Der KchlWster.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oderamts -Bezirk Nagold.

aR 37.

Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Don­nerstag und Samstag, und kostet viertel- jährl. hier (ohne Trägerlohn) 80 -I, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1.20 ^ Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Dienstag 26 . März

Insertions-Gebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhn!. Schrift bei einmaliger Ein­rückung 9 bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

18Si.

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mit dem Unterhaltungsblatt

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Alle die geehrten Abonnenten, welche den Gesellschafter"" bloß für das I. Quartal bei der Post bestellt hatten, ersuchen wir um sofortige Er­neuerung ihrer Bestellung, wenn vom 1. April ob keine Unterbrechung im Bezug eintreten soll.

Dankend für die bisherige Unterstützung unseres Bestrebens durch zahlreiches Abonnement werden wir bemüht sein, auch ferner unsere Leser durch möglichst rasche Mitteilung der Tagesneuigkeiten, gemeinnützige gewerbliche und landwirtschaftliche Mitteilungen, Anekdoten, Rätsel, spannende Erzählungen rc. zu unterrichten und zu unterhalten suchen und hoffen da­durch weiteren Zuwachs an Abonnenten zu erhalten.

Der Preis (s. oben am Kopfe des Blattes) bleibt der bisherige. Daß bei der stets zunehmenden Abonnenten- resp. Leserzahl des Blattes die Inserate besten Erfolg versprechen, ist selbstredend und bitten wir daher um recht zahlreiche Benützung, zudem die Berechnung solcher als eine der billigsten derartiger Blätter bekannt ist.

Redaktion L Expedition.

Amtliches.

Nagold.

Die Standesbeamten,

welche mit der Vorlage ihrer Kostenzettel zur Dekretur (8 5 der K. Verordnung vom 4. Okt. 1876, Reg.- Bl. S. 382) noch im Rückstand sind, werden zur Vorlage derselben hiemit aufgefordert.

Den 25. März 1895.

K. Oberamt. Vogt.

Nachstehende evang. Predigtamtskandidaten haben u. a. die erste theologische Dienstprüfung mit Erfolg bestanden und für befähigt erklärt worden: Nathanael Elsässer von Nagold und Matthäus Leuze von Gültlingen.

Zu der am Montag den 29. April d. Js. und an den folgenden Tagen stattfindenden höheren Eisenbahndienstprü- sung ist n. a. nachstehender Kandidat für zulassungsfähig erkannt worden: Ernst Kümmerten von Altensteig.

Gestorben.

Christine Haasis, geb. Staiger, Balingen. Gerichts- notar Weber, Tübingen. Emma Bu ohl, Reutlingen.

Die Dynamilexploston bei Keeken.

Es steht jetzt fest, daß 20,000 Kilogr. Dynamit explodiert sind. Emmerich, Griethausen, Wissel und Lobith haben am meisten gelitten. Die in der Nähe des Dynamitlagers gelegenen Wohngebäude hatte die Polizei glücklicherweise räumen lassen. In dem explodierten Schiffe waren Arbeiter mit dem Verstauen der Kisten beschäftigt; von diesen Per­sonen ist niemand mehr am Leben; im Umkreise von 200 in liegen ihre Gliedmaßen und Körperteile, Arme, Finger, Kopfhäute, Beine am Uferrande zerstreut. Aus den Schiffen Elisabeth und De Hoop, von denen das erste zerstrümmert, das zweite verbrannt und ge­sunken ist, ist noch ein drittes Schiff, Maria Adelia,

zertrümmert worden, das am Ufer liegt. Der Eigen­tümer Vermekeren ist schwer verwundet, seine Frau und sein Knecht wurden getötet. Daß das Unglück nicht ein größeres geworden ist, grenzt ans Wunder­bare. Die Hälfte des Dynamits liegt noch auf dem Hügel verpackt unter Stroh und Decken. Um diesen Hügel herum in unmittelbarster Nähe sind viele Löcher entstanden durch dahin geschleuderte Dynamitkisten, die daselbst explodierten. Die Gesamtzahl der Ge­töteten beträgt 16, die der Verwundeten 4. Die Verwundeten sollen dem Tode nahe sein. Die Gefahr ist mit dieser Explosion leider nicht geschwunden, im Gegenteil, sie ist größer als bisher. Voll geladen liegen im Wasser die Schiffe Vier Gebroeders und Grete am Ufer. Ersteres Schiff ist gesunken und sitzt auf dem Boden fest. Der heftige Wellenschlag stößt die Kisten gegeneinander, so daß die Lage außeror­dentlich gefahrvoll ist.

