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Amts- und Intelligenz-Blatt Kr den Oberamts-Bezirk Nagold.

129.

Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Don­nerstag und Samstag, und kostet Viertel­jahr!. hier (ohne Trägerlohn) 80 in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1.20^A Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Donnerstag 31. Hktoöer

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1895.

Amtliches.

Nagold.

Die Ortspolizeibehörden werden beauftragt, die Ministerial-Verfügung vom 16. Sept. 1888, betreffend die Beleuchtung der Fuhrwerke bei Macht (Reg.-Bl. S. 317) wieder bekannt zu machen und mit Nachdruck zu handhaben.

Den 29. Oktober 1895.

K. Oberamt. Vogt.

Nagold.

Die Orts Vorsteher

werden beauftragt, binnen 3 Tagen zu berichten, ob und in welchem Umfang von der in Artikel 4 des Gesetzes vom 27. Juli 1877 über Besteuerungsxechte der Amtskörperschaften und Gemeinden (Reg.-Bl. S. 198) erteilten Ermächtigung seit der Geltung dieses Gesetzes Gebrauch gemacht worden ist..

Den 29. Oktober 1895.

K. Oberamt: Vogt.

Gestorben: Gottfried Kops, Metzger und Gemeinde- Lat, Sulz a. N. In Amerika: Ernst Horckheimer von Wildbad OA. Neuenbürg, in Phil, Friedrich Schmid von Thunlingen, OA. Freudenstadt in Louisville.

Hages-Wemgkeilen. -

Deutsches Reich.

Nagold, 29. Okt. Zu dem Wahlaufruf des Freih. von Gültlingen schreibt dieWürtt. Volksz." u. a.: Dieser Aufruf spricht sich nicht direkt aus über den Punkt, an dem die Gegner mit Vorliebe bei ihrer Bekämpfung des Herrn v. Gültlingen einsetzen, über dessen Stellung zum Antrag Kanitz, man kann aber ohne weiteres sagen, daß der Satz von der gleichmäßigen Förderung der Interessen von Land­wirtschaft, Industrie und Handwerk" eine so einseitige Maßregel, wie der Antrag Kanitz siebedeutet hätte, aus­schließt. Die Worte des Aufrufs werden aber ergänzt durch jene Erklärung, welche Hr. v. Gültlingen am 7. Okt. einer Abordnung seines, bisherigen Wahl­kreises gegenüber und zwar ganz aus eigenem Antrieb abgegeben hat. Diese Erklärung ging dahin, daß Herr v. Gültlingen durchaus nicht ohne wei­teres für den übrigens seither gegenstandslos ge­wordenen Antrag Kanitz eingetreten ist, sondern nur dafür, daß er zur Behandlung in der betreffenden Reichstagskommission gelange, damit dort das, was etwa Brauchbares darin enthalten sei, berücksichtigt, das Unbrauchbare aber erkannt und gründlich beseitigt werde, da man der in der That notleidenden Landwirt­schaft wenigstens die gründliche Prüfung ihrer Verbesse­rungsvorschlägenichthabeversagenkönnen. Herrv. Gült­lingen hat damit unseres Erachtens nur eine Pflicht der Gewissenhaftigkeit erfüllt, die jedem Abgeordneten obliegt: erst zu prüfen und dann zu entscheiden.

t. Altensteig, 29. Okt. Am gestrigen Feier­tag hielt her Schwarzwaldbienenzüchterverein im Gasthaus z.Schwane" eine Versammlung ab. Der Vorstand des Vereins, H. Schullehrer Kümmel, von Ebersyärdt, bewillkommnete die zahlreich ver­sammelten Vereinsmilglieder und wies darauf hin, daß sich bei der heurigen Ausstellung des Landes­bienenzüchtervereins in Ellwangen die Praxis, die Biene,mvohnungen aus Stxoh herzurichten,. fthr be-, merkbar gemacht, insbesondere auch in einer Jmkerei- werkstätte die Anfertigung von verschiedenen bienen­wirtschaftlichen Geräten lebhaftes Interesse der Besucher erregt habe. Bei der hiesigen Versammlung sei> nun die Gelegenheit geboten, die Herstellung einer

