Aber den Kenntnisstand in den 10 Schulfächern und fügte manche pädagogische Winke hinzu, lieber die Behandlung einiger Fächer wurde am Schluß eine Debatte eröffnet, an der sich der Herr Prälat, Geistliche und Lehrer beteiligten. Arbeitsschulen sind in allen Gemeinden des Bezirks vorhanden; bis jetzt haben aber nur die zwei größten Städte des Bezirks Schulen mit obligatem Besuch. Von der gesetzlichen Fortbildungsschule wurden 7 Gemeinden, die schon seither wegen geringer Schülerzahl auch keine Winterabendschule hatten, dispensiert. In 4 Gemeinden ist der Unterricht in 2 Wochenstunden gemeinsam. Fortbildungsschulen für die Söhne und Sonntagsschulen für die Töchter wurden in 20 Gemeinden beschlossen. Nur 7 Gemeinden beschlossen die Einrichtung von Fortbildungsschulen für beide Geschlechter. Der Unterricht findet für Söhne oder Töchter in 10 Gemeinden bei Tag statt. Der Lehrplan für die Fortbildungsschule wurde festgestellt und soll, sobald er gedruckt vorliegt, den betreffenden Lehrern zugehen. — Oberlehrer Schwarz maier hielt zum Schluffe einen interessanten mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag über den „Wald in physiologischer Hinsicht." — Einen besonderen Reiz verlieh der diesmaligen Bezirksschulversammlung die Lehrmittel-Ausstellung. In zwei Sälen des Rathauses waren als Hilfsmittel besonders für den Schul- und Fortbildungsschulunterricht Karten, Bilder, Bücher, Hefte, Arbeiten u. s. w. in großer Zahl ausgestellt. Beiträge dazu hatten die Volks-, Seminarübungs-, Mittel-, Taubstummen-, Real- und Lateinjchule sowie die freiwillige Schule für den Handfertigkeitsunterricht geliefert. In dankenswerter Weise hatte auch die Zaiser'sche Buchhandlung hier manches schöne, brauchbare kleinere und größere Werk ausgestellt. Zur Besichtigung der Ausstellung wurden die Verhandlungen auf eine halbe Stunde unterbrochen. Um 2 Uhr waren sie zu ende. Ein gemeinsames Mahl in der Post, bei dem noch mehrere Reden gehalten wurden, bildete den Schluß der diesmaligen Bezirksschulversammlung.
Herrenberg, 17. Äug. Die bürgerlichen Kollegien faßten den einstimmigen Beschluß, den Veteranen auf das Sedanssest aus der Sladtkasse die Gabe von tausend Mark zu verwilligen.
Stuttgart, 21. Aug. Seitens der evang. Oberkirchen- und Schulbehörde ist veranlaßt worden, daß an den evang. Mittel- und Volksschulen am 2. September vor- und nachmittags kein Schulunterricht stattfindet. Früh sollen die Schulen event. klaffen- weise Festakte halten. Für Nachmittag werden Turnspiele empfohlen.
Stuttgart, 22. Aug. Sicherem Vernehmen des „Schw. M." nach tritt der Leiter der Reichsbankhauptstelle Stuttgart, Geh. Reg.-Rat Simon, mit dem 1. Okt. d. I. in den Ruhestand; an dessen Stelle wurde der erste Vorstandsbeamte der Reichsbankstelle Augsburg, Kais. Bankdirektor Lichtenberg, berufen.
Stuttgart, 22. Aug. Heute früh 6 Uhr wurde Raubmörder Nüster im Hofe des hiesigen Zuchthauses hinge- richret. Der äußere Hergang der Hinrichtung war genau derselbe wie bei der Hinrichtung Mauths. Nüster, der eine halbe Stunde vorher ms Pönitentiarhaus (Zuchthaus) verbracht worden war, erschien bleich, aber sehr ruhig und gefaßt auf dem Rchiptatz. Ohne eine Thräne zu vergießen oder eine Miene zu verziehen, hörte er die nochmalige Verlesung des Todesurteils und Vas Sterbegebet des Pfarrers Falch an. reichte sodann dem Staatsanwalt Herrschner mit den Worten „es geschieht mir recht" die Hand und dann auch dem Geistlichen. Willig und festen Schrittes trat er vor die Guillotine, ließ sich lautlos sestschnallen und mit dumpfem Schlage fiel das Beil Nüster hatte auffallend wenig Blut im Leibe. Nach einem Schlußgebet des Geistlichen wurde die Leiche in eine bereit stehende Kiste gelegt.
