-er italienische Unterhändler beim Negus Menelik, hat seiner Regierung in einer ausführlichen Depesche die Friedensbedingungen mitgeteilt. Die wesentlichsten Punkte desselben bilden die Bestimmungen, daß der die Oberhoheit Italiens über Abessynien aussprechende Vertrag von Uccialli abgeschafft wird und Italien die vollkommene Unabhängigkeit Abessyniens anerkennt, daß als einstweilige Grenze zwischen beiden Ländern die Linie Mareb-Selesa-Muna festgesetzt wird und daß später Sonderabgesandte der beiderseitigen Regierungen die definitive Grenze dann durch freundschaftliche Uebereinkunft fortsetzen sollen. Weiter soll auch eine handelspolitische Uebereinkunft zwischen Staaten abgeschlossen werden. Ferner spricht der Vertrag die Freigabe der italienischen Gefangenen sofort nach vollzogener Ratification aus und enthält die Erklärung des Negus, er überlasse die Höhe der Entschädigungssumme für den Unterhalt der Gefangenen dem billigen Ermessen der italienischen Regierung. Den Abschluß des Friedens teilte der Negus dem König Humbert sofort in einer sehr herzlich gehaltenen Depesche mit. König Humbert hat bereits die Ratification des Friedensvertrages vollzogen; dem König ging u. A. ein herzlicher telegraphischer Glückwunsch des Kaisers Wilhelm zum Friedensschlüsse zu. Das italienische Parlament ist auf den 30. Nov. einberusen worden. Uebrigens zeigte Menelik den Abschluß des Friedens mit Italien auch dem Präsidenten Faure telegraphisch an; letzterer antwortete als „Nachbar und Freund" sofort mit einem Glückwunschtelegramm.
Christiania, 20. Novbr. Die mathematischnaturwissenschaftliche Fakultät der hiesigen Universität schlug vor, eine besondere Professur für Zoolo- gie für Frithjof Nansen zu errichten. _
Kleinere Mitteilungen.
Oberthalheim, 19. Nov. „Rasch tritt der Tod den Menschen an." Diese Worte des Dichters erfüllten sich gestern mittag in erschüttender Weise an der Ehefrau des Waldschützen Walz. Dieselbe war vorgestern mit ihrem Manne bei einer Hochzeit anwesend und wollte gestern in Salzstetten auch einer solchen anwohnen. Während der Bereitung des Mittagessens fiel sie plötzlich vom Schlag getroffen zu Boden. Der Mann war in Geschäften nach Tübingen und erfuhr bei seiner Rückkehr in Horb die Schreckensnachricht von dem so unerwartet schnellen Ableben
seiner Frau, die er gesund und wohl am Morgen verlassen hatte. Ja — „leicht kann's am Abend anders werden, als es am frühen Morgen war!"
Marbach, 20. Nov. Wegen Verdachts der Brandstiftung wurde der 24jähr. Schafknecht Stiefel von Murr verhaftet. Derselbe hat nun eingestanden, daß er das Schafhaus in Murr, das am 15. d. M. vollständig abge- brann ist, angezündet habe, um sich an dem Gemeinderat in Murr zu rächen.
Ludwigsburg, 20. Nov. In Neckarweihingen wurde von einem Schmicdlehrling einem 13 Jahre alten Knaben, der den Lehrling unter der Schmiedethür neckie, eine Hand voll glühende Kohlen ins Gesicht geworfen, so daß der Knabe in eine Augenklinik nach Stuttgart verbracht werden mußte und nun auf einem Auge vollständig erblindet ist. Ob das andere Auge noch gerettet werven kann, steht noch in Frage.
Enttäuschung. Ein Ulmer Gärtnerlehrling glaubte der Stuttgarter Ziehungsliste entnehmen zu können, daß er den 6. Preis der Ausftellungslotterie mit 15000 Mk. gewonnen habe. Zu seiner Enttäuschung mußte er sich belehren lassen, daß sein Los mit 6 Mk. gezogen worden sei.
Vom Segen der Gastfreundschaft können einige Bauern aus Ottersweiler (Elsaß) erzählen. Letzthin kamen zwei Herren in das freundliche Dörfchen und sprachen verschiedentlich ein. Verschiedene freundliche Bauern setzten ihnen einige Krügel Selbstgemachten vor. Der Dank der fremden Herren kam dieser Tage schriftlich an ; er bestand in einem Protokoll. Die Fremden waren nämlich Steuerbeamte gewesen und die Bauern hatten nicht gewußt, daß man in Elsaß auch von selbgemachtem Wein Steuer bezahlen müsse.
