Amts- unä IntekkigenMatt für äen Bezirk

Erscheint Z»ien»t«g, Z»s««er» 1 qg L Kamvtag.

Die Einrückungsgebühr beträgt S H p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.

Dienstag, äen 10 . Mai 188 /.

Abonnementspreis halbjährlich 1 ^ 80 H, durch die Post bezogen im Bezirk 2 SO H, sonst in ganz Württemberg 2 70 H.

ketten zu Ehren der Königin begibt sich die kronprinzliche Familie mit großem Gefolge nach England, es werden hierzu schon jetzt Vorbereitungen in weitem

Amtliche Bekanntmachungen.

Calw.

Au -ie Ortsschulbehördeu.

Behufs der Verwilligung von Staatsbeiträgen zur Unterhaltung von Arbeitsschulen in denjenigen Gemeinden, für welche nach ihrer ökonomischen Lage eine solche Staatsunterstützung als notwendig erscheint, werden die betr. Ortsschulbehörden hiemit aufgefordert, ihre Jahresberichte unter Be­nützung der ihnen unter dem Heutigen zugesandten Formulare bis zum 1. Juli d. I. hierher vorzulegen.

Den 5. Mai 1887..

K. gemeinsch. Höeramt in Schulsachen:

Flaxland. Braun, Stellvertr.

politische Wachvichten.

Deutsches Reich.

Berlin, 6. Mai. Der Kaiser nahm heute Vormittag mehrere Vorträge entgegen und empfing den Vizepräsidenten der Reichsbank Koch, den Feldmarschall Grafen Moltke und den zur Gesandtschaft in Madrid kommandierten Rittmeister von Bülow. Nachmittags machte der Kaiser eine Spazierfahrt. Wie man derM. Z." schreibt, läßt sich der Kaiser täg­lich über das Befinden des Kronprinzen Dieldung machen. Die Aerzte berichten regelmäßig und ebenso gehen in ununterbrochener Folge briefliche Mit­teilungen von der Frau Kronprinzessin ein. Daß der Zustand des hohen Patienten zu Besorgnissen nicht Anlaß gibt, wird übereinstimmend versichert; die Emser Kur soll eben nur die aufgetretene Halsaff, ktion gründlich heben und eine Kräftigung des Organismus herbeiführen. Der Kronprinz befindet sich in bester Stimmung und ist endlich einmal, wie er bemerkt haben soll, in der Lage, völlig ungestört wissenschaftlich thätig zu sein. Es sind vor­wiegend historische Studien, die ihn in Anspruch nehmen. Gesellschaften werden nicht gegeben und ebenso unterbleiben alle Audienzen. Sobald die Emser Kur erfreuliche Folgen aufweist und völlige Wiedergenesung eingetreten ist, wird die Reise der kronprinzlichen Familie nach England zur Teilnahme an dem Negierungs-Jubiläum der Königin Viktoria vorbereitet. Das längere Verweilen in Ems wäre kaum erforderlich gewesen, wenn nicht die Londoner Festtage mit mancherlei Anstrengungen verbunden wären, denen sich der Kron­prinz nur in völlig gesundem Zustande unterziehen kann. Zu den Feierlich-

Umfange getroffen.

O e st e r r e i ch.

Im österreichischen Abgeordnetenhause wurde die Budget- Debatte fortgesetzt und der bekannte Abg. Knotz erhob beim Etat des Mini­steriums des Innern heftige Anklagen gegen die Verwaltung in Zömken. Die böhmische Frage, so sagte er, und wie es scheinen will, nicht mit Unrecht, werde, wie einst die schleswig.holsteinische, eine Herrenhausangelegen­heit des deutschen Volkes werden.

Frankreich.

In Frankreich hat sich die Aufregung über den famosen Zwischenfall Schnäbcle noch nicht ganz zu legen vermocht, und die Skandal- scenen, die sich vor demEoenthxater" aus Anlaß der ersten Lohengrin-Vor- stellung abspielten, scheinen ddch nicht so harmloser Natur gewesen zu sein, wie sie von dem ernsten Teil der Pariser Presse dargestellt werden.

Gcrges-Weuigkeiten.

Calw, 9. Mai. Unter großer Beteiligung von auswärts feierte gestern der hiesige Militärverein seine Fahnenweihe. Wenn auch die Sonne nicht mit zusehen wollte, so hatte doch der Himmel ein gnä­diges Einsehen und hielt sich recht reserviert. Trommelwirbel und Tagwache kündeten am frühen Morgen die Festlichkeit an. Um 10>/e Uhr fand der Empfang der Gäste auf'dem Bahnhof statt. In Vertretung des Präsidiums des Württ. Kriegerbundes erschien Herr Oberstlieutenant v. Heinrich. Nachdem derselbe freundlichst begrüßt und den Mitgliedern der Front ent­lang vorgestellt, wurde unter Vorantritt der Calwer Stadtmusik zum Gasthof z. Waldhorn marschiert, woselbst bereits eine fein gedeckte Tafel ihrer harrte, während ein Teil sich dahin zu Tische begab, wo sie sich bereits angemeldet hatten. Sofort nach Beginn der Tafel hielt der Vorstand, Hr. Carl Essig hier, eine Ansprache an den Vertreter des Präsidiums des Württ. Krieger­bundes, wie auch an die anwesenden auswärtigen Festteilnehmer, indem er sie alle im Namen der Stadt und des Vereins herzlich willkommen hieß. Hierauf ergriff Hr. Oberstlieutenant v. Heinrich das Wort: der Protektor des Württ. Kriegerbundes, Se. Hoheit Prinz Weimar, sei gegenwärtig verreist und könne aus diesem Grunde der Festlichkeit nicht anwohnen, während der Präsident, Frhr. v. Wöllwarth, durch die neuerdings erfolgte

> Rückkehr I. Majestät der Königin gleichfalls zu erscheinen verhindert sei.

