Heilbronn, 28. Mai. Ein 15 Jahr? alter Handlanger wollte gestern nachmittag seinem Leben durch Erhängen ein Ende machen. Er hatte nämlich in dem Zimmer, das er mit einem älteren Bruder teilt, an der Decke ein Waschseil befestigt und sich dann an die daran befestigte Schlinge gehängt. Als er jedoch merkte, daß die Sache ernst werde, besann er sich eines Besseren und schlüpfte wieder aus der Schlinge. Der Knabe gab als Grund zu der That Lebensüberdruß und gänzliche Verlassenheit an. Letzteres ist wohl richtig, denn eines Vaters erfreut er sich nicht und die Mutter sitzt in der Strafanstalt Gotteszell.
Waldenburg, 29. Mai. (Gut angelegte Erbschaft.) In dem Nachlasse einer bejahten Büglerin, die für arm gehalten wurde, fanden sich 796 ^ bar Geld, an verschiedenen Stellen wohl versteckt, wovon 430 ^ in einem Strumpf unter Lumpen. Das Geld bestand teils aus nagelneuen Münzen, die aber schon viele Jahre gelegen haben müssen. Außerdem hinterließ die sparsame Frau über 2000 ^ Spareinlagen. Den vier armen Enkeln ist die schöne Erbschaft zu gönnen.
Pforzheim, 30. Mai. Eine furchtbare Familientragödie ereignete sich heute nachmittag 5 Uhr in einem Hause der östlichen Karl-Friedrichstraße hier. Der schon seit längerer Zeit stellenlos« Kaufmann Philipp Ruf erhängte in Abwesenheit seiner Frau seine 3 Kinder im Alter von 4 bis 9 Jahren und entfernte sich dann aus der Wohnung. Vermutlich hat er Selbstmord begangen. Der Mörder scheint offenbar in einem Anfall von Geistesstörung, durch drückende Nahrungssorgen hervorgerufen, gehandelt zu haben. Wiederbelebungsversuche bei den armen Kindern blieben erfolglos. Die Aufregung ist hier eine ungeheure.
Mülhausen, 27. Mai. Ein Mord ist hier in der alten Arbeiterstadt gestern abend von einem 55 Jahre alten Mann, aus Enkenbach in der Pfalz gebürtig, an seiner Ehefrau begangen worden. Der Mann war schon seit Januar von seiner Frau getrennt und arbeitete in Westfalen. Seinem angeblichen Wunsche, daß die Frau ihm dorthin folgen sollte, wollte oder konnte diese, die hier einen kleinen Handel betrieb, nicht Folge geben. Schon seit acht Tagen ging der Mörder seinem Opfer mit einem großen Messer und einem Revolver bewaffnet nach. Gestern abend
kurz vor 8 Uhr drang er in die Wohnung seiner Frau und erstach sie mit dem Messer. Die Entrüstung der Nachbarn war so groß, daß sie denn Mann zu Tode geprügelt haben würden, wenn die Polizei ihn nicht abgeführt hätte.
Wiesbaden, 29. Mai. Eine häßliche Scene veran- laßte ein Lieutenant des badischen Infanterie-Regiments Nr. 142 in einem hiesigen Restaurant. Unmotiviert begann er einen Wortwechsrl mit dem ihn bedienenden Kellner, dem er auf seine Entgegnung, er fei auch Soldat gewesen und wisse wohl, was militärische Pünktlichkeit sei, unter den Worten: „Sie müssen nette Esel zu Vorgesetzten gehabt haben," die Speisekarte in das Gesicht schleuderte und obendrein noch mit der Hand in das Gesicht schlug. Der Streit, der damit in Thätlichkeit ausgeartet war, endete zu Ungunsten des Lieutenants, dem der Kellner in gerechtem Zorn eine gehörige Tracht Prügel verabfolgte. Der Geprügelte, dessen Begleiter schon vorher bis auf einen das Lokal verlassen hatten, wurde schließlich auf die Straße hinausbefördert. Dort angelangt, schlug er dem Wirt des Restaurants, der im ruhigen Gefprüche mit einem Herrn an der Thür seines Etablissements verweilte, mit einem Stocke über den Kopf. Ein Schlächter eilte dabei dem Wirte zu Hilfe und beide straften nun ihrerseits den sich wie toll Gebärdenden ab, der schließlich in zerfetzten Kleidern seinen Heimweg antrat. Der Vorfall wird hier lebhaft besprochen.
Hannover, 29. Mai. Bor der hiesigen Strafkammer begann heute die Verhandlung gegen den Redakteur Schüler, welcher angeklagt ist, den Krregsminister, eine Anzahl Offiziere und den Offiziersstand im allgemeinen durch Broschüren beleidigt zu haben. Mehrere Offiziere sind als Zeugen vorgeladen. Der Kriegsminister ist vom persönlichen Erscheinen entbunden und vorher kommissarisch vernommen worden. Die Verhandlungen werden mindestens zwei Tage in Anspruch nehmen.
