eingeschlossen. Die Zahl der Teilnehmer beträgt bereits 19.

Stuttgart, 1. Nov. Wie man vernimmt, will das Zentrum im VII. Wahlkreis wie das letztemal, so auch diesmal den Landgerichtsrat Gröber als Zählkandidaten ausstellen. Dadurch würde der Be­zirk eine seltene Fülle von Kandidaten erhalten, nämlich 5: 1) Gültlingen, 2) Schuster und die 3 Zählkandidaten Schmid, Gröber und Benz. Das Leitorgan des Zentrums hat schon früher bemerkt, daß es nicht unwahrscheinlich sei, daß das Zentrum hier bei einer Stichwahl den Ausschlag gebe. Die Zahl der Zentrumswähler ist übrigens im Bezirk sehr bescheiden; bei den letzten Reichstagswahlen entfielen 193, und bei den heurigen Landtagswahlen in allen 4 Bezirken 286 Stiminen auf das Zentrum.

(Schw. B.)

Nach demSchwarzwälder Boten" soll seitens der deutschen Partei die Kandidatur für den 12. Reichstagswahlkreis dem Landtagsabg. Stadtschult­heiß Sachs in Crailsheim angeboten werden.

Karlsruhe, 31. Okt. Der Großherzog ernannte folgende Mitglieder der ersten Kammer: Ober­landesgerichtspräsident Schneider, Präsident des Ver­waltungsgerichtshofes Joos, den Gesandten am bayerischen und württembergischen Hofe, Frhrn. v. Bodmann-Forettohof, Geheimen Hofrat Engler, Geh. Kommerzienrat Dissens in Mannheim, Kommerzien­rat Sander in Lahr, Kommerzienrat Scipio in Mann­heim, den Präsidenten der Handelskammer, Fabri­kanten Krafft in Schopfheim.

Der elsässische Reichstagsabgeordnete Preiß veröffentlicht in derStraßb. Post" folgende Erklärung: Ich habe selbstverständlich nicht gesagt, wir schauen nach Frankreich und fordern es gewisser­maßen zu gewaltthätigem Vorgehen auf; darin würde eure Aufreizung zum Kriege liegen, die mir nie in den Sinn gekommen ist. Wer mich kennt, weiß, daß ich der Anwendung von Gewaltmitteln niemals das Wort reden werde, sowie daß ich den Chauvinismus, mag er aus französischer oder auf deutscher Seite sich geltend machen, nicht aufstachele, sondern bekämpfe. Ich habe nicht gesagt, die gegenwärlige Lage sei nicht der Friede; das wäre widersinnig und bedarf keiner näheren Widerlegung. Niemals weder in Wort noch That, habe ich jemanden zu der Annahme Veran­lassung gegeben, daß wir geneigt sein könnten, uns von auswärts beeinflussen zu lassen; wir haben unsere Parole weder von Paris noch von Berlin, wir ent­schließen uns nach unserer eigenen Ueberzeugung. Das klingt ja alles recht gut und schön; es würde aber noch besser und schöner klingen, wenn Herr Preiß sich an die Notwendigkeit, das PariserPetit Journal" zu berichtigen, nicht erst durch den Staats­anwalt hätte erinnern lassen.

Berlin, 31. Okt. Nach demBeobachter" beabsichtigt ein in Berlin viel verbreitetes Blatt sich vollständig aus den Standpunkt der Deutschen Volks­partei zu stellen und als ein Organ derselben ihre politischen und volkswirtschaftlichen Grundsätze ener­gisch zu vertreten. Die mit der Leitung der Deutschen Volkspartei vereinbarte Erklärung werde das Blatt demnächst mitteilen. (Es dürfte sich um dieVolksz." oder dieBerliner Ztg." handeln.)

Berlin, 1. Nov. Der Reichstag wird auf den 3. Dezember einberufen. Die amtliche Bekannt­machung erfolgt heute.

Berlin, 1. Nov. Der König von Portugal wird heute abend um 61 r Uhr mit Sonderzug auf der Wildparkstation eintreffen und vom Kaiser unter Entfaltung aller militärischen Ehrenbezeugungen empfangen werden. Der König nimmt im Neuen Palais Wohnung.