> Mit Freuden habe er begrüßt, daß die Wahl der Vertretung auf ihn gefallen

Aeuitteton.

In süiZIs.

Novelle von Wolfgang Brachvogel.

(Fortsetzung.)

Gewiß", entgegnete Ebba,die arme Frau thut mir leid, sie waren wohl kaum ein Jahr verheiratet und liebten sich sehr."

Man erzählt es sich wenigstens", stimmte Gerda bei.Ihr kennt doch den Junker Wind?"

Leonore fuhr erschreckt auf und blickte nach Ebba hin, doch diese verriet durch keine Miene ihr schmerzliches Geheimnis sondern fragte nur gleichmütig:

Was ist es mit ihm?"

Man sagt, er würde an Ribe's Stelle Jägermeister werden."

Ich dachte es mir, daß er sein Glück bei Hofe machen würde", fiel Leonore aufatmend ein,sein Oheim Rosenkrands gilt viel bei dem Könige."

Er.soll seine Ernennung doch nicht seinem Oheim zu verdanken haben", deutete Gerda geheimnisvoll an.

So ist Uhlefeld wahrscheinlich von selbst auf ihn aufmerksam geworden?" meinte Ebba,er ist gewiß ein begabter Mensch?"

Auch nicht", entgegnete das Fräulein mit einer gewissen Verlegenheit;wenn Ihr schweigen wollt, so will ich Euch erzählen, was ich weiß."

Es scheint wirklich etwas sehr Bedeutsames zu sein", sagte Leonore lachend.

Ja, denkt Euch, der Herr Wind wird sich verloben, aber mit wem, ratet Ihr nicht!"

Ebba saß starr und unbeweglich, während Leonore Gerda's Aufmerksamkeit von der armen Freundin ab und auf sich zu lenken suchte.

Allerdings nicht", meinte sie,wir kennen ihn auch nicht hinreichend, um uns sonderlich um ihn zu kümmern.Wer ist denn die Glückliche?"

Meine Tante"

Deine Tante? fragte Ebba, sich vergessend, und neigte sich atemlos gespannt vor.

Ja, eigentlich ist sie nur ganz entfernt mit uns verwandt es ist die Gräfin Penz; ihre Mutter war ja eine geborene Munk und meines Großvaters Muhme. Ich sollte nichts Schlechtes über sie sprechen, aber es ist doch zu unbegreiflich von ihr, sich mit einem Manne zu verloben, der acht oder noch mehr Jahre jünger ist als sie selbst."

Du sagtest, es sei noch nicht fest und abgemacht", warf Leonore ein,vielleicht wird gar nichts daraus, und dann ist es besser, kein vorschnelles Urteil gefällt zu haben- Ich glaube es auch noch nicht!"

Es ist schon schlimm, wenn man so in's Gerede kommt. Ueberdies würde ich es Euch nicht erzählen, wenn ich es nicht aus glaubwürdiger Quelle hätte."

Es mag ein müßiges Geschwätz sein", sagte Ebba, die sich nur mühsam ge­faßt hatte,da so leicht Gerede bei solchen Gelegenheiten entsteht. Der Altersunter­schied thut aber wenig", fügte sie dann hinzu, denn sie fühlte sich gedrungen, den Jugendfreund gegen Gerda's lose Zunge zu verteidigen,meine Mutter war elf Jahre älter als mein Vater; frage einmal wo Du willst bei Leuten, die sie gekannt haben, und alle werden Dir sagen, daß meine Eltern eine glückliche und freudenvolle Ehe geführt haben."

Man meint aber", entgegnete Gerda, daß der Junker, der schon ziemlich lange der erklärte Kavalier meiner Tante gewesen ist, bei seinem Handel gut gerechnet habe; die großen Reichtümer, die der alte Penz hinterlassen, helfen schön über die verblühenden Reize seiner Witwe hinweg, und welche Zukunft einem Schwager des Königs lacht, beweisen die Beispiele der Herren Uhlefeld und Sehestädt."

Das ist nicht wahr", brauste Ebba auf,das kann nicht sein." Es ist schlecht von Dir, Gerda, daß Du das, was Leute, die ihm nicht wohl wollen, verbreitet haben, nachsprichst. Wer das behauptet hat, kennt Holger Wind nicht. Kennst Du ihn denn, daß Du so scharf über ihn herziehst? Er ist edel und gut von Grund auf, und selbst wenn es wahr ist, was Du erzählst, daß er die Gräfin Penz zu ehelichen beabsichtigt, so möchte ich nicht einen Augenblick bezweifeln, daß er sie wirklich liebt."