67.

1896.

Beilage zumGesellschafter".

Tages-Weuigkeiten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 9. Juni. In Nachstehendem geben wir unfern Lesern einen Ueberblick über die Ein­trittspreise in die Ausstellung für Elektrotechnik und Kunstgewerbe in Stuttgart: Tageskarte von morgens 7'/s Uhr an giltig 1.50 ^6, von morgens 9^2 Uhr an 1 ^ Ermäßigte Tageskarte von mor­gens 9'/2 Uhr an giltig 50 -H. Abendkarte für ge­wöhnliche Abende von abends 6 Uhr an giltig 50 ^f. Abendkarte für noch zu bestimmende Abende von 6 Uhr an giltig 30 wenn abends die Ausstellung geöffnet wird 1 Dauerkarten zum 7maligen Eintritt von morgens 9'/? Uhr an 5 Dauer­karten zum 20maligen Eintritt von morgens 9^ Uhr an 10 Es giebt dann noch Abonnementspreise ür einzelne Personen und Familien, doch werden olche auswärts wohl wenig benützt werden, so daß ie hier füglich weggelassen werden können. Unter Hinweis auf unsere in Nr. 63 und 64 ds. Blattes gebrachten Mitteilungen betr. Sonderzüge mit Fahr­preisermäßigung zur X. Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft vom 11.15. Juni, sowie des in heutiger Nummer ds. Bl. (s. unten) veröffentlichten Programms dieser Ausstellung bringen wir auch deren Eintrittspreise zur Kenntnis: Am Eröffnungstage der Ausstellung

3 am 12. und 13. Juni je 2 am 14. und 15. Juni je 1

Nagold, 9. Juni. Das genaue Programm für die landwirtschaftliche Ausstellung ist folgendes: Mitt­woch 10 Juni: Vorprüfung der Rinder, 12 Uhr Ordnerversammlung, 3 Uhr 1. Vorstandssitzung, 5 und 6'/s Uhr Richterversammlungen, Empfangsabend der Stadt Stuttgart im Stadtgarten, Donnerstag 11.: 12 Uhr Eröffnungsfeier, Vorführen der Pferde,

4 Uhr: 1. Gesamtausschußsitzung, Abends Gartenfest der Stadt Cannstatt beim Kursaal, Freitag den 12.; Vorführung der Pferde, Versammlungen 8 Uhr a) Ackerbau, b) Obst- und Weinbauabteilung, 1 Uhr: Saatgutabteilung und Landeskulturabteilung, 4 Uhr Geräteabteilung, Abends Festtheater und Fest auf der Silberburg. Samstag und Sonntag 13. und 14.: Vor- und Nachmittag: Vorführung von Gesamt­ausstellungen, der preisgekrönten Pferde und Rinder. Samstag 13. 3 Uhr: Sitzung der a) Dünger- und b) Tierzucht-Abteilung, 1 Uhr Haupt-Versammlung, Abends: Fest in der Liederhalle. Montag 15.: 9 Uhr: 2. Gesammtausschußsitzung und hierauf 2. Vor- standsfitzung. Bei der Versammlung von Wein­produzenten, die am Freitag den 12. früh 8 Uhr in, Bären in Cannstatt stattfindet, stehen folgende wich­tige Punkte zur Beratung: 1) Beratung und Pflege des Weins (Geh. Hofrat Dr. Nessler-Karlsruhe); 2) die Lederbeerenkrankheit der Rebstöcke (Referenten Professor Dr. Kirchner-Hohenheim und Privatdozent Dr. Behrens-Karlsruhe); 3) Abänderung des Reichs­gesetzes vom 20. April 1892 bezüglich Verkehr mit Wein (Referenten: Landgerichtsrats Dr. Weber-Kol- mar, Dr. Kulisch-Geisenheim, Gemeinderat a. D. W. Lutz und Weinhändler Laiblin von Stuttgart. In der Kosthalle der Ausstellung wird Württem­bergs Weinproduktion durch 34 Sorten von 22 Aus­stellern vertreten sein.

Stuttgart, 6. Juni. Zur Erleichterung des Besuchs der in der Zeit vom 6. Juni bis 30. Sept. 1896 in Stuttgart Ausstellung für Elektrotechnik und Kunstgewerbe sind durch Entschließung des Kgl. Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, Abteilung für die Verkehrsanstalten, vom 7. Febr. d. I. die folgenden Einräumungen genehmigt wor­den: 1) Auf die Dauer der Ausstellung berechtigen die im Binnenverkehr der württ. Staatseisenbahnea je am Mitwoch erstmals am 10. Juni nach Stuttgart Hauptbahnhof und Westbahnhof zu lösen­den einfachen Personenzugsfahrkarten III. Klasse auch zur Rückfahrt und zwar am Tage der Lösung und den nächstfolgenden 2 Tagen, sofern die Fahrkarten (auf der Rückreise) vor dem Antritt der Rückreise in der Ausstellung mit dem Ausstellungsstempel ver­sehen worden find. Ausgeschlossen von dieser Ein­räumung bleiben diejenigen Stationen, die weniger

