

Stuttgart, 20. Mai. Eine wichtige Entschei­dung hat derJagstzeitung" zufolge das Reichs­gericht getroffen. Darnach kann in Zukunft gegen einen Lehrer wegen Züchtigung eines Schülers eine

Das nächste Blatt erscheint heute Abend.

öffentliche Klage nicht mehr erhoben werden. In Zukunft sind nunmehr die Entscheidungen der Ver­waltungsbehörden maßgebend.

Stuttgart, 22. Mai. Se. Maj. der König hat zum bevorstehenden Landesschießen einen pracht­vollen Königspokal als Preis gestiftet und seine per­sönliche Teilnahme an dem Fest zugesagt. Weitere prächtige Ehrengaben sind schon gestiftet von den Herzogen Albrecht, Robert und Ulrich, von Prinz Weimar, von der Stadt Stuttgart, von Frhrn. v. Neurath, Oberhofmarschall Frhrn. v. Wöllwarth, Kommerzienrat Mauser, Landesschützenmeister Föhr, vom deutschen Schützenbund, von Mannheim rc.

.'. Stuttgart, 24. Mai. Heute abend 8 Uhr fand im Saalbau der Dinkelackerschen Brauerei eine öffentliche Volks- bezw. Protestversammlung statt, wobei die Genossen Redakteur L. Tauscher und Landtagsabg. Karl Kloß über die reaktionären Pläne der preußischen Regierung bezüglich des VereinS- und Versammlungsrechts referierten. Gegen */«9 Uhr begann endlich daS Referat des Redakteurs Tauscher, der, wie auch nachher Landtagsabg. Kloß die ein­zelnen Artikel des neu eingebrachten preußischen Vereinsgesetzes betreffend die Nichtzulassung von minderjährigen und weiblichen Personen zu politi­schen Versammlungen und das Auflösungsrecht der Behörden gegenüber solchen Vereinen und Versamm­lungen, durch welche die öffentliche Ordnung gestört wird und deren Zweck den Strafgesetzen zuwider­läuft, einer eingehenden Kritik unterwarfen. Schließ­lich wurde eine Resolution dahingehend angenommen, daß die Versammlung ihre tiefste Entrüstung gegen das geplante Vereinsgesetz der preußischen Regierung auSdrückt und ihren Protest gegen dasselbe erklärt. Die Freiheitsfreunde Stuttgarts waren sehr zahlreich erschienen und gaben ihre Zustimmung durch reich, liches Bravorufen zu erkennen. Kuh nach 10 Uhr schloß die Versammlung, deren Verlauf durch keinen Zwischenfall gestört worden war.

Die diesjährige Versammlung des Württ. Volksschullehrervereins findet m der Erntezett in Göppingen statt. Tagesordnung: 1) EinleitungS- vortrag durch den Vorstand Honold, 2) Vorbildung des Lehrers (Frank-Schwaigern), 3) Unterricht in der Bürgerkunde (Löcherer-Stuttgart), 4) Lehrerinnen, frage (Kübler-Crailsheim), 5) die Schulbibelfrage (Kneg-Stuttgart), 6) Anträge und Mittellungen.

.-. Ulm, 24. Mai. Heute sind hier Obersteuer, rat Schlebach und VermeffungSkommiffär Steiff von Stuttgart und der Trigonometer Bischofs von Mün. chen behufs trigonometrischer Bestimmungen des Ulmer Münsterturmes für Zwecke der bayr. Landesver. Messung.

Hagelloch, 24. Mai. Ein Bierstreik ist doch etwas seltenes, kam aber in hiesiger Gemeinde schon 2mal vor. Gegenwärtig streiken die Bürger, weil die Wirte fernerhin den Schoppen Bier nicht mehr um 10 -g, sondern um 12 --Z ausschenken wollen. Die Bürger trinken nun ihr Bier auf einer Wiese, wo Tische aufgeschlagen sind, und der edle Gerstensaft zum Ankaufspreis verzapft wird.

Karlsruhe, 24. Mai. Der gestrige Sonntag stand im Zeichen des Schwarzwaldvereins; es fand die Hauptversammlung des Bad. Schwarzwald. Vereins statt. In großer Zahl, von Nah und Fern waren sie herbeigekommen; die Vertreter der Sek- tionen des Bad. Schwarzwaldvereins, sie hatten sich zusammengefunden in Badens schöner Residenz, zu ernstem Raten und Thaten, aber auch zu fröhlichem Beisammensein, zu zwanglosem Gedankenaustausch über gemeinsames Streben und Erlebtes, aber auch zu schöner Feier, ging doch der Hauptversammlung das zehnjährige Stiftungsfest der Karlsruher Sektion voraus, und das wurde geziemend am Samstag Abend begangen.

Wiesbaden, 20. Mai. Der Kaiser ließ den an einem Bau beschäftigten Arbeitern, welche ihm eine Huldigung darbrachten und Blumensträuße über­bringen ließen, durch den Oberbürgermeister 500 übersenden. Di«Franks. Ztg." meldet zu dieser Angelegenheit: Die im Nerothale an den Bergan­lagen beschäftigten Arbeiter hatten gestern durch den Vorarbeiter Brummhardt und zwei Arbeiter «inen Blumenstrauß bei dem Hofmarschallamte abgeben lassen, den sie ihm eigentlich unterwegs überreichen wollten. Heute Vormittag, als die Arbeiter beim