Aus Fürst Bismarcks Leben.
Von Georg Paulfen.
(Schluß.)
Graf Bismarck's, so hieß er damals schon, schwerste Tage waren die des Frühlings von 1866, der Krieg zwischen Preußen und Oesterreich war unvermeidlich geworden, wenn Preußen nicht freiwillig auf alles verzichtete, was es bis dahin erstrebt.
Aber der Ausgang des Krieges war unsicher, auch cm königlichen Hofe herrschte die Unentschlossenheit, und manche Nacht ist Bismarck im Parke des Aus» wärtigen Ministeriums an der Wilhelmstraße in Berlin umhergeirrt,um zu einer Entscheidung zu kommen.
Unter diesen Bäumen konferierte der leitende Staatsmann auch so häufig mit Roon, dem Kriegsminister, und Moltke, dem Chef des Großen Generalstabes der Armee.
Da gab ein Ereignis, welches ihm leicht das Leben hätte kosten können, dem ringenden Staatsmann Festigkeit: Unter den Linden in Berlin wurde auf Bismarck, als er vom Vortrage beim Könige zu Fuß nach Hause ging, aus nächster Nähe ein Schuß abgefeuert.
Die Kugel traf, aber Bismarck blieb in Folge Federn's der Rippe, auf welche die Kugel aufschlug, doch unverletzt.
Diese Lebensrettung schien ihm ein Himmelszeichen, und als der kritische Moment kam, wurden die Würfel rasch geworfen: der deutsche Bruderkrieg, so schmerzlich er war, er brachte Heilung für die ungesunden Verhältnisse im deutschen Reiche, er schuf die Grundlage, auf welcher späterhin sich machtvoll und siegreich das deutsche Reich aufbaute, auf welcher schließlich das deutsch-österreichische Bündnis und die unverbrüchliche Freundschaft der beiden Staaten, Monarchen und Völker entstand.
Kurz war der Krieg, und mit dem Sieg, den er brachte, war auch in Berlin alles vergessen, was nun mehrere Jahre zwischen dem leitenden Staatsmanns und der Bevölkerung gestanden.
Bismarck war beim Einzug der Truppen in Berlin eine der gefeiertsten Persönlichkeiten, als er als Kü- rassiergeneral vor dem Könige Wilhelm I. mit den anderen großen Männern des Feldzuges voranritt, und noch manche Ehrung mußte er in den folgenden Jahren über sich ergehen lassen.
Aber dann waren auch seine Kräfte erschöpft, ein langes Krankenlager erwartete ihn und mühsam erholte er sich.
Der norddeutsche Reichstag war nun da, und der deutsche Reichstag mußte bald kommen, das galt niemandem als eine Frage.
Doch noch schien es, als müsse das Schwert, welches eben erst in die Scheide zurückgekehrt war, schon wieder herausfahren, um fremde Ansprüche abzuwehren.
Von Paris aus, wo in Folge der Mißwirtschaft inzwischen Napoleon's Thron ins Wanken geraten war, wurden Ansprüche laut auf deutsches Land.
Eine kurze scharfe Ablehnung erfolgte.
Aber so leicht gab man sich in Paris nicht zufrieden, es wurde die Vereinigung Luxemburgs mit Frankreich verlangt, nachdem schon vorher insgeheim Napoleon Bismarck hatte den Vorschlag machen lassen, Frankreich wolle sich Belgien nehmen und Preußen solle sich in Deutschland schadlos halten.
Es drohte über diese französischen Forderungen zum neuen blutigen Kriege zu kommen, sie wurden indessen in elfter Stunde beigelegt, und als König Wilhelm I. 1867 zum Besuche der Pariser Weltausstellung nach der Seine kam, befand sich in seinem Gefolge auch der Ministerpräsident Graf Bismarck.
Enger und enger schlang Bismarck in diesen Jahren das Einigungsband um die deutschen Stämme. Das Zollparlament trat in Berlin zusammen, das erste Reichsparlament wieder seit langer Zeit.
Bismarck selbst erwarb in diesen Jahren die pommersche Herrschaft Varzin und gewann damit einen stillen, weltentlegenen Sitz zur Erholung und Kräftigung nach dem politischen Tageshader.
Dort in Varzin stürzte er auch schwer mit seinem Pferde, das in ein Maulwurfsloch geraten war, und lag lange auf seinem Schmerzenslager.
So ging es schnell zum großen Jahre 1870.
