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4560 Jahr 12 beträgt. Tritt nun am 1. Juli die Sterbekaffe in Kraft, so müssen die Eintritts gelder bis dahin durch die Ortsgruppen eingezogen und an den Hauptkassier eingezahlt sein, damit der erste Todesfall sofort entschädigt werden kann. Die Mitglieder zahlen keinen festgesetzten Beitrag mehr es werden aber je nach 4 Sterbefällen pro Mitglied 50 Pfennige eingezogen. Mit dieser Versicherung will der Verband einen Anfang machen, um sich in das Versicherungswesen einzuarbeiten; denn da rüber war nur eine Stimme, daß für die Meister und ihre Familien bis jetzt gar zu wenig geschehen sei und gerade das Versicherungswesen dem Ver bande Gelegenheit biete, eine für das Handwer! segensreiche Thätigkeit zu entfallen. Weiter sei in Eßlingen verhandelt worden über dieRevidierung der Statuten," über Generalversammlung der Baw berufsgenossenschaft" und endlich über die Frage Wie stellt sich der Landesverband zur Abänderung der Gesetzesvorlage über die Organisation des Hand werks?" Diese Punkte der Tages-Ordnung in lingen sind in dem Organ des VerbandsDas deutsche Handwerk" 1897 Nr. 2 ausführlich be sprachen, worauf hiemit aufmerksam gemacht wird In Eßlingen sprach auch Herr Bobrzyk-Reutlingen über die Verhältniswahl. Er sagte daß gerade das Handwerk es sei, welches das nötige Stimm material für alle Parteien liefere, aber nur eine solche Partei nicht kenne, welche ihm Schutz und Besserung zu gewähren in der Lage, noch gewillt sei, dem Handwerk auszuhelfen, deshalb sei derProporz" als Verfassungsänderung mit Freuden zu begrüßen, weil durch ihn Gelegen­heit geboten sei bei einer Proportionswahl mit Landwerkskandidaten auszutreten. Der Vor­sitzende kam dann auf dieFrage des Steuereinzugs in Württemberg" zu sprechen und betonte dabei, daß wir ein verfassungsmäßiges Recht darauf ha­ben, daß der Einzug der sämtlichen direkten Steuern auch fernerhin bei den Gemeinden verbleibt, und erwarten von unseren Land­ständen, daß sie dieses Recht ganz entschieden wahren, da es sich hier um das Wohl und Wehe der Staatsbürger handelt. Der Handwerksmann hat ein großes Interesse daran, daß es mit dem Steuereinzug bleibt, wie es ist. Sehen wir uns einmal nacheinander die Leute an, die Zimmerleute, Maurer, Steinhauer, Schreiner, Schlosser, Schmiede, Glaser, Maler, und wie sie alle heißen; sie alle stehen aus den verschiedensten Anlässen mit der Ge meinde in Geschäftsverbindung, in einem ständigen Abrechnungsverhältnis. Der Kenner weiß, wie die meisten der Leute mit Sicherheit darauf rechnen, daß sie ihre Steuern nach und nach mit der Ge­meindekasse verrechnen können, damit sie nicht nötig haben, durch bares Geld, das oft auch beim Hand­werker rar ist. ihre Steuerschuldigkeit zu decken. Wie sehr dadurch die Steuerkraft des Einzelnen gestärkt und geschont wird, liegt für Jeden, der sehen will, auf der Hand, und es ist selbstverständ­lich, daß sich namentlich das Handwerk gegen eine Aenderung dessen wehrt, so sehr es kann. Der Ent­wurf des neuen Einkommensteuergesetzes geht dahm, die Steuer durch eigene Beamte einziehen zu lassen und zwar am 1. Juli, 1. Okt. und 1. Jan. Die Folge davon wäre : 1. eine große Anzahl neuer Beamtenstellen auf Kosten deS Steuerzahlers. 2. daß die Steuern, die bisher im Lause des Jahres nach und nach abgetragen werden konnten, künftig auf die 3 Termine 1. Juli, 1. Okt. und 1. Jan. von den Pflichtigen ohne Rücksicht darauf, ob es lhnen paßt oder nicht, bar erlegt werden müssen, ohne daß Gelegenheit zur Gegenleistung gegeben wäre; 3. daß Diejenigen, welche dazu auf die bestimmte Zeit nicht im Stande sind, sich den unliebsamen Zwangsmaßregeln ausgesetzt sehen, wie ein Blick nach Sachsenau-Preußen. wo die erst neu emgefuhr- :rn Einkommensteuergesetze wege i der unverhältnis­mäßig großen Zahl von Steuer,x-ku ronen eine Masse Gegner gefunden haben, zeigt. W >s Barzahlung der Steuern auf die 3 Termine heißt, kann Jeder beurteilen. Der Handwerksmann wie der Bauer können, namentlich in wirklicher Zeit, auf die Scho­nung und Nachsicht, welche die Gemeinden bisher gegenüber ihren Angehörigen bei der Steuererhebung üben konnten, nicht verzichten, darum will er auch keine Aenderung des Bestehenden, weil er sich sagen muß, daß ja doch nichts Besseres kommt. Das Losung«.

