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Amts- und Intelligenz-Blatt firr den Mrramks-Bezirk Nagold.

W.

Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Don­nerstag und Samstag, und kostet viertel- jährl. hier (ohne Trägerlohn) 80 I, in dem Bezirk 1außerhalb des Bezirks 1.20 ^ Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Donnerstag 22. August

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1895 .

Amtliches.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirt­schaft, betr. die Abhaltung einer Prüfung im Husbe- fchlag an der K. Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart.

Für Schmiede, welche die in Artikel 1 des Ge­setzes, betr. das Hufbeschlaggewerbe, vom 28. April 1885, vorgeschriebene Prüfung im Hufbeschlag er­stehen wollen, findet in der Zeit vom 10.12. Oktbr. d. Js. eine Prüfung an der K. Tierärztlichen Hoch­schule in Stuttgart statt.

Diejenigen Kandidaten, welche diese Prüfung er­stehen wollen und sich nicht an dem z. Z. stattfin­denden Lehrkurs an der Tierärztlichen Hochschule beteiligen, haben das Gesuch um Zulassung zu der Prüfung bis spätestens 18. Septbr. d. Js. bei der Direktion der Tierärztlichen Hochschule anzubringen.

Bedingung für die Zulassung zur Prüfung ist der Nachweis der mit Erfolg bestandenen Lehrzeit im Schmiedehandwerk und einer zweijährigen Thätigkeit als Schmiedgeselle, wobei die Zeit der Beschäftigung im Hufbeschlag besonders angegeben sein muß. Die urkundlichen Nachweise hierüber sind mit dem Zu­lassungsgesuch vorzulegen.

Stuttgart, den 12. August 1895.

In Vertretung: Clausnizer.

Air die Grtsvehördep fiir die Ardeitee-Ucejrchevung.

Nachdem seit 1. Januar 1891, dem Zeitpunkte des Inkrafttretens des Reichsgesetzes über Jnvalidi- täts- und Altersversicherung, fünf Beitragsjahre von 235 Wochen abgelaufen sind, können nunmehr auf Grund der W 30 und 31 des Gesetzes seitens weiblicher Personen, welche eine Ehe eingehen und seitens der HinterbliebenenvonverstorbenenVersicherten Ansprüche aus Erstattung von Versicherungsbeiträgen erhoben werden.

Die Geltendmachung dieser Ansprüche ist nicht einfacher Art.

Um den beteiligten Behörden und Versicherten entgegenzukommen, ihre Mühewaltung auf das min­deste Maß zu reduzieren und gleichzeitig diejenige Vollständigkeit der Gesuche zu sichern, welche die so­fortige Erledigung derselben durch die Württ. Jn- validitäts- und Altersversicherungsanstalt ermöglicht, hat der Anstaltsvorstand für die drei möglichen Rücker- stattungssälle Gesuchformulare entwerfen und drucken lassen, nämlich für:

1. Gesuche um Rückerstattung von Versicherungs­beiträgen auf Grund des ß 30 des Jnvalidi- täts- und Altersversicherungsgesetzes von neu­verehelichten Frauen.

2. Gesuche um Rückerstattung von Versicherungs­beiträgen auf Grund des ß 31 des Jnvalidi- täts- und Altersversicherungsgesetzes von Vor­mündern für die Kinder von verstorbenen Versicherten.

3. Gesuche um Rückerstattung von Versicherungs­beiträgen auf Grund des ß 31 des Jnvalidi- täts- und Altersversicherungsgesetzes von Wit­wen der verstorbenen Versicherten.

Wenn nun auch diese Rückerstattungsgesuche bei dem Vorstande der Versicherungsanstalt, bei den Be­zirksvertretern und bei den Vertrauensmännern un­mittelbar geltend gemacht werden können, so wird es doch im Interesse der beteiligten Gemeindeange­hörigen und am zweckmäßigsten sein, wenn die Orts­behörden für die Arbeiterversicherung, welche am ehesten in der Lage sind, den Gesuchsstellern die erforder­lichen Belege zu den Gesuchen zu verschaffen, die Erstattungsgesuche auf dem betreffenden Formular

aufnehmen und an die Vertrauensmänner, oder besser direkt an die Bezirksvertreter senden.

