,on der Garnison auf den Schießplatz übersiedeln, und Samstags, da sie wieder dorthin zurückkehren, sowie Sonntags dem Verkehr sreigegeben; an den übrigen Wochentagen bleibt der Schießplatz vormittags von 6—12 Uhr und nachmittags von 2—6 Uhr gesperrt.
Pforzheim, 31. Mai. Ueber die furchtbare Familientragödie hier werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: Um 5 Uhr kam die von der Arbeit nach Hause heimkehrende Frau Ruf in ihre Behausung und fand die Wohnung verschlossen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, durch Einsteigen in die Wohnung zu gelangen, wurde ein Schlosser geholt, um die Wohnung aufzusperren. Ein furchtbarer Anblick bot sich den Eintretenden dar: hinter der Thüre des Schlafzimmers hingen die beiden ältesten Knaben, während der jüngste an dem Fenster aufgeknüpft war. Dem 11jährigen Emil waren die Hände auf den Rücken geschnürt und die Augen verbunden. Alle drei Kinder waren tot. Die von einem herbeigerufenen Arzte vorgenommenen Wiederbelebungsversuche blieben ohne Erfolg. Der Mörder war vorerst nirgends zu finden. Einzelne Personen erinnerten sich, daß sie ihn kurz zuvor auf der Straße gesehen hätten, wovon die inzwischen eingetroffene Polizei verständigt wurde. Eine Stunde später etwa wurde der Unmensch in der Lindenstraße, unweit vom Bahnhofe, gemächlich dahinschlendernd angetroffen und alsbals verhaftet. Ruf hat bei seiner Vernehmung ausgesagt, daß er mit vollem Bewußtsein und reiflicher Ueberle- gung seine Kinder umgebracht habe, jetzt aber „namenlose Reue" empfinde. Um die armen Kleinen sicher zu machen, spielte er mit ihnen „Blindekuh", und so ist zu erklären, daß der älteste und stärkste der Knaben die Augen verbunden hatte. Mit cynischer Offenheit gab die Bestie in Menschengestalt weiter an, daß er die Absicht gehabt, seine älteste Tochter, ein Mädchen von 13 Jahren, jedenfalls zu ermorden, hiezu aber keine Gelegenheit gefunden habe. Er hat versucht, das Mädchen in die Wohnung zu ziehen; aber das kräftige Kind riß sich los und eilte fort, um dis Mutter von dem sonderbaren Benehmen des Vaters zu benachrichtigen. Ueber die Beweggründe verlautet: Ruf war längere Zeit ohne Stellung und durch seine erfolglosen Bemühungen, ein neues Engagement zu erhalten, in seinem Gemüts tief heradgestimmt. Längst fiel er den Hausgenossen durch sein scheues und unstätes Wesen auf. Er lebte äußerst zurückgezogen und war nicht bösartig. Eigentliche Not war nicht vorhanden, da die Familie von privater Seite unterstützt wurde. Vor wenigen Tagen erst wurde Ruf mitgeteilt, daß Aussicht für ihn auf eine Stelle im städtischen Dienste vorhanden sei. Bor Jahren schon, als er damals ebenfalls beschäftigungslos war, fand seine Frau unter dem Kasten vier Stricke mit Schlaufen, die von Ruf zugestandenerweise bereitgelegt worden wareu, um seine Kinder zu erdrosseln. Kurz darauf fand er Stellung, und der Zwischenfall geriet bald in Vergessenheit; wenigstens nahm die Frau aus erklärlichen Gründen damals keine Veranlassung, Schritte zu thun, um sich und ihre Kinder sicherzustellen.
