Amts- und Intelligenz -Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Dienstag 14. Juki

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1896.

auf denGesell­schafter" für das III.

werden noch überall angenommen; die bereits erschienenen Nummern werden nachgeliefert.

Amtliches.

Nachtrag zu den Bekanntmachungen des Oberamts vom 30. Mai und 22. November 1892, betr. die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe (Gesellschafter Nr. 66 und Nr. 138).

Die Bestimmung des vorletzten Absatzes in Ziff. II. der oberamtlichen Verfügung vom 31. Mai 1892, wonach der Verkauf von Lebensmitteln und sonstigen Bedarfsgegenständen für Reisende auf den Bahnhöfen durch die von den Eisenbahnbehörden zugelassenen Personen wie bisher gestattet worden ist, wird hie- mit durch folgenden Zusatz ergänzt:

Diese Ausnahme findet auf den Verkauf durch Automaten keine Anwendung.

Die Ortsvorsteher haben dies alsbald in orts­üblicher Weise bekannt zu machen.

Den 11. Juli 1896.

K. Oberamt. Ritter, A.-V.

Uebertragen: Die Schulstelle in Oberndorf, Bez. Welzheim, dem Unterlehrer Gottlieb Eisenmann in Ostels­heim, Bez. Calw, diejenige in Pinache, Bez. Knittlingen, dem Unterlehrer Gottlieb Günther in Trosstngen, Bez. Rottweil.

Gestorben: Karl Auch, Bezirksfeldwebel, a. D-, Rottenburg._

Tages-Weuigk eiten. ^ >

Deutsches Reich.

Nagold, 10. Juli. Das nächste schwäbische Turnfest (in Ravensburg) soll im Jahr 1897 abgehalten werden, weil voraussichtlich das deutsche Turnfest im Jahr 1898 in Hamburg stattfindet.

IO Nagold, 15. Juli. Gestern Nachmittag fand im Zellersaal nach mehreren Jahren wieder eine Konferenz von Jünglingsvereinen statt, zu welcher sich etwa 100 Jünglinge von Nagold, Calw, Alten­steig, Sulz, Rohrdorf, Herrenberg und Zwerenberg eingefunden hatten. Auch eine größere Anzahl von Gästen, sowie Bundesagent Mehmke von Stuttgart waren anwesend. Nachdem die Versammlung durch Gesang und Gebet eröffnet worden war, begann eine biblische Betrachtung, welche der Vorstand des hiesigen Vereins, Hrn. Stadtpfarrer Dieterle einleitete, indem er an der Hand von Ps. 1 den Jüngling mit einem Baum verglich, der grünen, blühen und Früchte tragen soll. Darauf begann der zweite, gesellige Teil. Treffliche Deklamationen, Gesangs- und Violinvor- träge wechselten miteinander ab. Auch wurden alle Anwesenden reichlich bewirtet. Herr Stadtpfarrer Dieterle gab noch einen interessanten Rückblick auf die Geschichte des Nagolder Jünglingsvereins. Dem­selben entnehmen wir, daß dieser Verein schon im Jahre 1857 von Dr. Zeller gegründet wurde, er ist also einer der ältesten des Landes. Besonders scheint damals schon ein reger Verkehr mit auswär­tigen Vereinen des Bezirks stattgefunden zu haben. Redner sprach den Wunsch aus, es möchte dieser Gedanke eines Bezirksvereins, der schon vor 30 Jah­ren bestanden habe, verwirklicht werden. Als be­sondere Vorzüge solcher regelmäßigen Zusammenkünfte wurden gegenseitige Aufmunterung und Stärkung hervorgehoben; hauptsächlich die ländlichen Vereine würden manche Anregung und Förderung erhalten. Nachdem nun der Bundesagent die Organisation eines Bezirksvereins noch näher ausgeführt hatte, wurde beschlossen, einen solchen zu gründen. Es soll

nun im Monat August eine Zusammenkunft stattfinden und zwar in Rohrdorf, wo erst vor drei Wochen ein Verein gegründet wurde. Befriedigt verließen alle Teilnehmer den Saal, herzlich dankbar für die Gastfreundschaft, die ihnen in hiesiger Stadt erwiesen wurde.

