Zweikampf wenn nicht zu beseitigen, so doch auf daS Mindestmaß zu beschränken. In den nächsten Tagen tritt eine Kommission von Offizieren zusammen, die darüber beraten wird. Die Kommission soll die Vorschriften begut­achten, wonach Streitigkeiten und Beleidigungen zwischen Offizieren der ehrengerichtlichen Entscheidung mit der Wirkung zu unterwerfen sind, daß eine unbedingte verbind­liche Entscheidung niemals auf Nötigung zum Duell oder zur Zulassung desselben raten darf. Das Ergebnis der Kommission bleibt abzuwarten. Auch auf dem bürgerlichen Gebiete wird eine Aenderung des ehrengerichtlichen Ver­fahrens erwogen. Die Reichsregierung ist der Frage näher getreten, ob gesetzliche Maßnahmen zu treffen sind. Au' Beschluß des preuß. Staatsministeriums find eingehende Vorarbeiten im Gange. Wenn sich dabei auch ergeben hat, daß die Frage nicht unerhebliche Schwierigkeiten hat. so ist doch zu hoffen, daß diese Schwierigkeiten mit Hilfe deS Reichstags überwunden werden. Der Vorredner hat auch die Frage des Begnadigungsrechts besprochen. Au ' diese Frage gebe ich nicht ein, da das Begnadigungsrecht ein Recht der Landeshoheit ist. Auf den Fall Brüsewitz wird der preuß. Kriegsmunster antworten. Preuß. Kriegs minister v. Goßler bespricht den Fall Brüsewitz und wird wiederholt von Zurufen unterbrochen. Er führt aus Meines Erachtens kommt eS zuerst darauf an, ob die ge­setzlich berufenen Faktoren alles gethan haben, um dir That klar zu stellen. Diese That geschah in der Nacht vom 11. auf 12. Oktober. Am 19. Oktober wurde die kriegsgerichtliche Untersuchung wegen Totschlags abgeschlos­sen. An diesem Tag ist das Urteil gesprochen worden. Das Ergebnis ist eingereicht und ist noch nicht bestätigt, also noch nicht rechtskräftig. Ich bin daher nicht in der Lage, darüber Auskunft zu geben. Der Kaiser hat aber angeordnet, daß später die Akten dem preuß. Kriegsmini- stermm eingereicht werden sollen und ich bin dann in der Lage event. das Urteil mit der Urteilsbegründung zu pub lizieren. Es ist auch der Wunsch geäußert worden zur Beruhigung der off. Meinung das Ergebnis der Unter­suchung vorweg zu publizieren. Ich bemerke, daß dies auch im bürgerlichen Verfahren nicht üblich ist. Der Angeklagte habe auch den Schutz des Gesetzes zu be­anspruchen. Er könnte eine derartige Veröffentlichung als ungesetzlich bezeichnen. Der Minister schilderte so dann die beiden Personen, um die es sich handelt. Lieut. v. Brüsewitz stamme aus ganz einfachen Verhältnissen, er habe eine vorwurfsfreie Dienstzeit hinter sich, sei nicht zu Exzessen geneigt und sei in verschiedenen Vertrauensstellungen thätig gewesen. Was den getöteten Siepmann betrifft, so war dieser ein ungewöhnlich kräftiger, herkulisch gebauter Mann. Siepmann war aus der Metallpatronenfabrik ent­lasten worden, wegen schwerer Bedrohung seiner Mitar­beiter; er hat dann nachher den Inspektor dieser Fabrik auf das schwerste bedroht. Daraus könne man entnehmen, daß die Sache einer genauen Untersuchung bedürfe; eine schwere Herausforderung liege unzweifelhaft vor. Der Minister wendet sich dann zu den Einzelheiten der Rede des Abg. Munckel. Der Abgeordnete lege oie That eines einzelnen Mannes einem ganzen Srande zur Last. Dazu liege aber keine Berechtigung vor. (Sehr richtig, rechts.) Er bedaure diese Verhetzung, (große Unruhe), die aus den Zeitungen auch hieher übertragen wurde. (Erneute Un­ruhe.) Der Minister führt dann einige Fälle an, wo Of­fiziere von Unbekannten aufs Aergste belästigt und beleidigt wurden. Es habe eine Verhetzung stattgesunden, an der die Armee wahrhaftig nicht schuld war. Ohne berechtig­tes Standesgefühl und ohne militärisches Ehrgefühl darf kein Offizierskorps sein, sonst ist es wert, aufgelöst zu wer­den. «Bravo.) Alles was man im Krieg von der Armee er­wartet, beruht auf diesen beiden Eigenschaften. Die Ehre des Rocks unseres Königs und die Ehre der Fahne sind militärische Begriffe, von denen wir uns niemals trennen werden. Was den Gebrauch der Waffen betrifft, so braucht der Offizier kein Ausnahmegesetz; aber ein Recht darf ihm nicht genommen werden, das Recht der Notwehr (Große Unruhe.) Die Waffe gibt ihm das Gesetz, sein Kriegsherr hat ihm die Waffe anverlraut. Wenn er in den Zustand der Notwehr kommt, braucht er die gegebene Waffe (Große Unruhe.) Ich bedaure die Angriffe auf das Osfizierkorps im allgemeinen und hoffe, daß eine objektive Anschauung über die ganzen Verhältnisse Platz greise. (Beifall rechts. Zischen links.) An der darausfolgenden Debatte beteiligten sich die Abgeordneten Stolberg (kons.), Bachem (Zentr.), Bebel (Soz.), der bayr. Militärbevollmächtigte Frhr. v. Reichlin-Meldegg, Kriegsminister v. Goßler, Basser­mann (natl.), Pflüger «Fr. Vp.) und Munckel (Fr.Vp.), worauf die Sitzung geschlossen wird.

