Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

^ 8 .

Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Don­nerstag und Samstag, und kostet Viertel­jahr!. hier (ohne Trägerlohn) 80 I, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1.20 ^ Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Dienstag 21. Januar

Insertions-Gebühr für die Ispaltige Zeile

aus gewöhn!. Schrift bei einmaliger Ein­rückung 9 ^s, bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1896.

Amtliches.

Die Ortsvorsteher

werden beauftragt, die von ihnen auf Grund der Anweisung zur Ausführung der Bestimmungen über die Sonntagsruhe (M.-A.-Bl. 1895 S. 60 ff.) nach dem Formular, Anlage 2 (8. I. Ziff. 6, letzt. Abs.) und Anlage 3 (8. V. Ziff. 6, Abs. 2) zu führenden Ver­zeichnisse umgehend im Original als portopflichtige Dienstsache hieher vorzulegen.

Die in der nächsten Zeit etwa erteilten Bewilli­gungen sind vorzumerken und in die Verzeichnisse nach deren Rückkunft nachträglich einzutragen.

Nagold, den 17. Jan. 1896.

K. Oberamt. I. V.: Schüller, Amtm.

Kekarmtmach««g.

Nachdem die Maul- und Klauenseuche in Noth­felden ausgebrochen ist, wird das Treiben von Rind­vieh, Schafen und Schweinen außerhalb der Feld­markgrenzen von Nothfelden und das Durchtreiben dieser Tiere durch den Scuchenort, sowie die gemein­schaftliche Benützung von Brunnen und Tränken daselbst bis zum 31. ds. Mts. verboten, auch die Weggabe von Magermilch aus der Sammelmolkerei Nothfelden in der Art beschränkt, daß nur solche Milch weggegeben werden darf, welche zuvor aus mindestens 100° C. erhitzt worden ist.

In den gefährdeten Gemeinden Mindersbach und Pfrondorf wird auf die gleiche Zeitdauer das Treiben von Rindvieh, Schafen und Schweinen außerhalb der Feldmarkgrenzen und das Durchtreiben dieser Tiere durch diese Orte verboten.

Dabei w.ed wiederholt darauf hingewiesen, daß die Unterlassung oder Verspätung der Anzeige von Seuchenausbrüchen und die Zuwiderhandlung gegen die ergangenen Anordnungen nicht nur Bestrafung, sondern auch den Verlust der Entschädigung für an Maul- und Klauenseuche gefallenes Rindvieh nach sich zieht.

Nagold, den 17. Januar 1896.

K. Oberamt. I. V. Schöller, Amtm.

Bekanntmachung.

Die am 11. d. M. (Gesellschafter Nr. 5) an­läßlich des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche über die Gemeinden Schönbronn und Effringcn ver­hängten Maßregeln bleiben bis zum 31. d. Mts. in Geltung.

Nagold, den 20. Januar 1896.

K. Oberamt. I. V.: Schüller, Amtm.

Uebertragen: Die Schulstelle in Warth dem Unter­lehrer F. Mitschelen in Ehningen bei Böblingen.

nur das Kleingewerbe, das Handwerk. Abgg. Clemm (ntl.) und Schall (kons.) sind für die Resolution, möchten aber nicht zu viel reglementiert wissen. Abg. Schmidt-Elber­feld (frs.) weist auf die Schwierigkeiten einer genauen Kon- trole der Hausindustrie hin, die man nicht übersehen dürfe, Abg. Werner (Ansis.) ist für die Resolution, die hierauf angenommen wird.