Formulare für Aufnahme von Rückerstattungs­gesuchen durch die Behörden können im einzelnen Fall, in welchem sie derselben benötigt sind, bei dem Sekretariat des Vorstands der Württ. Jnvaliditäts- und Altsversicherungsanstalt in Stuttgart (Garten­straße Nr. 29n) unentgeltlich bezogen werden. Sämt­lichen beteiligten Behörden und Beamten solche Formulare im Voraus zuzusenden, würde Kosten verursachen, die in keinem Verhältnis zu dem wirk­lichen Verbrauch solcher Formulare ständen.

Nagold, den 20. August 1895.

K. Oberamt. Vogt.

Die Prüfung im Hufbeschlag hat u. a. bestanden: Jakob Friedrich Raufer von Jfelshausen, OA. Nagold.

Die nach der Verfügung des K. Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens abgehaltene Abiturientenprüfung haben u. a. bestanden: Matthäus Bernhardy, S. d. Bauern in Baisingen. Herbert Glauner, S. d. st Sladtpfarrers in Wildbad. Heinrich Ha yd, S. d. Stadtpflegers in Calw. Alfred Hetterich, S. d. Stadtpfarrers Hetterich in Alten­steig. Johannes Hohbach, S. d. Dekans in Herrenberg. Wclhelm Scher, S. d. Bierbrauers in Altensteig.

Gestorben: Hermann Koch, Weinsberg. Mina Braun, geb. Valet, Stadtschultheißen Witwe, Tornstetten.

Hages-Weuigkeilen.

Deutsches Reich.

Ebhausen, 19. Aug. Der etwa 60jährige, schwer­hörige und kurzsichtige G. Vierer, Gerbergehilfe aus Ba­lingen, der hier Arbeit suchte, geriet heute mittag unter den Eisenbahnzug und war augenblicklich tot. Eine Schuld des Bahnpersonals, das es an den vorgeschriebenen Zeichen nicht fehlen ließ, dürfte nicht zu erweisen sein.

Herren berg, 19. Aug. Am letzten Freitag wurde das hiesige Wasserwerk von Ingenieur Franz, dem derzeitigen Stellvertreter des bauoberleitenden Hrn. Baurats Ehmann in Stuttgart, übernommen. Die sehr eingehend vorgenommene Untersuchung aller einzelnen Arbeiten förderte Anstände von Bedeutung nicht zu Tage. Die Garantiezeit für alle Arbeiten dauert fünf Jahre, vom 1. April 1895 ab gerechnet.

Tübingen, 19. Aug. Am Samstag den 21. Sept. findet bekanntlich hier das landwirtschaftliche Gau- und Bezirksfest des VIII. Gauverbandes statt, mit welchem eine Produkten- und Obstausstellung verbunden sein wird. Außerdem werden von Seiten der Obstbausektion solche Baumwärter mit Preisen bedacht, welche sich durch Tüchtigkeit ausgezeichnet haben. Auch der landw. Verein wird solchen Dienst­boten, welche 7 Jahre bei einer Herrschaft dienten, Prämien zukommen lassen. Es ist nicht zu bezweifeln, daß auch dieses Fest den früheren ebenbürtig zur Seite gestellt werden darf.

Stuttgart, 20. Aug. Heute vormittag 9 Uhr wurde dem Raubmörder Voft er die Eröffnung gemacht, daß S. M. der König sein Gnadengesuch zurückgewiesen habe. Der Verurteilte nahm die Eröffnung trotzig ent­gegen und beteuerte wiederholt seine Unschuld. Geistlichen Zuspruch wies er zurück und erging sich in Schmähungen über die Gerichtspersonen, die Geschworenen und die Zeugen. Die Hinrichtung dürfte voraussichtlich am Donnerstag morgen erfolgen.

Mund erk in gen, 18. Aug. Heute fand hier die feierliche Enthüllung des von der Stadtgemeinde Munderkingen ihrem Mitbürger, dem verst. Staats­minister des Innern v. Schmid, errichteten Denkmals statt. Die Mittagszüge brachten zahlreiche Gäste: die Witwe und die übrigen Familienangehörigen des Verstorbenen, Präs. v. Leibbrand und Baurat Leib­brand, die Oberamtleute Jungel von Gmünd und Quinten; von Ehingen, Stadtschultheiß Müller von

da u. A., sowie viele Vereine. Das Denkmal steht unterhalb der Donaubrücke auf dem linken Ufer. Das würdige Denkmal ist sehr gut der Umgebung angepaßt, aus Keupersandstein, mit dem Medaillon­bild des Ministers aus Bronze, etwa 8 m hoch und hat in der Nähe der Monumentalbrücke, die eben­falls den Namen des Ministers trägt, einen sehr günstigen Standort.