wort des Handwerks ist daher:Behalte was du hast." Herr Werkmeister Benz spricht über eine weitere Gefahr, die für den Handwerker im Anzuge sei und zwar betreffs Organisation des LehrlingSwesens; es soll ein Passus darin Aufnahme finden, der sagt, der Lehrling müsse mindestens eine Stunde morgens länger schlafen dürfen als der Arbeiter, weil er es zu seiner Entwicklung bedürfe; auch stehe ihm mit­tags eine Stunde zu, um sich in der Luft bewegen zu können. Aber der Lehrling könne auch nicht so lange arbeiten wie der Arbeiter, deshalb müsse der- selbe auch früher Feierabend erhalten. Es wird noch weiter mitgeteilt, daß vom Neujahr ab jedem Mitglied ein Vereinsblatt,Das deutsche Hand werk" am Samstag zugestellt werde und ein Bel trag von 12 Pfennigen zugleich erhoben werde, mit welchem alle Beiträge fürs Ganze jeweilig entrichtet werden. Auch werde bei allen neueintretenden Mit­gliedern der Beitrag (mit Abzug des Betrages für das Vereinsorgan) von Neujahr an berechnet. Die Handwerksmeister, die auch in den Genuß der Sterbekaffe kommen wollen, werden daher gut thun, sich sobald als möglich aufnehmen zu lassen. Hiev nach erfolgte die Aufnahme weiterer Mitglieder.

Gündringen, 15. Jan. (Einges.) Es dürfte manchen interessieren, daß die theatralischen Auf­führungen der Schulkinder hier am nächsten Sonn­tag den 17. nachmittags ' -4 Uhr und abends^7 Uhr wiederholt werden, das WeihnachtsspielDer kleine Mausfallenhändler" und die 6Lebenden Bilder", welche am letzten Montag in einer besonderen Vor­stellung für Geistliche, Lehrer und andere Gäste der Nachbarschaft gegeben wurden, haben allgemein sehr befriedigt. Jeder der zahlreich Beteiligten erklärte, einen recht schönen, genußreichen Abend in G. erlebt zu haben.

Herrenberg, 14. Jan. Unter allgemeiner Teilnahme und mit allen Ehren wurde beute der hier allgemein be­liebte und auch im Bezirk wohlbekannte Stadtbaumsister Haug zu Grabe getragen. Eine sich rasch zu einem größeren Eiterherd entwickelnde Zahngeschwulst bildete den Anfang der rasch zum Tode führenden Blutzersetzung. Gestern abend wurde dem nach Ravensburg überstedelnden Gerichts­schreiber Stegmaier ein ehrenvoller Abschied bereitet.

