Metz, 18. Aug.' Die Erinnerungsfeier an die Schlacht bei Gravekotte begann heute früh 7 Uhr mit einem auf dem Pionierübungsplatz von dem evangelischen Divisions­pfarrer Bußler abgehaltenen Feldgottesdienst unter Teil­nahme vieler Tausender von Veteranen und unter Mitwir­kung der Metzer Gesangvereine. Nach der kirchlichen Feier erfolgte die Abfahrt nach Gravelotte, wo nachmittags die Einweihung des Aussichtsturms stattfand, während der kommandierende General des 16. Armeekorps, Graf v. Häseler, in Flavigny die Weihe des dem Prinzen Fried­rich Karl gewidmeten Denkmals vollzog. Der Verein für Erhaltung und Schmückung der Kriegergräber legte heute am Sarge Kaiser Wilhelms I. einen auf dem Schlachtfelde von Gravelotte gebundenen Eichenkranz nieder.

Frankfurt, IS. Aug. DerKonfekt." schreibt:Ein merkwürdiges Verfahren wird jetzt den Agenten gegenüber beobachtet, die Geschäftsreisen zu machen haben und zu diesem Zwecke Reiselegitimationskarlen benötigen. Diesen wird jetzt eine solche Karte verweigert und ihnen anheim­gegeben, sich H ausierscheine (Wandergewerbescheine) aus­stellen zu lassen. Die Anordnung stützt sich auf eine Reichs­gerichtsentscheidung, daß Agenten keine gewerbliche Nieder­lassung im Sinne der Gewerbeordnung haben, und ist zu­erst in Frankfurt a. M. zur Ausführung gebracht worden, wird aber wohl nunmehr im ganzen Deutschen Reich zur Geltung gelangen. Es kann dabei leicht der Fall eintreten, daß den Agenten auch der Hausierschein verweigert wird, weil sie keine Hausierer sind. Eine Abänderung der neu in Anwendung gebrachten Vorschriften dürfte hier geboten sein."

Köln, 18. Aug. In Mülheim a. Rh. herrschte in der letzten Woche große Erregung gegen die Köln-Mühl- heimer Dampfschiffahrts-Gesellschast, die, um eine Konkur­renzgesellschaft zu vernichten, den Fahrpreis von 20 auf IS Z herabsetzte. Gestern abend versuchte eine große Menschen­menge das Landen der Schiffe der älteren Gesellschaft zu verhindern. Es kam zu einem Krawall, worauf die Menge zu Tausenden anwuchs, den ganzen Werftplatz und d»e angrenzenden Straßen besetzt hielt. Als die Polizei mit blanker Waffe vorging und zur Hilfeleistung die Gen­darmerie requirierte, die blinde Schüsse abgab, eröffnet- die höchst erregte Menge ein Steinbombardement und de­molierte sämtliche Laternen. Ein prachtvolles Wetter­häuschen sowie das Uhrenpostament wurden niedergerissen und in den Rhein geworfen. Die öffentliche Retirade so­wie die Fensterscheiben der Nachbarhäuser wurden zer­trümmert. Zweiundzwanzig Schutzleute, ein Kommissar und der stellvertretende Bürgermeister wurden durch Stein- würse verwundet und teilweise ins Hospital befördert, an­dererseits sind viele Personen durch die Säbelhiebe der Polizisten verletzt. Eine Anzahl Personen wurde inhaftiert. Ter Landrat erbat telegraphisch für heute abend militärische Hilfe. In der Stadt herrscht eine überaus große Erregung. Vom 19. Aug. meldet dieFranks. Zlg." aus Köln: Die Unruhen in Mülheim dauern fort. Höheren Ortes ist ein Bericht eingeforderl worden, um zu erwägen, ob mili­tärische Abteilungen den Sicherheitsdienst verrichten sollen. Als aeitern nbend iltniirpi irnN

gestern abend Polizei und Gendarmerie die Werft räumlen, wurden aus den Fenstern benachbarter Häu­ser Schüsse abgefeuert und Flaschen, Eisenteile und Steine auf die Schutzmannschast geschleudert. Die Gendarmerie erwiderte die Schüsse. Eine große Anzahl Personen, darunter ein Fabrik­direktor, sind verletzt. Ein ISjähr. Bursche liegt im Sterben. Viele Ruhestörer wurden verhaftet.

