ergab es sich, wie das „Jnt.-Bl." erzählt, daß der Deckel desselben doppelt war und die Papiere, welche die Höhlung enthielt, Wertpapiere im Betrage von mehreren tausend Thalern repräsentierten. Die Frau erinnerte sich nun, daß ihr Vater, der sie kurz vor seinem Tode zu sich kommen ließ, aber nicht mehr die Kraft hatte, Verständliches zu sprechen, wiederholt nach seinem Kopfe gedeutet hatte. Bald darauf war er verschieden. Wertvolles hatte man damals unter dem Nachlasse des Verstorbenen nicht vorgefunden, und auch eine Untersuchung, welche man gegen die damalige Pflegerin desselben eingeleitet hatte, war resultatlos geblieben.
— Der Schützenkönig, der den mit 3800 gewerteten Becher des Kaisers herausschoß, ist ein Schweizer namens Walther, Direktor der Bindfadenfabrik in Füssen (Baiern).
Schwindlerbanden in Aegypten. Aus Genua, 17. Juli, wird dem Frkf. Journ. geschrieben: Die italienische Handelskammer in Alexandrien in Aegypten machte die Schwesterkammern im Königreich auf die Existenz einer in Alexandrien und Kairo bestehenden internationalen kaufmännischen Gauner-Bande aufmerksam, welche die Aufgabe verfolgt, gutgläubige europäische Fabrikanten und sonstige Geschäftsfirmcn um Ware und Geld zu prellen, ohne daß es bei der dortigen laxen Strafjustiz bis jetzt gelungen wäre, diesem betrügerischen Treiben ein Ziel zu setzen. Nach den Mitteilungen der Handelskammer soll die Bande in so geschickter Weise organisiert sein, daß selbst nicht ganz unvorsichtige europäische Firmen in die ihnen gelegte Falle gehen können. Die Bande versendet zahlreiche Zirkulare in alle Staaten, verlangt Prospekte, Preiscaurants und Muster, bietet als Zahlung Wechsel auf London, Paris u. s. w. an, giebt Referenzen auf beteiligte Schwindelfirmen und fingierte Banken. Die Waren, die ihnen zugehen, werden sofort zu Schleuderpreisen verkauft und die geprellten Lieferanten haben noch die Retourkosten der mangels Zahlung protestierten Wechsel zu tragen.
„Die alten Deutschen tranken immer noch Eins." In St. Louis wird gegenwärtig das Gesetz, welches den Ausschank von berauschenden Getränken am Sonntag verbietet, sehr streng durchgeführt. Die dortigen Wirte wollen sich diese Strenge mit dem Hinweise darauf, daß Bier kein berauschendes Getränk sei, nicht gefallen lassen. Kürzlich stand ein Wirt, welcher der Uebertretung des in Rede stehenden Gesetzes angeklagt war, vor Gericht. Die Verteidigung hatte mehrere Zeugen vorgeladen, um darzuthun, daß Bier nicht berausche, darunter einige Brauknechte und einen Musikanten. Erstere sagten eidlich aus, daß der Genuß von hundert und mehr Glas des St. Louiser Bieres hintereinander nicht die geringste Wirkung auf ihren Kopf und Magen ausübe. Der Musikant beschwor, daß er, ohne an seiner geistigen oder körperlichen Verfassung irgend welchen Schaden zu leiden, an einem Abend (der allerdings ziemlich bis zum Morgen dauern dürfte) allein ein Füßchen jenes edlen Gerstensaftes zu sich nehmen könne, damit eine treffliche Illustration zu dem alten Liede „Eine Musikanten-Kehle, die ist als wie ein Loch" gebend. Der Richter war über diese erstaunliche Leistungsfähigkeit der an die alten Germanen des Tacitus erinnernden Zeugen derartig verblüfft, daß er erklärte — sich selbst von der Wirkung des Bieres überzeugen zu müssen, um im Stande zu sein, eine Entscheidung darüber abgeben zu können.
Das IV. Kundksfkst des ivestl. Gäusängerblnides in Möttlingen
, am 17. Juli 1887.
* Reges Leben entfaltete sich am heutigen Tage in dem sonst so stillen, anmutig gelegenen Törflein Möttlingen, als die dem „westlichen Gäu- sängerbund" angehörenden Vereine teils zu Wagen, teils zu Fuß, mit fröhlichem Gesang in das geschmückte Festort einzogen. Im ganzen waren 10 auswär- lige Vereine (Gechingen, Stammheim, Deufringen. Ostelsheim, G.-V. und Liederkranz, Althengstett, Gültlingen, Dachtel, Deckenpfronn, Simmozheim) und eine Deputation des Calwer Liederkranzes erschienen. Mach eingenommenem
wenn der Ton der Orgel durch die wellen Räume des Gotteshauses braust. Wenn ich lauschend in einem Winkel sitze, o wie beneide ich da die Menschen, die im Stande sind, solch klangreiche Instrumente hervorzubringen, durch deren Töne man Gott auf so herrliche Weise preisen kann. Es ist mein höchster Wunsch, und Tag und Nacht ist mein Sinnen darauf gerichtet, auch ein Orgelbauer zu werden, aber wer könnte mir armem Jungen dazu verhelfen?"