Stuttgart, 12. Jan. Unter den armenischen Waisen, die hieher gebracht worden sind, befinden sich auch 3 Mädchen, davon 2 mit 15, 1 mit 12 Jahren, deren Väter von den Kurden niedergemetzelt worden sind. Der Rektor des evang. Töchterinsti­tuts, Dietrich, hat sie selbst in Frankfurt abgeholt, eines ist bereits im Haus des Rechtsanwalts Kraut ausgenommen worden, während für die beiden an­dern noch eine Heimat gesucht wird. Die Mädchen hören in Klassen des Instituts zu, was einer, die in Frankfurt schon etwas deutsch gelernt hat, nicht zu schwer fällt; die anderen verfügen außer ihrer Muttersprache vorerst nur über Neugriechisch und etwas Französisch. Sie sind natürlich von den kleinen Schülerinnen des Instituts mit großer Herzlichkeit, gemischt mit Respekt, ausgenommen worden; letzteres gilt namentlich von dem 15jährigen Mädchen, das durch Kurden mit vielen Dolchstichen verwundet, aber von einem braven Türken gerettet wurde und das sich standhaft geweigert haben soll, seinen Glau­ben abzuschwören. Die Vornamen der Mädchen Ziazan (gleich Regenbogen), Astrik (Sternchen) und Nastui sind ihren Gefährtinnen schon ganz geläufig; auch übernehmen letztere mit Freuden den Sprach­unterricht.

Stuttgart, 13. Jan. (Deutsche Partei.) In heutiger Partei-Versammlung unterzog der Redakteur derW. V.-Ztg." Dr. Schönleber das Proportional­wahlsystem einer scharfen Kritik und fand dessen Einführung wenig empfehlenswert.

Stuttgart, 14. Jan. Während gestern einer Sitte bei Hofe folgend, die sich immer nach Neujahr wiederholt die sämtlichen Staatsminister und Mitglieder des Geh. Rats, sowie der Kabinettschef v. Griesinger und der Hofkammerpräsident v. Her­mann die Ehre hatten, zur K. Hoftafel im Residenz- chloß gezogen zu werden, haben für heute abend >ie Majestäten eine Einladung an das diplomatische Corps zur K. Hoftafel ergehen lassen.

Kirchberg. a. I., 12. Jan. Im Gewerbeverein hielt gestern Abend Stadtpsr. Lachenmann einen Zortrag über Südfrankreich und Oberitalien. Der Redner gab eine ansprechende Schilderung seiner Erlebnisse in Lyon i. I. 1894, kurz nach dem Präsidentenmord und von seiner lehrreichen Arbeit als strllvertr. Geistlicher an der dortigen deutsch, evangrl. Gemeinde, worin er persönliche Erfahrungen

von Deutschenhaß und köstliche Beobachtungen über französische Rachegelüste einflocht. Einen wohl- thuenden Gegensatz hiezu bildete ein Besuch bei dem biederen, gemütvollen Bergvolk der Dauphine. Im Weiteren führte dann der Redner seine Zuhörer auf einer Fußwanderung über den großen St. Bern­hardt zu den freundlichen Mönchen des dortigen Hospizes und hinunter in die Alpenthäler von Pie­mont zu den evangelischen Waldensergemeinden. Den Schluß des Vortrags bildete ein Blick auf Genua.

Künzelsau, 13. Jan. Gegen Schluß deS Jahres 1896 erhielt die von hier gebürtige Karoline Äreitinger, Tochter des verstorb. Kupferschmieds Br., von der Universität Bern, an der sie Medizin stu­dierte, den Doktorgrad erteilt. Frln. Breitinger hat sich seiner Zeit im Pädagogium in Linz zur Lehrerin ausgebildet und i. I. 1886 am Lehrerinnenseminar in Markgrönningen das Examen mit gutem Erfolg bestanden. Hierauf begab sie sich nach Zürich, um an der dortigen Universität die Hilfswissenschaften für das medizinische Studium zu studieren. Von dort ging sie nach Bern, um sich dort dem Studium der Medizin zu widmen. Gerichtsschr. Schloz sprach in Kocherstetten über das Thema:Wie sah es in längst vergangenen Tagen bei uns aus?" Der Redner fand mit seinen lehrreichen Ausführ­ungen reichen Beifall; Schultheiß Stier von Kocher­stetten und Schullehrer Reutter von Steinkirchen sprachen ihm den Dank der Versammlung aus.