Freiburg, 21. Aug. Die Eröffnung der ganzen Kaiserstuhlbahn ist definitiv aus den 5. Septbr. festgesetzt. Der Großheizog kann der feierlichen Eröffnung nicht a,.wohnen, er hat jedoch auf die ergangene Einladung erklärt, bis Spätjahr die Bahn zu besichtigen.
München, 22. Aug. In dem Gemeindekollegium wurde der Antrag von dem Magistrat gestellt, den Veteranen von 1870/71, welche sich keine entehrenden Handlungen zu Schulden kommen ließen, das unentgeltliche Heimat- und Bürgerrecht in München zu verleihen.
Berlin, 20. Aug. Zeremonienmeister Kotze, welcher in Glatz seine FestungShast wegen des Duells mit Baron v. Reischach zur Hüstle verbüßt, wurde begnadigt.
Bert in, 21. Aug. Der „Reichsanz." veröffentlicht die Ernennung desbisherigenLandeshauptmanns
von Togo, v. Putt kam er, zum Gouverneur von Kamerun.
Berlin, 21. Aug. Der „Lokalanzeiger" meldet aus Kösen: Die Einweihung des Bismarckdenkmals, welches die deutschen Korpsstudenten auf der Rudelsburg errichten, ist für den 18. Oktober geplant, während anfänglich der Sedantag in Aussicht genommen war.
Berlin, 22. Aug. Die „Post" bestätigt die Angabe, daß die Gerreidefirma Cohn und Rosenberg für das hier aus Rußland importierte Getreide Zollkredit erhält. Das Blatt wünscht, daß eine amtliche Aufklärung erfolge über diese für die Lage der Getreidepreise wichtige Firma.
Berlin, 22. Aug. Wie die „Mil. Pol. Corr." meldet, sagte bei der Vorstellung der nach Chile abgehenden preußischen Offiziere der Kaiser, die Herren möchten nicht denken, daß sie drüben ein Abenteurerleben führen könnten. Sie sollten nicht aufhören, sich als Deutsche zu fühlen und sich ihrer deutschen Nationalität würdig zu zeigen. Wenn sie erreichen sollten, daß in der chilenischen Armee mehr Zusammenhalt und mehr Hingabe an eine Ordnung des Dienstes Platz greift, so könnten sie zufrieden sein. Die jetzt nach Chile gehenden Offiziere werden voraussichtlich in zwei Jahren von anderen abgelöst werden.
Ueber hie Kaiserdenkmals-FeierinBerlin wird in der „Nat.-Ztg." noch berichtet: Unter den Anwesenden wurde am meisten Generalfeldmarschall Gras v. Blumenthal bemerkt, der einzige große Ueber- lebende aus jener Zeit. Nächst ihm fiel, aus naheliegenden Gründen, die Anwesenheit des Grafen Herbert Bismarck auf. Aus Friedrichsruh waren Dr. Chyrsander und Schwenninger ebenfalls anwesend. Der Kaiser verlas die Urkunde mit weithintragender, gegen das Ende etwas weniger lauten Stimme. In die letzten Sätze tönren von der Marienkirche her die Glocken hinein. Zweimal ging eine Bewegung durch die Hörer. Das erste Mal, bei der Erwähnung des Fürsten Bismarck in der Urkunde, sodann als der Name, den der Heimgegangene Kaiser in der Geschichte tragen soll, zum ersten Mal offiziell verkündet wurde: „Wilhelm der Große". Der Vorbeimarsch der kleinen Militärabteilungen mit den eichengeschmückten Fahnen war ein brillanter. Der Kaiser salutierte die Fahnen, die große Suite nahm die Helme ab, die übrigen Zuschauer begrüßten sie mit Hurra. Dem Generalfeldmarschall Grafen v. Blumenthal sind aus Anlaß der Feier das Kreuz und der Stern der Großkom- thure des Kgl. Hohenzollernschen Hausordens mit Schwertern am Ring verliehen worden.
