Fürstlichkeiten Kränze nieder und besichtigten das Denkmal. Auch zahlreiche Deputationen von Regi­mentern und Kriegervereinsverbänden legten Kränze nieder. (Schw. B.)

Straßburg, 18. Okt. Gestern nachmittag 5',e Uhr kamen an: Der Erbprinz von Sachsen-Weimar, Prim Friedrich Karl, Prinz Adolf von Schaumburg- Lippe nebst Gemahlin, sowie der Reichskanzler Fürst Hohenlohe mit seinem Sohne, Prinz Alexander und Ändere. Der Reichskanzler wurde mit stürmischen Hochrufen begrüßt. Während die übrigen Herrschaften die Wagen bestiegen, begab sich der Reichskanzler mit seinem Sohne zu Fuß nach dem nahegelegenen HotelNational", wo er Absteige-Quartier nahm. Eine große Menschenmenge gab ihm unter stürmischen Hochrufen das Geleit. Die Straßburger Dichterin Änna Hesselbach überreichte dem Reichskanzler einen Blumenstrauß. Der Fürst war über die ihm dar­gebrachten Ovationen sehr gerührt. Das Wetter ist unfreundlich und unbeständig.

Straßburg i. E., 19. Okt. Bei dem Diner im Kaiserpalast gestern Abend waren außer den anwesenden Fürstlichkeiten eingeladen der Reichskanzler, der Statthalter, die Räte 1. Kl., die Generalität, sowie das Gefolge der Fürstlichkeiten. Reden wurden nicht gehalten. Während des Diners strömten Tau­sende nach dem Palast, dessen Park dem Publikum geöffnet war. Um halb 10 Uhr verabschiedete sich die Kaiserin Friedrich, kurz darauf der König von Württemberg. Hierauf erschien der Kaiser mit der Kaiserin aus dem Balkon, wo er kurze Zeit verblieb, für die stürmischen Hochrufe frenndlichst dankend. Um 10 Uhr war Zapfenstreich, dem dasGebet" folgte. Als um halb 11 Uhr das Zeichen zum Ab­marsch gegeben wurde, erschien der Kaiser abermals auf dem Balkon, wo er etwa 10 Minuten, bis der letzte Ton der Musik verklungen war, blieb. Wäh­rend dieser Zeit brachte die große Menschenmenge fortwährend Hochrufe aus. Alle umliegenden Ge­bäude waren bengalisch beleuchtet.

Kürzel, 17. Okt. Bei dem gestrigen Besuche der Schlachtfelder durch den Kaiser wurde bei den betr. Hauptpunkten fortlaufend Vortrag über die im Jahre 1870 dort stattgehabten Schlachten gehalten. Heute mittag um 1 Uhr fand auf Schloß Urville eine Frühstücktafel zu 35 Gedecken statt, zu welcher u. a. die Spitzen der Militär- und Zivilbehörden mit Einladungen beehrt worden find. Heute nachmittag beabsichtigt der Kaiser auszureiten und die Schlacht­felder von Colombey und Noisseville zu besuchen.

Metz, 19. Okt. DerLorrain" veröffentlicht ein Schreiben des Reichstagsabgeordneten Haas an seine Wähler, welches besagt, dringende Familien­verhältnisse zwängen ihn, die Reichslande zu ver­lassen und sein Reichstagsmandat niederzu­legen. (Har lange genug auf sich warten lassen. Die dringenden Familienverhältnisse des Franzoien Haas kennt man.)

Berlin, 16. Okt. Der DampferNormania" der Hamburg amerikanischen Packetfahrtgesellschaft ist vom Oberkommando der Marine aus 14 Tage gemietet worden, um sestzustellen, mit welchem Er­folge solche Ozeandampfer beim Mangel an Kreuzern und Avisos für die Flotte Verwendung finden und im Ernstfälle Sicherheits-, Aufklärungs- u. Depeschen­dienste leisten könnten.

Berlin, 18. Okt. DieKreuzztg." erfährt aus Rom: Eine offizielle Absage des Besuchs des .Königs von Portugal ist bisher nicht erfolgt. Die Ent­scheidung wird angeblich nach den Besuchen in Lon­don und Berlin ewartet.

