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82 . Zakraana
Amt»- unä IntelligeaMatt für äen Aezirsi.
Erscheint Dienstag, Donnerstag L Kamstag.
Die Einrückungsgebühr beträgt S ^ p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
Dienstag, äen 21. Juni 188?.
Abonnementspreis halbjährlich 1 <^> 80 durch die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in
ganz Württemberg 2 70 H.
Einkallung zum Abonnement.
Wir bitten unsere bisherigen Abonnenten, höflich um Erneuerung ihrer Bestellungen für das mit dem 1. Juli beginnende Abonnement, halb- oder vierteljährlich.
Der vierteljährliche Abonnementpreis beträgt für die Stadt (ohne Trägerlohn) bei wöchentlich dreimaligem Erscheinen nur 90 durch die Post bezogen samt Lieferungsgebühr im Bezirk ^ 1. 15., sonst in ganz Württemberg 1. 35.
Zu weiterer Beteiligung ladet sreundlichst ein
öie Weöcrktion.
Amtliche Wekanntmachirngen.
Die Arntskörperschasts- und Gemeinde-iener
erhalten in Gemäßheit des K 10 der K. Verordnung vom 22. Februar 1841 (Reg.-Bl. S. 83) die Weisung, künftig in allen ihren Kostenzetteln über amtliche Verrichtungen, für welche sie zur Anrechnung von Taggeldern befugt sind, die aufgewendete Zeit nach Stunden anzugeben.
Calw, den 16. Juni 1887. K. Oberamt.
Supper.
Die Lchrrltheißermmter
erhalten die Nr. 10 des Amtsblatts des K. Steuerkollegiums von hier aus und haben für deren Aufbewahrung in der Gemeinderegistratur Sorge zu tragen. Dieselbe enthält:
1) einen Erlaß des K. Steuerkollegiums vom 27. Mai d. I., Ziffer 556, nach welchem sämtliche Kulturveränderuvgen, welche auf das Steuerkataster Einfluß haben, in Zukunft in das Güterbuchsprotokoll aufzunehmen sind;
2) einen Erlaß derselben Behörde vom 27. Mai d. I., Ziffer 554. Nach diesem Erlaß sind die zahlreichen Kulturveränderungen, welche sich anläßlich der neuen Grundsteuereinschätzung ergeben haben, und, wenn kein Anstand obwaltete, in das Güterbuch eingetragen worden sind, auch noch, wo es nicht schon geschehen ist, in die Güterbuchsprotokolle als Anfall von 1887/88 aufzunehmen.
Nach Ergänzung des Güterbuchsprotokolls haben die Gemeinderäte bis 15. August d. A. dem Oberami bis Zahl derjenigen Kulturveränderungen anzuzeigen, bei welchen der Eintrag in die vom Oberamtsgeometer zu
Feuilleton. ^Nachdruck »erböte».,
Schloßzauöer.
Novelle von Kmlk Mschkau.
(Fortsetzung.)
Weihnachten war vorüber, die strenge Kälte war geschwunden und eine leise Ahnung des Frühlings huschte durch den Wald. Der warme Föhn wehte seit mehr als einer Woche, der Schnee war längst geschmolzen und aus den tieferen Thalgründen brachten die Bauernjungen kümmerlich aussehende, aber um so lieblicher duftende Veilchen aufs Schloß. Johanna war seit ein paar Tagen sehr verstimmt und so schroff gegen Tini wie nie vorher. Diese wieder ließ sich von ihrer leidenschaftlichen Natur zu Entgegnungen Hinreißen, die sie später, wenn ihr Blut abgekühlt war, selbst bedauerte, die aber das Verhältnis um so peinlicher gestalteten. Uebrigens tröstete sich Tini mit dem Gedanken, daß Fernegg nun bald kommen muffe — er wäre ein Narr gewesen, wenn er ihren Brief, der ihm den Gemütszustand Johannas in lebhaften Farben schilderte und ihm glänzende Hoffnungen vormalte, anders beantwortet hätte als mit der That, die sie ihm anriet: nach Wildenstein zu eilen, sich im Park zu verstecken und dann Johanna zu überraschen. Daß ein solches Unternehmen Erfolg haben mußte, daran zweifelte sie nicht im geringsten. Das einzige Mittel, einen solchen Trotzkopf zu beugen, war Sturm, Ueberrumpelung, — o, sie hatte es ja erfahren, wie heiß Leidenschaft aufflammen kann und wie sie Alles, Alles vergessen macht, wenn sie das Blut wie Feuerströme durch die Adern jagt und Hirn und Nerv mit wilder Glut berauscht. Wenn Fernegg nur kühn war, dann mußte das Werk gelingen, und es machte ihr jetzt doppelt Freude, wo sie danach dürstete, diese stolze Seele ein wenig gedemütigt zu sehen. Und als sie eines Tages wieder den Thurm bestieg und mit dem Fernrohr die Gegend absuchte, da sah sie ihn wirklich kommen — genau wie sie's ihm vorgeschrieben hatte; auf dem Feldweg, der drüben zwischen Wiesen und dann an dem Berghang dahin führte. Dann verschwand er in dem
fertigende Uel erficht, sowie der Kartennachtrag noch im Rückstand ist. Sind sämtliche Veränderungen bereits in die Ecgänzungskarten übertragen, so ist Fehlanzeige zu erstatten.
