Amts- und Intelligrnz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Don­nerstag und Samstag, und kostet Viertel­jahr!. hier (ohne Trägerlohn) 80 in dem Bezirk 1 außerhalb des BArks 1.20^ Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Dienstag 10. September

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1895 .

Amtliches.

Nagold.

Bekanntmachung,

betr. Maßregeln zur Vertilgung der Feldmäuse.

Da auf verschiedenen Markungen des Bezirks die Mäuse massenhaft austreten und erheblichen Schaden an Feldfrüchten, Kartoffeläckern, Kteeäckern, Wiesen u. s. w. anrichten, so werden die betreffenden Ge­meindebehörden aufgefordert, ohne weiteren Verzug nachstehende erfolgreiche Vertilgungsmaßregel zu ver­anlassen.

Auf den verschiedensten Stellen des geschädigten Feldes sind an irgend einer Stelle der deutlich sicht­baren oberen Maus-Gänge oder, wenn 2 oder mehrere

wordenist, daßnursolcheMilchweggegebenwerdendarf,! seit 1842 bedeutend vermehrt. Damals seien es 6

welche zuvor aus mindestens 100 ° 0. erhitzt worden ist. Kommunikanten gewesen; im letzten Jahr sei die Zahl

Nagold, den 7. Sept.

1895. Oberamt.

Vogt.

Die erledigte evangelische Pfarrei Simmersfeld, De­kanats Nagold, wurde dem Pfarrer Klumpp in Hausen a. B., Dekanats Blaufelden, diejenige in Waldbach, De­kanats Weinsberg, dem Pfarrer Brudi in Neuhengstett, Dekanats Calw, übertragen.

Die zweite Schulstelle in Enzberg, Bez. Knittlingen, wurde dem Schullehrer Schüller in Sprollenhaus, Bez. Neuenbürg, die Schulstelle in Erzgrube, Bez. Freuden­stadt, dem Unterlehrer Christian Fromm in Sondelfingen, Bez. Dettingen a. d. Erms, diejenige in Neuneck, Bez. Freudenstadt, dem Unterltzhrer Adolf Veitinger in Sulz

Bez. Neuenbürg, dem Schullehrer Essich in Oberkollbach, Bez. Calw, übertragen.

tnlcki-i- Clänae Ncki krenren am Kreurunasvunkt irdene bach am Kocher, Bez. Gaildorf, die in Simmersfeld, Bez. soscher Gange stcy rreuzen, am rrreuzungspnnrr iroene Nagold, dem Stellvertreter Karl Kübler in Hohengehren,

Töpfe (Kochhafen, Muchhafen) derart m die Erde Scho^tzorf-Schnairh, und diejenige in Waldrennach,

einzugraben, daß der obere Rand der Töpfe noch etwas ^

unter die Oberfläche zu liegen kommt.

Diese Töpfe werden zur Hälfte mit Wasser ge­füllt und eine Hand voll Spreu auf das Wasser gestreut.

In diese Töpfe fallen die Mäuse zahlreich herein, ohne wieder herauszukommen.

Zur sicheren Tötung kann eine 1°/»ige Sublimat­lösung (Gift) dienen, die in die Töpfe eingefüllt wird, aber nur von solcher Menge, daß die Mäuse gerade noch schwimmen können.

Es können alle alten, sonst unbrauchbaren Töpfe,!

Hages-Meuigketten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 7. Sept. Wie wir von zuverlässiger Seite erfahren, hat der geschäftsführende Ausschuß des Wohlthätigkeitsfestes im zoolog. Garten in Berlin den sehr namhaften Ertrag desselben (10 700 ^)

Sr. Mas. dem König im K. Schloß zu Berlin zur wenn " sie H "'eine"' nahezu senkrech'te' und glatte! freien Verfügung übergeben, worauf Se. Majestät

Wandung haben, Verwendung finden.

Diese Maßregel soll, wenn irgend möglich, von der Gemeinde ausgeführt werden.

Zur Durchführung dieser Maßregeln sind von den Gemeinden ohne Verzug die Gemeinde-Feld- und Waldschützen, die Korporationsstraßenwärtcr und an­dere von der Gemeinde etwa noch aufzustcllcnde Personen zu verwenden.