Nachdem jetzt begründete Aussicht vorhanden ist, so'schreibt dieKöln. Ztg.", daß der Entwurf des Bürgerlichen Gesetzbuches, der z. Z. bekanntlich im Justizausschuß des Bundesrats beraten wird, spätestens binnen Jahresfrist vom Reichstage erledigt werden wird, hat der Cultusminister seinerseits Vor­kehrungen getroffen, daß zunächst an der Berliner Universität der Entwurf einem weiteren Kreise von Zuhörern vorgetragen und erklärt wird. Der Amts­richter Dr. Crome, der sich in der Wissenschaft einen bekannten Namen gemacht hat, ist zum außerordent­lichen Professor an der Berliner Universität ernannt worden mit dem Aufträge, schon in diesem Winter­semester Vorlesungen über das Bürgerliche Gesetz-, buch zu halten. Es ist anzunehmen, daß auch eine große Anzahl von Richtern und Rechtsanwälten die Gelegenheit wahrnehmen wird, sich eingehend und

bequem mit dem Geiste und dem Inhalt dieses großen nationalen Werkes bekannt zu machen.

Oesterreich-Ungarn.

Prag, 19. Okt. Wie diePrager Ztg." mit­teilt, wird von Neujahr ab neben der in deutscher Sprache erscheinenden amtlichenPrager Zeitung" auch ein offizielles Blatt in böhmischer Sprache erscheinen.

Frankreich.

Paris, 19. Okt. DieAgence Havas" meldet: Die Affaire Stubenrauch ist übertrieben. Stu­benrauch wurde wegen Diebstahls und Betrugs ver­haftet. Dem Vernehmen nach wurde in seinen Pa­pieren nichts gefunden, was beweisen würde, daß er Spionage getrieben.

Paris, 18. Okt. Dr. Durchlauch ist zum Leiter des Instituts Pasteur und Dr. Roux zu dessen Stellvertreter ansersehen.

Serbien.

Belgrad, 16. Okt. Der König verfügte die Reorganisation der Armee. Ein diesbezüglicher Ge­setzentwurf wird der Skuptschina in der nächsten Session unterbreitet.

Rußland.

Aus Odessa wird gemeldet, die Flotte des Schwarzen Meeres, bestehend aus vier Panzern und acht anderen Schiffen, sei abgefahren, um in der Nähe der Mündung des Bosporus zu kreuzen, während gewöhnlich Ende September das Kreuzen aufhört.

Türkei.

Koustantinopel, 18. Okt. Gestern wurde ein Jrade veröffentlicht, welcher den zwischen der Pforte und den Botschaften Englands, Rußlands und Frank­reichs vereinbarten Reformplan genehmigt.

Amerika.

Havannah, 19. Okt. Die Gesamtzahl der auf spani­scher Seite seit Beginn des Feldzuges infolge Krankheit Gestorbenen und in den Gefechten Gefallenen beläuft sich auf 185 Offiziere und 1810 Soldaten.

Kleinere Mitteilnngen.

Deckenpfronn (oberes Gäu), 17. Okt. Seit einiger Zeit herrscht unter unseren befiederten Haustieren eine ganz schlimme Seuche. Gänse, Enten und Hühner fallen ihr massemveis zum Opfer. Manche Besitzer haben in kurzer Zeit fast alle ihre Tiere, 510 und mehr Stücke, verloren. Die Krankheit ist eine ungemein rasch verlaufende. Ohne vorhergehende Anzeichen liegen oft Tiere morgens tot im Stalle. Ursachen dieser Kalamität find nicht sicher bekannt. Doch wird man nicht fehl gehen, wenn man annimmt, daß die ungewöhnliche Trockenheit der letzten Zeit, die uns große Wassernot brachte und infolge welcher die genannten Tiere oft tagelang gar kein oder nur verdorbenes Wasser zur notwendigen Labe bekamen mit eine Ursache der fatalen Erscheinung ist.

Freudsnstadt, 17. Okt. Heute vormittag hatten wir ein kleines Schneegestöber, durch welches die Tempe- raiur bedeutend he:ubgedrückt wurde. Im übrigen ist die Witterung ganz heiler. Tw Mäusepmge herrscht auch in unserem Bezirk, obgleich in den einzelnen Gemeinden durch die ausgesetzte Belohnung seitens der Gemeindekassen bereits viele Tausende von Mäusen abgeliefert wurden.

Freudenstadt, 17. Okt. In der Nacht vom 14. auf 15. d. M. wurde einem Bauern in Thonbach, Gemeinde Baiersbronn, seine Kuh aus dem Stalle heraus gestohlen. Der Thäter begab sich mit der gestohlenen Kuh auf den Viehmarkt nach Horb, woselbst er dieselbe weit unter dem wahren Wert absetzen wollte. Dies gab Anlaß zu Argwohn und als der Dieb dies bemerkte, suchte er unter Zurücklassung der Kuh das Weite.