Calw, den 17. Juni 1887. K. Oberamt.
Supper.
Bekanntmachung,
betr. den Umtausch der Schuldverschreibungen des gekündigten 4V2pro;entigen ivürttembergischen Staatsanlehens vom 1. Januar 1877.
. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung des ständischen Ausschusses und des K. Finanzministeriums vom 14. Juni d. I., betreffend die Kündigung bezw. Umwandlung des 4>/2prozentigen württembergischen Staatsanlehens vom 1. Januar 1877 in ein 4prozentiges Staatsanlehen (Staatsanzeiger Nr. 137), werden die Besitzer von Schuldverschreibungen des gekündigten Anlehens darauf hingewiesen, daß von dem den Gläubigern eiugeriinmteu Recht zum Umtausch der gekündigten Schuldverschreibungen gegen Schuldverschreibungen des gleichen Nennwerts eines 4prozentigen württembergischen Staatsanlehens zum Kurse von 101 50 Pf.
nur binnen der auf den 20. Juni bis 1. August d. I.
festgesetzten Konversionsfrist Gebrauch gemacht werden kann.
Zur Erteilung von Auskunft über die näheren Bedingungen des Um- ^auschs ist die Unterzeichnete Nnmeldestell- bereit, von welcher auch Formulare zu Anmcldeverzeichnissen unentgeltlich bezogen werden können.
Hirsau, den 18. Juni 1887.
K. Kameralamt.
K e m m e l.
Urteil im Aanäesverratsprozeß.
L6. Leipzig, 18. Juni. Lange vor Beginn der Sitzung war der geräumige Verhandlungssaal bis auf den letzten Platz vom Publikum gefüllt. Ganz besonders zahlreich waren wiederum die Damen erschienen. Die hiesige Garnison war durch eine größere Anzahl höherer Offiziere vertreten. Gegen 3 / 4 I 2 Uhr wurden die Angeklagten hereingeführt. Sie schienen zum Teil in recht heiterer Stimmung zu sein.
Kurz nach 12 Uhr trat der Gerichtshof ein. Unter lautloser Stille verkündet der Herr Präsident das Urteil.
dunklen Tannenforst — in wenigen Minuten konnte er im Park sein. Wie ihr Herz klopfte — ihre Schläfen pochten! Warte nur, warte — jetzt ereilt Dich Dein Schicksal !
Es war die Stunde, um welche Johanna ihren Morgenspaziergang zu machen pflegte. Sie besah zuerst die Pflanzen des Glashauses die der Gärtner heute in die warme Sonne gestellt hatte, und schritt dann tiefer hinein in den Park. Da und dort blieb sie stehen und bettachtete einen Baum, für den sie besonderes Interesse hegte, oder sah den Meisen zu, wie lustig sie an den Bäumen emporkletterten. So kam sie bis an den Zaun, der den Park vom Walde trennte, und da — da stand plötzlich Fernegg vor ihr.
Sie erbleichte und umfaßte im ersten Schreck eine Tanne, als sollte diese ihr Schutz gewähren.
„Fliehen Sie nicht, Baronesse, und fürchten Sie nichts", sagte Fernegg ruhig. «Ich mußte Sie so überfallen, weil Sie mich doch nicht vorgelassen hätten und weil es Dinge giebt, die man nicht schreiben kann. Und es ist ein sehr ernstes Wert, das ich Ihnen zu sagen habe. Nichts von meinen Gefühlen für Sie — ich ehre die Ihren. Ich will Sie nur warnen, und so ungern ich diesen Schutt gethan habe — es war doch die Pflicht eines Ehrenmannes, ihn zu thun."
„Warnen?" fragte sie erstaunt. Ich wüßte nicht, woher mir eine Gefahr drohen sollte."
„Die gefährlichsten Schlangen sind diejenigen die man am Busen nährt. Ich warne Sie vor Ihrer Cousine, ich flehe sie an, entfernen Sie dieses — dieses Weib aus Ihrer Nähe. Daß Sie so mißtrauisch sein können gegen uns Männer und doch so vertrauensvoll gegen ein Weib, das nicht verdient, die gleiche Luft mit Ihnen zu atmen!"
„Sie übertreiben", erwiderte Johanna. „Ich habe allerdings seit einigen Tagen Ursache, ihr lebhaft zu grollen, und habe sogar an eine Trennung gedacht, obwohl eine solche mir — und ich glaube, auch ihr — nicht leicht fallen würde."
„Das gab Ihnen Ihr guter Engel ein."
* Nein man soll nicht strafen, ehe man einen Versuch zur Besserung unternommen hat, und ich glaube, daß ich sie auf den rechten Weg zurückführen werde.