Nichts von politischer Wetterschwüle lag in der heißen Sommerluft, und als von Paris her in den ersten Julitagen das Gewitter heraufzog, welches die spanische Thronkandidatur des Prinzen Leopold von Hohenzollern veranlaßt, da schien es der Rücktritt des Prinzen von dieser Kandidatur ebenso schnell beseitigt zu haben.
Und dann ein flammender Blitz und ein krachender Donner: Der Krieg war da!
All Deutschland eilte zu den Waffen, mit flatternden Fahnen ging es in Frankreich hinein und auf blutigen Gefilden errangen Deutschlands Söhne einen herrlichen Siegeslorbeer nach dem anderen, bis bei Sedan das morsche französische Cäsarentum zusammenbrach.
Der mächtigste Mann Frankreichs ward kriegs- gesangen auf Wilhelmshöhe bei Cassel, die Weltgeschichte war wieder das Weltgericht gewesen!
Und neben dem Tosen und Toben der Schlachten einher ging die stille, aber ach so unendlich mühsame Arbeit des Grafen Bismarck, das deutsche Reich
neu zusammenzuschweißen, es neu für die Gegenwart zu formen und zu bilden.
Und dann kam jener größte Tag des eisernen Kanzlers, an welchem der eherne Mann in tief erschütterter Versammlung die Proklamation verlas, welche Deutschlands Stämmen wieder einen Kaiser gab. Ein brausender Freudenjubel stürmte durchs Reich.
Das Werk war gelungen — dank der Kraft des Meisters! Und neben dem deutschen Kaiser stand im Volksmund fortan der deutsche Kanzler.
Süddeutsche Bersicherungsbank für Milrtärdienst- und Tochter-Aussteuer in Karlsruhe. Der Geschäftsbericht für das Jahr 1894 weist einen bedeutenden Fortschritt der Bank auf. Es wurde im vergangenen Jahr fast so viel erzielt wie in der ganzen Zeit vorher. Neu abgeschlossen wurden: 4139 Versicherungen über 4760188 Der Nettozugang betrug 3340 Policen über 3965 780 wovon 112 Policen über 171200 ^ auf das Jahr 1895 übernommen wurden. Der Gesamtversicherungsstand war am 31. Dezbr. 1894 6936 Policen über 8231955 die Prämieneinnahme 374545 ^ 82 I. Der Garantiesonds wurde auf 600000 erhöht, das Effektenkonto betrug 171945 , E 68 ^s, das Guthaben an Banken und Cassakonto 25064 ^ 59 -ch Die Prämienreserve stellte sich aus 286737 67 ^ und wurde ein Gewinn von 16666 ^ 68
erzielt. Das ausscheidende Mitglied des Aufsichtsrats, Stadtschultheiß Lehner, Lausten a.,N., wurde wieder, an Stelle des leider -j- Finanzrats O. Müller wurde A. Bauer, Bureaudirektor Archivar, neu gewählt.
Das erste Quartal des Jahrgangs 1895 der „Netten Mttsik-Zeitttttg" (Verlag von Carl Grüninger, Stuttgart) enthält neben einer Auswahl von Novellen, Humoresken, Texten für Liederkomponisten, neben Berichten über Opern- und Konzertnovitäten aus allen größeren Städten Europas, sowie über Leistungen hervorragender Virtuosen und Komponisten mit deren Biographien folgende beachtenswerte Aufsätze: „lieber Auffassung und Vortrag Chopinscher Klavierstücke" von Theodor Pfeiffer, „Intimes über Rob. Franz" von Max Kretschmar, „Lebenserinnerungen" von Eduard Hanslick, Musikverhältnisse in Frankreich, Rom, in Mexiko und Guatemala, „Robert Schutzmanns Chorlyrik" von Bernhard Vogel, „Musikhistorische Kuriositäten aus dem Museum der Stadt Wien" von A. Friedmann, „Gesangslehrer in Italien" von Dr. A. Untersteiner, „Beethovenstudien" von Dr. Th. von Frimmel, „Quintenparallelen" von Cyrill Kistler, „Schubert und Beethoven" von R. Vatka, „Die Singvögel von Mittelamerika" von Dr. Karl Sapper, „Rich. Wagner und Ferd. Präger," „Ursprung und Wesen der Musik nach orientalischen Sagen" von Berthold Lauser, „Konzert-Cafes in Paris" von Karl G. Leonhardt, schließlich Klavierstücke von Fr. Zierau, Paul Höste und Cyrill Kistler, Lieder von Bruno Wandelt und Günter Bartel, nebst einem Duo für Voline und Klavier von Hans Huber. — Der vierteljährliche Abonnementspreis beträgt nur 1 Probenummern versendet die Verlagshandlung Carl Grüninger in Sluttgart umsonst und portofrei.
