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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Obrramts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Don­nerstag und Samstag, und kostet Viertel­jahr!. hier (ohne Trägerlohn) 80 ^j, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1.20 Monats-Abonnement nach Verhältnis.

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1895.

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auf den

für die Monate nimmt jede Postanstalt und die Postboten entgegen.

Amtliches.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Eröffnung der landwirtschaftlichen Winterschulen.

Die landwirtschaftlichen Winterschulen werden in diesem Jahr eröffnet werden

in Hall am 4. November vormittags 10 Uhr, in Heilbronn am 12. November vorm. 10 Uhr, in Ravensburg am 9. November vorm. 10 Uhr, in Reutlingen am 6. November nachm. 2 Uhr, in Rottweil am 5. November vormittags 8 Uhr, in Ulm am 4. November vormittags 10 Uhr.

Die Eröffnung der Winterschule in Gmünd findet im laufenden Jahr noch nicht statt.

Wegen der Anmeldungen zur Aufnahme wird auf die Bekanntmachung vom 3. Oktober d. I. (Staats­anzeiger Nr. 234) hingewiesen.

Stuttgart, den 16. Oktober 1895.

v. Ow.

Am 15. d. M. ist von der kathol. Oberschulbehörde der erste Schul- und Organistendienst in Ergenzingen, OA. Rottenburg, dem Schullehrer Josef Haag in Pfauhausen übertragen worden.

Hages-Hleuigkeilen.

Deutsches Reich.

Nagold, 20. Okt. Unser Landjägercorps wird umbewaffnet und erhält vom Oktober ab anstatt des bis­herigen Gewehres den Karabiner Modell 71. Die berit- teneLandjägermannschaft behältihrbisheriges Gewehr.

t. Vom Lande, 22. Okt. Aus Anlaß der Prüfung des Zeichenunterrichts an den Nagolder Lehranstalten, welche Herr Professor Högg aus Stuttgart im Auftrag des König!. Konsistoriums in Nagold vom 19. bis 21. Oktober vornahm, wurden auch die Lehrer in Ebhausen und Hochdorf, wo in den Volks- und Fortbildungsschulen, und Haiter- bach, wo in der Volks- Mittel- und Fortbildungs­schule Zeichenunterricht erteilt wird, dorthin berufen, um die Zeichnungen ihrer Schüler vorzulegen. Die Arbeiten der Schüler besah und prüfte Herr Prof. Högg eingehend, sprach seine Anerkennung aus so­wohl in Hinsicht auf den Unterrichtsgang als auch in Beziehung auf den Erfolg im elementaren Frei­handzeichnen, geometrischen und gewerblichen Zeichnen. Den Lehrern erteilte er mancherlei Weisungen über die zu beachtenden Gesichtspunkte beim Zeichenunter­richt. In gegenwärtiger Zeit, wo es für jeden ordent­lichen Handwerker ein unerläßliches Bedürfnis ist, daß er wenigstens einigermaßen Kenntnisse und Fertig­keiten im Zeichnen besitzt, kann der Forderung, den Zeichenunterricht bei den ältesten Abteilungen der Volksschule einzuführen, wohl nicht mehr lange die Thüre gewiesen werden. Dadurch würde der ge­werblichen Fortbildungsschule tüchtig vorgearbeitet werden und könnten in dieser noch höhere Ziele als bis jetzt erreicht werden.

t. Ebhausen, 22. Okt. Es verdient wohl

auch in weiteren Kreisen bekannt zu werden, daß ein hiesiges Gasthaus schon seit mehr als 40 Jahren jeden Herbst ohne Ausnahme von ein und demselben Weingärtner in Strümpfelbach im Remsthal den Ertrag seines Weinbergs kaust. Wie früher die Väter, der Wirt und der Weingärtner immer ehrlich gegen einander handelten, so herrscht nun auch zwi­schen ihren Söhnen das beste Einvernehmen und unerschütterliches gegenseitiges Vertrauen. Dieses schöne Verhältnis zwischen Wirt und Weingärtner ist gewiß für beide gleich ehrend.

