Amts- und Intelligenz-Blatt für den Obrramts-Bezirk Nagold.

121 .

Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Don­nerstag und Samstag, und kostet Viertel­jahr!. hier (ohne Trägerlohn) ,80 in dem

Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1.20^ Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Samstag 12. Hktoöer

Insertions-Gebühr sür die Ispaltige Zeile

aus gewöhn!. Schrift bei einmaliger Ein­rückung 9 ^s, bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1895 .

Amtliches.

Nagold.

Die Ortspolizeibehörden

werden auf den Erlaß des K. Ministeriums des Innern, betreffend die Uerkoufsautsmatcn, vom 20. vor. Mts. (Min.-A.-Bl. S. 353) aufmerksam gemacht und beauftragt, dafür Sorge zu tragen, daß der Absatz von Waren durch die Automaten, ins­besondere auch durch die neuerdings auf den Bahn­höfen aufgestellten, an Sonn- und Festtagen nur während der für den Gewerbebetrieb in offenen Verkaufsstellen festgesetzten Geschäftsstunden stattfindet, und daß Zuwiderhandlungen durch die Unternehmer gemäß ß 146a der Gewerbeordnung bestraft werden.

Nagold, den 9. Oktober 1895.

K. Oberamt. Schüller, A.-V.

Nagold.

Kekarmtinachirng,

betr. die Erlassung statutarischer Bestimmungen der Amtskorporation über den Einzug der Beiträge zur Juvaliditiits- und Altersversicherung von unständigen Arbeitern.

Im Interesse einer regelmäßigen Teilnahme der unständigen Arbeiter und Arbeiterinnen an der Jnvattditäts- und Altersversicherung hat die Amts­versammlung Namens der Amtskorporation durch Beschluß vom 31. August d. I. mit Genehmigung der K. Kreisregierung vom 19. vor. Monats auf Grund des 8 113 Z. 2 des Reichsgesetzes über die Jnvaliditäts- und Altersversicherung vom 22. Juni 4889 und 8 52 der Württ. Vollzugsverfügung vom 24. Oktbr. 1890 die Anordnung getroffen, daß für diejenigen versicherungspflichtigen Personen, deren Beschäftigung durch ihren Zweck oder im Voraus durch den Ärbeitsvertrag auf einen Zeitraum von weniger als einer Woche beschränkt ist,

1) die auf diele Personen entfallende Hälfte der Beiträge unmittelbar von den Versicherten durch die Ortsbehörden für die Arbeiterversicherung eingezogen wird insoweit, als nicht dieser Einzug nach den be­stehenden Vorschriften anderen Verwaltungsorganen (Bezirkskrankenkassen bezw. Bezirkskrankenpflegever­sicherung) zukommt;

2) die hälftigen Beiträge der Arbeitgeber ohne Wiedereinzug vorerst aus die Amtskorporation über­nommen werden in der Art, daß diese Beiträge von den betreffenden Gemeinden bezahlt und von diesen mit der Amtspflege jährlich verrechnet werden.

Diese statutarischen Bestimmungen werden hiemit öffentlich bekannt gemacht.

Die Ortsbehörden sür die Arbeiterversicherung und die Krankenkassen haben nach Maßgabe der Geschäftsanweisung des Vorstands der Württ. Jn­validitäts- und Altersversicherungsanstalt I. 8 14 und L 8 21 das Weitere zu besorgen.

Den 10. Oktober 1895.

K. Oberamt. Schüller, A.-V.

Aus Grund der erstandenen ärztlichen Approbations­prüfung ist u. a. die Approbation als Arzt erteilt worden: Edgar Hummel von Herrenalb, OA. Neuenbürg, Wilhelm Riehm von Affstätt, OA. Herrenberg.

Auf Grund erstandener Prüfung ist u. a. die Appro­bation als Tierarzt erteilt worden: Hermann Schwarz von Baiersbronn, OA. Freudenstadt.

