Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Donnerstag 28. Mai

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1896.

Amtliches.

Straßensperre.

Die neuerbaute Vizinalstraße von Sulz ins Nagoldthal ist wegen Einwalzens der Straße vom Mittwoch den 27. d. Mts. an auf die Dauer von 14 Tagen für den Verkehr gesperrt.

Nagold, 26. Mai 1896.

_ K. Oberamt. Ritter, A.-V.

Bekanntmachung.

Mit Rücksicht auf die weitere Ausdehnung der Maul- und Klauenseuche in der Gemeinde Ebhausen ist verfügt worden, daß Wiederkäuer und Schweine ohne ausdrückliche oberamtliche Genehmigung aus dem Gemeindebezirk Ebhausen nicht ausgeführt und Wiederkäuer und Schweine durch den Gemeindebezirk Ebhausen nicht durchgetrieben werden dürfen.

Eine Zuwiderhandlung gegen die ergangenen Anordnungen, sowie die Unterlassung oder Verspätung der Anzeige von Seuchenausbrüchen würde nicht nur Bestrafung, sondern auch den Verlust der Entschä­digung für an Maul- und Klauenseuche gefallenes Rindvieh nach sich ziehen.

Nagold, den 26. Mai 1896. _ K. Oberamt. Ritter, A.-V.

Bekanntmachung.

Nachdem die Gefahr der weiteren Verbreitung der Maul- und Klauenseuche sich gesteigert hat, wird das Umhertreiben von Rindvieh und Schweinen im Hausierhandel innerhalb des Oberamtsbezirks Nagold auf Grund des H 20 Abs. 2 des Reichsviehseuchen­gesetzes bis auf Weiteres verboten.

Nagold, den 26. Mai 1896.

_ K. Oberamt. Ritter, A.-V.

Bekanntmachung.

In Bern eck ist die Maul- und Klauenseuche wieder erloschen.

Nagold, den 26. Mai 1896.

_K. Oberamt. Amtmann Schüller.

Die Schwurgerichtssitzungen pro II. Quartal 1896 werden in Tübingen am Montag, den 15. Juni 1896, vorm. 9 Uhr eröffnet. ___

Nach den festgestellten Reiseplanen der K. Oberersatz-

kommissionen finden die Vorstellungen der Militärpflichtigen zur Aushebung im Jahr 1896 an folgenden Tagen statt: am 27. und 28. Mai in Herrenberg, am 29. und 30. Mai in Nagold, am 1. und 2. Juni in Calw, am 3. und 5. Juni in Neuenbürg und Leonberg, am 23., 24. und 25. Juni in Reutlingen, am 26. und 27. in Rottenburg, am 30. Juni, 1. und 2. Juli in Tübingen, am 17. und 18. Juli in Horb, am 20. und 21 . Juli in Freudenstadt. _

Das Kriegsministerium beabsichtigt, eine Anzahl Zug-

und Reitremonten für die Königliche Feldartillerie frei­händig durch eine besondere Kommission im Lande aufkaufen zu lassen und zwar von morgens 8 Uhr ab am 30. Juni in Ravensburg, am 1. Juli in Leutkirch, am 2. Juli in Waldsee, am 3. Juli in Saulgau, am 4. Juli in Herren­berg, unter folgenden Bedingungen: 1) Die Pferde müssen als Stangenpferde mindestens 1,60, als Reit- und Vorder­pferde mindestens 1,52 Meter Stockmaß haben, im Alter von 46 Jahren stehen und nach Knochenstärke, Form und Gang sich zu Artillerie-Pferden eignen, also Zugfähigkeit und Beweglichkeit verbinden. 2) Hengste, Spitzhengste, träch­tige Stuten, Schimmel und Falben sind vom Ankauf aus­geschlossen. 3) Der Ankauf erfolgt in erster Linie von inländischen Züchtern und Pferdebesitzern. Die Abstammung der Pferde ist durch Deckschein nachzuweisen. 4) Der Ver­käufer hastet für die gesetzlichen Gewährsmängel (Regie­rungsblatt vom 4. Februar 1862). 5) Die angekauften Pferde werden sofort gegen bare Bezahlung abgenommen. Jedem Pferd ist eine Trense und ein Halfter mit je 2

Miirttemkrrgi sicher Landtag.