(:) In einem „Zum 18. August" über- schriebenen Artikel des „Milit.-Wochbl." heißt es am Schluß: „Mag auch der lange Friede, die nagende Sorge um das tägliche Brot oder die Gewohnheit behaglichen Erwerbens, die Sucht nach Geld und Gut, nach Vergnügen und Genuß, die künstlich geschürte Unzufriedenheit weiter Kreise des Volkes den Schein erwecken, daß unseres Volkes Geist im Begriff ist, ein anderer zu werden, daß das Volk sich mehr und mehr von Gott abwende: es ist doch nur Schein; die Armee steht fest, und sollte von irgend woher der Versuch unternommen werden — was die Vorsehung verhüten wolle — die Waffen mit uns zu kreuzen, so stände das Volk wie Ein Mann, ebenso wie vor 25 Jahren, hinter der Armee, eingedenk des Wortes unseres großen Dichters: „Nichtswürdig die Nation, die nicht ihr Alles freudig setzt an ihre Ehre", und der Friedensstörer würde bald zu seinem Schaden gewahren, daß wir noch die alten Soldaten von 1870 71 sind, daß das deutsche Volk noch im Besitze der Eigenschaften ist, die sein Heer damals zum Siege führten".
Frankreich.
Paris, 21. Aug. „Rappel" fordert die Bevölkerung zur Errichtung einer Statue der Stadt Metz in Paris auf, als Antwort auf die geräuschvolle Kundgebung an der französischen Grenze. Kein Franzose, schreibt „Rapvel", werde verfehlen, zu den Kosten beizusteuern. Eine Subskription werde von allen'Blattern eröffnet.
-- Serbien.
Belgrad, 21. Aug. Exkönig Milan trifft Ende dieses Monats in Serbien ein und wird dauernden Aufenthalt in Nisch nehinen. Metropolit Michael ist schwer erkrankt.
Bulgarien.
Sofia, 22. Aug. Da Fürst Ferdinand das Audienzgesuch des englischen Konsuls in Sofia ab
lehnte, beschlossen, wie dem „Berl. Tagbl." von hier gemeldet wird, die übrigen Vertreter der Mächte, sich dem Fürsten vor seiner Abreise nach Varna sämtlich nicht vorzustellen.
Kleinere Mitteilungen.
Freudenstadt, 21. Aug. Dem Kgl. Amtsgericht Freudenstadt sollte heute nachmittag der Zimmermann Wurster von hier, welcher vorgeladen war und nicht erschien, vorgeführt werden. Wurster wurde deshalb festgehalten und bis zu seiner Vernehmung in dem Gerichtsgefängnis untergebracht. Als Wurster kurz darauf vom Gefängnisdiener vorgeführt werden sollte, fand dieser den Wurster, welcher sich unterdessen mit einem Messer den Hals abgeschnitteu hatte, tot in der Zelle vor.
Lustnau, 21. Aug. Ein unverbesserlicher Messerheld scheint der 20jährige Steinhauer E. von hier zu sein. Derselbe, der erst kürzlich eine -Imonatliche Haft wegen Messergebrauchs bei einer Rauferei abbüßte, verwundete vergangenen Sonntag nacht wieder 2 hiesige Burschen mit dem Messer, und zwar erheblich. Am Montag früh fuhr er nach Reutlingen, als ob nichts vorgefallen wäre, um einen „Blauen" zu machen; als er mit dem Abendzug zurückkehrte, machte er im Eisenbahnwagen solchen Lärm, daß sich das Zugspersonal veranlaßt sah, ihn in Kirchentellinsfurt auszusetzen. Die dortigen Stationsbeamten, die seine Personalien feststellen wollten, bedrohte er ebenfalls mit dem Messer. Dann ergriff er die Flucht, wurde aber noch am gleichen Abend festgenommen und nach Tübingen verbracht, wo er jetzt jedenfalls einer empfindlichen wohlverdienten Strafe entgegensieht. (Tüb. Chr.)