Stuttgart, 16. Okt. Der 21jährige ledige Schuh­macher August Rätter von Ulm, welcher im Laufe oes Sommers hier systematisch zahlreiche halbgewachsene Mäd­chen unter dem Borwand, er sei ein Damenschneider und wolle im Auftrag der Mutter ein Kleid anmessen, in unsitt­licher Absicht belästigte, wurde heute wegen dreier Verbre­chen wider die Sittlichkeit im Sinne des tz 176 Ziffer 3 des Strafgesetzbuchs zu der Zuchthausstrafe von 3 Jahren 6 Monaten verurteilt, auch wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 6 Jahren aberkannt.

Tuttlingen, 17. Okt. Bei den kürzlich in Trossin gen statigehab-en Bränoen wird Brandstiftung vermutet. Für die Entdeckung des Brandstifters find von der Gemeinde 500 ^ Prämie ausgeworfen worden. Zur Verhütung w-'t.'cr Brände find jede Nacht Feuerwehrmänner als Naey tuon a usgest. llt.

Rotlweil, 18. Okt. Die seit dem Tode ihres Mannes geistig umnachtete 31jährige Witwe des Sonnenwirt Hart­ecker in Göllsdorf hat nun den schon einmal gesuchten Tod gefunden. Ihre sich selbst beigebrachts Wunde in den Weichteilen unterhalb des Halses wäre nicht lebensgefährlich gewesen. Heute nacht aber entfernte sie sich während eines unbewachten Auge'blicks aus dem Hause. Nach alsbald angestelltem, langem Suchen auf Friedhof und anderen Orlen fand man sie in einem Schöpfbrunnen liegend. Zwei kleine Mädchen sind nun binnen einer Woche zu Waisen geworden, t-x .<'

"Beinberg, 17. Okt. Bor 2 Tagen fand ein Post­praktikant in einer Waldung des Reviers Liebenzell unter einem sogen.Stock" etwa 200 fl. in alten, teilweise in den 60er Jahren geprägten Münzen. Das Geld dürfte jeden­falls von einem seinerzeit begangenen Diebstahl herrühren.

Aus Mannheim, 17. Okt., schreibt man uns: Der Kassier Mayer derDeutschen Uniondank" ist in Inter- laken heute verhaftet worden. Drei Pakete mit Wert­papieren wurden bei seinen Effekten gefunden. Er war thatsächlich nicht flüchtig, und seine Verhaftung gelang eben deshalb so leicht, weil ihm nicht im Tranni eingefallen war, daß die Veruntreuung entdeckt sei und er verfolgt werde. Es ist inzwischen bekannt geworden, daß Mayer schon seit einem Jahr Depots veruntreute, dieselben verpfändet und mit dem Geld spekulierte. Stand eine Revision bevor, so löste er die Pfänder mit dem in der Bankkasse befindlichen Bargeld aus und stellte die Depots wieder ein, so daß die Revision stets alles in bester Ordnung vorfand.

Bromberg. Ueber den von drei russischen Grenz­soldaten in dem preuß. Dorfe Polanowo verübten Raub­mord, bei dem die Wirtin einer Schenke und deren Dienst­mädchen erschossen wurden wird noch berichtet: Die drei Missethäter sind von den russischen Behörden verhaftet und haben ihr Verbrechen eingestanden. Am Samstag Nach­mittag waren 4 russische Offiziere mit den in Betracht kommenden Grenzmannschaften am Thatort. Bon diesen bezeichnet die verwundete Tochter der erschossenen Witwe einen Soldaten bestimmt, einen andern mit Wahrscheinlich­keit als Thäter. De» dritten erkannte die Enkelin. Die Bezeichnet» haben später nach hartnäckigem Leugnen, ihr Verbrechen eingestanden. Es sind Tataren aus dem Kau­kasus. Die drei Grenzsoldaten hatten ihren Posten an der Grenze verlassen, ihre Abwesenheit aber während der That ist unbemerkt geblieben.

München, 17. Okt. Seit 2 Uhr schneit es hier in heftigster Weise. Die Stadt zeigt bereits ein vollständig winterliches Aussehen. Der Schneefall dauert noch immer fort. Da die Temperatur jedoch noch über 1" Wärme ist, fo dürfte der Schnee rasch wieder abgehen.

Agram, 18. Okt. Wegen Verbrennung der ungarischen Fahnen und andern gewaltthätigen Demonstrationen sind im ganzen 150 Studenten verhaftet worden, die heute dem Gericht übergeben werden.

Auf der Domäne Creyschau in der Provinz Sachsen, brannten 4 Arbeiterwohnhäuser nieder, wobei zwei Kinoer in den Flammen umkamen.