München, 29. Mvi. Rabeneltern unterstanden heute der Aburteilung durch das Schöffengericht. Die Metzgerseheleute Jakob und Katharina Bronnet mißhandelten bereits seit Jahren ihre nun fünfzehnjährige Tochter Franziska in geradezu unmenschlicher Weise, so daß das Kind körperlich vollständig zurückgeblieben ist. Schon vor mehreren Jahren war die Mutter wegen Verwahrlosung und Mißhandlung desselben Kindes mit 8 Tagen Gefängnis und 3 Tagen Haft vorbestraft. Das Kind wurde auch in letzter Zeit wieder von seiner unnatürlichen Mutter,
wie durch Zeugen nachgewiesen wurde, mit Holzscheiten, mit einem Stock, Schürhaken oder Strick fortgesetzt mißhandelt, daß daS Kind, als es dem Bezirksarzt zur Untersuchung vorgeführt wurde, über und über am Körper mit blutunterlaufenen Stellen und Striemen bedeckt war. Es wurden ihm ganze Büschel Haare ausgeriffen. Dazu mußte es trotz der kärglichsten und unappetitlichen Nahrung die schwersten Arbeiten verrichten. Daß bei einer solchen Mißhandlung schließlich das geängstigte Kind der elterlichen Wohnung fernblieb und bei fremden Lenten Schutz gegen seine Rabeneltern suchte, ist leicht begreiflich. So war das Kind Mitte Febr. wegen einer ihm von Seite seiner Mutter widerfahrenen Mißhandlung der elterlichen Wohnung ferngeblieben und nächtigte bei fremden Leuten. Als der Vater den Aufenthalt seines Kindes erfuhr, begab er sich in die Wohnung der Leute, bei denen das Kind sich befand, das dann mit aufgehobenen Händen bat, es doch nicht seinem Vater auszufolgen. Nach Hause, verbracht, wurde das Kind von dem eigenen Vater und einem Zimmerherrn mit einem Strick um beide Füße an einer Kommode angebunden und mußte in halb liegender, halb sitzender Stellung bis zum andern Morgen des andern Tages verharren, bis es einen unbewachten Moment benützte, seiner Fesseln sich entledigte und wieder bei fremden Leuten Schutz suchte. Noch bei der ärztlichen Untersuchung nach ein paar Tagen zeigte sich um den einen Fuß eine 1 Centimeter breite und 8 Centimeter lange Hautverfärbung als Folge dieser un- menfchlichen Behandlung. Die beiden Angeklagten leugneten die ihnen zur Last gelegte Mißhandlung ihres Kindes und wollen dasselbe ordentlich ernährt, anständig gekleidet, und nur in mäßiger Weise von ihrem Züchtigungsrecht gemacht haben, da das Kind diebisch, boshaft, überhaupt ein Ausbund der Menschheit sei. Die Zeugen sprechen sich über den Charakter des Kindes entgegengesetzt aus. Der Amtsanwalt beantragte gegen die Angeklagte Katharine Bronnet wegen der Körperverletzung 6 Monate Gefängnis und wegen der Verwahrlosung 4 Wochen Haft, gegen den Vater Jatob Bronnet 4 Wochen Haft, welche exemplarische Strafen vom Gerichte auch in Anbetracht der großen, an den Tag gelegten Rohheit und Grausamkeit ausgesprochen wurden. Außerdem wurde der Polizeidirektion die Ermächtigung zugesprochen, das Kind auf Kosten der unnatürlichen Eltern anderweitig unterzubringen.
Dr. Fritz Friedmann „auf Reisen". Man meldet aus Frankfurt a. M. vom 1. Juni: Der frühere Rechtsanwalt Dr. Fritz Friedmann traf gestern (Sonntag) abend Ivb/, Uhr mit dem Riedbahnschnellzuge von Straßburg hier ein und setzte seine „Reise" nach Berlin mit dem Schnellzuge über Kassel-Nordhausen um 11'/. Uhr fort. Friedmann war von zwei Feldgensdarmen begleitet und fuhr in einem Abteil dritter Klasse. Er inachte, obwohl seine Gesichtsfarbe etwas bleich war, keineswegs den Eindruck eines gebrochenen Mannes. Er unterhielt sich in ungezwungenster Weise mit seinen Begleitern und konnte sich rm Abteil frei bewegen. Als der Zug abfuhr, zog er die Vorhänge des Wagens zu und legte sich zum Schlafen nieder. Er trifft heute lO'/z Uhr auf dem Potsdamer Bahnhof in Berlin ein. Die „F.-Z." ergänzt ihren Bericht noch durch die Mitteilung, daß Friedmann in Begleitung eines Geheimpolizisten einen kurzen Gang in die Stadt machen durfte. Er trug dunkeln Anzug und hohen Hut, in der Hand hatte er eine kleine gelbe Handtasche und einen Regenschirm. Mit sichtlichem Behagen rauchte er im Wartesaal eine Zigarre und machte einen nichts weniger als einen gedrückten Eindruck. Zu einem Herrn, der ein Gespräch mit dem „interessanten" Häftling anknüpfte,
äußerte er: „Mehr als 2'/, Monate können sie mir ja doch nicht geben!" Er kennt sich aus. — Inzwischen ist aus Berlin die Mitteilung eingelaufen, daß Friedmann am Montag vormittag lO'/z Uhr dort eingetroffen und sofort ins Untersuchungsgefängnis überführt worden ist.
Das Mädchen mit der Maschine. Die Wochenschrift „Sport im Bild" schreibt: Folgende kleine Anekdote, welche man sich in radsportlichen Kreisen Kopenhagens erzählt, ist bezeichnend für die allgemeine Verbreitung des Fahrrades. Ein Dienstmädchen hatte dort bei einer anderen Herrschaft Dienst genommen und fragte brieflich bei dieser an, ob es ihr auch gestattet wäre, ihre „Maschine" mitzubringen. Die Herrschaft dachte dabei natürlich an eine Nähmaschine und gewährte die Bitte selbstverständlich. Doch wie erstaunte die gnädige Frau, als am festgesetzten Tag ihre neu engagierte Magd stolz auf dem Stahlroß daher kommt, um ihre neue Stellung anzutreten.
Landwirtschaft, Handel L Berkehr.