praktischen, billigen Bienenwohnung aus Stroh zu erlernen. Der Redner erteilte hierauf H. Pfarrer Eberbach in Ebhausen das Wort, der so freundlich war, seine für die Anfertigung von Strohkästen selbst konstruierte Presse zu zeigen, zu erklären und praktisch darzuthun, wie ein solcher Kasten entsteht. In einer alle Anwesenden überraschenden Weise wurde eine der 4 Wandungen des Kastens in einer halben Stunde angefertigt. Von dem vorzüglichen Verfahren und der äußerst pünktlichen, einfachen, aber dabei soliden und praktischen Bauart eines nach der Anleitung des H. Pfarrers Eberbach verfertigten Kastens war sofort jeder der zahlreichen Anwesenden überzeugt. Alles stimmte daher gerne dem von seiten des Vor­standes dem H. Pfarrer Eberbach gezollten Dank bei, der letzterem umsomehr gebührt, weil er seine selbsterfundene Strohwandpresse, für welche er ein Reichspatent besitzt, das er aber nicht ausnützt, in der uneigennützigsten Weise zur Nachmachung den Imkern zur Verfügung stellt. Das Material zu einem durch die Strohpresse verfertigten Kasten kommt auf etwa 2 50 A zu stehen; die Presse selbst

kann ein Schreiner um 10 ^ gut anfertigen. Da H. Pfarrer Eberbach ein eigenes Rähmchenmaß hat, und mittelst seiner Presse zwar auch Wohnungen nach dem allgemeinen Normalmaß, aber nicht auch solche nach dem bei uns gebräuchlichen Berlepschmaß verfertigt werden können, beschloß unser Verein, eine für unsere Verhältnisse passende Presse nach dem Muster der von Hr. Pfarrer Eberbach vorgeführten Einrichtung machen zu lassen um sie bei späteren Gelegenheiten anzuwenden. Sehr befriedigt von den erhaltenen Belehrungen verließen die Vereins­mitglieder die Versammlung, und es ist zu hoffen, daß die nächste Hauptversammlung, welche im kommenden Frühjahr in Ebhausen stattsindet, ebenfalls sich eines zahlreichen Besuchs erfreuen wird.

Böblingen, 27. Okt. Heute nachm, gab der Landtagsabgeordnete unseres Bezirks, Reallehrer Dr. Hartranft, im Zahnschen Saal seinen Rechenschafts­bericht über die bisherige Arbeit der Kammer. Hieran schloß sich eine Besprechung über die von Böblingen nach Tübingen und nach Renningen geplanten Bahnen mit dem Beschluß, daß das Eisenbahnkomite Ein­gaben an den Landtag einreiche.

Stuttgart, 26. Okt. Dem Vernehmen desSchw. M." nach ist durch eine Entscheidung der K. Kreisre­gierung die von der Stadtdirektion Stuttgart gegen den Schultheißen Krämer von Gablenberg wegen eines auf den sozialdemokratischen Abgeordneten Kloß ausge­brachten Hochs ausgesprochene Amtsentsetzung aufgehoben worden.

Straßburg, 28. Okt. DasElsäßer Tagbl." meldet aus Kolmar, am vergangenen Samstag fand in der Wohnung des Reichstagsabg. Preiß eine Haussuchung statt. Gestern wurde Preiß aus dem Kolmarer Bahnhof von Straßburg zurückkehrend eingeladen, sich zum ersten Staatsanwalt zu verfügen, worauf Preiß nach einer Unterredung mit demselben sich wieder entfernte.. Preiß soll der Behörde ver­sichert haben, er werde die Aussagen des bekannten Interviewers imPetit Journal" berichtigen bezw. widerrufen lassen und werde demnächst in einer Versammlung des Volksvereins eine entsprechende Erklärung abgeben. (Preiß hatte in dem genannten Pariser Blatt eine Protestrede vom Stapel gelassen, welche unmittelbar nach den Metzer Kaisertagen ver­suchte, eine elsaß-lothringische Frage aufzuwerfen. Die Elsäßer blickten nur nach Frankreich- das hoffent­lich seine Demütigung nicht vergesse rc. An der be­denklichen Rede übten die deutschen Blätter scharfe

Zensur. DerNordd. Allg. Ztg." siel es schwer, anzunehmen, daß Preiß thatsächlich so gesprochen haben sollte. Noch ist er Mitglied des deutschen Reichstags und muß wissen, was er dieser Stellung schuldet. Hat er sich wirklich soweit vergangen, wie ihm von dem Pariser Blatte nachgesagt wird, dann freilich halten wir ihn für unwürdig, eine solche Ehrenstellung fürder zu bekleiden und er selbst dürfte die Lust verlieren, sein Mandat im deutschen Reichs­tag auszuüben. Einstweilen wollen wir aber ab- warten, ob Preiß den Bericht desPetit Journal" anerkennt oder als falsch bezeichnet.)

