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Amts- und Intelligenz-Blakt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint ivöchentl. 3mal: Dienstag, Don­nerstag und Samstag, und kostet viertel- jährl. hier (ohne Trägerlohn) 80 ^s, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1.20 ^ Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Samstag 14. September

Insertions-Gebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhn!. Schrift bei einmaliger Ein­rückung 9 ^f, bei »mehrmaliger je 6 ^s. Die Inserate muffen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei au,gegeben sein.

1895.

Gestorben: Stadtschultheiß Lucky, Neuenstein. C. H. Schneider, sen., Tübingen. Regine Edelmann, geb. Schraivogel, Rottenburg.

Hages-Weuigkeilen.

Deutsches Reich.

Nagold, 12. Sept. Die verheerenden Brände, welche in den letzten Wochen wiederholt entstanden sind, empfehlen pünktlichste Beobachtung der feuer­polizeilichen Vorschriften und große Sorgfalt im Um­gang mit Feuer und Licht. Ställe, Scheunen, Böden oder andere Räume, welche zur Aufbewahrung feuer­fangender Sachen dienen, dürfen mit unverwahrtem Licht nicht betreten werden. Asche darf nur in Ge- fäsfen von feuerfestem Material oder an feuerfesten Orten aufbewahrt werden, Vorräte an Holz, Kohlen rc. müssen von Feuerstätten so entfernt sein, daß eine Entzündung nicht stattfinden kann. Gegenüber von Kaminen ist eine gewisse Entfernung einzuhalten. Heu und Stroh soll nur in geschlossenen Räumen oder Feimen aufbewahrt werden. Am wichtigsten aber ist es, den kleinen Kindern die Gelegenheit zum Zündeln" zu nehmen, Feuerzeug so aufzubewahren, daß es den Kleinen unzugänglich ist. Der Brand in Leonberg, wie die großen verheerenden Feuer in verschiedenen norddeutschen Gemeinden sind fast alle durch spielende, bezw. zündelnde Kinder entstanden. Noch etwas lehren diese Unglücksfälle:Versichert Euer Mobiliar!"

1. Ebhausen, 12. Sept. Als eine glückliche Spekulation haben es gegen 40 hiesige Güterbesitzer zu betrachten, daß sie ihre am 1. Juli vom Hagel­schlag nicht getroffenen Fruchtfelder noch vor dem zweiten verheerenden Gewitter, welches am 17. Juli über unsere Markung niederging, bei der Nord­deutschen Hagelversicherungsgesellschaft, mit dem Sitz in Berlin, in die Versicherung aufnehmen ließen. Sie erhielten dieser Tage von der Gesellschaft zusammen eine Entschädigung von 2642 ^ 40 und zwar wurden je nach der Größe des angerichteten Schadens von 30 bis 90"/« der Versicherungssumme erstattet. Als Prämie für 100 ^ der Versicherung hatten sie durchschnittlich 80 bis 90 an die Gesell­schaft zu entrichten, so daß beispielsweise ein mit 500 ^ Versicherter eine Prämie von 4 50 ^

zahlen mußte und bei einer Entschädigung von 70°/» von der Gesellschaft 350 ^ erhielt. Wie man all­gemein hört, sind die Versicherten mit ihrer Behand­lung durch die Nordd. Hagelversicherungsgesellschaft zufrieden. Gut wäre es freilich gewesen, wenn nicht bloß alle hiesigen, sondern auch die vom Hagelschlag betroffenen Güterbesitzer der andern Gemeinden un­seres und des Calwer Bezirks bei der bewährten Gesellschaft, die von der Württembergischen Regie­rung mit einem Beitrag von 160000 ^ bedacht wird, um die württembergischen Versicherten mit niedern Prämien anzunehmen, sich versichert gehabt hätten. Aber es liegt jedem billig Denkenden gewiß fern, gegen alle Nichtversicherten den Vorwurf der Saumseligkeit zu erheben. Denn einmal ist unsere Gegend, was den Hagelschlag betrifft, einer der im allgemeinen von solchem am wenigsten heimgesuchtesten Striche unseres Landes; ferner hat sich das Institut der Hagelversicherung bei unserer ackerbautreibenden Bevölkerung noch nicht eingebürgert; vielfach begegnet man im Volke auch einer gewissen Versicherungs­müdigkeit und einem wenn auch manchmal nicht be­rechtigten Mißtrauen gegen die Prioatversicherungs- gesellschaften; und dann wird eben gegenwärtig an den Beutel des Landmanns von so verschiedener Seite geklopft, daß man es gewiß entschuldigen muß.