Das Befinden des Fürsten Bismarck wird der Augsburger Abendzeitung" nach wie vor als ein zufriedenstellendes bezeichnet. Die von ärztlicher Seite angeordnete Ruhe bekommt dem Fürsten vor­züglich und ermöglicht ihm, daß er seiner alten, lieb­gewordenen Gewohnheit, der Verwaltung seiner Güter, wieder die größte Aufmerksamkeit zuwendet. Das wichtigste Geschäft für den Fürsten ist natürlich die Beschäftigung mit Politik, d. h. soweit sie eben ein Privatmann betreiben kann. Das Lesen der Zeitungen, eine umfangreiche Korrespondenz u. s. w. nimmt fast täglich ziemlich viel Zeit in Anspruch; außerdem pflegt der Fürst seine kleinen Spaziergänge und Ausfahrten nur bei ganz schlechter Witterung zu unterlassen. In der letzten Zeit haben sich wieder­holt Deputationen anmelden lassen, aber in Rücksicht aus die nötige Erholung des Fürsten mußten sie angelehnt werden. Selbst eine Deputation von Deutschen aus Ostafrika hat in liebenswürdigster Form einen ablehnenden Bescheid erhalten.

Berlin, 18. Aug. Das Armeeverordnungsblatt veröffentlicht eine allerhöchste Ordre, wonach, der siaifer denjenigen Fahnen und Standarten der Armee, welche während des Feldzugs 187071 in den Schlachten und Gefechten, sowie bei Belagerungen geführt worden sind, das Baud der für diesen Krieg gestifteten Denkmünze verleiht.

20. Aug. Wie derVorwärts" aus

Berlin, 20. Aug.

Essen meldet, beschlossen die Sozialdemokraten in einer gestern abgehaltenen Konferenz, den zu 2',e Zähren Zuchthaus verurteilten Schröder einstimmig als Reichslagskandidat aufzustellen. DerVorwärts" ,ugt dieser Meldung hinzu:Das ist unsere Ant­wort auf den Spruch der Geschworenen!"

Potsdam, 19. Aug. Bei der gestrigen Er

durch historische Erinnerungen geheiligten Boden hin­wies und dann sagte:Die großen Erfolge, welche unter der Führung Kaiser Wilhelms die Armee und insbesondere die Garden erfochten, wurzeln doch zu­letzt in dem, was Kaiser Wilhelm uns einpflanzte. Die Kraft unserer Armee machte die unbedingte Hingabe an einen Willen, an denjenigen des ober­sten Kriegsherrn aus. Unerschütterlich sollen die von dem Verewigten als die drei Hauptsäulen seiner Armee bezeichneten drei Tugenden für uns bestehen: Tapferkeit, Ehrgefühl, unbedingter Gehorsam. Wenn wir diese drei Eigenschaften aufrechterhalten, wird die Armee die Grundlage für den Frieden Europas sein und den Spruch Moltkes rechtfertigen: Wir sind nicht nur stark genug, um den Frieden Euro­pas zu erhalten, sondern auch, um denselben zu er­zwingen! Schließlich beglückwünschte der Kaiser die Brigade zu ihrem Ehrentag und trank auf das Wohl des ersten Garde-Regiments z. F., der gesamten Garde und der Armee.

Krossen a. d. O., 20. Aug. Graf Caprivi erhielt gestern vom Kaiser anläßlich des Gedenktags der Schlacht von Vionville-Mars-la-Tour, an der er als Chef des Generalstabes des 10. Armeecorps teilgenommen hat, ein huldvolles Telegramm.

Belgien-Holland.

Brüssel, 19. Aug. Hiesige Blätter melden unter Reserve aus Petersburg, daß dort eine Kaserne in die Luft gesprengt worden sei. 300 Soldaten und mehrere Offiziere sollen tot sein. Es ist die Ansicht vorherrschend, daß es sich um ein nihilistisches Attentat handelt. Eine Bestätigung der Nachricht liegt jedoch noch nicht vor.

Frankreich.

Paris, 19. Aug. Ein Telegramm aus Port Louis meldet, die Avantgarde des französischen Ex­peditionskorps sei in der Hauptstadt Madagaskars, in Antananarivo, angekommen. Das Gros folgt. Auf dem Marsche blieben viele Soldaten zurück.

Paris, 19. Aug.Echo de Paris" sagt, zwischen der französischen Regierung und Cornelius Herz seien in den letzten Tagen Briefe gewechselt morden. Herz habe sich bereit erklärt, die Panama-Akten aus­zuliefern, falls die Regierung den an England ge­stellten Auslieferungsantrag gegen ihn zurückziehen würde.

Italien.