Beihingen, 22. Okt. (Corresp.) Die im letzten Jahre teilweise neuerbaute teilweise nur er- bretterte und korrigierte Straße von Oberschwandorf hieher wurde gestern von Hrn. Oberbaurat Graner (Stuttgart) und Hrn. Straßenbauinspektor Fleisch­hauer (Calw) unter Anwesenheit der HH. Oberamt­mann Vogt und Oberamtswegmeister Bausch sowie einiger Deputierten der Oberschwandorfer und Beih- inger bürgerlichen Collegien geprüft und endgiltig übernommen. Die prüfenden Techniker konnten ihr ein gutes Zeugnis ausstellen. Ein feinbereitetes Fest­essen im Gasthaus zumOchsen" hier beschloß die Feier und bot Gelegenheit, in Reden den Ge­danken und Gefühlen Ausdruck zu verleihen, die zur Stunde die Versammlung bewegten. So toa- stierte Herr Schultheiß Schumacher von Ober­schwandorf auf den König, den Förderer des Ver­kehrs, Hr. Oberbaurat Graner auf die beiden Gemeinden, die mit Ausführung dieses Baues wirk­lich eine Thal vollbracht, H. Oberamtmann Vogt auf die Techniker, die mit Meisterschaft sich ihrer Aufgabe entledigt haben. Zwischenhinein trug Schul­lehrer Kläger einen Monolog vor, den er der alten Straße in den Mund legte. So wurde in würdiger Weise die neue Straße, welche insbesondere unser Dorf der Außenwelt besser erschlossen hat, dem Verkehr übergeben. (Das oben erwähnte Gedicht werden wir imPlauderstübchen" des nächsten Blattes zum Abdruck bringen. D. Red.)

Neuenbürg, 20. Okt. Heute an der Kirch- weihe wurde unsere Stadtkirche durch einen feier­lichen Festgottesdienst eingeweiht. Maler Wie­land aus Pforzheim hat das Innere einer gründ­lichen Renovation unterzogen, die ihm auch trefflich gelungen ist. Der Rokokostil, den bisher nur Kanzel und Orgel zeigten, ist jetzt in der ganzen Kirche ein­heitlich durchgeführt. Zur Erinnerung an den vor kurzem verstorbenen Dekan Cranz stiftete dessen Witwe eine prachtvolle Bekleidung für Altar, Tauf­stein und Kanzel.

Herrenberg, 21. Okt. Gestern Abend trat Christof Schmid, Landwirt aus Ludwigsburg, als antisemitischer Kandidat für die Reichstagswahl hier auf. Er war begleitet vom Redakteur der Schwäbischen Reform" F. Bösenberg aus Stutt­gart, der hauptsächlich dm Sprecher machte. Ein Programm war nicht aufgelegt. Die Ausführungen der Herren fanden teilweise lebhaften Widerspruch. Wenn sich auch einzelne Bravos hören ließen, dürfte der Erfolg doch ein zweifelhafter sein. Im klebri­gen ist es noch ganz still von der Wahl, keine der anderen Parteien hat noch einen Wahlaufruf erlassen.

Durch die Ernennung des ritterschaftl. Abg. Oberamtsrichter Frhr. v. Wächter-Spittler in Nürtingen (früher Amtsrichter in Neuenbürg) zum Landgerichtsrat in Hall ist eine Landtagswahl eines ritterschaftlichen Abgeordneten für den Donau­kreis notwendig geworden.