wenn er sich bis jetzt gegen die Hagelversicherung verschlossen hat. Vielfach hörte man schon einer allgemeinen staatlich eingeführten Versicherung der Grundstücke gegen Hagelschlag und Hochwasser, ähn­lich der gesetzlichen Gebäudeversicherung, die ja jeder Württemberger für eine wohlthätige Einrichtung halten muß, das Wort reden. Solange aber eine solche nicht ins Leben gerufen ist, und die Ueber- nahme der Entschädigung der vom Unglück durch Naturereignisse Betroffenen auf breitere Schultern staatlich nicht gesorgt werden kann, ist es Christen- und Menschenpflicht, daß die Wohlthätigkeit eintritt und zwar auch dann, wenn aus irgend einem Grunde ein Güterbesitzer nicht versichert ist. So sei denn auch an dieser Stelle an alle diejenigen, die Heuer einen reichen Ernteertrag einheimsen durften, die herzliche Bitte gerichtet, mit mildthätiger Hand, sei's mit Gaben an Geld oder an Früchten, alle die zu unterstützen, die sich in diesem Jahr nur eines ge­ringen oder gar keines Erntesegens erfreuen dürfen.

Haiterbach, 7. Sept. (Einges.) Nur 10 Tage vor dem am 1. Juli d. Js. niedergegangenen Hagel sind die für die Wasserbeschädigten im Bezirk Ba­lingen hier gesammelten Beiträge, im Gesamtbetrag von 247 nach dorten abgegangen. Eine Samm­lung nach dem Hagelschlag hätte jedenfalls dieses günstige Resultat nicht ergeben, weil leider der an­fangs geringer vermutete Schaden auf hiesiger Mar­kung, nach den in letzter Zeit gemachten genauen Erhebungen, ein ziemlich bedeutender ist und derselbe allein an Getreide mindestens 20 000 ^ beträgt, weshalb leider an eine weitere Kollekte für die übrigen Beschädigten des Bezirks hier nicht gedacht werden kann.

Tein ach. Die Arbeiten zur Verbesserung der Nach­barschaftsstraßen von Teinach nach Röthenbach und von Teinach nach Zav elfte in, zusammen 3862 m lang, werden im Wege der schriftlichen Bewerbung vergeben. Dieselben sind wie folgt veranschlagt: I. Erd- und Planierungsar­beiten 26 530 ^ II. Chaussierungsarbeiten 19 809,75 ^ III. Kunstbauten mit Lieferung der Marksteine 10 471,35 ^ Zusammen 56 811,10 ^ Die sämtlichen Arbeiten werden nur an einen Unternehmer vergeben. Von dem Kostenvor- anschlage, den Zeichnungen und Accords-Bedingungen kann, bei Werkmeister Wenger in Teinach Einsicht genommen werden.

Stuttgart, 12. Sept. Anläßlich der Bezirks­gewerbeausstellung in Mergentheim wird am Sonn­tag den 15. Sept. d. I. ein Sonderzug von Stuttgart Hauptbahnhof über AalenCrailsheim nach Mergentheim und zurück ausgeführt: Hinfahrt: Stuttgart ab 4.30 morgens, Mergentheim an 10.10 vormittags. Rückfahrt: Mergentheim ab 7.25 abends, Stuttgart an 12.40 nachts. Zur Benützung des Sonderzugs werden besondere Fahrkarten II. und III. Klasse zu ermäßigten Preisen (einfacher Fahr­preis für Hin- und Rückfahrt) nach Mergentheim ausgegeben. Eine Fahrkarte II. Klaffe kostet 9,30 eine III. Klasse 6

Stuttgart, 12. Sept. Die Majestäten treffen heute vormittag 11.25 Uhr in Ludwigsburg, ohne Stuttgart zu berühren, ein und nehmen in Marien­wahl Wohnung. Prinzessin Pauline verbleibt noch einige Zeit in Holland. Im Laufe der nächsten Woche wird der König der Jagd in Bebenhausen obliegen und dem Corpsmanöver beiwohnen.

Sei« 69. Lebensjahr hat am 9. Septbr.Groß- herzog Friedrich von Baden vollendet. Der Ge­burtstag ist überall im badischen Lande in der fest­lichsten Weise begangen worden. Von den deutschen Bundesfürsten hat Großherzog Friedrich zahlreiche Glückwunsch-Telegramme erhalten; besonders herzlich gehalten war das Telegramm des Kaisers.