stützung zu bitten. Nun betragen aber die ringegangenen Beiträge nur etwa 4000 ^ Um den dringendsten Unter­stützungsgesuchen auch nur einigermaßen Rechnung tragen zu können, hat auch die Amiskorporalion aus den Mitteln der Oberamtssparkasse einen ansehnlichen Beitrag ver- willigt. Aber wie viel Kummer und Sorge, Entbehrung und Not muß bei diesen bescheidenen Mitteln ungelindert bleiben! So ist also für menschenfreundliche Hände immer noch ein großes Feld vorhanden, um den Wohlthätigkeits- sinn bethätigen zu können, und es wäre sehr zu wünschen, daß die neuerdings von der Zentralleitung deS Wohlthätig- keitsvereins wiederholt eingeleiteten Sammlungen nicht er­folglos bleiben möchten.

Stuttgart, 18. Nov. In Verbindung mit dem Verbandstag des Landesverbandes der Wirte Württembergs, dem Bundestage deutscher Gastwirte und der Generalversammlung der Wirtsbundessterbe­kasse soll nächstes Jahr hier eine große Fachaus­stellung sür das Hotel- und Wirtschaftswesen, Koch­kunst und verwandte Gewerbe abgehalten werden. Bereits im Laufe der nächsten Woche will man an die Bildung der einzelnen Komites herantreten.

Pforzheim, 19. Nov. Gestern abend fand hier im Saale zumRömischen Kaiser" eine von frei­sinniger Seite einberufene Volksversammlung statt, welche ganz im Gegensatz zu sonstigen freisinnigen Versammlungen, sehr gut besucht war und zwar lediglich aus dem Grunde, weil über denMilitaris­mus" verhandelt wurde. Ein Karlsruher Anwalt hatte das Referat übernommen und fand auch leb­haften Beifall. Ein Redner aus Württemberg, Stähle mit Namen, hält sich seit einiger im großen Adlersaale hier Vorträge überdas bevorstehende Ende aller Dinge und die Wiederkunft Christi." Der Mann hatte anfänglich nur wenig Zuhörer, jetzt aber sind seine Vorträge, die in der Beweisführung übrigens nichts weniger als einwandfrei gelten kön­nen, von einem viele hundertköpfigen Publikum be­sucht, jedenfalls eine bemerkenswerte Erscheinung in einer Stadt, wo die Bevölkerung in der Hauptsache aus liberalen Protestanten oder aus sozialdemokra­tischen Atheisten besteht.