Hiezu das Unterhaltungsblatt Nro. 13.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.
Amtliche mrd Primt-MkanntnrachMMn.
k. Amtsgericht Nagold.
In das Register für eingetragene Genossenschaften wurde heute eingetragen:
I. Unter Hauptnummer 22 Blatt 18:
Tarlehenstassenverein Ebershardt
eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht.
Sitz: Ebershardt OA. Nagold.
In dem am 4. März 1895 errichteten, von 44 Genossen Unterzeichneten Statut erklären sich letztere als Creditgenossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht unter der Firma: „Darlehenskassenverein Ebershardt e. G. m. u. H."
Der Verein hat den Zweck, seinen Mitgliedern die zu ihrem Geschäfts- und Wirtschaftsbetrieb nötigen Geldmittel in verzinslichen Darlehen zu beschaffen, sowie Gelegenheit zu geben, müßig liegende Gelder verzinslich anzulegen, auch gemeinschaftliche Anschaffungen von Wirtschaftsbedürfnissen vorzunehmen, sowie den gemeinsamen Verkauf eigener Produkte.
Mitglieder des Vorstands sind und zeichnen:
Vorsteher: Friedrich Rothfuß, Schultheiß.
Stellvertreter des Vorstehers: Johann Georg Bihler, Gemeindepfleger.
Jakob Braun, Gemeinderat.
Andreas Sch metzle, Gemeinderat.
Ulrich Seeg er. Bauer.
Vorsitzender des Aufsichtsrats ist:
Paul Kümmel, Schullehrer.
II. Unter Hauptnummer 23 Blatt 19:
TarLehenskaffenverein Oberschlvandorf
eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht.
Sitz: Oberschwandorf OA. Nagold.
In dem am 10. März 1895 errichteten, von 59 Genossen Unterzeichneten Statut erklären sich letztere als Creditgenossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht unter der Firma: „Darlehenskassenverein Oberschwandors e. G. m. u. H."
Der Verein hat den Zweck, seinen Mitgliedern die zu ihrem Geschäftsund Wirtschaftsbetriebe nötigen Geldmittel in verzinslichen Darlehen zu beschaffen.
sowie Gelegenheit zu geben, müßig liegende Gelder verzinslich anzulegen, auch- gemeinschaftliche Anschaffung von Wirtschaftsbedürfnissen vorzunehmen. Mitglieder des Vorstands sind und zeichnen:
Vorsteher: Schultheiß Schumacher.
Stellvertreter des Vorstehers: Karl Frey.
Gabriel Brenner.
Michael Hölzle.
Georg Rapp.
Vorsitzender des Aufsichtsrats ist:
Joh. G. Günther, Bauer.
Gemeinsame Bestimmungen:
Mit dem Verein kann eine Sparkasse verbunden werden.
Der Verein tritt am 1. April 1895 in Wirksamkeit; mit diesem Tag beginnt das erste Geschäftsjahr und endigt mit dem 31. Dezember 1895, die folgenden Geschäftsjahre fallen je mit dem Kalenderjahr zusammen.
Mitglieder des Vereins können nur verfügungsfähige, im Besitze der
bürgerlichen Ehrenrech:e befindliche Einwohner von Oh^ch^g^bors ^in.
Der Geschäftsanteil ist auf 100 ^ festgesetzt.
Rechtsverbindliche Willenserklärung und Zeichnung für den Verein erfolgen unter der Firma und durch Beifügung der Unterschriften der Zeichnenden und zwar durch den Vorsteher oder seinen Stellvertreter und zwei weitere Mitglieder des Vorstands — bei Darlehen von 100 ^ und darunter genügt die Zeichnung zweier vom Vorstand dazu bestimmter Vorstandsmitglieder.
Die Bekanntmachungen des Vereins erfolgen unter der Firma desselben und gezeichnet durch den Vorsteher bezw. den Vorsitzenden des Aufsichtsrats im „Gesellschafter".
Dies wird hiemit veröffentlicht unter dem Anfügen, daß die Liste der Genossen während der üblichen Dienststunden auf der Gerichtsschreiberei zu. Jedermanns Einsicht aufliegt.
Den 25. März 1895.
Amtsrichter Lehnemann.