Vormittag stattgehabte Vertrauensmännerversamm­lung erstattete sodann Herr Baumschulebesitzer Eblen- Stuttgart den Bericht. Die Ergebnisse der Bera­tungen über den Baumsatz an Staatsstraßen und anderen öffentlichen Wegen wurde von der Versamm­lung gutgeheißen. Weitei berichtet Herr Eblen über eine Eingabe an die Kgl. Generaldirektion der Württ. Staatseisenbahnendie Detarifierung frischen Obstes betreffend." Außerdem wurde in der Vertrauens­männerversammlung ein Antrag Schelle-Tübingen angenommen, welcher die Abhaltung von Wieder­holungskursen für Baumwärter empfiehlt. Nach Mitteilung des Kassenberichts durch den Kassier, Hrn. Albert Herz-Stuttgart, geht die Versammlung zur Wahl der Vertrauensmänner und des Ausschusses über. Gewählt werden die seitherigen Vertrauens­männer mit Ausnahme des Herrn Diener-Tuttlingen, an dessen Stelle Herrn Lehrer Duffner in Duningen bei Rottweil tritt. Die 5 austretenden Ausschußmit­glieder werden durch Zuruf wiedergewählt. Ebenso werden die seitherigen Rechnungsrevisoren, Rechnungs­rat Obermüller und Hoflieferant Leyrer-Stuttgart wiedergewählt. Hiemil war der geschäftliche Teil zu Ende und es folgte nun ein sehr interessanter Vortrag über dieSchädlinge des Obstbaumes und deren Bekämpfung" von Eblen-Stutlgart. Den Verhandlungen hatte u. a. der Präsident der land­wirtschaftlichen Zentralstelle Freiherr v. Ow und Oberregierungsrat Haag vom Ministerium des Innern angewohnt. Bei der volkswirtschaftlichen Bedeutung des Obstbaues, dessen Förderung und Hebung sich der Verein sehr angelegen sein läßt, märe eine wei­teres Wachstum desselben sehr zu wünschen, der Jahresbeitrag beträgt 5 ^ Insbesondere sei noch auf die Vierteljahrsschrifl des Vereinsder Obst­baumfreund" aufmerksam gemacht, der gegen nur 20 ^ pro Jahr zu beziehen ist. Zur weiteren Aus­kunft ist der Schriftführer des Vereins, Herr Hof­gärtner Hering in Stuttgart, jederzeit bereit.

Ravensburg, 1. Febr. Gestern war eine Kommission von Hall hier, an der Spitze der Stadt­schultheiß, um die neue Heizeinrichtung an der hies. evang. Stadtpfarrkirche zu besichtigen. Man will in Hall die dortigen Kirchen, vor allem die Michaels­kirche, heizbar machen und es scheint das hies. Heiz- syftem, welches sich bewährt hat, auch in Hall An­wendung finden zu sollen. Hier ist ein Storch ängekommen; zum mindestens 46 Wochen früher als in den Vorjahren. Derselbe scheint sich im Ka­lender versehen zu haben.

Vom Bodensee, 3. Febr. Der Bodensee soll neuerdings wieder angezapft werden. Es ist eine neue Wasserversorgung projektiert für die Gemeinden Horn, Tübach und Goldach eventuell auch Rorschach, Steinach und Arbon. Das benötigte Kapital soll schon gezeichnet sein. Das Projekt sieht ein Pump­werk nebst Filteranlage in Horn vor, von wo aus das Wasser direkt in das ganze Röhrennetz geleitet wird und alsdann sich in ein Reservoir auf der Höhe von Meggenhausen ergießt, wodurch das Wasser eine beständige Zirkulation erhält und somit immer klar und frisch ist. Die Kosten des Unternehmens sind auf 250,000 Fr. veranschlagt.