Ulm, 18. Aug. Der kaiserliche Festungskommandant, K. Bayer. Generalmajor Schuhmacher, feierte gestern sein 40jähriges Dienstjubiläum. Heute nachmittag ist das II. Baraillon des Grenadierregiments König Karl (5. Württ.) Nr. 123 nach Metz abgegangen, um an den dortigen Ma­növern teilzunehmen.

Ulm, 19. Aug. Die Prämierung der Aussteller auf der III. Württ. Flaschner-Fachausstellung wurde gestern vorm. 11 Uhr auf dem Ausstellungsplatz vorgenommen. Von 123 Ausstellern erhielten 53 Medaillen und 12 Diplome, außerdem wurden meh­reren Gesellen für ausgestellte Arbeiten Diplome verliehen.

Leutkirch, 17. Aug. Der Fürst von Zeil hat dem neugegründeten Bezirks-Veteranenverein Leutkirch, die im fürstlichen Schloße aufbewahrte Vereinsfahne der Vete­ranen aus den Freiheitskriegen am Anfänge dieses Jahr­hunderts zum Geschenke gemacht.

Für Kriegsveteranen. DerReichsanz." ver­öffentlicht einen kaiserlichen Erlaß, welcher anläß­lich der 25jährigen Wiederkehr der Siegestage den Besitzern des eisernen Kreuzes die Berechtigung er­teilt, auf dem Ordensbande 3 weißmetallene Eichen­laubblätter mir der Zahl25" zu tragen. Ebenso sollen die Besitzer von Kriegsdenkmüuzen, die an den Hauptschlachten teilgenommen haben, am Denkmünzen­bande eine Spange mit dem Namen der entsprechenden Schlacht tragen dürfen. Solche Schlachten sind: Spichern, Wörth, Colombe, Vionville, Mars-la-Tour, Gravelotte, St. Privat, Beaumont, Noiffeville, Sedan, Amiens, Beaune la Rolande, Villiers, Loigny, Poupry, Orleans, Beangency, Eravant a. d. Hallue, Bapaume, Lemans a. d. Lisaine, St. Quentin, Mont Valerien und die Belagerungen von Straßburg, Paris und Belfort.

Ludwigshafen a. Rh., 19. Aug. In Folge falscher Weichenstellung ist der Straßburger Extrazug in Speyer entgleist. Von etwa 1000 Passagieren wurden glücklicherweise nur 20 leicht verletzt, die im Verwaltungsbureau sofort verbunden wurden. Der Zug langte mit ungefähr zwei Stunden Verspätung hier an.

München, 19. Aug. Das protestantische Oberkonsistorium hat angeordnet, daß am Sonn­tag den 1. Septbr. in allen protestantischen Kirchen westlich des Rheines ein besonderer Gottesdienst an­läßlich des 25. Sedantages und des Gedächtnisses des großen Krieges stattfinde und hat hiefür beson­dere Dankgebete an die Pfarreien ausgeschrieben.

Augsburg, 20. Aug. (Apothekertag.) 76 deutsche Kreise sind vertreten. Der Apothekertag wurde heute vormitt, durch den Vorsitzenden Fröhlich- Berlin eröffnet. Regierungsdirektor Braun begrüßte namens des Ministeriums, Rechtsrat Gentner namens der Stadt, Heger-Wien namens der Wiener Apotheker, Wolfraum-Augsburg namens der hiesigen Kollegen die Versammlung. Erster Gegenstand der Beratung ist die reichsgesetzliche Regelung des Apothekerwesens mit 5 Anträgen, lieber dieselben entspann sich eine lange lebhafte Debatte, besonders über die freie Niederlassung.

Ratzeberg, 17. Aug. In Gegenwart zahlreicher alter Krieger und Offiziere fand heute die Enthüllung des vom 9. Jägerbataillon seinem am 18. August 1870 gefallenen Kommandeur gewidmeten prächtigen Marmordenkmals im Forstparke Hundsbusch, dicht bei Ratzeburg, statt.