In der bayerischen Abgeordnetenkammer hat man sich in der verflossenen Woche angelegent­lich mit der Einführung des allgemeinen direkten Wahlrechts beschäftigt. Die Beratungen, welche formell auch noch in die gegenwärtige Woche hinein­gezogen wurden, haben doch schon das Resultat un­zweifelhaft gemacht. Die Zulassung einer Verfas­sungsänderung während der Regentschaft bedarf der Bi Majorität der Kammer. Diese ist aber nicht zu haben. Die Regierung ist deshalb auch nach den Erklärungen des Ministers des Innern v. Feilittzsch nicht in der Lage, einen Entwurf bezüglich der Um­änderung des bestehenden Wahlgesetzes einzubringen. Ueberdies sei eine Verfassungsänderung während der Regentschaft nur in ganz dringenden Fällen zulässig.

Berlin, 25. Okt. DieKons. Korr." bringt jetzt eine durch Sperrdruck als parteioffiziös gekenn­zeichnete Lossagung von dengeistlichen Sozialisten", als jderen Häupter namentlich aufgeführt werden, die Pastoren Göhre, Naumann, Habermann-Zwinge, Kötzschke-Sangerhausen, Rauh-Cladow, Wagner- Pritzerbe und Wittenberg-Lignitz. Der Artikel schließt, es werde Sache der Kirchenbehörde sein,diese Art von Berufsthätigkeit der Seelsorger besonders zu würdigen. Sache der konservativen Partei aber ist es, die Sozialpolitiker der Naumannschen Richtung auf das äußerste und mit allen ihr zu Gebot stehen­den Mitteln zu bekämpfen. . Wir erklären demgemäß, daß Politiker sowohl wie Zeitungen, welche diesen Kampf nicht aufnehmen oder gar, offen oder ver­schleiert ihm entgegenwirken, zur konservativen Partei nicht gerechnet werden können."

Berlin, 27. Okt. DerVorwärts" hat wieder einmal ein Aktenstück in seinen Besitz gebracht. Das­selbe lautet:

Potsdam, 28. Sept. 189S. Der königliche Regie­rungspräsident. I. 2663. 9. Zur Bekämpfung der straffälli­gen Ausschreitungen der Sozialdemokratie, insbesondere auf dem Gebiet der Presse, ersuche ich wiederholt um eine sorgfältige Ueberwachung der sozialdemokratischen und anarchistischen Zeitungen und Flugblätter, welche in dorti­gen Kreisen erscheinen und verbreitet werden. Die Polizei­behörden haben diese Preßerzeugniffe einer genauen Durch­sicht zu unterziehen und die ihnen straffällig erscheinenden Veröffentlichungen zur Kenntnis der Staatsanwaltschaft zu bringen. Auch zweifelhafte Fälle sind der Staatsan­waltschaft mitzuteilen. Wenn auch die Staatsanwaltschaft nicht immer die Ansicht der Polizeibehörden teilen wird, so darf doch hierdurch das Zusammenwirken nicht gestört werden, vielmehr sind die Mitteilungen fortzusetzen. Ich ersuche, die hiernach in Betracht kommenden Druckschriften selbst regelmäßig durchzusehen. Der Regierungspräsident, gezeichnet Graf Hur de Grais. An die Herren Landräte rc."

Leipzig, 26. Okt. (Feier der Schlußsteinlegung im neuen Reichsgerichtsgebäude.) Die Anfahrt des Kaisers und des Königs von Sachsen am Reichs­gerichtsgebäude erfolgte über die Rampe des Haupt­portals, wo sie durch den Reichskanzler, den sächsischen Minister des Aeußern, den Staatssekretär des Reichs­justizamts und den Präsidenten des Reichsgerichts empfangen und von Fanfaren begrüßt wurden. Nach erbetener Genehmigung zum Beginn der Feier ver-