Jung und Alt des schönen, wohlgelungenen Festes, das ein n würdigen Abschluß des Vereins-Jubiläums bildete, noch lange und gerne erinnern.
Nagold, 22. Nov. Der „Staats-Anz." enthält folgende amtliche Bekanntmachung: Um Landwirten und sonstigen Interessenten Gelegenheit zu geben, sich mit den neuesten und besten Erzeugnissen bekannt zu machen und sich im Bedarfsfall durch persönliche Einsichtnahme über dieselben zu unterrichten, wird in dem Neubau des Landesgewerbemuseums zu Stuttgart eine ständige Ausstellung von landwirtschaftlichen Maschinen, Geräten, Modellen, Abbildungen u. dergl. eingerichtet werden, für deren Beschickung nachstehende Bestimmungen gelten: 1) Die auszustellenden Gegenstände sind unter genauer Bezeichnung und Angabe der Verkaufspreise sowie der Maße, womöglich unter Beifügung von Skizzen bei dem Sekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart schriftlich anzumelden. 2) Ueber die Annahme der angemeldeten Gegenstände entscheidet die K. Zentralstelle für die Landwirtschaft. 3) Die zugelassenen Gegenstände sind frachtfrei an die K. Zentralstelle für die Landwirtschaft einzusenden und erforderlichenfalls von den Einsendern selbst und auf deren Kosten aufzustellen. 4) Die ausgestellten Gegenstände bleiben Eigentum der Aussteller, können aber von denselben erst vier Wochen nach erfolgter Anzeige zurückgenommen werden, während der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft das Recht zusteht, solche jederzeit auf Kosten der Aussteller zurückzusenden. 5) Für die Benützung der Ausstellungsräume wird keine Gebühr erhoben, auch wird die K. Zentralstelle für die Landwirtschaft für die kostenfreie Bekanntgabe der ausgestellten Gegenstände im „Wochenblatt für die Landwirtschaft" sowie für deren Ueberwachung und Reinhaltung besorgt sein, dagegen kann eine weitere Garantie für dieselben ebenso wie eine Vermittlung von Verkäufen nicht übernommen werden. Die Ausstellung wird voraussichtlich im Monat Januar 1897 eröffnet werden, und wollen nun Anmeldungen für dieselbe unverzüglich bei dem Sekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart eingereicht werden.
-fff Nagold, 23. Nov. Schon nach halbjährigem Bestehen wagte gestern der junge Verein für Geflügelzucht und Vogelfreunde seinen ersten kühnen Schritt, indem er im Gasthaus z. „Hirsch" eine Lotterie und Geflügelausstellung veranstaltete. Schon vor Beginn der Verhandlungen fand sich im Nebenzimmer des Hirschsaals eine dichtgedrängte Menge ein, um die verschiedenen Aus- stellungs- und Lotteriegegenstände in Augenschein zu nehmen. Es waren da zu schauen raffenechte Italiener (schwarz, gelb und rebhuhnfarbig), Andaluster, Minorka, Langshan, Truthühner, Riesengänse, Rouen- und Landenten, Kanarien und andere Sänger. Auch Hasen verschiedener Art, obgleich eigentlich nicht zum Geflügel gehörig, ergötzten daS Auge des Liebhabers. Ferner waren zu sehen Käfige, zum Teil sehr kunstvoll hergestellt, Futtergerätschaften, Geflügelfutter. Auch einschlägige Werke über Geflügel- und Vogelzucht, sowie über Geflügelkrankheiten waren von der Zaiser'schen Buchh. ausgestellt. Aus der Masse der obengen. Ausstellungsgestände waren 76 Gewinne ausgewählt. Die Versammlung selbst wurde von Vorstand Arnold mit einigen paffenden Worten eröffnet, worin er namentlich auch dankend der Teilnahme des anwesenden Oberamtmanns Ritter an den Bestrebungen des Vereins gedachte. Hierauf nahm Schullehrer Belz von Altensteig Dorf das Wort zu einem kurzen, aber lehrreichen Vortrag über die Ueberwin- terung des Geflügels, aus dem auch erfahrene Züchter noch manches lernen konnten. Im Anschluß daran sprach Oberamtm. Ritter warme Worte der Ermunterung zu den Anwesenden, gab seiner Befriedigung Ausdruck, daß es zur Gründung eines solchen Vereins gekommen sei, und wünschte demselben weiteres Gedeihen. Dieser Wunsch hat sich schon zu erfüllen angefangen, indem die anfängliche Zahl von 40 Mitgliedern gestern auf 80 gestiegen ist. Endlich erfolgte die Losziehung unter stillem Schmunzeln oder lauten Ausrufen der glücklichen Gewinner, während die Leerausgehenden ihr Mißgeschick mit mehr oder weniger Humor zu ertragen wußten. Wir stehen nicht an, mit Vergnügen anzuerkennen, daß die ganze Sache mit viel Umsicht, Fleiß und Geschick eingeleitet war und sind überzeugt, daß der gelungene Verlauf den rührigen Vorstand Arnold
samt seinem fleißigen Ausschuß zu weiterem Streben ermuntern wird.