Brüssel, 27. Mai. Der verhaftete frühere Polizeikommissär Alexander Courtois ist nunmehr trotz seines Ableugnens vollständig überführt, die Ermordung und Beraubung der Baronin Herry in der Nacht vom 25. zum 26. April verübt zu haben. Außer der von Courtois selbst zugestandenen Thatsache, daß er am Tage nach der
Mordthat die bei der Baronin geraubten Wertpapiere in der Wechselstube Raes veräußerte, fand man in der Wohnung des Polizeikommissärs den Hausschlüssel der Ermordeten und schließlich bei einer genauen Leibesuntersuchung des Courtois ein Paar diamantene Ohrgehänge, die der Baronin Herry gehörten. Schließlich verriet Courtois Geliebte, Katharine Coosemans, ihren Freund, indem sie gestand, daß Courtois mit seinem Bruder Adolf, einem ganz verkommenen Menschen, den Raubmord an der Baronin Herry verübt habe. Courtois und sein Bruder schlichen sich nachts mittelst des erwähnten Hausschlüssels in das Wohnhaus der Baronin ein. Adolf Courtois erwürgte die eben aus dem Schlafe erwachende 80jährige Dame, worauf die beiden Brüder den Geldschrank hinausbeförderten. Ueber die Teilnahme Courtois an dem Juwelendiebstahl beim Grafen von Flandern, sowie an 5—6 anderen Mord- thaten besitzt der Untersuchungsrichter zwar kein Geständnis, aber doch schwerwiegende Beweise. So verfügte Courtois nach dem Juwelendiebstahl über große Geldsummen, deren Herkunft er nicht aufzuklären vermag. Andererseits ist festgestellt, daß Courtois sich anläßlich aller Mordthaten, die ihm zur Last gelegt wurden, dazu drängte, daß ihm als Polizeikommissär die Ausforschung der Mörder übertragen werde. Selbstverständlich gelang es ihm niemals, die Schuldigen zu ergreifen. Infolge dieser „Ungeschicklichkeit" wurde Courtois aus dem Geheimpolizeidienst versetzt, und seither war es in Brüssel mit der Sicherheit der Mörder und Diebe zu Ende!
Nom, 29. Mai. Der Gutsbesitzer Placido Rossi auf Cartel Giuliano nächst Bracciano wurde von dem bewaffneten Briganten Faltorino gestellt und aufgefordert, sein Geld herzugeben. Statt einer Antwort erschoß Rosst den lange gesuchten Briganten durch zwei Schüsse.
Newy ork, 29. Mai. Genauen Berichten zufolge wurde die Zahl der durch den Ciklon iu St. Louis getöteten Personen zu hoch angegeben. Es steht fest, daß 500 Personen getötet wurden, doch läßt sich die Zahl derer, die noch unter den Trümmern liegen, nicht angeben.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiserffchen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.
Revier Nagold.
Gras-Verkauf
von einigen Wegen der Hut Rohrdorf am Mittwoch den 3. Juni, nachmitt. 1 Uhr, auf dem Schloßberg bei der schönen Eiche.
Amtliche rmd Primt-Gekarmtmachrmgen
Oberjettingen —
Rinde-Verkauf.
Am Dienstag den 2. Juni, nachmittags 2 Uhr, verkauft die Gemeinde
27V Büscheln eichene Rinde
im Ort beim Rathaus.
rucht-Markt
vom 6. Juni d. I. wird an dem am
Freitag d. 5. Juni 1896
stattfindenden
Wehmarkt »dg-ham».
Nagold, den 30. Mai 1896.
Stadtschultheißerminl:
B r o d b e ck.
Sladlgemeinde Wagold.
UM-Äammhch-Verkauf.
Nagold.
Empfehle:
Dame»-,
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Herren- u. Knaben-Slrohhüte
zu de» billigsten Preisen. WL in der hintern Gaffe.
Vom Scheidholz kommen aus den Distrikten Galaenberq, Mittlerbergle Abt. Aendresle, Bühl Abt. Wäsle und aus Lemberg am
Freitag den 3. Juni
84 Stämme, meist Rottannene mit etlichen Forchen und zwar sisi Stück vom Lemberg einzeln, der Rest in 2 Losen zum öffentlichen Aufstreich. Hievon sind: 1. Langholz: 2 St. H., 22 St. III., 33 IV., 16 V. Masse. 2. Sägholz: 8 St. II. und 3 St. III. Masse.
Die 2 Lose vom Galgenberg, Mittlerbergle und Wäsle wird auf Verlangen der Waldschütz vor dem Verkauf vorzeigen. Zusammenkunft für den ganzen Verkauf nachmittags S Uhr am Lemberg bei den Bierkellern.
Gemeinderat.
Nagold.
Perdezahn-MaiS Iu.,
8ss1«iekön ungsi-., Hankamsn rui- 8sat
wieder eingetroffen bei
Nagold.
iopha mit 6 Sesseln
wie neu, wegen Raummangel billig AN Verlaufen. Wo? — sagt die Redaktion.
Nagold. ^
Vorrätig ist:
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dnrch Stuttgart.
Mit Illustrationen und einer Ueber- sicht der Ausstellungen und Festver- fammlungen von 1396 mit den vrrsch. Programmen, einer Ansicht der Sängerfesthalle und 2 Spezialplänen.
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>V. Lnisvr'soiw
LuolilmiiälunA.
Hautkranke.
Lange Jahre litt ich an einer gefährlichen Hautkrankheit, den Flechten, und konnte von keiner Seite geholfen werden. Ich habe alles mögliche aufgeboten, viele Medrcin und Salben gebraucht, aber alles vergebens. Durch eine sehr zu empfehlende innere Kur des Herrn Ed. Padberg in Dortmund bin ich jedoch endlich davon befreit worden, und fühle ich mich wie neugeboren. Aus tiefstem Herzensgründe danke Ich dem Herrn Padberg für die vorzügliche Heilung. Wo ich nur kann werde ich Ihn empfehlen. E. Fiscuö, Cöln.
Gegen 50 Pfg. in Briefmarken vers. meine Schrift (Beschreibung der Flechtenkrankheit.) franko. Ed. Padberg, Dortmund.