(*) Wildberg, 12. Juli. Ueber Unglücksfälle aller Art kann man gegenwärtig in allen Zeitungen lesen. Leider sind auch hier in letzter Zeit zwei solche Fälle vorgekommen. In dem einen Falle handelt es sich um eine Frau, welche ihre Bühnenstiege her­untergefallen ist. Dieselbe erlitt eine so schwere Verletzung am Kopfe, daß sie einige Tage bewußtlos war und ihr Leben in Gefahr stand. Glücklicher­weise hat sich aber ihr Zustand wieder so gebessert, daß man auf vollständige Genesung hoffen kann. Im andern Falle handelt es sich um einen 12 Jahre alten Knaben, welcher dem Ertrinken nahe war. Derselbe badete mit noch einigen Kameraden in der Nagold, geriet aber in eine starke Strömung und wurde von derselben eine große Strecke weit fortge- riffen. Als seine Kameraden die Gefahr bemerkten und selbst keine Hilfe bringen konnten, machten die­selben Lärm. Der in der Nähe arbeitende etwa 18 Jahre alte Zimmergeselle Werner von Sulz sprang dem Ertrinkenden zu Hilfe. Es gelang demselben auch wirklich und zwar mit nicht geringer Mühe, denselben dem nassen Elemente noch rechtzeitig zu entreißen, und auf das Trockene zu bringen. Ehre dem jungen.wackeren Lebensretter!

I^Sulz, 12. Juli. (Einges.) Am 2. Juli wurde die neuerbaute Straße von Sulz in das Nagoldthal durch Herrn Oberbaurat Granner aus Stuttgart, Herrn Straßenbauinspektor Fleischhauer aus Calw, Herrn Oberamtswegmeister Bausch aus Nagold, H. Geometer Gärtner aus Wildberg und den bürgerl. Kollegien übernommen; die Uebernahme fiel sehr günstig und ohne Receß aus. Nach derselben war ein Essen im Gasth. z. Löwen, Schultheiß Dengler dankte den Vertretern der K. Regierung sowie der Amtskorporation für ihre gütige Mitwirkung, sowie für die namhaften Beiträge im Namen der Gemeinde und wurde hiebei ein Hoch auf Se. Majestät dem König ausgebracht. H. Oberbaurat Granner toastierte auf H. Geometer Gärtner, Geometer Gärtner auf H. Oberbaurat Granner. Auch des H. Regierungs­rats Vogt in Reutlingen wurde gedacht, und von H. Straßenbauinspektor Fleischhauer ein Telegramm an denselben abgesandt, worauf anderntags die dan­kende Antwort brieflich eintraf. Mit diesem schloß die Feier.

Horb, 9. Juli. Frhr. v. Münch auf Hohen- Mühringen soll sich in eine Irrenanstalt zurückgezogen habe«, um sich noch einmal auf seinen Geisteszustand untersuchen zu lassen.

Stuttgart, 10. Juli. Gutem Vernehmen nach soll vom Ministerium des Innern demnächst eine prinzipielle Entscheidung in Sachen der fakultativen Feuerbestattung erfolgen und in Verbindung da­mit die Frage der Einrichtung eines Krematoriums in Stuttgart gelöst werden. Allem Anscheine nach zeigt sich das Ministerium der Bitte des hiesigen Feuerbestattungs-Vereins nicht abgeneigt.

Stuttgart, 10. Juli. Für das auf dem Leip­ziger Schlachtfeld zu errichtende Völkerschlachtdenkmal hat der König von Württemberg dem Patriotenbund 1000 überwiesen.

Pforzheim, 11. Juli. Der 16. badische Lan­desfeuerwehrtag nahm heute mit der Eröffnung der Außstellung für Feuerlöschwesen seinen Anfang. Der Eröffnung wohnten staatliche und städtische Ver­

treter an. Es erschienen viele Feuerwehren aus allen Teilen des Landes. Die Ausstellung ist gut beschickt.