Horb, 18. Nov, Die städt. Quellwasserleitung wurde schon im Januar 1894 durch Untersuchung von drei Quellen durch Baurat Ehmann von Stuttgart in Angriff genommen. Aus dem nördlich von der Stadt gelegenen Gebirgszuge wurden 1 Jahr lang unverdrossen Stollen 100 m hoch in den Berg Hineingetrieben mit dem schließlichen Ergebnis, daß 5 Quellen mit einer Menge von 22,6 Ltr. Wasser in der Sekunde gesammelt werden konnten, die den Bedarf vollständig decken, die untere Stadt selbstthätig mit Wasser versehen, und die Turbine und das Walzwerk behufs Hebung des Wassers in das Hochsammelbecken mit 320 Kubikm. Raum am „Schütteberg" für die obere und mittlere Stadt bei 18 in Gefäll durch eigene Kraft in Tätigkeit setzen. Heute ist nun die ganze Stadt links vom Neckar mit gesundem Wasser überreichlich versehen ; ebenso sind die 58 Hydranten fertig, die eine große Menge von Wasser in wirklich staunenerregende Höhe werfen. Das Werk wird mehr als 100 000 kosten. Unternehmer, Aufseher und Arbeiter wurden gestern auf Kosten der Stadt verköstigt; eine große Zahl von Einwohnern versammelte sich im Gasth. z. „Bären" um Baurat Ehmann.
Tübingen, 22. Nov. Die Bürgerausschußwahlen finden am 7. Dezember statt. Erstmals hat auch der seit mehreren Jahren bestehende Bürgerverein sich entschlossen, in die Wahl einzugreifen und hat bereits 4 Kandidaten den beiden Parteien mitgeteilt.
Stuttgart, 20. Nov. Im Drucke erschienen ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des Polizeistrafrechts. Der Entwurf hat 16 Artikel. Es handelt sich u. a. um den Schutz des Brieftaubenverkehrs, das Feilbieten von Lotterielosen, Nichteinhaltung der Vorschriften für den Betrieb von Agenturen für Versicherungen und dergl., Anfertigung von Marken, welche Münzen ähnlich sind, Gebrauch von unrichtigen Maßen und Gewichten, Verabreichung von geistigen Getränken an jugendliche Personen, Beschädigungen von Leitungen, Nichtbefolgung der polizeilichen Anordnung zur Abstellung gesundheitsschädlicher Zustände in Schlafräumen, die vermietet oder Arbeitern, Dienstboten rc. angewiesen sind; um Uebertretung der Jagd- und Fischereigesetze u. s. w.
Saulgau, 20. Nov. Bei der Landtagsersatzwahl im hiesigen Bezirk wurden bis abends 10 Uhr für den Zentrumskandidaten Sommer 2904 Stimmen gezählt, während der Sozialdemokrat Tauscher nur 96 Stimmen auf sich vereinigte. Einige Orte stehen noch aus. An der Wahl des Zentrumskandidaten war von Anfang an nicht zu zweifeln.
Pforzheim, 20. Nov. Im „Tivoli" fand gestern Abend eine zahlreich besuchte Versammlung der hies. Kaufleute und Gewerbetreibenden statt, um gegen das unsere ganze Bevölkerung unter einander bringende Geschäftsgebahren der beiden Großfirmen Geschw. Knopf und Wronker u. Cie., die bereits in verschiedenen Städten Filialen besitzen, Stellung zu nehmen. Auf Grund des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb sind bereits von einigen Ladeninhabern gegen die erstgenannte Firma zwei Klagen angestrengt worden, auf deren Ausgang man gespannt sein darf. Bittere Klage wurde in der Versammlung darüber geführt, daß das Publikum und namentlich das „bessere" gerne in derartige Läden laufe und auf diese Weise direkt zum Ruin des kaufmännischen Mittelstandes beitrage. Von Interesse ist es auch, daß ein anwesender israelitischer Großkaufmann in schärfster Weise das Gebühren der genannten Firmen verurteilte und dasselbe schlechtweg als Schwindel bezeichnet. „Wir sind zu ehrlich und zu dumm, derartiges nachzumachen." Die Versammlung beschloß, zunächst die anhängigen Klagen mit Entschiedenheit durchzuführen und alle Interessenten zu einer Organisation heranzuziehen.
ff Die Nachricht bayerischer Blätter, die Ehrengerichts-Satzungen für das bayerische Offiziercorps seien vom Kriegsminister infolge des Umstandes, daß der Prinz-Regent die Bestätigung eines Ehrengerichtsurteils gegen einen Offizier, der sich als grundsätzlichen Gegner des Duells bekannt habe, verweigert habe, abgeändert worden, erweist sich als ungenau. Nach der „Südd. Corresp." ist gegen den betr. Offizier kein ehrengerichtliches Verfahren ein- geleitet worden, da die ihm zugegangene Herausforderung als grundlos erkannt wurde; allerdings
hat aber der Prinz-Regent den ehrengerichtlichem Spruch gegen diesen Offizier nicht bestätigt, weil sich letzterer keine Verletzung seiner Standesehre hatte zu Schulden kommen lassen. Eine Abänderung der Ehrengerichtssatzungen ist indessen nichtverfügt worden.