Nagold, Donnerstag den 11. Äuni

als 20 Kilometer von Stuttgart Hauptbahnhof und Westbahnhof entfernt sind, sonach alle Fahrkarten III. Klasse, deren Preis weniger als 70 Pf. beträgt. Die hienach Mittwochs der Ermäßigung unterliegen­den, an Ausstellungsbesucher zu verabfolgenden Fahr­karten III. Klasse werden zur Kennzeichnung von der Ausgabestation mit dem Rückfahrtstempel versehen. 2) Bei gemeinschaftlichen Reisen größerer Gesell­schaften von mindestens 30 Personen in einer und derselben Wagenklasse wird ohne Beschränkung auf einen bestimmten Wochentag den die Aus­stellung besuchenden Teilnehmern, nach Abstempelung der Gesellschaftsfahrkarte in der Ausstellung, die Rück­fahrt auch einzeln gestattet und zwar ebenfalls am Tage der Lösung der Fahrkarte, oder an den beiden folgenden Tagen. 3) Behufs der Benützung von Schnellzügen sind auch bei den unter Ziffer 1 und 2 fallenden Reisen Schnellzugszuschlagskarten je für die Hin- und Rückfahrt zum vollen Preise zu lösen.

Stuttgarts. Juni. Die feierliche Eröffnung des Landesgewerbemusnnns und der Aus­stellung für Elektrotechnik und Kunstgewerbe fand heute vormittag von 1112 Uhr in Anwesen­heit der beiden königlichen Majestäten und allen zur Zeit hier weilenden Mitgliedern des kgl. Hauses in der prachtvollen König Karl-Halle des Landesge­werbemuseums statt. Nach kurzem Orgelspiel be­grüßte Prinz Herrmann zu Sachsen-Weimar die kgl. Majestäten mit einer Ansprache und schloß mit einem jubelnd aufgenommenen Hoch auf das Königs­paar, worauf die auf der Gallerte des 2. Oberstockes ausgestellte Musik die Königshymne spielte. Finanz­minister Dr. v. Ri ecke gab zunächst einen Rückblick auf die Schöpfungen weiland König Wilhelm 1., welcher die beiden Zentralstellen ins Leben rief und dann auf die Entstehung des jetzigen Baues unter dem vorigen König Karl, welcher Bau nunmehr unter der Regierung König Wilhelm II. zur glück­lichen Vollendung gelangt sei. Der Bau sei dazu bestimmt, die Arbeit und den Fleiß des Volkes auf den wirtschaftlichen Gebieten zu fördern und zu unter­stützen. Auf Befehl Sr. Majestät übergab er mit den besten Wünschen das Gebäude in die Verwaltung des Ministeriums des Innern. Fürst v. Zeil sprach namens der Stände, die ja die beträchtliche Summe für den herrlichen Bau verwilligt haben und schloß mit dem Wunsche, daß auch dem jetzigen König wie seinem verewigten Oheim, ein 25jähriges Regierungs­jubiläum vergönnt sein möge. Hierauf hielt der Staatsminister des Innern eine längere Rede und dankte zunächst dem König, welcher das schöne, von seinem Oheim begonnene Werk thatkräftig zu Ende geführt habe, den Ständen des Landes, welche die Mittel für den herrlichen Bau verwilligt haben, den noch lebenden und zum Teil verstorbenen Männern, welche in vieljähriger Arbeit die Sammlungen des Landesgewerbemuseums zusammengebracht, dem ge­nialen Baumeister, welcher in dem Bau eine Zierde der Stadt und des ganzen Landes geschaffen habe, den Künstlern und der Oberbauleitung sowie den Arbeitern aller Art, welche in 6jähriger Arbeit den Prachttempel der modernen Muse des Gewerbes und der Industrie durchgeführt und ausgeschmückt haben. Es folgte sodann die eigentliche Festrede durch den Präsidenten Dr. v. Gaupp, welcher eine ausführ­liche Geschichte der Entstehung und Fortführung der Sammlungen sowie der Bibliothek gab und dabei auch aller derjenigen Männer gedachte, die sich hie­bei besondere Verdienste erworben haben. Auch dieser Redner schloß mit dem Wunsche, daß diese Samm­lungen und diese Bibliothek immer mehr zur För­derung des Kunstgeschmacks im Gewerbe u. s. w. zur Vermehrung des Volkswohlstandes beitragen mögen. Als letzter Redner führte der Vorsitzende der Ausstellungskommission Dr. v. Jobst aus, wie die heutige Ausstellung schon vor 6 Jahren geplant worden und nunmehr zur glücklichen Ausführung ge­langt sei. Hier in diesem Hause wolle ein veredelter Geschmack allen Anforderungen der höheren Lebens­haltung Befriedigung geben, während im Stadtgarten die geheimnisvollen Naturkräfte Licht, Wärme und Energie spenden. Die Elektrizität soll nicht nur die Großindustrie, sondern auch die Kleingewerbe för­