„Wer weiß", versetzte Amandus, „ob Dir nicht einst Mittel und Wege geboten werden, Deinen sehnsüchtigen Wunsch zu verwirklichen, — bei Gott sind alle Dinge möglich."
„Wege glaube ich schon gefunden zu haben", gab Konrad zu, so oft es angeht, halte ich mich in der Werkstätte des Zinngießers Meidele auf, aber —"
„Du also bist der junge Landsmannn von dem mir.der Meister sprach?" unterbrach ihn Amandus überrascht.
„Meidele sprach Dir von mir?" fragte Konrad verwundert, „wo und wann?"
Amandus erzählte nun dem Freunde sein zufälliges Zusammentreffen mit Meister. Meidele und wie dieser ihm sein Haus als Herberge angeboten habe.
„O, das ist prächtig und gleicht ganz dem alten, guten Meidele!" rief Konrad, „da können wir uns täglich sehen. Nun aber erzähle auch Du mir, wie es euch vergangen und wie ihr in der neuen Heimat lebt, die ich noch nicht gesehen habe."
„Du weißt, das auch für uns der Herzog wie ein liebender Vater gesorgt hat", begann Amandus. „Nachdem wir Tübingen verlassen hatten und an unserm Bestimmungsort eingetroffen waren, wurden wir auf Befehl des Herzogs in verschiedenen Quartieren untergebracht und dann zings sofort an die Gründung der Friedrichsstadt. So trostlos öde uns, die wir an die großartigen Naturschönheiten unserer alpenum- schlossenen Heimatsthäler gewöhnt sind, auch die wilde, unwirtliche Gegend.mit ihren schwarzen, tannenbewachsenen Bergen erscheinen mochte, so begannen wir doch mit frischer Kraft und gehobenem Mute den Wald auszuroden und unsere Wohnungen zu errichten. Es wurde so wacker und unverdrossen gearbeitet, daß schon nach kruqer Zeit eine Anzahl Häuser dastanden, wie aus dem Boden herausgewachsen, und als der Herzog im Mai vergangenen Jahres mit eigener Hand den Gmndstein zu einer
Mittagessen wurde unter der Direktion des Hrn. Schull. Weik die Hauptprobe der 2 gemeinschaftlich zu singenden Chöre vor dem Rathaus abgehalten. Den Festzug, der sich um 2 Uhr in Bewegung setzte, eröffnten 2 Vorreiter. Auf dem schönen und schattigen Festplatz angekommen, sangen sämtliche Vereine den schwungvollen Chor: „Es klingt ein hoher Klang", worauf der Vorstand des Bundes, Hr. Schultheiß Ziegler von Gechingen, die Festrede hielt und etwa folgendes sprach: Vor 40 Jahren seien die Gesangvereine noch mit scheelen Augen angesehen worden, indem man gemeint habe, die Religion lasse sich mit einer derartigen Sache nicht vereinigen. In unseren Tagen sei dies aber anders geworden, die deutschen Sänger haben zu den großen Tagen von 70 und 71 den Boden geebnet und wesentlich zur Einheit des deutschen Volkes beigetragen. Die heutige Zusammenkunft der ländlichen Gesangvereine habe nicht den Zweck, große Tonstücke aufzuführen, sondern zu zeigen, was im Volksgesang im letzten Jahre geleistet wurde; ein weiterer Zweck sei der, ein Geschlecht heranzuziehen, das treu zusammenstehe zu Kaiser und Reich, daß Deutschland nicht mehr der Willkür der fremden Tyrannen preisgegeben werde. Redner schloß mit einem den kräftigsten Widerhall findenden Hoch auf das deutsche Vaterland. Hierauf traten die einzelnen Vereine auf die Tribüne und trugen ihre ausgewählten Lieder vor. Manch schöne Leistungen waren da zu hören und es ließen sich im Vergleich mit dem vorjährigen Bundesfest bedeutende Fortschritte erkennen. Die Sicherheit und ein präziserer Ausdruck im Vortrag beweisen ein tüchtiges Streben nach immer größerer Vervollkommnung. Besonders einige Vereine (Namen wollen wir absichtlich keine nennen, um auf keiner Seite zu verletzen) haben sich sehr große Mühe gegeben, um etwas Gediegenes zu stände zu bringen. Daß dies nicht allen in wünschenswerter Weise gelang, rührte hauptsächlich von der Wahl zu schwerer Kompositionen her. Wir möchten allen diesen ländlichen Vereinen den Rat geben, nur leichte, volkstümliche Lieder zu wählen. Die Einübung größerer und mit schwierigen Modulationen versehenen Chöre nehmen zu viel Zeit und Mühe in Anspruch und der Erfolg bleibt weit hinter den gehegten Erwartungen zurück. Auffallend war beinahe bei allen Chören ein langsames, schleppendes Tempo; dadurch verunglückte eine» der am besten vorgetragenen Lieder, das im übrigen große Anerkennung verdiente, fast