Es ist dafür zu sorgen, daß die toten Mäuse täglich entfernt und vergraben werden.

Eine strenge Kontrolle durch die Mitglieder des Gemeinderats ist angezeigt.

Zur Vertilgung der Mäuse empfiehlt es sich weiter, Hunde und Katzen beim Pflügen des Feldes frei auf demselben umherlaufen zu lassen.

(Bis 15. September ist es verboten, Hunde oder Katzen im Walde oder auf freiem Felde umher­schweifen zu lassen.)

Zum Schutz gegen die Mäuse sollte die Herbst­saat (Saatsrucht) vor dem Säen etwa 15 Stunden lang in einer ^/s°/oigen Kupfervitriollösung (d. h. auf 1 kl Wasser 1 Pfd. blauer Vitriol) gebeizt werden.

Durch das Beizen der Saatfrucht wird zugleich der Brand bekämpft.

Bis 15. d. M. wird einem Bericht über die ge­troffenen Vertilgungsmaßregeln und deren Erfolg ent­gegengesehen.

Auch ist zu berichten, ob und in welcher Höhe etwa Prämien für die Einlieferung von Feldmäusen ausgesetzt worden sind.

Den 7. September 1895.

K. Oberamt. Vogt.

Bekanntmachung.

In Hasel st all, Gemeinde Gültlingen, ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen, weshalb zunächst auf 14 Tage das Treiben von Rindvieh, Schafen und Schweinen über die Markungsgrenzen von Gültlingen hinaus mit Ausnahme der Benützung des Viehs zur Feldarbeit auf angrenzenden Mar­kungen und das Durchtreiben von Vieh durch Gült­lingen verboten, desgleichen die Abgabe von Mager­milch aus dortiger Molkerei in der Art beschränkt

herzlich dankten und erklärten, daß Allerhöchst dieselbe die Summe unter die Balinger Ueberschwemm- t e n, sowie unter die Hag elbeschädigten des Calwer und Nagolder Bezirks nach Bedürf­nis zur Verteilung bringen lassen werden.

** Nagold, 8. Sept. In herkömmlicher Weise wurde heute nachmittag das Jahress°st des Be- zirksmissionsvereins hier gehalten. Die Zahl der Teilnehmer war wohl wegen der großen gegen­wärtigen Hitze etwas weniger beträchtlich als sonst. Zuerst wurde ein gemischter Choral angestimmt, dann sang die Gemeinde eines der 33 Calwer Missions­lieder. Stadlpfarrer Dieterle hielt sodann die Eröffnungsrede, an die sich ein kurzer Rechenschafts­bericht anschloß. Letzterem, der zu Ende dieses Jahres vollständig gedruckt erscheint, entnehmen wir folgende Notizen. In die allgemeine Kasse flössen bis jetzt gegen 2000 während der Kollekteverein eine Ein­nahme von über 3000 hatte, so daß sich die Gesamtsumme der Einnahmen pro September 1894 bis September 1895 aus 5000 beläuft. Frauen­vereine, die für die Mission thätig sind, befinden sich in Altensteig, Ebershardt, Haiterbach, Hochdorf, Nothfelden, Sulz, Ueberberg; dazu kommt noch ein Kindermisstonsverein in Nagold, in welchem zum Besten der Mission gestrickt und gehäkelt wird Missionar Daimelhuber aus Reutlingen, der längere Zeit unter den Chinesen gewirkt hatte, gab zuerst seiner herzlichen Teilnahme Ausdruck an den teil­weise wiederholt vom Hagel betroffenen Gemeinde­angehörigen des Bezirks; dann warf er einen Blick auf den gegenwärtigen Zustand in China, namentlich w'.e sich die Lage der Mission infolge desselben gestalte, Die Mission stehe eigentlich aus vulkanischem Boden wegen des dortigen Aufruhrs. Die Regierung sei saumselig, so daß sich die Christen nicht auf dieselbe verlassen können. Dieselben empfiehlt Redner der ernsten Fürbitte unserer christlichen Gemeinden und erzählt von Segensspuren, welche die Predigt des Evangeliums zur Folge haben. Eine Familie von 8 Seelen, vorher 6 andere Personen, seien durch die Taufe in die christliche Gemeinde ausgenommen worden. Ueberhaupt habe sich die Zahl der Christen