Brüssel, 17. Okt. Eine sensationelle Mordthat ver­setzt die Brüsseler Bevölkerung in Aufregung. Wie demBerl. Tagebl." gemeldet wird, ermordete gestern ein entlassener Arbeiter den Direktor der städtischen Wasserwerke auf offener Straße. Der Mörder, ein Anarchist Namens Sernon, wurde verhaftet.

Der berühmte englische Geograph und Statistiker E. G. Ravenstein hat den Zeitpunkt zu berechnen gesucht, wann die Erde nicht mehr Nahrung genug für ihre Bewohner bieten kann. Der Zeitpunkt tritt nach Ravenstein sin, wenn die Menschheit über 6 000 000 000 Köpfe zählt. Er glaubt, daß das nach 284 Jahren der Fall sein werde. In zehn Jahren vermehre sich die Bevölkerung Europas um 8,7°/o, Asien um 6°/ Afrika um 10", Australien um 30"/o Nord­amerika um 22"/o und Südamerika um 15"/v.

Kairo, 19. Okt. Reutermeldung. Ein Fährboot mit 60 Personen kollidierte mit einem in der Nähe ankernden Dampfer. Das Fährbootkenterte. 50Personen sind ertrunken.

Ein Telegramm aus New-Orleans berichtet von einem Mordanfall gegen den Anwalt Dennis Corcoran, der die italienischen Mafiamitglieder, die an dem Polizei­direktor Henessey die von dem Geheimbunde verfügteExe­kution" vollstreckt hatten, vor Gericht zog. Corcoran saß in einem Restaurant, um zu frühstücken, da traten zwei Jtalier hinter seinen Stuhl und richteten Revolverschüsse gegen den Ahnungslosen. Er war schnell gefaßt, sprang auf und schoß mit seinem Revolver den ersten der Angreifer tot. Er selbst hat sechs Wunden empfangen, man hofft, ihn aber zu retten. Der lieberlebende der Mordgesellen ist verhaftet. Man vermutet, daß beide der Mafia angehüren.

New-Aork, 17. Okt. Der weltberühmte Elektrotech­niker Franklin Popp wurde gestern Abend durch einen 3000 Volt starken Strom getötet, als er eine von ihm selbst er­fundene Maschine in Betrieb setzen wollte.

Eine hübsche Geschichte. Im Pfeilersaal des kgl, Schlosses zu Berlin sieht neben einem Symphonion, das die Kaiserin dem Kaiser einst als Geburtstagsgeschenk ge­widmet hat, noch ein anderes merkwürdiges Instrument, das den NamenBelloneon" trägt und sich bis vor wenigen Jahren im Schlosse zu Charlottenburg befand. An dieses Instrument, das einen ganzen Trompelerchor der Kavallerie mit Paukenbegleitung wiedergiebt, knüpfte sich ein hübsches Histörchen. Nach der Schlacht bei Jena rückte Napoleon I. gegen Berlin vor und nahm im Schlosse zu Charlottenburg in den Zimmern der Königin Luise Quartier. Während der Nacht schmettert plötzlich eine Kavallerieattake kräftig dahin, und erschrocken fährt Napoleon, einen Üebersall vermutend, aus dem Schlafs empor, um sofort Allarm schlagen zu lassen. Die Attake wird nochmals geblasen und sonderbar genug im Schlosse. Ein Adjutant der aus der goldenen Gallerte herbeieilt, löst endlich das Rätsel. Die namenlose Aufregung hatte das Belloneon hervorgerufen, das in der golvenen Gallerte stand und dort von einem französ. Offizier gerade an jenem Knopf berührt worden war, mittels dessen das Werk m Bewegung gesetzt wurde. Nach dieser Erklärung gab sich Napoleon, wieder beruhigt dem Schlafe hin. Als unser Kaiser von dem Vorhandensein des Instruments und seiner merkwür­digen Geschichte gehört, befahl er, das Instrument nach geschehener Ausbesserung ans dem Charlottenburger in das Berliner Schloß zu bringen, wo es seitdem geblieben ist.

Der Gouverneur von Kamerun, I. v. Puttkammer, ist nach Mitteilungen der Post ziemttch bedenklich und zwar an Schwarzwasserfieber erkrankt, schon im April mußte er sich wegen Tropenfiebers nach San Thoinö begeben und einige Wochen dort bleiben. Voraussichtlich wird Herr v. Puttkammer einen Heima'.surlaub antreten müssen wie 1693, wo er Heilung von schwerer Erkrankung in einem böhmi­schen Bade fand. Gouverneur von Puttkammer ist jetzt gviedcr seit März 1894 im tropischen Westafrika.