Ravensburg, 15. Jan. (Corresp.) Die ersten Re­kruten, die nach dem Feldzug 1870/71 bei den Württ. Regimentern einrücken mußten, begehen am 16. Jan. ds. ihren 25jährigen Erinnerungstag, zugleich aber auch das frohe Ereignis eines 26jährizen ununterbrochenen Friedens. Aus diesem Anlaß wird von mehreren Kameraden beab- Ichtigt, im Laufe des Frübjahrs oder Sommers eine Zu­sammenkunft der am 16. Jan. 1872 bei dem Inf. Reg. Kaiser Wilhelm, König von Preußen Nr. 120 in Weingarten eingetretenen Kameraden zu veranstalten. Da nebenbei viele von denselben im Staats- oder Gemeindedienst sich befinden, so können dieselben auf eine 25jähr. Dienstlauf­bahn zurückblicken, und nehmen gewiß gerne Anlaß, diesen 25jähr. Erinnerungstag in Weingarten bez. in Ravensburg zu feiern. Solche Kameraden, welche ein Interesse an dieser Sache haben, können ihre Adresse bei der Expedition desOberschwäbischen Anzeigers in Ravensburg nieder­legen, welche dieselbe gerne dem betr. provisorischen Komite zustellen wird.

München, 14 Jan. Die Allgemeine Zeitung meldet aus Wien: In kiesigen diplomatischen Krei­sen gilt der künftige russische Minister des Aeußern Murawieff als Vertreter einer schärferen Richtung, als die Lobanoffs war; er ist eine energische Per- önlichkeit und zurückhaltend gegen deutsches Wesen. Line Aenderung der auswärtigen Politik Rußlands hält man jedoch vorläufig für ausgeschlossen.

Nürnberg. 13. Jan. Es steht jetzt ziemlich est, daß die Garantiefondszeichner der Landesaus­stellung 10°/v zuzuschießen brauchen. Die noch re- stierenden 15°/» dürften im Mai zurückbezahlt werden. (Wie bekannt, werden die Garantiezeichner der Stuttg. Ausstellung nicht in Anspruch genommen, da sich ein Ueberschuß von etwa */« Million ergeben hat.)

Berlin, 13. Jan. DerPost" zufolge ver­lautet, daß Rechtsanwalt Sello an Tausch ein Schreiben gerichtet habe, in welchem er diesem mit­teilt, er lege aus gewissen Gründen sein Mandat als Verteidiger nieder. Nach einer neueren Mel­dung hat Siechtsanwalt Sello die Niederlegung des Mandats wieder zurückgezogen. Der Reichs- und Landtagsabgeordnete Stephan (Reichsp.) ist in seiner Heimat Martinskirchen gestorben.

Bremen, 14. Jan. Seit heute morgen 4 Uhr brennen drei mittlere Packhäuser der Firma Meyer und Strauch, Hohethorftraße.

Bremen, 14. Jan. Das Feuer in den Pack­häusern der Aktiengesellschaft der Bremer Packhäuser wurde durch die Feuerwehr auf seinen Herd beschränkt, wütet indessen noch fort. Drei der mittleren Pack- Häuser sind bis auf die Umfassungsmauern zerstört worden, die beiden angrenzenden Häuser sind teilweise erhalten. Ein bedeutendes Quantum Tabak, welches auf Rechnung der Firma Meyer und Strauch dort lagerte, sei vollständig verbrannt.

Hamburg, 13. Jan. Die Hamburg-Amerika- Linie beschloß in einer auf 2. Febr. einzuberufenden außerordentlichen Generalversammlung eine Erhöh­ung ihres Aktienkapitals von 15 Millonen, also von 30 auf 45 Millionen vorzuschlagen. Der Reinge. winn der Hamburg-Amerika-Linie wird von der Ver­waltung auf 8'/- Millionen geschätzt. Trotzdem werden nur 8 Prozent Dividende verteilt, dagegen 6 Millionen zur Abschreibung verwendet werden..