Am Donnerstag begann der Reichstag die Beratung des Antrages Kanitz auf Einführung eines Reichsmono- poles für ausländisches Getreide, der nun zuin drittenmale den Reichstäg beschäftigt. Abg. Graf Kanitz (kons.) weist auf die Not des Bauernstandes hin, der bei den ruinösen Preisen mit Verlust produzieren müsse. Auch Handel und Gewerbe litten darunter, günstigere neue Handelberichte seien wohl bestellte Arbeit. Gegen die Handelsverträge verstoße der Antrag nicht, es werde auch nicht so schwer sein, mit den anderen Staaten deswegen eine Vereinbarung zu erzielen. Ebensowenig sei der Antrag sozialistisch. Et­was müsse zu Gunsten der Landwirtschaft geschehen. Staats­sekretär von Marschall antwortet, die Regierung habe volles Interesse für die Landwirtschaft, und wie die gemachten Vorlagen beweisen, nicht nur Worte, sondern auch Thaten. Die Handelsverträge haben die Lage für die Landwirtschaft nicht verschärft, sie bewahrten nur unsere Industrie vor dem Ruin. In Frankreich habe man Zollerhöhungen für Getreide beschlossen, trotzdem sei das letztere in Köln teurer wie in Paris. Keine Regierung habe eine Handelskammer ersucht, zu Gunsten der Handelsverträge zu berichten. Wir müssen auch an unsere Ausfuhr denken, die ebensogut natio­nale Arbeit ist, wie die der Landwirtschaft. Der Antrag Kanitz ist von den Regierungen genau erwogen; er ist un­möglich, weil er mit den Handelsverträgen absolut unver­einbar ist. Er ist auch praktisch undurchführbar. Wenn der Bauer wüßte, wie viel Schwierigkeiten mit dem Anträge verbunden sind, würde er nicht mehr daran denken. Was wir den Landwirten thun, können wir anderen nicht vor­enthalten, dann müßten wir auch den Arbeitern Normal­löhne gewähren. Wir werden überall eingreifen, wo nötig, und damit sicherer zum Ziele kommen, als mit Ihrem An­träge. Wenn die besitzenden Klassen das Beispiel der Genüg­samkeit geben, dann wird der gute Eindruck und die Er­kenntnis nicht ausbleiben, daß alle Kreise des Volkes den gleichen Schutz des Staates haben. (Lebhafter Beifall links, zischen rechts). Abg. Graf Galen (Ztr.) bezeichnet den Antrag als unannehmbar für seine Partei, welche ihn ein­stimmig ablehne; auch die Verweisung des Antrags an eine Kommission lehne sie ab. Rickert (sreis.) bekämpft in scharfen Ausdrücken den Antrag und bestreitet einen all­gemeinen Notstand der Landwirte. Abg. Graf Bismarck empfiehlt den Antrag im Interesse der kleinen Leute. Hie­rauf erfolgt Vertagung um 6 Uhr abends bis Freitag. Das Haus war gut besetzt.

Ländern einer unbegrenzten Achtung vor deutscher Größe und Macht begegnen. Wie lange haben sich das unsere Väter in tiefer Brust ersehnt, was jetzt aus Schutt und Trümmern, größer und fester denn je erstanden ist. Es bedurfte der Niederwerfung eines Genies, wie das des corsischen Eroberers Na­poleon I, um nichts weiter zu gewinnen als eine Kleinstaaterei, die aber endlich in dem großen Kriege 1870/71 gegen das zweite französische Kaiserreich ihr Ende finden sollte. Am 18. Jan. 1871 war es, als König Wilhelm von Preußen, dem ruhmreichen Sieger, von deutschen Fürsten und Völkern einmütig die Kaiserkrone angeboten wurde. (Von hier ab geben wir die Rede nach dem Wortlaut. D. Red.) In dem prächtigen Spiegelsaale des Schlosses zu Versailles, in demselben Saale, von dem so viele Pläne der Schwächung und Verkleinerung Deutsch­lands ausgegangen, fand am 18. Jan. 71 die feier­liche Verkündigung dieses denkwürdigen Ereignisses statt. In Gegenwart einer großen Anzahl deutscher Fürsten und Fürstensöhne, der ruhmvollen Führer und zahlreicher Abordnungen des sieggekrönten Heeres, der ersten Würdenträger Preußens und des nord­deutschen Bundes und von hervorragenden Vertretern der Südstaaten verlas der Bundeskanzler Graf B i s- marck, man kann wohl sagen einer der Haupt­schöpfer des Einigungswerkes, die Proklamation an das deutsche Volk, rief der Großherzog von Baden unter dem Jubel der Umstehenden ein dreimaliges Kaiser Wilhelm I lebe hoch! Kaiser Wilhelm aber gelobtein deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schützen, den Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands, gestützt aus die Kraft seines Volkes, zu verteidigen. Zugleich bat er Gott, daß er ihm und seinen Nachfolgern an der Kaiser­krone verleiheallezeit Mehrer des Reiches zu sein nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gaben und Gütern des Friedens, auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." Was der greise Herrscher denn ihr müßt wissen, er war schon 73 Jahre alt, als er das neue Amt über­nahm was er da sprach, das hat er gehalten. Der Kaiser, der als kranker gebrochener Mann bei Sedan seine Krone verlor, hatte einst das Wort ge­sprochen : Das Kaiserreich ist der Friede und Krieg auf Krieg folgte im zweiten franz. Kaiserreich. Das

Deutscher Reichstag.