Nach den vom Minister v. Pischek am Mittwoch ge­machten Mitteilungen ist der durch die Ueberschwemmung entstandene Gesamtschaden im Bezirk Balingen auf 2 Millio­nen Mark berechnet worden. Die Ergebnisse der Samm­

lungen der Private beliefen sich auf 774000 Von den von den Ständen zur Verfügung gestellten außerordentlichen Mitteln im Betrage von 400000 sind noch 5639 12 zur Verfügung. Das Haus hat gegen das vorgelegte Rechnungsergebnis nichts zu erinnern. Zur Beratung kam sodann die Interpellation Egger, betr. das Verbot des Waldbetretens seitens der Leseholzsammler in einzelnen Revieren Oberschwabens, worauf Minister v. Riecke eine entgegenkommende Antwort gab, indem er mitteilte, daß das Verbot im Weingartener Forst z. B. schon am 15. Mai aufgehoben worden ist. Ferner wurde der Antrag Dentleru. Gen.: 1) Die Regierung um Einbringung eines Gesetzes zu bitten, welches die Verwendnng von Malzsurro­gaten bei den Bierbrauereien verbietet, 2) die Eingabe des landwirtschaftlichen Bezirksvereins Horb, betr. das Verbot der Verwendung von Hopfensurrogaten, zur Debatte gestellt. Der Abg. Tag (Vp.) will Reis unter den Malzsurrogaten nicht inbegriffen wissen. Die Anträge der Kommission gehen dahin, Antrag 1 der Regierung zur Kenntnisnahme und Antrag 2 der Regierung zur Erwägung mitzuteilen. Beide Anträge fanden Annahme. Es folgt der letzte Punkt der Tagesordnung: Fortsetzung der Beratung über die Lehrer­petitionen. Es entspinnt sich eine längere Debatte über die Schulaufsicht, woraus Präsident Payer einen Antrag von den Abgg. Sachs und v. Geß zur Verlesung bringt. Derselbe lautet: dem Anträge des Prälaten v. Sandberger zuzustimmen bis zu den Wortenzu belassen" und dann sortzufahren, dabei aber auszusprechen, daß in Gemeinden mit größeren Schulkomplexen die Ortsschulaufsicht einem oder mehreren Ortsschulaufsehern, welche die Befähigung zu einem Kirchenamt nicht haben, oder einem Geistlichen, der kein förmliches Pfarramt bekleidet, übertragen werden kann. Der Antrag Sachs und v. Geß wird mit Mehrheit angenommen, damit kommt der Antrag der Kommission in Wegfall. Nächste Sitzung morgen vormittag 9 Uhr.

Donnerstagfitzung. Fer-Abg. Kiene erklärte zu Beginn der Sitzung, daß die Justizgesetzgebungskommission sich nicht mit der Petition der Verwaltungsaktuare beschäftigen könne, weil dieselbe mit dem zu erwartenden Gesetzentwurf über die Ortsvorsteherwahlen, sowie mit dem bürgerlichen Gesetz­buch in Verbindung steht. Bei der Fortsetzung der Beratung der Lehrerpetitionen wurde nach längerer Debatte, bei wel­cher Kiene im Namen des Zentrums für die Beibehaltung der geistlichen Bezirksschulaufsicht eintritt, diese Frage durch Majoritätsbeschluß in dem Sinn erledigt, daß die Bezirks­schulaufsicht fachmännisch gebildeten Männern im Haupt­amt übertragen werde. Auf jede einzelne Ziffer der heute beratenen Anträge einzugehen müssen wir leider wegen Mangel an Raum verzichten. Schließlich wurde noch der Kommissionsantrag angenommen, der Erwägung der K. Regierung anheimzugeben, in welcher Zeitfolge die gestellten Anträge in einer den Kräften des Landes entsprechenden Weise ihrer Verwirklichung entgegengeführt werden sollen. Nächste Sitzung Freitag vormittag N/z Uhr.

Deutscher Reichstag.

Dienstagsitzung. Geh.-Rat Kaiser begründet den Nachtragsetat für die Schutztruppe von Südwestafrika. Er verweist auf die Unvollkommenheit der Verbindung mit Südwestafrika, indem die Depeschen über Kapstadt gehen. Zum Aufstand der Hottentotten und Hereros wirkten viel­leicht die Meldungen aus Transvaal und der Sieg der Abessynier mit. Die geforderten 2 Millionen sind das Mindeste. Die 400 Mann, die nach der Vorlage aufge­stellt werden sollen, können hoffentlich am 31. d. M. von Hamburg abfahren. Im südwestafrikan. Schutzgebiet leben MO Deusche; wertvolle Guanofelder sind neu entdeckt wor­den, die deutschen Kapitalanlagen dort mehren sich. Es ist falsch, zu sagen, wir schützen dort nur englische Inte­ressen. Die Aufrechterhaltung der deutschen Herrschaft dort hat auch ein allgemein politisches Interesse. Die verb. Regierungen sind der Ansicht, daß wir unfern Besitz nie aufgeben werden. Richter (Frs. V.-P.) bekämpft die For­derung. Man solle die ganze geträumte Herrlichkeit be­graben. Graf Arnim (Reichsp.) bezeichnet die Annahme der Vorlage als Notwendigkeit gegenüber denen, welche ganz Südafrika für ihre kolonisatorische Thätigkeit mono­polisieren wollen. Stattssekretär v. Marsch all verliest auf Anfrage die kurzen telegraphischen Berichte über diel Bestrafung des deutschen Kapitäns und des deutschen Arztes in Hongkong, weil sie sich auf eine Insel begeben hatten, deren Betreten verboten ist und weil sie Photographieap­parate mitführten. Ausführliche Berichte seien abzuwarten. Die Nat.-Lib., die Antisemiten, das Zentrum und die Kon­servativen geben eine kurze Zustimmungserklärung zur Vor­lage ab. Damit schließt die erste Lesung. Die Vorlage wird in zweiter Lesung debattelos gegen die Stimmen der Linken angenommen. Zur 3. Lesung wird eine besondere Sitzung auf nachm. 4 Uhr anberaumt. Bei der 3. Be­