Gestorben: Leimer, Tierarzt Trossingen. Gregor Schmid, Lehrer a. D Cannstatt. Adolf Edelmann, Reviersörster, Ravensburg. Gottlob Lutz, Lehrer, Heslach. Frhr. Hugo v. Linden, kgl. Kammerherr und Hofmarschall a. D. Major ä 1a suite der Armee, Ehreuritter des Ordens der württb. Krone, Großkreuz des Friedrichsordens, Stutt­gart. Adolf Burkhard, Schullehrer, Heilbronn. Albert Günzler, Apotheker, Laichiugen.

Hages-Meuigkeilen.

Deutsches Reich.

Nagold, 10. Okt. (Einges.) Bei der gestern in Neuenstein OA. Oehringen vorgenommenen Stadt­schultheißenwahl wurde Commiffär Sch old er in Hall (gebürtig aus Nagold) gewählt.

>Vlä. Nagold. Lebenszeichen vom Nagol­der Bezirks-Obstbau-Verein. 1. der Vereins­ausschuß möchte die Mitglieder des Vereins aber auch sonstige Obstbäumebesitzer dringend mahnen, noch vor Ende Oktober ihre Apfel-, Birn- und Kirsch-Bäume gegen die im Frühling Blüten und Blätter verzehrenden grünlichen Spanner-Raupen durch Abfangen der flügellosen Weibchen vor dem Eierlegen mittelst der bekannten Klebringe zu schützen. Nach den Erfahrungen der Ausschußmitglieder in den letzten Jahren ist hiezu in erster Linie der am längstenfängisch" bleibende Raupenleim von L. Polborn in Berlin zu empfehlen und solcher von heute an von Herrn Handelsgärtner Raas hier zu beziehen, und zwar von Vereinsmitgliedern um 25 Z, von Andern um 30 Z pro Pfd. Zu 5 äl­teren oder 10 jungen tragbaren Obstbäumen genügt je 1 Pfd. Damit die Rinde nicht durch den Leim verstopft wird, und damit er möglichst lange klebrig bleibt, streich! man den Klebstoff besser nicht aus die (stets vorher von der toten Borke zu befreiende) Baumrinde, sondern auf einen 8 bis 10 Ctm. breiten Streifen starken Packpapiers, das man vorher in einen stark mit Wasser verdünnten Schreinerleim getaucht und wieder getrocknet hat, bindet dann dieses Papier auf Brusthöhe mit einem Bindfaden oben und unten fest um den Stamm, damit kein Insekt unter dem Papier durchkriechen kann, und bestreicht es nun kleinfingerdick mit obenbemerktem Raupenleim. Dieser hat dann noch den weiteren Vorteil, daß man auf demselben im nächsten Früh­ling und Sommer die nach Herunterklopfen (mit der Klopfkeule) meist wieder am Stamm aussteigenden Käfer des Apfelblütenstechers (dessen Larve,Kai- wurm" genannt, durch Ausfressen der Blüten deren AbwelkenBrenner" genannt veranlaßt), ferner die durch heftige Gewitter abgeworfenen und an den Bäu­men wieder aufsteigenden Raupen des Ringelspin­ners, endlich auch die während der Fraßzeit abgeklopften oder sich selbst herablassenden und einen zweiten Baum besteigenden Raupen des Goldafters abfangen kann. 2. sollte man, solange noch die Aeste be­laubt sind, die abgestorbenen Aeste aufsuchen und wegsägen, sowiean älteren Bäumen die Borkenschuppen, Flechten und Moos abkratzen, das Abgekrazte aber sogleich sammeln und verbrennen, und die Stämme noch vor Winter mit der bekannten Kalk-Mischung anstreichen. 3. sollte man im Herbst und Winter die silberweißen Gespinnste der Goldafter-Räupchen große Raupenster" genannt an unse­ren Obstbäumen, aber auch an etwa benachbarten Weißdorn- und Schlehenhecken, aufsuchen und mit der Raupenschere abschneiden und töten, oder mit der Raupenfackel verbrennen. 4. die nächste Voll­versammlung des Vereins soll verbunden mit einer Verlosung nützlicherObstbau-Gerätschaften über Weihnachten in Nagold, die übernächste mit einem Vortrag über wichtige Obstbaufragen in Wildberg stattfinden.