Stuttgart, 19. Okt. Der Ausschuß des württ. Gerbervereins beriet dieser Tage hier über die Frage,

ob es angezeigt wäre, für das Gerbergewerbe in Württemberg eine Fachschulezu errichten. Die Frage wurde einstimmig bejaht, ohne daß jedoch der Ortsfrage näher getreten worden wäre. Bisher be­suchten junge württ. Gerber die Fachschule in Freiberg i. S., zu welchem Zweck seitens unserer Regierung 200 ^ Stipendien ausgeworfen waren. Eine Kommission zur Prüfung des Wafferrechtsgefetzes, das nächstes Frühjahr den Abgeordneten unterbreitet werden wird, soll gebildet werden. Zum Vorsitzen­den des Vereins wurde wieder Chr. Bantlin- Reutlingen gewählt. (Sch. B.)

Stuttgart, 21. Okt. Für den VII. Wahlkreis (CalwNagoldHerrenbergNeuenbürg) ist ein neuer Kandidat in der Person des Oekonomen Chr. Schmid, 86n., von Ludwigsburg aufgetaucht. Der­selbe ist von der antisemitischenSchwäbischen Re­formpartei" ausgestellt. Die Partei beabsichtigt le­diglich damit,ihre Ideen unter das Volk zu tra­gen." In volksparteilichen Kreisen sieht man diese Zersplitterung selbstredend gern. (S. u. Herrenberg).

Stuttgart, 21. Okt. Aus Berlin wird dem N. Tagbl." geschrieben: In neuerer Zeit haben verschiedene Maßnahmen der preußischen Regierung, welche sich mit Lebensversicherungswesen be­schäftigten, von sich reden gemacht. Zunächst das Vorgehen gegen die amerikanischen Lebensversiche­rungsgesellschaften, welches den schließlichen Erfolg hatte, daß eine Gesellschaft, dieEquitable", sich frei­willig von dem Geschäfte zurückzog, während zwei anderen, derMutual" und derNeu-Uork", die Konzession genommen wurde. Doch auch in anderen Beziehungen erweist die Regierung jetzt dem Ver­sicherungswesen, insbesondere der Lebensversicherung, eine gesteigerte Aufmerksamkeit. Sie fordert von den Gesellschaften genaue Auskunft über die Berechnung der Prämienreserven. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Denn diese Reserven stellen die Garantie­mittel dar, welchen die Gesellschaft ihre künftigen Verpflichtungen erfüllen soll, und ob alle Gesellschaften insbesondere auch die jungen, bei der Berechnung derselben mit der erforderlichen Gewissenhaftigkeit Vorgehen, ist doch wohl nicht ganz zweifellos. Ferner wird auf der Universität Göttingen die Errichtung eines Seminars für Versicherungswissenschaft beab­sichtigt, was gleichfalls einen erfreulichen Fortschritt bedeutet. Alles das und wohl noch etwas mehr sollte eigentlich vonReichswegen geschehen. Es ist be­dauerlich, daß das Reichsversicherungsgesetz immer noch zur Kategorie der frommen Wünsche gehört. Gerade auf diesem Gebiete macht sich der Mangel an Rechtseinheit fühlbarer als irgendwo anders. Denn die Versicherung beruht auf dem Großbetriebe, sie setzt einen möglichst großen Kreis von Teilnehmern voraus und läßt sich in den Landesgrenzen nicht einzwängen. Darum ist es eine Notwendigkeit, daß die Staatsaufsicht, auf die selbstverständlich nicht ver­zichtet werden kann, auch nach einheitlichen Grund­sätzen ausgeübt wird. Daß eine Versicherungsgesell­schaft, welche durch das ganze Reich ihr Geschäft betreibt, mit zwei Dutzend Einzelregierungen zu thun hat und ihren Geschäftsbetrieb überall deren Vor­schriften entsprechend einrichten soll, ist geradezu un­erträglich. Darum wäre es zu wünschen, daß diese wichtige Materie endlich für das ganze Reich nach einheitlichen Gesichtspunkten geregelt würde, wie das ja längst schon verheißen ist.

Pforzheim, 21. Okt. Bei der heute hier vorgenommenen Landtagswahl wurde der liberale Kandidat Gesell mit 94 Stimmen zum Abgeordneten gewählt. Stotz (soz.) erhielt 44 Stimmen.

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