Die liberale Presse kann garnicht Worte genug finden, um die Milde und Unzulänglichkeit des vom Disziplinarhof in Leipzig über Assessor Wehlan gefällten Urteils zu kritisieren. Die Strafe sei überhaupt keine Strafe, Amtsentsetzung wäre das mindeste gewesen, was den Beamten hätte treffen müssen, der eigentlich wegen seiner Ausschreitungen vor ein ordentliches Gericht hatte gestellt werden müssen, so geht es in einem Athemzuge fort. Es soll keinen Augenblick versäumt werden, daß diese Kritik ein gutes Teil Berechtigung hat, wenn man andererseits aber die schwierige Lage bedenkt, in die ein junger Beamter durch die Entsendung in eine kolonielle Stellung gerät, so wird man diese Milde des Gerichtshofes begreifen. Die Widerspenstig­keit der Eingeborenen, der Ehrgeiz große Erfolge zu erzielen und dazu die Uebertragung einer säst unbe­schränkten Machtbefugnis, das alles muß man er­wägen, um die Handlungsweise des Angeklagten zu verstehen und um sein Vorgehen, wenn auch keines­wegs zu entschuldigen, so doch gerecht beurteilen zu können. Der oberste Gerichtshof im Disziplinar­verfahren, dessen darf man sich mit Fug und Recht versehen, hat keine übertriebene Milde walten lassen sondern nach reiflichen Erwägungen auf eine, der Schwere der Schuld gerecht werdende Sühne erkannt, wenn er das Urteil der ersten Instanz aufrecht erhielt.

Frankfurt, 9. Juli. Der sozialdemokratische Theologe Theod. v. Wächter, von dem es dieser Tage hieß, er wolle zur pfarramtlichen Thätigkeit zurückkehren, sendet derFrkf. Z." aus Männedors bei Zürich folgende Zuschrift:Nach wie vor ver­trete ich stets in politisch-wirtschaftlichen Fragen das sozialdemokratische Programm, werde also mich nicht wieder in den Dienst der Staatskirche begeben, son­dern nur in unabhängiger Stellung meine christliche Ueberzeugung vertreten. Eine Wendung habe ich nur gegenüber dem Spiritismus durchgemacht, in­dem ich ihn über ein Jahr lang theoretisch und praktisch studierte und so dessen Gefährlichkeit für ein gesundes Geistesleben an mir selbst erprobt habe, weshalb ich ihn jetzt bekämpfen werde."

Lieutenant Eggers, dessen Tod dem in Han­nover wohnenden Vater, General Eggers, am 27. Mai durch eine Depesche des Generalkonsuls von Schuckmann aus Kapstadt gemeldet worden war, ist, neueren Nachrichten zufolge, doch vielleicht noch am Leben. Der Hann. Kur. schreibt: Ein am 18. Juni aus Kapstadt abgesandtes Telegramm des Generalkonsuls enthält die Mitteilung, daß Lieut. Eggers im Gefecht von Gobabis zwar durch einen die linke Brust durchbohrenden Schuß schwer ver­wundet und an den beiden ersten Tagen aufgegeben war, sich später aber besser befand.

Daß peue Forderungen für die Marine im Deutschen Reich bevorstehen, ist den Lesern durch die Wiedergabe der kaiserlichen Rede beim Stapel­lauf des PanzersKaiser Friedrich" bekannt geworden. Die Regierung sucht sich bereits das Zentrum und die Konservativen für ihre Pläne zu sichern und so hat der Staatssekretär des Reichsmarineamts, Admiral Hollmann, am Freitag den Reichstagsabgeordneten von Leipziger und Dr. Lieber, Führern der Konser­vativen und des Zentrums, die Werftanlagen in Wilhelmshaven zeigen müssen. Vorher haben sich die Herren bereits in Kiel einige Tage aufgehalten und werden sich nun wohl von der Notwendigkeit der neuen Forderungen überzeugt haben.