Ein wichtiges Amt. In der Antwort eines Arbeitgebers in Aachen an die Alters- und Invaliditäts- Anstalt heißt es nach der „Rh.-Westf. Ztg.": Was die fehlenden Marken anbetrifft, so haben wir nach eingehender Untersuchung gesunden, daß der Jrrtumm durch den Wechsel des Alters- und Jnvaliditäts-Vers cherungsmar- ken-Einkleberlehrlings hervorgerufen worden ist; wir gestatten uns daher, die fehlenden Marken einliegend zu überreichen.
Das älteste Ehepaar im deutschen Reiche dürften die Eltern des als Verfasser eines Rechenbuches vorteilhaft bekannten Rektors Tank in Neuenmünster sein. Der Mann ist 96, die Frau 92 Jahre alt. Sie sind 68 Jahre verheiratet und haben bereits ihre goldene, diamantene und eiserne Hochzeit gefeiert, und wenn, was bei ihrer kräftigen Konstitution zu hoffen steht, sie noch zwei Jahre am Leben bleiben, so würden sie ein Fest begehen können, für das die deutsche Sprache bis jetzt noch keine Bezeichnung auszuweisen hat. Es wäre interessant, zu erfahren, ob es irgendwo ein noch älteres Ehepaar giebt.
Treue Liebe. Aus Proßnitz wird geschrieben: Aus Schmerz über den Tod seiner Braut hat hier in der Nacht vom Sonntag auf Montag der 22jährige Mediziner
Fritz Jerabek seinem Leben durch einen Revolverschuß ein Ende bereitet. Seine Braut war die einzige Tochter des hiesigen Hauptsteuereinnehmers Hugo v. Carara, ein bildhübsches Mädchen; vor sieben Monaten starb sie, erst 18 Jahre alt, nach kurzer Krankheit. Jerabek liebte sie leidenschaftlich; nach seiner Promotion hätte die Hochzeit stattfinden sollen; seit dem Hinscheiden der Geliebten wurde er trübsinnig, es lag ihm nichts mehr am Studium und er hatte nur den einen Gedanken, seiner Braut in den Tod zu folgen. Samstag nachts langte er aus Wien hier an, überkletterte die Mauer des Ortssriedhoses und überstieg das Gitter des Grabes, in dem seine Braut ruht. Dort fand man am Sonntag früh die Leiche des unglücklichen jungen Mannes auf dem Grabhügel ausgestreckt liegend mit durschossener Schläfe.
Ein Damenduell auf krumme Säbel. Dienstag nachmittag haben, wie ein Privat-Telegramm aus Paris meldet, in einem Gehölz vor der Stadt zwei Damen aus den vornehmen Kreisen ein Duell auf krumme Säbel ausgesuchten. Auch die Sekundanten waren Damen. Der Kampf wurde mit entblößtem Oberkörper und ohne Bandagen geführt. Der Ausgang war blutig, die eine der streitbaren Amazonen soll schwer verletzt sein. Da die Vorbereitungen mit größter Heimlichkeit getroffen waren, konnten Einzelheiten nicht ermittelt werden. Es soll sich um eine Liebesaffäre handeln.
Rom, 20. Nov. Nach einem Telegeramm aus Sassari wurden die berüchtigten Banditen Chessa und Fiori in einem Sumpf tot aufgefunden.
Unlauterer Wettbewerb. — Bekanntlich hat die altbewährte „Modenwelt" Nachahmer ihres Titels gefunden, unter dem sie zu so weiter Verbreitung gelangt ist. Es sind dies die „Große Modenwelt" und die „Kleine Modenwelt". Wie wir vernehmen, wird dem Unternehmer der beiden letzteren nun der Prozeß gemacht. — Auf der „Internationalen Mode-Ausstellung zu Berlin" hat auch unter den deutschen Moden-Zeitungen allein „Die Modenwelt und ihre Ausgabe mit Unterhaltungsblatt, die „Jllustr. Frauen-Zeitung", den ersten Preis, nämlich den Ehrenpreis und die goldene Medaille erhalten.
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