Berlin, 1. Febr. Abermals wird über einen Skandal in höchsten Kreisen berichtet. Aus Wien sowohl wie aus Paris liegen seltsame Nachrichten vor, die, einzeln betrachtet, überaus wunderbar klingen, die -.der, wenn man sie mit einander in Zusammenhang bringt, die Thatsache einer Stand«!- Affaire ergeben, wie sie ihres Gleichen sucht. Aus Wien wird demB. T." folgendes gemeldet: Ein Aus>eh-n erregendes Duell hat hier vor einigen Tagen stattgefunden. Prinz Philipp von Koburg, älterer Bruder des Fürsten Ferdinad von Bulgarien, also Sohn der Prinzessin Klementine und Enkel Louis Philipps, hat sich mit einem k. k. Ober­lieutenant geschlagen. Das Duell verlief unblutig. Prinz Philipp ist verheiratet und zwar mit der Schwester der Kronprinzessin-Witwe Stephanie, Prinzessin Louise von Belgien, Tochter des Königs der Belgier. Die Prinzessin Louise ist Mutter zweier herangewachsener Kinder. Den Grund des Duells pfeifen in Wien die Spatzen von den Dächern, er entzieht sich indessen der öffentlichen Besprechung. Und aus Paris berichtet ein Tele­gramm desselben Blattes von den Aeußerungen der dortigen Zeitungen vom 30. Jan., die erzählen, eine belgische Prinzessin, die dem österreichischen Kaiser­hause durch Verwandschaft nahe stehe, habe sich vor

einiger Zeit in Paris in Begleitung eines jungen Offiziers aufgehalten. Die Prinzessin, die sehr un­glücklich verheiratet fei, habe von ihrem Gatten Ende Dezember vorigen Jahres Mißhandlungen zu erdulden gehabt, und da sie auch bei ihrem Vater keinen Schutz fand, habe sie sich von einem Husaren­offizier entführen lassen. Der Aufenthalt des Paares in Paris sei nur von kurzer Dauer gewesen, die Prinzessin soll nach Spanien abgereist sein. Es ist nach diesen beiden Meldungen anzunehmen, daß jenes Duell aus Veranlassung der Flucht des Paares entstand, und daß der Prinz von Koburg sich mit dem Entführer seiner Gattin, der offenbar nach Wien zurückgekehrt ist, duelliert hat.

Berlin, 2. Febr. Für die Hundertjahrfeier wird unter den Linden vom Palais Wilhelms I bis zum Nationaldenkmal eine Feststraße mit einem Kostenaufwand von 120,000 ^ hergerichtet. Die städtischen Arbeiter erhalten, soweit angängig, einen arbeitsfreien Tag ohne Lohnkürzung. In den städti­schen Anstalten finden Festspeisungen statt. An­läßlich der bevorstehenden goldenen Hochzeit des Reichskanzlers wird Bildhauer Marzolff-Straß- burg eine Medaille anfertigen. Bei den Unter­redungen mit Graf Murawieff soll sich eine Über­einstimmung besonders auch hinsichtlich der Behandlung der türkischen Angelegenheiten ergeben haben. Fünf Versammlungen halten die Konfektions­arbeiter am 9. Februar, dem Jahrestag des Aus­bruchs des vorjährigen Streiks, ab, um über die Lohnbewegung dieses Jahres Beschluß zu fassen.

Berlin, 4. Febr. Um die Fischzucht und das Fischereigewerbe zu fördern, sind vom Reichs- Postamt in Berlin eine Reihe von Maßregeln ge­troffen worden, unter denen wir folgende hervorheben. In der Zulassung wird bei Fischsendungen rc. be­sondere Rücksicht geübt; Krebse werden z. B. auch während der heißen Jahreszeit zur Beförderung an­genommen, obgleich durch diese Sendungen häufig recht unangenehme Belästigungen im Dienstbetriebe entstanden sind. Für die Behandlung von Fisch­sendungen unterwegs sind weitgehende Vergünstig­ungen vorgesehen; die Verwaltung hat sich sogar bereit finden lassen, bei Sendungen mit Fischbrut in die Transportbehälter frisches Wasser seitens be­stimmter, vorher benachrichtigter Postanstalten un­entgeltlich nachsüllen zu lassen. Für die Schnellig­keit der Beförderung von Fischsendungen ist dadurch mit gesorgt, daß dieselben als dringende Packete verschickt und dadurch den meisten Schnellzügen zu- gesührt werden können. Zur weiteren Beschleuni­gung ist bei der Versendung von Fischeiern auf weite Entfernung nachgegeben, daß eine Beförderung derselben mit der Briefpost in den Schnellzügen statt­finden kann. Ferner ist darauf hinzuweisen, daß lediglich zur Förderung der See- und Küstenfischerei zahlreiche Wettertelegramme, insbesondere die tele­graphischen Sturmwarnungen, aus Reichstelegraphen- linien gebührenfrei und mit Vorrang befördert wer­den. Daß die Postverwaltung ihren Zweck, den Interessenten der Fischerei thunlichst entgegenzukom­men, erreicht hat, dürfte sich daraus erkennen lassen, daß der Deutsche Fischerei-Verein bezw. der Vor­sitzende desselben die erleichternden Maßnahmen hin­sichtlich des Fischversendungsverkehrs wiederholt an­erkennend beurteilt hat.