vollständig. Ein frischeres Tempo hätte jedenfalls ein zu tiefes Sinken der Stimmen verhindert und eine entschieden bessere Wirkung hervorgebracht. Schließlich sei noch auf einige weitere Punkte aufmerksam gemacht: Die Aussprache, die freilich wohl schwer zu ändern sein wird, war doch gar zu breit; auf reine und schöne Aussprache der Vokale sollte unter allen Umständen gesehen werden, dadurch käme das einförmige Heruntersingen in Wegfall. Wenn wir hiemit auf einige Desiderien aufmerksam gemacht haken, so geschah dies nicht um Kritik zu üben, sondern in der guten Absicht, die edle Gesangeskunst zu heben und zu pflegen. Es kann ja in dieser Hinsicht noch viel geschehen und die Sache des Gesangs ist e» wert, daß wir sie hoch halten und in jeder Weise fördern. Der Gesang erfreut den fröhlichen und traurigen Menschen, er bringt Erholung in den Feierstunden nach des Tages Arbeit, er bewahrt die jungen Leute vor falschen Abwegen und er erzeugt Liebe zu Freiheit und Vaterland. Eine Vereinigung der Vereine zu gemütlicher Zusammenkunft regt zu edlem Wetteifer an und ist, solange ein Preissingen, ein eingeworfener Zankapfel bei allen kleineren Verbänden, nicht stattfindet, aufs freudigste zu begrüßen. — Nach dem gemeinschaftlichen Chor „Aennchen von Tharau" sprach Hr. Schultheiß Ziegler der Gemeinde Möttlingen, sowie dem Dirigenten der Chöre Hrn. Schull. Weil im Namen des Bundes den Dank aus für die freundliche Aufnahme und für die gute Bewirtung der Vereine. Es entwickelte sich nun ein echtes Volksfest, das in der schönsten Weise verlief. Die einzelnen Vereine ließen noch verschiedene Lieder erschallen und erfreuten Jung und Alt. Dem westl. Gäusängerbund aber wünschen wir ein fröhliches Gedeihen und im nächsten Jahr ein ebenso schönes, befriedigendes Bundesfest.
-en. F. F.
Kirche legte, da kannte unser Jubel keine Grenzen. Nach und nach ward ich mit der Gegend um Friedrichsstadt vertrauter und lernte manche Schönheit kennen, die, so verschieden sie auch von derjenigen unserer frühem Heimat ist, doch nicht minder überwältigend auf Auge und Gemüt wirkt. Besonders der weite Rundblick von dem nahen Kniebis gehört zu dem Erhabensten, was ich je gesehen habe. Unermeßlich dehnt sich vor dem entzückten Blicke die mit Städten und Dörfern übersetzte Rheinebene aus, welche am fernen Horizonte von duftig verschwimmenden Höhenzügen begrenzt wird und einen wunderbaren Eindruck auf mich gemacht hat, so daß ich mich bei ihrem Anblick von meinem Heimweh nach unsem schneebedeckten Bergriesen fast geheilt fühlte. Und dann all die herrlichen Thäler, welche sich, eines lieblicher als das andere, nach allen Seiten erstrecken, sowie die im tiefsten Forste versteckten Schluchten, die Wasserfälle welche über riesige Gebirgstrümmer Herabstürzen und die stillen Waldseen , die sich in tiefer Einsamkeit bergen und in deren bewegungslosen Wässern sich die schwarzen Tannen wiederspiegeln, welche ihre Ufer umsäumen. Ja, lieber Freund, unsere neue Heimat ist schön, wenn auch grundverschieden von unserer alten, und ich fange an, sie von ganzem Herzen zu lieben. Was nun meine Schicksale betrifft, so habe ich Dir auch nur Gutes zu berichten. Du weißt, daß mir das Arbeiten in den Stollen nie Freude gemacht hat, und als die Unfern ihre Thätigkeit in den Berg- werken in Christophs- und Friedrichsthal begonnen, bat ich Meister Schickhard, mich als Bauschüler «ifzunehmen. Mein Eifer und meine Lernbegierde ließen mich bald die ersten Schwierigkeiten überwinden und nun vertraut mir der Meister schon kleine selbständige Arbeiten an. Mit jedem Tage bereicheren sich meine Kenntnisse, erweitert sich mein Kunstverständnis. Du siehst, auch ich ihrbe Ursache, mit . »reinein Äose zufrieden zu sein, und die gemeinsam verlebte.Zeit der Trübsal auf unserer Flucht, erscheint mir jetzt nur als ein Uebergang zu einer verheißungsvollen Zukunft, denn, Konrad,tjch tün-«»raussprechtich glücklich bei dem Gedanken, einst ein Baumeister zu werden. Mills Gott, wirst auch Du am Ziele Deiner Wünsche anlangen und jene edlen Tonwerke bauen lernen, welche zu Preise Gottes und zur Erhebung frommer Menschenherzen dienen."
(Fortsetzung folgt.)