derselben auf 60 000 gestiegen. Die Zahl der Christen überhaupt sei bedeutend größer. Obgleich der Frem­denhaß sich immer noch steigere, mache das Christen­tum doch auch Eroberungen und werde fortfahren, zu siegen über das Heidentum. Die h. Schrift habe ja schon in chinesischer Sprache in den Kaiserpalast ihren Weg gefunden und werde dort eifrig gelesen. Missionar Köller aus Pforzheim, seither auf der Goldküste in Westafrika stationiert, sprach, an Jes. 60 anknüpfend, von der heidnischen Finsternis, be­sonders über das Fetischwesen unter d§r Negern. Obgleich die Fetischpriester selbst nicht an die Fetische glauben, werden doch schon die Kinder im Glauben daran unterrichtet. Diese Fetische sind die Zuflucht der Neger in Nöten und Krankheiten. Hat man wegen der Entstehung der Letzteren Verdacht auf eine Person, so wissen es die Priester einzurichten, daß über dieselbe, wenn sie auch noch so unschuldig ist, das Todesurteil gesprochen wird, mag sie auch noch so sehr ihre Unschuld beteuern. Durch das Evangelium werde aber auch im dunkeln Afrika Licht verbreitet. An vielen Orten sei der gute Same ausgegangen und das Heidentum ins Wanken ge­raten. Dies beweisen z. B. die 4000 Kinder, welche christliche Schulen besuchen und von 200 früher heidnisch gewesenen Lehrern unterrichtet werden.

Nagold, 9. Sept. Kommenden Sonntag be­absichtigt der Turn-Verein bei günstiger Witterung auf dem Schloßberg ein Waldfest abzuhalten, wobei turnerische Hebungen aufgesührt werden, wo­rauf wir jetzt schon Freunde der Sache aufmerk- am machen wollen.

* Nagold, 9. Sept. Wir machen auch an dieser Stelle die Herren Feldbesitzer auf die im Heri­ngen Blatt erscheinende oberamtliche Bekanntmachung, betr. Vertilgung der Feldmäuse, aufmerksam.

Nagold, 9. Sept. Die Redaktion desMi­litär-Wochenblatts" zu Berlin (Kochstraße 6871) beabsichtigt eine Präsenzliste aller derer, die bei der Kaiserproklamation zu Versailles am 18. Jan. 1871 zugegen gewesen sind, zu veröffentlichen und bittet daher alle Beteiligten um Angabe ihrer dama­ligen und heutigen Stellung, ihres heutigen Wohn­sitzes, sowie um Nachrichten über die seitdem Ver­storbenen. Eine solche Präsenzliste war schon da­mals von Allerhöchster Slelle beabsichtigt gewesen, aber durch die Kriegsereigniffe verhindert worden.

Rohrdorf. (Einges.) Die 25jährige Wieder­kehr des Sedantages wurde hier mit einer würdigen Feier begangen. Am Sonntag, den 1. d. M. wurde ein Gottesdienst gehalten, an dem die Veteranen teil- nahmen. Hr. Pfarrer Eber bach von Ebhausen, als Stellvertreter des ortsabwesenden evangel. Geist­lichen, hielt eine treffliche Predigt, in der er darauf hinwies, daß vor 25 Jahren manch' Dankgebet zum Himmel gestiegen sei und wir alle die Verpflichtung haben, täglich für den bis heute erhaltenen Frieden dem höchsten Gott zu danken. Am Montag früh, als am eigentlichen Festtage, erschollen Böllerschüff e, und auf der48er Trommel" wurde eine herzhafte Tagwacht geschlagen. Mittags standen die Geschäfte still, die Fabriken wurden geschlossen. Abends 5 Uhr zog der Militärverein in geschlossenen Reihen aufs Rathaus, wo die ausmarschierten Veteranen, 11 an der Zahl, die von der Gemeinde verabreichten Gaben mit einer Ansprache des Ortsvorstehers erhielten. Bei dem nun folgenden Festessen, welches dem alt renomierten Gasthause z. Ochsen alle Ehre machte, hatte der Vereinsvorstand Reichert die Be-