ratung der Vorlage, betr. den Tarif auf dem Kaiser Wil­helmskanal, erklärt Staatssekr. v. Bötticher auf Anregung Jebsens (ntl.), der Tarif sei verbesserungsfähig; die derzeit tagende Kanalkommisston werde hoffentlich die richtigen Gesichtspunkte geben. Der Winterzuschlag rechtfertige sich durch die Mehrkosten wegen der Eisbrecher und der Per­sonalvermehrung. Die Durchfahrt gewähre im Winter an sich größere Vorteile gegenüber der Bahn. Auf eine An­frage betont Redner, man könne die niederländische Flagge nicht ohne jede politische Veranlassung von der deutschen Küstenschifffahrt ausschließen. Der Kanal sei neidlos allen Völkern geöffnet, wie der Kaiser bei der Eröffnung her­vorgehoben; man könne ein einzelnes Land nicht abweichend behandeln. Nach kurzer weiterer Debatte wird die Vorlage endgiltig angenommen. In der auf 4 Uhr anberaumten besonderen Sitzung wird die Nachtragsforderung für Süd­westafrika debattelos in dritter Lesung angenommen. Das Haus vertagt sich hierauf auf Dienstag den 2. Juni.

Tages-Mmigkeiten.

Deutsches Reich.

ss. Nagold, 26. Mai. Morgen verläßt uns der seitherige Lehrer unserer kleinsten Mädchen. Hr. Kleiner, um sein erstes Definitivum in Enders­bach bei Waiblingen zu übernehmen. Was er hier während seiner 3jährigen Wirksamkeit an den Schü­lerinnen der zwei ersten Schuljahre geleistet, wie er seinen Beruf aufgefaßt und die Kleinen mit außer­ordentlich viel Liebe und Geduld unterrichtet hat, das kam am letzten Freitag abend bei seinem Ab­schied, (der auf Wunsch des Scheidenden nur im Kreise von Freunden und näheren Bekannten gefeiert wurde) in schöner, herzlicher Weise zum Ausdruck. Die anerkennenden Worte aus dem Munde des Ortsschulinspektors und des Stadtvorstandes, sowie des H. Prof. Wetzel, welcher im Namen der Eltern sprach, zeigte, wie die fleißige und treue, wenn auch noch so stille Arbeit der Schule vollauf gewürdigt wird. Den Scheidenden begleiten unsere aufrichtigsten Glückwünsche zu seinem ferneren Wirken; der Ge­meinde Endersbach aber gratulieren wir zu ihrem neuen Lehrer.

Nagold, 26. Mai. (Verkehrsmitteilung.) In Folge der Sonntagsruhe im Eisenbahngüterver­kehr liegt es im Interesse der Beschicker der Stutt­garter Messe, welche am Montag den 1. Juni be­ginnt, die für die Frühjahrsmesse bestimmten Güter, insbesondere Möbelsendungen thunlichst bald der Eisenbahn zur Beförderung zu übergeben.

* Nagold, 26. Mai. Holzbildhauer Euting von hier ist Pfingstmontag Abend auf dem Heim­weg von Unterschwandorf beim sogen. Winterbrückle in die Waldach gefallen und ertrunken. Der Ver­unglückte hinterläßt eine Witwe mit 4 unmündigen Kindern.

t. Altensteig, 26. Mai. Der Personenver­kehr auf hiesiger Station war über die Pfingstfeier- tage ein sehr reger. Kleinere und größere Gesell­schaften hatten sich als Ziel ihres Ausflugs unsere Stadt ersehen. So kamen am Pfingstsonntag gegen 40 Mitglieder des Heilbronner Turnerbundes hier angefahren, um nach eingenommenem Frühstück im Gasthausz. Traube" eine Wanderung über Kälber­bronn zur großen Tanne und weiter nach Freuden­stadt zu machen.

<Einges.) Emmingen, 26. Mai. Der als Aus­sichtspunkt bekannteKühleberg" bei Emmingen (627ni über dem Meeresspiegel) soll nun auch einen längst projektierten Aussichtsturm bekommen. Eine Anzahl Nagolder Herren hat im Interesse der Sache am Pfingstmontag bereits an Ort und Stelle eine Be­sichtigung vorgenommen, und wie wir hören, wolle der hiesige Gemeinderat in anerkennenswerter Weise den für den Turm nötigen Grund und Boden un-