Rom, 19. Aug. Anläßlich des gestrigen 86. Geburtstages des Papstes erhielt derselbe die Glück­wünsche der Kardinäle, Prälaten und hochgestellten Katholiken. Der Gesundheitszustand des Papstes ist ein ausgezeichneter. Während einer ganzen Stunde hielt er in der Bibliothek Empfang ab. Der Papst befragte seine Umgebung nach dem Wiedererwachen der religiösen Bewegung in Italien und sprach von der Notwendigkeit der Vereinigung aller Katholiken. Er bedauerte ferner das Zerwürfnis zwischen den Zivil- und Kirchenbehörden in Italien, welches dem italienischen Vaterlande großen Schaden bereite.

Rom. 20. Aug. Drei kath. Journalisten aus Turin, Genua und Rom übergaben gestern dem Papst das erste Album mit Protestunterschrift gegen die Feier des 20. Sept. Außerdem überreichten sie einen Peters­pfennig im Betrage von 10,000 Lire. Der Papst nahm beides freundlich an und drückte auf den 20. Sept. anspielend die Hoffnung aus, daß die Feste in Rom ruhig und ohne Unannehmlichkeit für die Katholiken verlaufen möchten. Ferner jagte der Papst, er ließe sich durch diese Feier die Freude über den Ausfall der letzten Gemeindewahlen nicht trüben, welche der kath. Partei einen erheblichen Zuwachs gebracht hätten.

Neapel, 20. Aug. Die eruptive Thätigkeit des Vesuv ist noch immer in der Zunahme begriffen, so daß die Einwohner der umliegenden Ortschaften flüchten mußten.

Bulgarien.

Sofia, 18. Aug. Das Palais des Fürsten Ferdi­nand wird seit einigen Tagen scharf bewacht, weil derselbe eine Anzahl Drohbriefe erhalten hat.

Rußland

Amerika.

^New-Uork, 16. Aug. Nachrichten aus Barba­dos vom 29. Juli melden, daß ein venezuelisches Kanonenboot auf den englischen SchoonerEllen" gefeuert, seine Segel durchschossen und ihn dann durchsucht habe. Nach einem Telegramm aus Tampa, dem Hauptquartier der cubanischen Insur­genten in den Vereinigten Staaten, wird aus Cuba gemeldet, daß ein Eisenbahnzug von Havanna mit Freiwilligen zum Dienste gegen die Aufständischen durch Dynamit bei Bolondron in die Luft gesprengt worden sei und daß nur wenige Insassen entkommen seien. Eine Depesche aus Panama berichtet, Gene­ral Vernaza habe die akuadorischen Regierungs­truppen unter General Sarastie bei Gataz geschlagen. Sarastie halte mit 400 Mann Rio Bamba besetzt. Ban glaube jedoch, er müsse sich den Truppen des Generals Alfores ergeben.

Kleinere Mitteilungen.

Nagold, 17. Aug. Der Kohlweißling treibt gegen­wärtig wieder sein Unwesen, wie alle Jahre um diese Zeit; er flattert in den Gärten und Kohlländern umher und setzt sich auf jedes Kohlkraut, um dort seine Eier nieder­zulegen, die nach 24 Stunden schon zu Raupen sich ent­wickeln und Blatt für Blatt des Krautes abfressen, so daß nur die Rippen übrig bleiben. Am besten und wirksamsten schützt man die Pflanzen dagegen, indem man dieselben mit Wasser begießt, das mit Chlorkalk vermischt ist. Auf eine Kanne Wasser genügt 1 Löffel voll Chlorkalk. Die sochergestalt täglich (am Morgen oder Abend) begossenen Kohlpflanzen meidet der Schmetterling stets, und man sollte sich diese kleine Mühe deshalb nicht verdrießen lassen.

Dornstetten, 18. Aug. Der an> vorletzten Freitag, im StaatswaldPfahlwald" erschossen aufgefundene, hier stationiert gewesene, verheiratete Landjäger Müller hat sich, wie die gerichtliche Untersuchung feststellte, in einem Anfall von Geistesstörung selbst das Leben genommen. In der einen Hand soll er noch sein Dienstgewehr, in der andern sein Seitengewehr, mit dem er abgedrückt hat, gehabt haben. Die Sektion ergab Abnormitäten der Hirnhaut und des Gehirns. Die Beteiligung am Leichenbegängnisse war eine zahlreiche.