Am Mittwoch verhandelte der Reichstag über den Antrag Hitze (Ztr.) betreffend den gesundheitlichen Ar­beiterschutz, sowie betr. Erhebungen wegen Schutzes der jugendlichen und weiblichen Arbeiter der Hausindustrie. Ter Antragsteller wünscht vor allen Dingen einheitliche Verordnungen des Bundesrals über die Ausführung der tztz 120 a bis o der Gewerbeordnung, die vom Schutz von Gesundheit und Sittlichkeit der Arbeiter handeln. Heute sind diese Verordnungen erst teilweise vorhanden. Unter- staatssekrelär Loh mann verspricht, daß der Bundesrat sich dieser Angelegenheit demnächst zuwenden werde; bisher sei er durch die Ausführung der Sonntagsruhe noch zu sehr .in Anspruch genommen gewesen. Abg. Hössel (freikons.) empfiehlt die vortrefflichen Schutzbestimmungen, die für Arbeiterinnen im Elsaß bestehen. Abg. M o lkenbuhr (Soz.) wünscht Schutzmaßnahmen im Interesse der Sittlichkeit, Einschronlung der langen Arbeitszeit und strenge Kontrolle der Hausarbeit. Abg. v. Stumm (freikons.) hat an und für sich nichts gegen die Resolution, erachtet aber die Kla­gen, die laut wurden, für übertrieben. Eine umsichtige Thälixkeit der Verussgenrssenschast genüge durchaus. Tie Arbeitszeit möge man in Ruhe lassen, sonst schädige man

Tages-Aeuigkeilen.

Deutsches Reich.

* Nagold, 18. Jan. Wie allüberall in deutschen,

Landen, so wurde auch hier der 18. Januar als! deutsche Kaiserreich aber ist der Friede, ist der Hort nationaler Jubiläums- und Festtag in würdigster! des europäischen Friedens geworden und geblieben Weise begangen. Die beiden höheren Anstalten, Latein-j bis auf diesen Tag. Als im März 1888 Deutsch­und Realschule, hatten sich vormittags 10 Uhr im Alands erster Kaiser heimging zu seinen Vätern, da Zeichensaal des Mädchenschulhauses zu gemeinsamer folgte ihm des deutschen Volkes Liebling,unser Fritz" Feier vereinigt, zu welcher sich eine größere Anzahl als Friedrich III. Mit Wehmut nur kann ich dieses

Eltern von Schülern und Freunde der beiden Schulen eingefunden hatten. Es war eine Freude, den ver­sammelten Schülern anmerken zu können, daß sie die Bedeutung der Feier voll erfaßt hatten; sie legten in verschiedenen vorgetragenen Liedern und von pa­triotischem Feuer eingegebenen Deklamationen beredtes Zeugnis davon ab, daß sie diesen Tag mit Freude und Begeisterung begeben. Ist ja doch ihnen zur Frucht gereift, was ihre Väter unter schweren Kämpfen gegen alle Unbilden der Zeitläufte errungen halten! Herr Präzeptor Thier er hatte die dankenswerte und schöne Aufgabe, ihnen und allen Anwesenden

hehren Fürsten gedenken, von dem das deutsche Volk so viel erwartete, der dem Werk seines Vaters nament­lich auf den Gebieten nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung ein teures Vermächtnis war und der ach so früh! ins Grab sank. Jetzt leitet die Geschicke Deutschlands dessen Sohn Wilhelm II. Vor 4 Jahren war es, da stand ich ihm bei seiner Anwesenheit in Stuttgart auf keine 2 Schritte gegenüber und als ich in sein Auge schaute, da war es mir, als ob dies eine kraftvolle Persönlichkeit wäre. Und unwillkür­lich mußte ich jener beiden großen Hohenzollern ge­denken, die in gleicher Jugend zum Thron gelangt

ein Bild zu entwerfen von der Entstehung des, und von denen der eine den preußischen Staat ge- deutschenVaterlandcsanfangsindüsterenFarben bis! schaffen, der andere ihn unter den niedrigsten Ver- zur lichtvollen Abtönung gehalten das jeden be- hältnissen zur europäischen Großmacht emporgeführt geistern mußte. Wenn man^ bedenkt, so führte der i hat, ich mußte gedenken der merkwürdigen Gestalten

Redner etwa aus, daß der Deutsche früher im Aus­lande nur Achselzucken begegnete, so muß es uns jetzt mit Stolz und Freude erfüllen, wenn wir in allen

des großen Kurfürsten Friedr. Wilhelm I und des großen Preußenkönigs, des alten Fritz, die beide je über 4^,r Jahrzehnt zum Segen Preußens regiert.