Hamburg, 1. Febr. Von den heute sich zur Arbeit meldenden Personen fanden ca. 280 Personen keine Beschäftigung. In den heutigen Versamm­lungen, wozu Berichterstatter nicht zugelassen waren, wurde mitgeteilt, daß nur eine geringe Anzahl Schauerleute zur Arbeit gegangen seien. Es ist noch unbekannt, wieviel Unterstützungsgelder für morgen noch vorhanden sind. Wahrscheinlich werden dieselben wie vorige Woche gezahlt werden, also 7 resp. 8 ^ und 1 ^ für Kinder.

Ausland.

Zürich. 2. Febr. Der Kantonsrat beschloß nach längerer Beratung mit 120 gegen 22 Stimmen, die Frauen zur Ausübung der Advokatur zuzulaffen; Ehefrauen bedürfen der Zustimmung ihrer Gatten.

Eine für die Italiener recht erfreuliche Nach­richt ist aus Afrika eingegangen. Wie nämlich aus Agordat gemeldet wird, haben die Derwische das Lager bei Ämideb, welches sie befestigt hatten, ver­lassen. Sie sind in vollem Rückzug begriffen, auf dem sie von bewaffneten Eingeborenen und von italienischen Truppen verfolgt werden.

Mailand, 1. Febr. Gestern wurde hier zum erstenmal in Italien das Volksreferendum ausgeübt. 26,000 Bürger erklärten sich durch Namensunterschrift gegen die vom Stadtrat beschlossene Ausdehnung der Accise auf die Vorstädte, für die Abschaffung der Accise überhaupt und für die Einführung der direkten progressiven Einkommensteuer.

Rom, 3. Febr. DieFranks. Ztg." meldet von hier, die Hauptforderungen der Postkonferenz werden sein: Sperrung des Suezkanals für alle Jndienschiffe, Quarantäne im Suezkanal, selbst Ver­bot der Durchfuhr für Schiffe mit Pestfällen auch nach der Heilung; Vorgehen aller Mächte gegen England, falls es nicht beitritt; ev. Blokierung eng­lischer Jndienschiffe im Suezkanal durch eine ge­mischte internationale Kommission.

London, 3. Febr. Die Sammlungen für die durch die Hungersnot in Indien Betroffenen haben bisher über 4,000,000 ^ ergeben. Der Staatssekr. für Indien hat vom Gouvernrur von Bombay ein Telegramm erhalten, nach welchem alle von Bombay aus in See gehenden Schiffe vor der Abreise einer Untersuchung unterworfen werden.

Agordat, 2. Febr. Agenzia Stefani meldete Die Derwische die sich versammelt hatten, zogen gestern von Todlug nach Ambarab. Diese Bewegung bedeutet eine Fortsetzung des Rückzugs. Die Kund­schafter, welche nach Gedaref geschickt worden waren, um auszukundschaften, ob Verstärkungen vorbereitet würden, sind gestern zurückgekommen und haben be­richtet, es werde ein Versuch gemacht, die letzten Hilfskräfte, nämlich die mit Lanzen bewaffneten Sklaven, deren Zahl höchstens 1000 betrage und die keineswegs zu fürchten seien, zu sammeln.