Der Bund der Landwirte will den Versuch machen, sich auch die bayerischen Bauernvereinigungen anzugliedern. Im Laufe des November wollen die Herren v. Ploetz und v. Manteuffel in München eine Versammlung abhalten, die den Anschluß der ober- und niederbayerischen Landwirte bezwecken soll. Die gleiche Agitation ist in verschiedenen bayerischen Provinzen in Aussicht genommen. Bei der Eigenart der bayerischen Bauernbündler dürfte dieser Versuch ebenso resultatlos verlausen, wie die Reise des Hrn. v. Plötz nach dem Rheinland und Westfalen.

Oesterreich-Ungarn.

Prag, 1. Nov. Im Städtebezirk Saaz-Postel- berg wurde der Deutschliberale Sch Ücker zum Reichsratsabgeordneten gewählt.

Frankreich.

Paris, 31. Okt. Der neue Spionenprozeß, der gestern zur Verhandlung kommen sollte, ist ver­tagt worden. Das Ehepaar Schwartz wird nun erst am Samstag vor dem Pariser Zuchtpolizeige­richte erscheinen, weil die im letzten Augenblick be­hördlich angestellten Verteidiger Ferree und Neboul sich die paar Tage ausgebeten haben, um überhaupt die Akten studieren zu können.

Paris, 30. Okt. Die deutsche Kolonie veran­staltet am 6. Nov. zu Ehren des Grafen zu Münster, welcher an dieffm Tage sein lOjähriges Jubiläum als kaiserlicher Botschafter in Paris feiert, im Hotel Continental ein Festessen.

Paris, 31. Okt. Zwei pensionierte französische Offi­ziere in Angers sollen ein wunderbares, neues Gewehr ent­deckt haben, welches bei einer Schwere von 7 Pfund und einer Laufdicke von 6 Millimetern noch auf 6 Kilometer einen Mann tötet. Das französische Kriegsministerium, das anfangs das ihm gemachte Angebot abgewiesen habe, soll sich nunmehr doch ernsthaft mit derErfindung" befassen.

Paris, 1. Novbr. Das Ministerium ist folgendermaßen gebildet: Bourgeois Inneres und Präsidium, Ricard Justiz und Kultus, Cavaignac Krieg, Lockroy Marine, Berthelot Unterricht, Do um er Finanzen, Gujot-Dessainge Arbeiten, Mesurer Handel, Combes Kolonien. Die Mi­nisterien des Auswärtigen und für Ackerbau sind noch zu besetzen.

Italien.

Rom, 30. Okt. Einer Meldung zufolge soll der Papst beschlossen haben, die frühere Residenz der Päpste in Südfrankreich, in Avignon, wieder herzustellen, wozu die Summe von 7 Mill. Lire erforderlich sein soll.

Rom, 1. Nov. Agenzia Stefani meldet aus Massauah: General Baratieri ist unter lebhaften Kundgebungen, auch der eingeborenen Bevölkerung, in Massauha wieder eingezogen. Infolge des Sieges von Dcbraoilat, der Verfchauzungen von Maknile und der Festsetzung der Italiener in Tigre ist die Wiederaufnahme des Handels im Innern gesichert.

Rom, 2. Novbr. Das gestrige Erdbeben hat größeren Schaden angerichtet, als anfänglich ange­nommen wurde. Die Sternwarte und das eolls^luin romunum zeigen große Risse.

Rom, 2. Nov. Wie in hiesigen unterrichteten Kreisen verlautet, ist die italienische und deutsche Regierung bemüht, aus vertraulichem Wege die Ge­gensätze zwischen Rußland und England auszugleichen. Diese Bemühungen sollen Aussicht auf Erfolg haben.

Ro m, 2. Nov. Die vatikanische Presse bespricht die Haltung des Papstes in der armenischen Frage und sagt, der Papst habe durch seinen Einfluß beim Sultan sehr viel zur Annahme der Vorschläge der Mächte beigetragen. Das Amt eines Schiedsrichters habe der Papst abgelehnt.

Rußland.