Stuttgart, 30. Mai. Bei der heutigen Ziehung der Stuttgarter Gemäldeausstellungs-Lotterie sielen die ersten 16, aus Gemälden bestehenden Gewinne auf folge Nummern: 2399, 3269, 6026, 6261, 6686, 18114, 20157, 20253, 22130, 22 797, 24 809, 30 842, 33028, 39 996, 41 661, 41832, 43024, 44842. Alle übrigen Gewinne bestehen aus Geldprämien von 10 ^ und 5 ^
Konkurseröffnungen: Christian Nieß, Flaschner in Göppingen; Rupert Zieber, Zimmermeister in Laup- heim: Karoline Nieder, geb. Mayr, Ehefrau des Seifensieders Joseph Nieder von Laupheim.
Briefkasten.
(Einges.) Die Badezeit ist herangerückt und mit ihr die Frage nach einem, den hiesigen Verhältnissen angemessenen Männerbad in der Nagold. Das bisherige war in einem jämmerlichen Zustand und ist glücklicherweise jetzt ganz eingegangen. An dessen Stelle nun einige nette Bade- kabinette mit Holzböden zu errichten, ist ein dringendes Bedürfnis und der Wunsch aller Beteiligten. An Verschönerungen ist in letzter Zeit lobenswertes geschaffen worden, so möge denn auch in sanitärer Beziehung das Notwendigste geschehen. Da wäre Gelegenheit für einen Lokalpatrioten dem wackern „Böstnger Bürger Wagner" nachzuahinen, indem er ein schönes Männerbad stiften würde — sollte sich ein solcher aber nicht finden, fo wären die Beteiligten gerne bereit, eine kleine Abgabe zur Be- streitung der Kosten zu entrichten. _
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8 liLmmgLrne, Iliebe, Velour, boöeii ete. ,u ssv diiiisstsn i-reisen.
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Hiezu Schwäbischer Landwirt Nr. 5.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.
Amtliche Md Primt-Sekarmtmachyngen.
Rohrdorf.
Liegenschafts-Verkauf.
Am nächsten Montag den 8. d. Mts., von nachmitt. 2 Uhr an, bringe ich sämtliche in Nr. 60 ds. Blattes beschriebene zusammen zu 4405 ^ taxierte Liegenschaft des im Konkurs befindlichen Johannes Rentschler, Bauers in Rohrdorf, für welche zusammen bis jetzt 3500 ^ geboten find, samt dem Ertrag auf dem Rohrdorfer Rathaus zum zweitenmal im öffentl. Aufstreich zum Verkauf, wozu ich Kaufsliebhaber einlade; auswärtige haben gemeinderätliche Vermögenszeugnisse neuesten Datums vorzulegen.
Nagold, den 2. Juni 1896.
Konkursverwalter: Gerichtsyotar Herrgott.
Revier Altensteig.
Brennholz-Verkauf.
Am Montag den 8. Juni, vormitt. 10 Uhr, auf dem Rathaus in Schönbronn aus Staatswald Buhler, Scheidholz: Rm. 204 Nadelholz-Anbruch, 220 Nadelreis auf Haufen, ferner 134 Rm. Stockholz.
llookroits-Karlen null -llriekk fertigt
Ä1« SiLvIrärikvIrsr«! Ü8. 81.
Nagold.
l) 6 lil(Ll 688 -
kakm-Ksse
von hochfeiner Qualität empfiehlt in Packetchen L 25
Stadtgemeinde Nagold.
KM-Namrnhch-Verkaus.
Vom Scheidholz kommen aus den Distrikten Galgenberq, Mittlerberqle Abt. Aendresle, Bühl Abt. Wäsle und aus Lemberg am
Freitag den 5. Juni
84 Stämme, meist Rottannene mit etlichen Forchen und zwar 55 Stück vom Lemberg einzeln, der Rest in 2 Losen zum öffentlichen Aufstreich. Hievon sind: 1. Langholz: 2 St. II., 22 St. III., 33 IV., 16 V. Claffe; 2. Sägholz: 8 St. II. und 3 St. III. Claffe, nebst 4 Forchenklötzen aus dem untern Härle (letztere wiederholt verkauft).
Die 2 Lose vom Galgenberg, Mittlerbergle und Wäsle wird auf Verlangen der Waldschütz vor dem Verkauf vorzeigen. Zusammenkunft für den ganzen Verkauf nachmittags 2 Uhr am Lemberg bei den Bierkellern.
Gemeinderat.
SSW
Stadtgemeinde Nagold.
Brennholz-Verkauf.
Aus dem Distrikt Killberg Abt. Molde, Buch,
Linsenweg, Dreispitz, Stubenkämmerle, Herrenwäldle,
Kreuztanne und Kazensteig kommen am
Montag den 8. Juni
zum Aufstreich: 40 Lose Nadel-Stockholz zur Selbst- ... . ^
aufbereitung durch die Käufer, sowie (wiederholt) 7 Rm. Laub- und Nadelholz-Prügel in Abt. Oelmühle und Helferwasen.
Zusammenkunft zum Borzeigen nachmittags 1 Uhr bei der Harzfabrik, um 2 Uhr im Linsenwegschlag, dagegen zum Verkauf erst um 4 Uhr auf der Freudenstädter Straße beim alten Kreuztannenfteinbruch.
Gemeinderat.