Birkenfeld, 18. Aug. Frau R. geb. Oelschläger von hier suchte und fand gestern ihren Tod dadurch, daß sie sich von dem zwischen 11 und 12 Uhr thalaufwärts gehenden Güterzug unweit der Station Engelsbrand über-' fahren ließ, und zwar warf sie sich unmittelbar vor einem Langholzwagen unter den in vollem Laufe befindlichen Zug. Hinterkopf und Schulter wurde so schwer verletzt,, daß der Tod s»fort eintrat. Die Unglückliche wollte schon bei dem vorhergegangenen Zug ihre selbstmörderische Ab­sicht ausführen, wurde aber durch den Bahnwärter daran verhindert. Sie lebte in der letzten Zeit nicht in Gemein­schaft mit ihrem Ehemann, welcher entfernt von hier in Arbeit steht. Man will seit einiger Zeit Anzeichen von Geistesgestörtheit an ihr wahrgenommen haben.

Triberg, 14. Aug. Glück bei allem Pech hatte gestern ein junger Mann aus Karlsruhe, welcher zur Kur hier weilte. Derselbe kletterte im Wasserfall herum und wagte sich allem Anscheine nach zu weit auf die Felsen hinaus. Auf dem Moose scheint der junge Residenzler ausgeglitten zu sein und im Nu war er, lt. Echo vom Wald, von dem Wasserschwall über den großen Schwall hinuntergezogen. Seine Begleiter, die nicht wenig erschrocken waren, konnten ihm am Fuße des Falles alsbald aus dem Wasser heraus­helfen. Besondere Verletzungen erlitt der junge Mann, dem die Rutschpartie wohl noch lange im Gedächtnis bleiben wird, glücklicherweise nicht.

Biberach, 19. Aug. Diesen Vorm, traf die Schreckens­kunde hier ein, daß bei Hürbel, diesseitigen Oberamts ein Raubmord verübt worden sei. Der Ermordete, in junger Mann, hat über die Ernte dort ausgeholfen, besuchte gestern dieSichelhenke", nachdem er 8 ^ Lohn erhalten, und begab sich abends auf den Heimweg. Als er zu Hause nicht eintraf, machten sich einige Anverwandte auf, um ihn zu suchen. Sie fanden den Unglücklichen tot in einem Wäldchen liegend, seiner Uhr, Kette und des Geldes beraubt.

Vom Fränkischen, 19. Aug. Vor einigen Tagen gerieten in einer Wirtschaft in Kirchheim zwei junge Leute miteinander in Streit. Ein anwesender Taglöhner namens Schwab, wollte Ruhe stiften, wurde aber von einem der Streitenden durch zwei Revolverschüsse nieder­gestreckt. Schwab war sofort tot. Der Thäter ist verhaftet.

Heilbronn, 14. Aug. Im hiesigen Privat-Salzwerk verunglückte gestern abend der Salzsteuer-Aufseher Höschl e, indem derselbe beim Ueberschreiten eines Geleises von den Puffern zweier Eisenbahnwagen erfaßt wurde. Der­selbe ist seinen Verletzungen erlegen.

Karlsruhe, 19. Aug. Als der furchtbaren Blutthat, die an Mariä Himmelfahrt bei Walldürn verübt wurde,

! verdachug, wurden zwei junge Burschen verhaftet. Der eine .st der erst 17 Jahre alte August Arnold, Sohn eines . Drecyiaers von dorr. Arnold war einem Schaffner, als Tage des Mordes mit der Bahn fuhr, durch sein

i er am ...

, , ! Benehmen ausgefallen. Er wußte, daß der ermordete Land-

Eine Verjüngung des russischen Offizier- ! wir: stiehl an jenem Tage Geld eingenommen hatte. Seine corps wird, wie aus St. Petersburg verlautet, im! Verhaj ang erfolgte am Samstag mittag, als er, mit einer Septbr. nach der Beendigung der Manöver dw ch > "-ch dem Rucken , dem, elterlichen vaus^Fschritt.

eine Verabschiedung von ungefähr 100 alten Ge-Zw/ nerälen und Stabsoffizieren herbeigeführt werden, j bl .u denen ausnahmsweise diesmal des bisherigen Ge- j In­halts als Pension gelassen werden soll. Gleichzeitig j ^ lunerüngsfeier der erstens Garde-Jnfanlerie-Brigade ^ sieht man auch der Verabschiedung verschiedener-' B hielt der Kaiser eine Ansprache, in der er auf den herer überalter Staatsbeamten entgegen. T

schrecken bei der Verhaftung war furchtbar, er q willig fortführen. In seinem Koffer wurde ein .cktes Hemd, sein ausgewaschener Anzug und seine gesunden, die genau in die Fußstapfen am Ort der passen. Zu den Leichen der Erm ordeten geführt, n lautes Weinen aus. Am Kopf hat er mehrere >gen. Arnold soll seine That eingestanden haben. ,e Verhaftete ist ein jugendlicher Kaminfegergeselle..