Der Kaiser von Rußland hat nunmehr, wie der Petersburger Korrespondent derFranks. Ztg." mitzuteilen in der Lage ist, endgültig bestimmt, daß die Krönung in Moskau am Donnerstag den 18./30. Mai, staltfinden soll. Diese Bestimmung soll auch keine Aenderung erfahren, selbst wenn der jetzige Thronfolger, der jüngere Bruder des Kaisers, im Lauf der nächsten Monate sterben sollte. Der letzte, sehr heftige Blutsturz hat die Kräfte des jungen Großfürsten ganz gebrochen, und die Aerzle scheinen der Meinung zu sein, daß es kaum gelingen werde,! ihn länger als bis zum Frühling am Leben zu er-! halten. Sollte der Tod des Großfürsten noch vor l der Krönung eintreten, so würden die Feierlichkeiten > weniger glänzend und die Zahl vielleicht auch etwas! beschränkt werden. !

Petersburg, 2. Nov. Die Berichte über den Großfürsten Thronfolger werden täglich ernster. Der f Kranke ist durch Blutauswurs geschwächt und muß ' das Bett hüten. ^

England. !

London, 1. Nov. DerStandart" meldet, der j chinesische Gesandte in London überwies gestern unter! großem Ceremoniell dem Vertreter Japans 50,000 (?) i Taels von der russisch-chinesischen Anleihe. Das f

Geld bleibt auf der Bank von England. i

Kleinere Mitteilungen.

Ebingen, 1. Nov. Aus Meßstetten kommt die l schreckliche Kunde von einem Vatermord, lieber den Vor- > fall wird demSchw. B." mitgeteilt: Am Montag war i der 58 Jahre alte I. G. Roth bei einer Hochzeit dort als Musikant thätig. Sein 18jähriger Sohn war Brautführer. In der folgenden Nacht scheinen die beiden zu Hause in

Streit geraten zu sein, wobei der Vater von seinem Sohne ums Leben gebracht worden ist. Ob durch Erschlagen oder Abstürzen ist noch nicht festgestellt. Der Sohn ver­steckte den toten Vater im Stalle und gab den Leuten, die nach dem Verbleib desselben frugen, die Auskunft, sein Vater sei auf dem Biehhandel im Oberland. Der Land­jäger in Oberdigisheim schöpfte jedoch Verdacht, er forschte nach und fand heute früh den Leichnam. Der jugendliche Verbrecher ist verhaftet. Die Aufregung bei der Ortsein­wohnerschaft ist groß.

Stuttgart, 31. Okt. Ein hiesiger Briefmarkenhändler, Redwitz, hat die Briefmarkensammlung des Ermordeten bulgarischen Premierministers Stambuloff erworben; diese Nachricht dürfte für Briefmarkenfreunde von Interesse sein.

Stuttgart, 31. Okt. Von unbekannter Hand ging dem Finanzministerium dieser Tage eine defraudierte Steuer­summe an direkten Steuern im Betrag von 1980 ^ zu.

Stuttgart, 29. Okt. Es kommt gewiß nicht alle Tage vor, daß eine Staatsanwaltschaft sich genötigt sieht, den Angeklagten gegen den Strafkläger in Schutz zu nehmen. Ein solcher Fall trug sich in diesen Tagen vor dem hiesigen Schöffengericht zu, wo die Ladnerin eines Zigarrengeschäfles sich wegen Eingriffen in die Ladenkasse zu verantworten hatte. Die Beweisaufnahme ergab, daß das Mädchen außer freier Kost nur einen Monatsgehalt von 10 ^ be­zogen hatte. Infolgedessen führte der Staatsanwalt gewiß nicht mit Unrecht aus, daß die moralische Schuld an dem Vergehen des Mädchens eigentlich dem klägerischen Geschäfts­inhaber zuzuschreiben sei. Die ganze Strafe des Mädchens bestand darin, daß die erlittene Untersuchungshaft als volle Sühne für ihr Vergehen betrachtet wurde.

Ludwigsburg, 31. Okt. Am 29. d. M. hat der Ge­meinderat Wyrich in Thamm einen Selbstmordversuch geinacht, indem er sich die Pulsadern an beiden Armen öffnete und sich mittelst eines Rasiermessers einen tiefen Schnitt in den Hals beibrachte, ohne aber seinen Zweck vollständig zu erreichen. Durch das Dazwischenkommen seiner Angehörigen ist einer Verblutung Einhatt gethan worden und Aussicht vorhanden, daß der Verletzte erhalten bleibt. Wyrich ist Rechner einiger Kassen in Thamm; eine derselben wurde ihm bereits im Laufe des Sommers abge­nommen, und bei den andern stand ihm ein gleiches in Aus­sicht. W. soll schon im Lause des Sommers einigemal den Versuch gemacht haben, Hand an sich zu legen aber jedes­mal im kritischen Moment sich eines Besseren besonnen haben. Zerültete Vermögensverhältnisse haben den Mann zu diesen Selbstmordversuchen getrieben.