Burgsteinfurt, 10. Sept. Zu Ehren des

Königs von Württemberg fand beim Fürsten zu Bentheim-Steinfurt Hierselbst eine größere Tafel statt, an welcher u. a. auch der kommandierende General des 7. Armeecorps v. Götze, der Oberpräsident von Westfalen Studt nebst Gemahlin, der Kommandeur des 13. Jnf.-Regiments v. Gilgenheimb teilnahmen. Eine eigenartige Ueberraschung bereitete bei dieser Gelegenheit der Kapellmeister des 13. Jnf.-Regts. Grawert, indem er seine Kapelle durch einen Sänger­chor aus 200 gegenwärtig in Münster übenden Lehrern verstärkt hatte. Zum Vortrag gelangten u. a. die bekanntenaltniederländischey Lieder" und der Fest­marsch über das Tiroler Kriegslied von Herzog Eugen von Württemberg. Der König war darüber so erfreut, daß er Herrn Grawert persönlich Dank und Anerkennung aussprach. Bei der Ankunft König Wilhelms hatte sich eine Szene ereignet, die der komischen Seite nicht entbehrte. Se. Maj. hatte neben dem Fürsten in dem an der Station haltenden Wagen Platz genommen; als man aber abfahren wollte, versagte der Viererzug seine Dienste, so daß die Herrschaften, die sich durch diese Rebellion die Laune nicht verderben ließen, wohl oder übel den Weg zum Schlosse zu Fuß machen mußten.

Gronau i. W., 10. Sept. Bei der Durchreise des Königs von Württemberg hatte inmitten einer großen Volksmenge der Kriegeroerein Gronau mit Musik auf dem Bahnsteig Aufstellung genommen. Der König nahm huldvollst den Rapport entgegen, sprach darauf mit dem Vorsitzenden Herrn Matschke und ließ sich alsdann die Kombattanten vorstellen. Unter endlosem Jubel dankte der König für die Kundgebung. Eine Abordnung, geführt von dem Kreisverbands-Vorstandsmitgliede Knoth, begleitete ihn bis Enschede über die Landesgrenze.

Hannover, 9. Sept. Zur Hauptversammlung des Gustav-Adolf-Vereins sind heute zahlreiche Abgeordnete hier eingetroffen. Heute ist Vorstands­sitzung; die Verhandlungen dauern bis einschließlich den 12. September.

Hannover, 10. Sept. Die 48. Hauptversamm- lung des Gustav-Adolfvereins hat heute ein Huldi­gungstelegramm an den Kaiser abgesandt.

Berlin, 11. Sept. DieKreuzztg." bringt jetzt einen Artikel mit der Ueberschrift:Privatbriefe und ihre parteipolitische Ausbeutung", welcher die Ver­öffentlichung der Hammerstein'schen Briefe imVor­wärts" behandelt. Das Blatt sagt, es stehe noch nicht fest, auf welche Weise die Briefe demVor­wärts" zugegangen seien, jedenfalls aber seien die­selben in einem bei der Versteigerung der Hammer­stein'schen Wohnungseinrichtung verkauften Schrank gefunden und angeeignet worden. (?) Betreffs des Rates, der in dem Briefe des Hofpredigers Stöcker an den ungenannten konservativen Abgeordneten er­teilt wird, schreibt dieKreuzztg.", von irgend einer Jntrigue u. dergl. mehr, kann da keine Rede sein. Es habe sich nur um einen Rat gehandelt, wie die Presse am besten benutzt werde, um für ganz con- rete Fragen in der vom Briefschreiber und seinen Freunden vertretenen Richtung zu wirken. Schließ­lich nimmt in dem Artikel Dr. Kropatschek das Wort, indem er erklärt, er habe bisher von diesem Briefe nicht gewußt, derselbe sei ihm eben so neu, wie die in demselben ausgesprochene Absicht Stöckers. (!)

B er lin, 11. Sept. Die Anarchisten aller Länder werden Ende Oktober d. I. eine Zusammenkunft ab­halten. Der Ort derselben wird streng geheim ge­halten. Als geeignetste Stadt wird London bezeichnet, well dasselbe am sichersten für die Teilnehmer des Kongresses sei. Der aus' Deutschland geflüchtete