Bochum, 21. Nov. Auf der Zeche „Karl Friedrich" wurden gestern durch eine Explosion schlagender Wetter 5 Bergleute verletzt, darunter 2 schwer.
ff Der Fürst zu Stollberg-Wernigerode ist am Donnerstag Abend 10^4 Uhr in Wernigerode verschieden.
§ Aus dem Reichstage. An den Reichstag hat der Verband der Invaliden, Veteranen und Militäranwärter von Neuem eine Eingabe gerichtet. In derselben erbitten die Militäranwärter Anrechrechnung der Dienstzeit auf die Dienstaltersstufen, Umwandlung der diätarischen in etatsmäßige Beamtenstellen, Eintritt der Pensionsberechtigung nach lOjähr. Dienstzeit. Die Veteranen erbitten Einführung eines Reichs-Veteranengesetzes (Ehrensold) und die Militärinvaliden petitionieren um ungekürzte Belastung der für „immer" gewährten Pension bis zum Tode, Erhöhung der Pensionssätze, Entschädigung für Nichtbenutzung des Zivilversorgungsscheines und angemessener Versorgung der Witwen und Waisen.
Berlin, 19. Nov. Generallieutenant z. D. H. von Rauchhaupt, ist am 18. Nov. morgens in Berlin entschlafen, nachdem er noch vor kurzem sein 72. Lebensjahr vollendet hatte. Er hat von 1844 bis 1866 dem Kaiser Alexander-Gardegrenadier-Regiment angehört, und hat sich namentlich während des französischen Krieges als Regimentskommandeur bewährt und ausgezeichnet. Zuletzt war er Komman- deur der 29. Jnf.-Brigade in Köln, als welcher er 1890 in den Ruhestand trat. Er siedelte dann nach Berlin über und übernahm hier die Leitung des „Jnvalidendanks", die er bis jetzt geführt hat.
Berlin, 19. Nov. Der „Post" zufolge, trat heute die vom Reichskanzler in seiner Rede vom letzten Dienstag erwähnte Kommission von Offizieren zur Begutachtung eines Entwurfes zu Vorschriften über die ehrengerichtliche Behandlung der zwischen Offizieren vorfallenden Streitigkeiten und Beleidigungen zusammen.
Berlin, 21. Nov. Die Hauptoerhandlung gegen die beiden Mörder des Justizrates Levy findet nächste Woche vor dem Schwurgericht statt.
Berlin, 21. Nov. Der Delegirtentag der konservativen Partei hat am Donnerstag eine Resolution angenommen, wonach der Kampf gegen die Sozialdemokratie als eine Hauptaufgabe der Partei erachtet wird. Es wird deshalb vor der Partei-Zersplitterung gewarnt und für unzulässig erklärt, daß ein Mitglied der konservativen Partei gleichzeitig einer anderen politischen Partei angehört. Die Konservative Partei steht nach wie vor auf dem Boden der kaiserlichen Botschaft von 1881 und wünscht deshalb die Weiterführung der Sozialreform, welche gleichmäßig auf Arbeitnehmer und Arbeitgeber sowie auf alle produktiven Stände sich erstrecken soll.
ff Das Gerücht von der bevorstehenden Ernennung des kommandierenden Generals des 9. Armeecorps, GrafenWaldersee, zum Oberbefehlshaber in den Marken an Stelle des erkrankten Generalobersten v. Löe wird vom „Hamb. Corresp." als unbegründet bezeichnet, es wäre auch verwunderlich, wie gerade der in den besten Jahren stehende, that- kräftige und außerordentliche tüchtige Generaloberst Graf Waldersee auf einen Ruheposten berufen werden sollte, wie es anerkanntermaßen der Posten eines Oberbefehlshabers in den Marken ist. _
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Paris, 21. Nov. Die Gazetta „de Franke" veröffentlicht eine Kundgebung von Don Carlos an seine Anhänger, worin er erklärt, seine von dem Maler Tolchi entführte Tochter Donna Elvira sei nunmehr für ihn tot.
Paris, 21. Nov. An der Börse wurde gestern von Baisfespekulanten das falsche Gerücht vom Ableben des Barons Alphonse Rothschild verbreitet. Vom Börsenpolizeikommissär ist eine Untersuchung eingeleitet.
ff Das bemerkenswerteste jüngste Ereignis auf dem Gebiete der Weltbegebenheiten ist wohl der am 26. Okt. endlich erfolgte Friedensschluß zwischen Italien und Abessynien, womit sich ersterer Staat aus seiner recht fatalen afrikanischen Stellung noch ganz leidlich heraushilft. Major Nerazzini,