Karlsruhe, 17. Nov. Die Ausführungen des Kriegsministers v. Goßler im Reichstag zumFall Brüsewitz" wurden heute nachmittag bekannt und überall auf das lebhafteste besprochen. Aus allem, waS zu entnehmen war, ist man mit den Darlegungen des Kriegsministers nicht zufrieden; es wurden Er­klärungen erwartet, die der öffentlichen Meinung mehr entsprochen hätten, und geeignet gewesen wären, die immer noch herrschende Erregung zu besänftigen. Die Rede v. Goßlers hat das Gegenteil erreicht. Am peinlichsten berührten die Bemerkungen, welche den erstochenen Siepmann, der sich nicht mehr ver­teidigen kann, als einen gewaltthätigen Menschen hinstellen, und von Brüsew tz als einem Manne von vorwurfsfreier, tadeloser Vergangenheit reden, der nie zu Exzessen geneigt war. Die konservativeBad. Landespost," die doch gewiß niemanden angreift, der dem Offiziersstande angehört, hat in längeren Artikeln gerade das Gegenteil behauptet. Aus den Feststel­lungen des konservativen Organs geht hervor, daß Brüsewitz in Karlsruhe einen Lebenswandel führte, der durchaus nicht tadellos und vorwurfsfrei war. Man erzählt sich in der Stadt die abenteuerlichsten Sachen über den Lieutenant, und kann daher nicht begreifen, wie der Kriegsminister einen solchen Ge­gensatz in der Charakterisierung des Erstochenen und des Lieutenant Brüsewitz konstruieren konnte.

Gießen, 20. Nov. Reichstagsersetzwahl: Bis­her wurden gezählt für Koehler (deutsche Reformp.) 8356, für Scheidemann (Soz.) 4615 Stimmen.

Rom, 19. Nov.Tribuna" veröffentlich einen heftigen Artikel gegen den Präsidenten Faure und nennt denselben den Freund und Arbeitsgenossen Meneliks. Das Blatt macht Faure Vorwürfe aus seiner Haltung gegenüber Italien während des afri­kanischen Abenteuers und konstatiert die literarischen Fortschritte MenelikS. Faure habe demselben nicht nur Kriegskunst, sondern auch Stilistik beigebracht. Den Major Nerazzini nennt das Blatt einen Feigling.

Athen, 20. Nov. Der Mörder des Kaufmanns Frangopulo in Petras hat sich mittelst einer Dyna­mitpatrone, die er sich in den Mund steckte, entleibt. Es ist noch unaufgeklärt, wie er in den Besitz des Dynamits gelangt ist.

London, 17. Nov. DieMorning Post" sagt: Die Erklärung des Fürsten Hohenlohe war durch die große Zurückhaltung gekennzeichnet, welche die öffentliche Meinung nach den Traditionen der Diplo­matie voraussetzte. Die Rede des Frhr. v. Marschall ist der augenscheinlichste Beweis dafür, daß die Re­gierung sich des Vorteils bewußt ist, den ihr die Enthüllungen gegeben haben. DieDaily News" bemerken, Bismarck sei noch immer eine bedeutende Macht in Deutschland, besonders im Süden.

London, 18. Nov. Nach einer bei Lloyds ein­gegangenen Depesche, ist der britische Dampfer Memphis" von Montreal nach Avonmouth unter­wegs bei Mizenhead gesunken. Der Kapitän und ein Teil der Mannschaft wurden gerettet. Neun Personen sind, wie vermutet wird, umgekommen.

Anstand.

Wien, 19. Nov. Aus kompetenter Quelle meldet dasN. Wiener Tagbl.": Auf Befehl des Zaren wird die russische Regierung die dem Fürsten Bis­marck zugeschriebene Behauptung, Zar Alexander habe im Jahre 1876 in einem eigenhändigen Schreiben

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Neuenbürg, 17. Nov. Die Sammlungen für die Hochwafferbeschädigten des Bezirks haben leider nicht das erwünschte Ergebnis gehabt. Die eingegangenen Beiträge stehen in großem Mißverhältnis zur Größe des Schadens

und Zahl der Hilfesuchenden. Die seiner Zeit vorgenom- - . . . ^ ^

menen genauen Schätzungen ergaben einen Gesamtschaden an Bismarck die Absicht eines Krieges gegen Oester- von rund 400000 darunter sind allerdings auch die reich kundgegeben, nicht aus sich beruhen lassen. Die Schäden der Besitzer gewerblicher und industrieller Anlagen Existenz eines solchen Briefes wird in Petersburg

inbegriffen, die mit wenigen Ausnahmen m der Lage sind, . mird dort Kekritte unternehmen

den Schaden leichter zu überwinden; aber auch der Schaden bestritten, und man wird oorl Schrille unternehmen,

und die Zahl derer ist sehr groß, die zu den weniger Ver-; um Bismarck zur Desavouierung der betr. Nachricht möglichen gehören, die an dem Wenigen, was sie besitzen, zu veranlassen.