Stuttgart, 9. Okt. Die Neuwahl eines ritter- schaftlichen Abgeordneten im Schwarzwaldkreis ist auf Donnerstag, 24. Oktober, vormittags 11 Uhr auf dem Rathaus in Reutlingen angeordnet.

Stuttgart, 10. Okt. Zur Feier des Geburts­

festes Ihrer Majestät der Königin sind die Haupt­straßen der Stadt reich beflaggt. Die K. Schlösser und die Palais, die Staats- und städtischen Gebäude, Kirchen, Schulen und Kasernen tragen Flaggen­schmuck, in dem die lippe'schen Farben zahlreich ver­treten sind.

München, 10. Okt. DieMünchener Neuesten Nachr." schreiben: Durch den Besuch, den der Staats­minister des königlichen Hauses, Ministerpräsident Freih. v. Crailsheim, und ein Administrationsmit­glied der Vermögensverwaltung des Königs in Fürsten­ried abstatteten, konnte nur die Thatsache konstatiert werden, daß der geistige Zustand des Königs Otto derselbe überaus traurige und hoffnungslose ist, wie seit vielen Jahren, während das körperliche Befinden verhältnismäßig gut zu nennen ist. (Solche Besuche, bei welchen die Herren den König zu sehen bekommen, werden gewöhnlich vor oder am Beginn der Landtagsverhandlungen gemacht.)

München, 10. Okt. Die N. N. melden aus Konstantinopel: Der Sultan soll ernstlich besorgt sein, daß die englische Flotte in die Meerenge ein- laufen könnte. Es ist deshalb ein hoher Offizier zur Untersuchung der Torpedos, welche in der Meer­enge versenkt liegen, entsendet worden.

8. 0. U. Braunschweig, 8. Okt. Das Staats­ministerium genehmigte die Veranstaltung einer Pfennigsammlung am 18. d. Mts. in sämtlichen Schulen des Landes zu Gunsten des in Leipzig zu errichtenden Völkerschlachtdenkmals.

Leipzig, Wer die dauernde Gewerbe-Ausstel­lung besucht hat, wird gefunden haben, daß neben der allgemeinen Reichhaltigkeit des Gesamtinhaltes in sehr zweckmäßiger Weise dafür gesorgt wurde, die Motore in möglichst verschiedenartigen Systemen und Construktionen betriebsfähig zur Schau zu stellen. Dampf-, Gas-, Benzin-Betriebe, Electrizität ist durch ca. 30 verschiedene Motorensysteme und Größen von 1 225 Uk. vertreten. Die hervorra­gendsten Motorenfirmen sind hieran beteiligt.

Frankreich.

Paris, 10. Okt. Der Führer der Madagas­kartruppen, General Duchesne telegraphiert: Tana- nariva ist am 30. Sept. nach einem brillanten Ge­fecht eingenommen worden. Am 1. Okt. begannen die Friedensverhandlungen, die noch am selben Abend geschloffen wurden. General Metzinger wurde zum Militärgouverneur von Tananarivo ernannt. Die Regierung verlieh dem General Duchesne das Groß- : kreuz der Ehrenlegion. Der Kriegsminister sandte ein Glückwunschtelegramm an den General. Die Regierung will eine Madagaskarmedaille schlagen lassen.

Paris, 10. Okt. Wie derTemps" neuerdings zu melden weiß, sei die Schuld des Kommissars Schwartz vollständig bewiesen. Derselbe sei ein von Deutschland bezahlter Spion gewesen und habe andere Existenzmittel nicht besessen. Unter dem Deckmantel seiner elsässischen Herkunft schlich er sich in die pa­triotischen Vereine ein, um Deutschland von allen Vorgängen zu unterrichten.

Italien.

Rom, 9. Okt. Der Kriegsmimster beabsichtigt, beim Zusammentritt der Kammer ein Gesetz ein­zubringen, wodurch alle vom Militärdienst befreite junge Männer zu einer hohen Steuer herangezogen werden. Der Ertrag der Steuer soll jährlich mehrere Millionen ausmachen, die zur Bildung eines Kriegs­schatzes dienen, um davon im Kriegsfalls die Fami­lien armer Soldaten zu unterstützen.