dern und dem Handwerk seinen goldenen Boden wieder gewinnen. Neben der Elektrotechnik sei aber auch eine Blumenausstellung erstanden, welche das Auge erquickt. Die Ausstellung zeige rund 600 Aus­steller und zwar 260 in der Elektrotechnik, 210 im Kunstgewerbe, 70 in dem vom Stuttgarter Gewerbe­verein errichteten Gewerbedorf, 40 im Elektrizität - Haus, 30 bei der ersten der vier zu veranstalteten Gartenbauausstellungen. An überbautem Raum haben wir ca. 16 000 qm, also 2000 qm mehr denn im Jahr 1881. Für den Garantiefonds seien mehr als 500 000 ^ gezeichnet worden. Der Redner dankte dem König für die huldreiche und machtvolle För­derung des Unternehmens und die Uebernahme des Protektorats der Ausstellung; dem Protektoratsstell­vertreter Prinz Weimar, der Staatsregierung und speziell dem Minister des Innern, den bürgerlichen Kollegien und allen Ausstellern und bat schließlich Se. Majestät die Ausstellung für eröffnet zu erklären. Der König erklärte darauf die Ausstellung für er­öffnet. Unter den Klängen der Musik begann als­bald der Rundgang Ihrer Majestäten und der ganzen Festgesellschaft durch das neue Gewerbemuseum. Die Majestäten fuhren dann auch zur elektrischen Aus­stellung in den Stadtgarten, bezw. in die Gewerbe­halle; dort brachte Oberbürgermeister Rümelin ein Hoch auf beide Majestäten aus, in welches die im Stadtgarten versammelte Festgesellschaft, sowie das außerhalb harrende Publikum begeistert einstimmte.

Stuttgart, 6. Juni. Das Festmal bei Er­öffnung der Ausstellung. Präsident Jobst feiert König und Königin als die erhabenen Schützer und Schirmer unserer elektrischen Ausstellung, die, sobald sich eine Schwierigkeit in den Weg gelegt habe, dem Unternehmen huldvollst Schutz und Schirm angedeihen ließen; er glaube im Sinne der ganzen Versamm­lung zu reden, wenn er ein Hoch ausbringe auf das Erlauchte Königspaar. Präsident v. Gaupp begrüßt die von allen Gauen Deutschlands herbeigeeilten Ehren­gäste; er wisse, daß ein Gefühl der Verehrung und Dankbarkeit für den deutschen Kaiser erglühe und bringt ein Hoch auf Se. Maj. den deutschen Kaiser. Oberbürgermeister Rümelin: Als Jüngling mit weißem Haar habe Se. Hoheit Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar, dem Schwaben seine zweite Heimat geworden sei, sich in regster, werkthätiger Weise um den Fortgang und die Entwicklung der Ausstellung bemüht (noch gestern abend war er bis 2 Uhr in der Ausstellung) und trinkt sein Glas auf das Wohl des verehrten Stellvertreters des Ehrenprotektors. Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar freut sich, daß das unter dem Protektorat Se. Maj. des Königs jetzt zum guten Schluß gekommene Ausstellungsunterneh­men von allen Seiten Unterstützung und Wohl­wollen gefunden habe. Es sei in erster Linie die Arbeit, welche zu einem sochen Unternehmen ge­höre und in dieser Beziehung müsse er betonen, daß die Palme den freundlichen Ausstellern gebühre, denn was wäre eine Ausstellung ohne Aussteller. Der Oberbürgermeister habe in liebenswürdiger Weise seinen Dank für die schwachen Verdienste, die er an der Sache habe, hervorgehoben. Ihm sei Schwaben zur zweiten Heimat geworden und er sehe seinen Stolz darin, daß ihn in Stuttgart und ganz Würt­temberg jeder Württemberger mit Handschlag begrüße. Deswegen liege ihm am Herzen, daß die heutige Versammlung einstimme in den Ruf:Die Männer der Arbeit, die Aussteller sollen leben." Kommer­zienrat Pflaum: Der Kampf um das Zustandekom­men der Ausstellung sei ein ziemlich schwieriger ge­wesen. Die Hauptstütze der ganzen Arbeit habe in dem warmherzigen Entgegenkommen Sr. Exzellenz des Herrn v. Pischek bestanden, dem er hier an ge­gebener Stelle den besten Dank aussprechen wolle. Insonderheit habe dis große Summe, die die hohe Regierung und Stände für Prämierungen ausgewor­fen haben, den Grund gelegt, daß das Konnte mit Vertrauen an seine schwierige Arbeit herantreten könne. ^ Minister v. Pischek dankt für die liebens­würdige Ehrung, die seiner Person zuteil geworden seien und verbreitet sich in humorvoller Weise über die verschiedenen Ingredienzen einer Ausstellung. Er möchte der Ausstellung wünschen, daß sie in vollem