mitunter recht empfindlich geschädigt sind, und die in Folge S 0 fi a , 18. Nov. Heute fand eine von dem

dessen eine trübe Zukunft vor ,rch haben. So liegen ,. B. ^ deutschen enana Gemeinde abaekaltene

nicht weniger als 194 Unterstützungsgesuche mit einem Pastor der deutschen evang. gemeinde aogeyauene

nachgewiesenen Schaden von rund 78000 ^ von solchen Trauerfeier am Grabe des Fürsten Alexander I statt. Beschädigten vor, die weniger als 6000 Vermögen be- Derselben wohnten bei: Fürst Ferdinand, die heute sitzen, vornehmlich Kleingewerbetreibende, Wiesen-nnd Ge- hstx einaetroffene Gräfin Hartenau; ferner Minister- bäudebesitzer. Und wie groß mag wohl die Zahl derer * ^

sein, die nicht minder hilfsbedürftig sind, die aber aus .

leicht begreiflichen Gründen es verschmähen, um Unter- höhere Offiziere.

Kleinere Mitteilungen.

Rottweil, 17. Nov. Das früher RektorOltsche Haus samt Hinterhaus und Garten an der Straße nach Villingea- dorf hat Chemiker Ruckgaber für 18 000 ^ käuflich erworben.

Hall, 19. Nov. Bezüglich des im Kocher bei Brouns- bach angeschwemmten Leichnams wird nachgetragen, daß in demselben die Rosine Feuchter von Sailach O.A, Oehringen, durch Angehörige erkannt wurde. Gestern befand sich das Gericht von Künzelsau nebst den Gerichtsärzten an Ort und Stelle, um die nötige Untersuchung und Sektion der Leiche vorzunehmen.

> Nauen, 18. Nov. Bor einigen Tagen schoß Hierselbst der Hllfsfö ster Giebel im Stadtforst einen Fuchs, welcher ein Hals''md trug mit der Inschrift:Königgrätz, 3. Juli 1866." D eser Fuchs dürste identisch sein mit einem der­artigen Raubtier, das ein Soldat von Königgrätz nach Berlin mitbrachte. Der Betreffende hatte di« Schlacht bei Königgrätz mitgemacht und fand am Tage nach dem Kampf im Walde bei der österreichischen Festung einen jungen Fuchs, den er mitzunehmen und zu zähmen beschloß. Der junge Baterlandsverteidiger ließ dem Tier ein Halsband anfertigen, mit oben erwähnter Inschrift versehend. Die Zähmung des Fuchses war jedenfalls nicht ganz gelungen; bei günstiger Gelegenheit im Jahre 1867 gelang es ihm, vom Hofe zu entkommen und seitdem war er verschwunden.

Paris, 17. Nov. Ein verwegener Postdiebstahl wurde in der Rue d'Allemagne verübt: der Kutscher eines Post­wagens hatte in dem Postamt dieser Straße die versiegele ten Briefsäcke abgeholt, als ein Mann in der Uniform eines Postamtsdieners ihm atemlos nachstürzte, ihm mit den Worten :Es ist ein Irrtum vorgekommen. Sie haben einen falschen Briefbeutel mitgenommen!" einen dicken, umfang­reichen Sack übergab und statt desselben aus dem Wagen einen lediglich Geldbriefe enthaltenden Beutel hervorholte. Auf dem Hauptpostamt wurde alsbald festgestellt, daß der Kutscher einem frechen Gauner zum Opfer gefallen war, denn in dem unterschobenen Beutel befanden sich nur Pa­pierschnitzel. Die gestohlenen Briefe waren mit 42 000 Fr. deklariert. _

Vom Zarenbesuch in Paris. Alls Welt weiß

welch' ungeheure Anstrengungen die Franzosen machten, um ihren Kaiserlichen Gast festlich zu empfangen und zu bewirten und wie sie auch den geringfügigsten Einzel­heiten die größte Sorgfalt widmeten. So waren die Menus der offiziellen Diners in raffinierter Weise zusam­mengestellt und die Zubereitung der einzelnen Platten eine wahre Kunstleistung. Daß bei der Präparation Ver Gerichte auch Maggi's Suppenwürze vielseitige Verwendung fand, dürsre weniger bekannt sein, allein trotzdem manche unserer Leser und Leserinnen interessieren.

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Hiezu das UnterhaltungSblatt Nro. 45.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.

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