Friolzheim, 21 . Aug. Ueber das furcht bare Brandunglück werden dem „Pf. B." noch folgende Einzelheiten mitgeteilt: Alles lag in tiefem Schlaf, nur noch der Schmied des Dorfs dengelte die Sensen, als er in einer im Zentrum des Dorfes gelegenen Scheuer Feuer sah, das sich so rasch vergrößerte, daß der im Nebenhaus wohnende Besitzer der Scheuer sich kaum noch retten konnte. Es wurde nun Alarm geschlagen, die Feuerwehr war zwar rasch und pünktlich zur Stelle, allein inzwischen hatte das Feuer einen so furchtbaren Umfang angenommen, daß an ein Retten der vom Brand ergriffenen Häuser nicht mehr zu denken war. Es standen 7 Wohnhäuser in kürzester Zeit und 6 Scheunen, sämtliche mit Erntevorräten, Heu, Korn u. dergl. wohlgefüllt, in Hellen Flammen. Man mußte darauf bedacht sein, die Menschen und das Vieh zu retten; und es ist als ein großes Glück zu betrachten, daß kein Menschenleben dem verheerenden Feuer zum Opfer gefallen ist. Auch kein einziges Stück Vieh ist umgekommen. Zum Unglück ist auch noch bei den Löscharbeiten an der alten trefflichen Spritze vom Jahr 1789 das Rohr geplatzt, so daß sie nicht mehr gebraucht werden konnte. Jetzt bietet sich dem Auge ein Bild grauenhafter Verwüstung dar. Der große Häuserkomplex mitten im Ort, zwischen der Straßen-Kreuzung der beiden nach Winsheim und Flacht gelegen, ist fast vollständig niedergebrannt. Von dem ganzen Häuserkomplex zwischen dem Rathaus und Gemeindebackhaus einerseits bis zum Schulhaus anderseits, stehen nur noch traurige kümmerliche Reste und Trümmer. Alles ist ein großer Schutthaufen, der da und dort noch glost oder lichterloh brennt. Ihn umstehen weinend und jammernd die Leute und Kinder, die fast alle ihr Hab und Gut verloren haben. Allerdings sind die meisten versichert; allein einzelne haben diese Vorsichtsmaßregel versäumt und dann ist der Schaden namentlich an verbrennten Erntevorräten sehr groß. Die Hitze beim Brand war so groß, daß man dem Feuer sich fast nicht nähern konnte. Zur Unterstützung der Friolz- heimer Feuerwehr war die Wimsheimer, Mönsheimer, Heimsheimer und Tiefenbronner Feuerwehr herbeigeeilt. So wurde denn mit aller Macht die weitere Ausbreitung des Feuers verhindert. Das Feuer war entsetzlich; ganze Feuergarben schossen in die Höhe und trugen die Feuerbrände zum Teil weit hinaus, so daß die Gefahr für die übrigen Häuser sehr groß war. Ueber die Art der Entstehung des Brandes ist noch gar nichts bekannt. Da aber der Besitzer der Scheuer ganz bestimmt versichert, abends gar kein Feuer oder Licht in die Scheune gebracht zu haben, so ist wohl Brandstiftung anzunehmen.
Tuttlingen, 21. Aug. Gestern mittag 4 Uhr stieg nach äußerst schwülem Tag ein Gewitter in nordöstlicher Richtung auf, das hier nur einige heftige Donnerschläge mit kurzem Regen brachte. - In Nendingen war das Gewitter von einem großen Unglücksfall begleitet. Mehrere auf dem Felde mit Mähen beschäftigte Personen suchten Schutz, indem sie sich laut „Gr. B." unter den Garben verbargen; drei suchten Schutz unter einer Buche. Der Blitz schlug in dieselbe, wodurch eine ältere Frau, die Witwe Judith Schilling, sofort getötet, ein Mädchen, Agaihe Maier, schwer verletzt und ein junger Mann, der Sohn der Witwe, unbedeutend getroffen wurde.
Stuttgart, 21. Aug. In den Zuchthäusern Württembergs werden seit einiger Zeit die Gefangenen alle 14 Tage, höchstens 4 Wochen, gewogen. Bei Abnahme des Körpergewichts wird eine Speisezulage gegeben. (!)
Frankfurt a. M., 20. Aug. Die Stadtverordneten- Versammlung beschloß, den Antrag betr. die Aufnahme einer städtischen Anleihe im Betrage von 21 Millionen an eine Kommission zu verweisen, und lehnte den Antrag auf Bewilligung von 10 000 ab; dagegen beschloß die Versammlung, dem Magistrate anheimzugeben, eine Vorlage über die Bewilligung von 20 000 zur Verteilung eines Ehrengeschenks an die unbemittelten Veteranen einzubringen.
Metz, 20. Aug. Eines ungemein zahlreichen Besuchs durch die Schlachtfeldbesucher hatte sich in den letzten Tagen das am Ausgang des Dorfes Renzonville gelegene bescheidene Haus zu erfreuen, worin Kaiser Wilhelm I. die Nacht nach der Schlacht von Gravelotte zugebracht hat. Das Zimmer, das der Kaiser i. I. 1879 noch einmal besuchte, befindet sich noch im gleichen Zustande, wie vor 2S Jahren. An der Außenseite des Hauses hat der Krieger-