Amts- und Intelligenz-Blatt
fllr den Obrramts-Bezirk Nagold.
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Nagold, Samstag den 2. Januar
1897.
Amtliches.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung eines Molkereilehrkurses in Gerabronn.
Mit Genehmigung des K. Ministeriums des Innern wird an der Molkereischule in Gerabronn wiederum ein vierwöchentlicher Unterrichtskurs über Molkereiwesen abgehalten werden, der am Montag den 1. Februar 1897 seinen Anfang nehmen soll.
In diesem Kurs werden die Teilnehmer nicht allein in den praktischen Betrieb der Molkerei eingeleitet, sondern sie erhalten auch einen dem Zweck und der Dauer des Kurses entsprechend bemessenen theoretischen Unterricht.
Der Unterricht ist unentgeltlich, dagegen sind die Teilnehmer an demselben verpflichtet, die vorkommenden Arbeiten nach Anweisung des Leiters des Kurses zu verrichten, auch haben sie für Wohnung und Kost selbst zu sorgen und die für den Unterricht etwa notwendigen Bücher und Schreibmaterialien selbst anzuschaffen. Unbemittelten Teilnehmern kann ein Staatsbeitrag in Aussicht gestellt werden.
Bedingungen der Zulassung sind: Zurückgelegtes sechzehntes Lebensjahr, Besitz der für das Verständnis des Unterrichts notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse und guter Leumund. Vorkenntniffe im Molkereiwesen begründen vorzugsweise erne Berücksichtigung bei der Aufnahme.
Gesuche um Zulassung zu diesem Unterrichtskurs sind bis längstens 16. Januar 1897 an das „Sekretariat der Kgl. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart" einzusenden. Den Aufnahmegesuchen sind beizulegen:
1) ein Geburtsschein;
2) ein Schulzeugnis sowie etwaige Zeugnisse über Vorkenntnisse im Molkereiwesen;
3) wenn der Bewerber minderjährig ist, eine Ein; willigungserklärung des Vaters oder Vormunds? in welcher zugleich die Verbindlichkeit zur Tragung der durch den Besuch des Kurses erwachsenden Kosten, insoweit solche nicht auf andere Weise gedeckt werden, übernommen wird;
4) ein von der Gemeindebehörde des Wohnsitzes des Bewerbers ausgestelltes Leumundszeugnis, sowie eine Bescheinigung derselben darüber, daß der Bewerber bezw. diejenige Persönlichkeit, welche die Verbindlichkeit zur Tragung der durch den Besuch des Kurses erwachsenden Kosten für die Bewerber übernommen hat, in der Lage ist, dieser Verpflichtung nachzukommen;
5) wenn ein Staatsbeitrag erbeten wird, was zutreffendenfalls immer gleichzeitig mit Vorlage des Aufnahmegesuchs zu geschehen hat, ein gemeinderätliches Zeugnis über die Vermögens- und Familienverhältnisse des Bewerbers und seiner Eltern, sowie ein Nach- weis darüber, ob die Gemeinde, der landw. Bezirksverein, eine Molkereigenossenschaft oder eine andere Korporation dessen Aufnahme befürwortet und ob dieselben ihm zu diesem Zweck einen Beitrag und in welcher Höhe zugesagt oder in Aussicht gestellt haben.
Stuttgart, den 17. Dez. 1896. v. O w.
Bekanntmachung.
In der Lohmühle in Altensteig ist die Maulund Klauenseuche auSgebrochen.
Nagold, den 31. Dezember 1896.
K. Oberamt. Schöller, Amtm.
Die Ortsvorsteher
werden vorsorglich an die Einsendung der Sportelverzeichnisse bezw. Fehlurkunden pro ult. Dezember 1896 erinnert.
Nagold, den 2. Januar 1897.
K. Oberamt. Schöller, Amtmann.
Die Gemeindebehörden
werden veranlaßt, die Nachweisungen über die Ausführung von Regiehochbauarbeiten und getrennt von diesen über Regietiesbauarbeiten im abgelaufenen Quartal spätestens bis 7. d. Mts. hieher einzusenden. Nagold, den 2. Januar 1897.
K. Oberamt. Schöller, Amtm.
Nachstehend verzeichneter Hufschmied hat u. a. die im Dezember 1896 abgehaltene Prüfung im Hufbeschlag mit Erfolg bestanden und dadurch den im Art. 1 des Gesetzes vom 28. April 1885, betr. das Hufbeschlaggewerbe, (Reg.-Bl. S. 79), vorgeschriebenen Nachweis der Befähigung zum Betrieb des Hufbeschlaggewerbes erbracht: Alois Wollensack von Salzstetten, OA. Horb.
Gestorben in Haiterbach den 31. Dez.: Frau Apotheker Elise Loschge, 47 Jahr alt. Herzleiden.
Uages-Weuigkeiten.
Deutsches Reich.
-j- Haiterbach, 1. Jan. Herkömmlicherweise wurden heute der Gemeinde folgende personal-statistische Notizen mitgeteilt. Geboren sind im abgelaufenen Jahre 68 Kinder; gestorben sind 25 Kinder und 28 Erwachsene, zusammen 53 Personen. Ihren Taufbund haben öffentlich erneuert 25 Knaben und 19 Mädchen, zusammen 44 Schüler. Kopuliert und auch kirchlich getraut wurden 13 Paare. Die Zahl der Kommunikanten betrug 852. Die Gesamtzahl der Einwohner beziffert sich nach der letzten Zählung auf ^692.