Waldsee, 1. Noo. In einem Weiler in der Nähe Ravensburgs mißhandelte ein Bauer seinen etwa 16 Jahre allen Dienstbuben derart mit Faustschlägen rc. re., daß der Junge mit bluttriefenden Ohren und hochaufgeschwollenem Gesicht zum Arzt flüchtete, welcher fsststellte, daß dem Bur­schen das Trommelfell zerschlagen und er dauernd am Ge­hör geschädigt sei. Der Grund zu dieser Mißhandlung war der, daß der Dienstbube, welcher schon zwei Jahre bei dem Bauer dient, den Platz wechseln wollte. Der Bauer wird sich vor Gericht zu verantworten haben.

Köln,31. Okt. Der hiesigen sozialistischenRheinischen Zeitung" zufolge wurde ein Mann, welcher eine viertägige Haststrafe zu verbüßen hatte, aus dem hiesigen Depot zu Tode mißhandelt. Der Ehefrau desselben war mitge­teilt worden, daß ihr Mann sich schwer erkrankt im Hospital befinde. Als die Frau dorthin eilte, fand sie ihren Mann bereits tot im Leichenhause vor. Die von der Staatsan­waltschaft angestrengte Untersuchung ergab, daß der Mann in Folge erlittener Mißhandlungen tot ausgefunden worden war, woraus das Begräbnis inhibiert und die Leiche in das Totenhaus zurückgeschafft wurde. Die strengste Unter­suchung ist eingeleitel worden. Der Vorfall erregt berech­tigtes Aufsehen.

Ulm, 30. Okt. Die Leiche der Kausmannsehssrau Dopser, die am Montag Vormittag unterhalb der Fried­richsau einen Selbstmord beging, wurde gestern Abend bei Thalfingen in der Donau ausgesundeu.

Laibach, 28. Okt. Wegen Hochwassers wurde der Bahnverkehr teilweise unterbrochen. Im Marosgebiete stehen die Straßen bis Meter unter Wasser. Tiefer gelegene Teile des Ortes Äottsche sind überschwemmt. Unglücksfälle sind bis jetzt aber nicht gemeldet.

Rom, 31. Okt. Bo» hier meldet dasBerl. Tagebl.": Als sich der Graf Chiassi, ein bekanntes Mitglied der klerikalen Partei, gestern früh, wie alltäglich, zum Anhören der Messe in die Kirche San Nicolo begebe» hatte und eben nieüergekniet war, trat ein Individuum auf ihn zu und feuerte zwei Revolverschüsse auf ihn ab. Der Graf wurde an Brust und Hals schwer verletzt. Der Attentäter ist ein entlassener Kammerdiener.

Landwirtschaft, Handel L Verkehr.

Affenthal, 31. Okt. Wie überall ist auch hier der Weißwein gekauft worden, denn kaum hat der Herbst begonnen, war der meiste Wein schon verkauft. Anfangs wurden 70 bis 75 ^ für die Ohm bezahlt, später 80 bis 88 Die Rotweine sind ebenfalls verkauft, die Ohm für 175 in Eisenthal für 170 Weißwein liegen noch in Eißenthal zwei Posten, ca. 28 Hl., ebenso in Affen­thal 27 Hl., d. y. Prima-Qualität, zwei Posten. Um ge­naue Auskunft in jeder Hinsicht zu erhalten, wende man sich an Musiklehrer Bauer und nicht an Küfer, denn im Verkauf von Rotwein wurden viele Käufer ans ihre An­fragen abgewiesen, es sei schon alles bestellt, was gar nicht der Fall war. Solche Umtriebe, welche dieses Jahr uut dem seltenen Gewächs vorkamen, sind kein Ruhm für Affen- thal; natürlich werden im nächsten Jahr andere Maßregeln getroffen werden.

Briefkasten.

-(-Korrespondent. Raummangels halber folgt Bericht in nächster Nummer._

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schsn Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.