Kleinere Mitteilungen.

*, Oberndorf, 3. Febr. Infolge des durch ausgibi- gen Regen raschen Schneegangs sind die Zuflüsse zum Neckar derart angewachsen und haben diesem so viel Waffer- massen zugeführt, daß dieser gestern über seine Ufer getreten ist. Bereits steht die Straße nach Altoberndorf unter Wasser. Der Regen dauert noch an und man sah einer unheimlichen Nacht entgegen. Auch aus dem Bezirke wird bereits rapides Anschweiien der Bäche gemeldet, so daß man die größten Befürchtungen hegt.

*, Tübingen, 3. Fevr. Durch die wärmeren Winde und die eingetretenen Regengüsse ist gestern der Neckar den ganzen Tag, namentlich gegen abend gestiegen und hat sein Bstt verlassen. Auch die Ammer ist angeschwollen, doch nicht von besonderem Belang.

Stuttgart, 31. Jan. Vermißt wird seit 16. Okt. v. I. die Tochter Marie des Kaufmanns Moritz Volz hier. Für Ermittelung ihres Aufenthaltes wird von ihren Eltern jetzt eine Belohnung bis zu 500 Mk. ausgeschrieben.

Altbach, 3. Febr. Infolge des am vergangenen Sonntag eingelreteneu Tauwetters und des seither nieder­gehenden Regens ist der Neckar seit gestern mittag stetig gestiegen und über Nacht hier, sowie in Plochingen über seine Ufer getreten und hat den Verkehr in beiden Orten mit den Nachbargemeinden unterbrochen.

Von der Alb, 1. Febr. Auf der Höhe der Alb hat es in letzter Woche derartige Schneemassen hingeworfen, daß der Verkehr auf nicht gebahnten Wegen total unmöglich war. Die von Geislingen nach Laichingen fahrende Post kam z. B- einmal mit 10- und einmal mit ISstündiger Verspätung am Ziele an.

'.Mergentheim, 2. Febr. Heute früh machte ein Musketier der 7. Kompagnie einen Selbstmordversuch mit seinem Dienstgewehr. Die Kugel nahm ihren Weg durch den Magen und wurde der Seldstmordkandidat, an dessen Aufkommen gezweifelt wird, schwer verletzt ins Lazaret verbracht. Der betreffende Musketier kehrte erst gestern abend vom Militärschießplatz Münsingen, wohin er ab- kommandierl war, in seine Garnison zurück. Was denselben zu diesem unglücklichen Schritte veranlaßte, ist bis jetzt unbekannt.

BomHohenloheschen, I.Feb. (Frau oderHund). Zwi­schen diesen beiden hatlautFrk. Grenzb" dieser Tage ein nicht unvermöglicher Bauernsohn entschieden. Als ihm ein Heirats­vermittler eine ländliche Schöne mit Geld mehrmals an­getragen und schließlich auf den Entschluß drängte, soll derselbe zur Antwort erhalten haben:Sie soll ewe noch a Jährle warten, Heuer muß i mir an Hund kafe!"

*, Leutkirch, 2. Febr. Nachdem in den letzten Tagen starke Schneesälle statlgefunden hatten, so daß daß der Schnee auf freiem Felde */, Meter tief lag, trat Sestern abend Tauwetter mit Regen ein. Durch das rasche Schmelzen des Schnees steigt das Wasser der Eschach in rapider Weise und es ist sehr zu befürchten, daß die wilde Gebirgs- tochter durch die sich immer steigernden Wassermassen an den Sägewerken, welche an ihrem Oberlauf liegen, großen Schaden anrichtrt. Auch für den Verkehr dürften bei an­dauerndem Rege» infolge Hochwassers ernste Gefahren entstehen.

Aus Mannheim, 1. Febr., berichtet man der Fr. Z.: Kommerzienrat Karl Haas, der Direktor der bekannten Zellstofffabrik Waldhof, wurde dieser Tage das Opfer eines eigenartigen Unfalls. Als er abends heimkehrend sein Paletot an einem Kleiderhalter aufhing, glitt er auf dem Parkett aus, dabei fing sich ein am kleinen Finger der