" ildbad, 30. Dez. Unser Kurort hat einen schweren Verlust erlitten. Am gestrigeu Tage ist der frühere langjährige Badearzt Geh. Hofrat Dr. v. Renz im Alter von 63 Jahren gestorben. Der Verstorbene, der in den Jahren 1868 bis Februar 1892 hier als k. Badearzt wirkte, hat sich um den Kurort bleibende Verdienste erworben. Geboren am 10. Jan. 1834 zu Oberdischingen bei Ulm war R. nach seinen Studien in Tübingen, Bern, Heidelberg und Berlin zunächst, von 1858 an prakt. Arzt in Oberdischingen, dann von 1862 in Ehingen, wo er 1867 zum Hofrat ernannt wurde. Nach kurzer Thätigkeit in Stuttgart wurde er 1868 nach Wildbad berufen, für das er bahnbrechend gewirkt hat. Im Jahre 1869 wurde er zum Geh. Hofrat ernannt; am 23. Febr. 1892 wurde ihm unter Anerkennung seiner langjährigen, eifrigen und treuen Dienste die nachgesuchte Enthebung vom Dienst gewährt. Seine verdienstvolle Thätigkeit wurde durch eine Reihe württembergischer und auswärtiger Ordensauszeichnungen gewürdigt.
Freudenstadt, 28. Dez. Die Heiligkeit des Christfestes nicht achtend hat ein Bursche an diesem Tage ein auf der Straße zwischen Kälberbronn und Grömbach laufendes Mädchen angefallen und es unter Drohungen in den nahen Wald zu schleppen versucht. Sein verbrecherisches Vorhaben kam nur deshalb nicht zur Ausführung, weil er einen Mann des Weges kommen sah, worauf er von dem ge- ängstigten Mädchen abließ und im Walde verschwand; unter dem Schutze dieses Mannes kam dann das Mädchen wohlbehalten heim. Später hat der gleiche Bursche noch 2 andere Mädchen auf
derselben Straße angerempelt, ohne aber seinen Zweck zu erreichen. Er wurde bald darauf ermittelt und verhaftet in der Person des ledigen Schäfers Andreas Rupp von Lützenhardt, der mit dem Gefängnis schon wiederholt Bekanntschaft gemacht hat.
Ditzingen, 29. Dez. Heute wurden hier drei Männer wegen gemeinschaftlicher Wilderei zur Nachtzeit auf dem Hofjagdgebiet durch den Stationskommandanten von Leonberg verhaftet und an das Amtsgericht Leonberg eingeliefert.
Stuttgart, 29. Dez. In Sachen des Duells zwischen dem preußischen Gesandtschaftsattache Baron v. Wangenheim und dem Grafen Urkull, bei welchem der hiesige preußische Gesandte Dr. von Holleben als Zeuge fungierte, wurde letzterer telegraphisch nach Berlin znm Kaiser berufen, um demselben Bericht zu erstatten. Jedenfalls dürften sowohl der Gesandte von Holleben als Baron von Wangenheim von hier abberufen werden, ebenso gilt es nach der „N.-Z." als sicher, daß der Gouverneur von Stuttgart, Flügeladjutant Generalmajor von Schott in Bälde in den Ruhestand treten wird.
Stuttgart, 31. Dez. Der Engere Landesausschuß der Deutschen Partei beschloß gestern Abend in einer Sitzung, den Termin der alljährlich stattfindenden Landesversammlung, die in der Regel am 2. Sonntag des Januar gehalten wird, vrrläufig zu verschieben. bis die Vorberatungen zu den auf der Landesversammlung zu verhandelnden Gegenständen (u. a. Verfassungsreform, bezw. Proportionalwahlen) erledigt, bezw. bis der Landtag wieder versammelt sein wird.
Kochendorf, 31. Dez. In dem neuen Steinsalzschacht beim Bahnhof Kochendorf ist gestern der längst mit Spannung erwartete Durchbruch der gefürchteten wasserführenden Schicht erfolgt. Die Waffermenge hat sich dabei weit geringer erwiesen als erwartet wurde und wird von den kräftigen, in den letzten Wochen eingesetzten Pumpen mit Leichtigkeit bewältigt. Das Gelingen des großen Werkes ohne außerordentliche Kosten kann daher heute schon als gesichert betrachtet werden.
Gmünd, 30. Dez. Die Wunden, die der Bruderkampf im ultramontanen Lager geschlagen hat, werden noch lange nicht vernarben. Zur Wiederherstellung des „Friedens" halten die Sieger Siegesfeiern für ihre Dorfkaplane. So wurden in Unterböbingen der OrtSpfarrer Geisinger und Pfarrer Döser von Rechberg „brs lange nach Mitternacht" für ihre Wahlthätigkeit gefeiert. Der unterlegene Kandidat Dr. Klaus meinte dagegen am Abend der Wahl: „Die Herren, welche diesen Kampf inszeniert haben, haben Wind gesät und sie werden Sturm ernten. Auf diesen Rausch wird ein Katzenjammer folgen." Die Angriffe gegen die Parteimänner der DZrfkaplane giebt dann der „Oberschw. Anz.", der Son Anfang an gegen Klaus gearbeitet hat, damit heim, daß er diesem, dem „rechtmäßigen" Zentrumskandidaten, den Titel „Blutegel-Mann" beilegt. Und das alles im Schoße einer und derselben Partei!
Aus dem O.-A. Blaubeuren, 29. Dez. In Markbronn hat sich diesertage ein trauriger Unglücksfall zugetragen. Ein im Sept. d. I. entlassener Reservist versuchte seines Vater- Doppelflinte, gab hinter seinem Hause zunächst einen Put- verschuß ab und lud nun zum zweitenmal, jedoch mit Schrot und Erbsen, um auf ein 20 Meter entferntes, als Zielscheibe aufgestelltes Brett zu feuern.