Hages-Meuigkeiten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 25. März. Gleichsam mit den wie­derkehrenden Singvögeln besuchte uns am Samstag abend dasSchwäbische Damen-Terzett" (Frau Amalie Hiller mit Töchtern) um unter Mitwirkung des Zithervirtuosen H. Theodor Vetter aus Stutt­gart ein Konzert zu geben. Die beliebten Stuttgarter Sängerinnen hatten gar bald unsere Sympathieen gewonnen und versetzten uns namentlich durch den hübschen Vortrag echt schwäbischer Weisen von Silcher und Winkler, wozu sie reizende Betzinger Trachten trugen, in vergnügte Stimmung. Wohl­verdienten Beifall fanden auch die urwüchsigen Dekla­mationen von Fräulein Mathilde Hiller; sie machte uns herzliche Freude mit dem gelungenen Vortrag der gemütvollen Dichtungen Grimmingers. Herr Vetter zeigte, daß die bescheidene Zither recht zum Herzen sprechen kann und wer die Schwierigkeiten eines guten Zithervortrages kennt, wird ihm gern die Palme reichen. Da das Konzert nicht stark besucht war, wurde dasselbe in den untern Räumen des Gasthoss zumHirsch" gegeben, und hinterließ da­durch wohl bei den meisten Besuchern den angeneh­men Eindruck eines gemütlich verlaufenen Familien­abends.

Nagold, 25. März. Wir wollen nicht verfehlen, darauf aufmerksam zu machen, daß bei der am 1. April zur Einführung gelangenden gewerblichen Sonntagsruhe in erster Linie folgende Gewerbe interes­siert sind: Blumenbindereien bezw. Gärtner, Gasan­stalten, Bäckereien und Konditoreigewerbe, Metzger, Barbiere und Friseure, Wasserversorgungsanstalten, Zeitungsdruckereien, Photographische Anstalten, Ge­werbe der Köche, Bierbrauereien und Molkereien, Mineralwasserfabriken, Bekleidungs- und Reinigungs­gewerbe. An die Angehörigen dieser Gewerbe richtet sich deshalb hauptsächlich die Einladung, die der Gewerbeverein zu seiner heute Montag im Gasthaus zumLöwen" stattfindenden Versammlung ergehen läßt.

Horb, 23. März. Der Neckar nahm gestern nacht rasend zu. Mittags 3 Uhr zeigte er einen Pegelstand von 1,7 in, abends 7 Uhr einen solchen von 2,3 m und nachts 11 Uhr einen solchen von 2,65 m. Gegen heute Morgen nahm das Wasser um 60 ein ab. Ein Telegramm aus Rottweil machte auf die Wassergefahr aufmerksam.

Stuttgart, 23. März. Sicherem Vernehmen nach wurde unterm 22. März der Kommandeur der 26. Division, der kgl. preußische Generallieutenant

und Generaladjutant des Kaisers v. Lindequist unter Beförderung zum General der Infanterie zum kommandierenden General des XIII. Armeekorps ernannt. Dem Kommandeur der 7. Division (Magde­burg), dem kgl. württ. Generallieut. v. Dettinger, wurde das Kommando der 26. (I. kgl. württ.) Di­vision übertragen.

Ulm, 22. März. Das Rektorat am Karlsgymnafium in Stuttgart wurde auch dem Rektor Dr. Bender in Ulm angetragen. Derselbe hat jedoch abgelehnt.

Ulm, 23. März. Der zweite Haupttreffer der Reutlinger Lotterie fiel in die Kollekte von Eduard Geyer hier. Der glückliche Gewinner ist ein hiesiger Arbeiter mit zahlreicher Familie.

München, 22. März. Kultusminister Dr. v. Müller liegt im Sterben. Regierungspräsident von Oberbayern, Herr v. Ziegler, soll das Kultusporte­feuille bereits angetragen worden, von ihm aber ab­gelehnt worden sein.

Karlsruhe, 22. März. Nach einer Meldung derFrki. Ztg." von hier werden in nächster Zeit auf der Staatsbahn die Kilometerhefte für den Personenverkehr eingeführt. 1000 Klm. 1. Kl. werden 60 2. Kl. 40 ^ und 3. Kl.

28 ^ kosten.

Aus Darmstadt wird gemeldet: Prinz Wilhelm von Hessen rettete mit eigener Lebensgefahr eine Frau, welche in selbstmörderischer Absicht in den großen Wog gesprungen war. Der zufällig vorüber­gehende Prinz sprang sofort ins Wasser und brachte mit Mühe die dem Ertrinken nahe Frau ans Ufer. Noch in den nassen Kleidern eilte der Prinz in die Stadt und holte den Gatten der kranken Frau, nach­dem diese in Sicherheit gebracht war, herbei.

Deutscher Reichstag. (63. Sitzung.) Am Mittwoch wurde zunächst in zweiter Beratung der Gesetzentwurf betr. die Berufs- und Gewerbezählung im Juni 1895 genehmigt. Darauf wurde die 2. Beratung des Kolonialetats beim Etat für Kamerun fortgesetzt. Direktor Kayser erwiderte aus eine Anfrage, daß das Verfahren gegen den Assessor Wehlau wegen der in Kamerun verübten Amtsmißbräuche nicht fort- daure. Die Etats für Kamerun, welcher Kolonie ein Reichs­zuschuß von 600000 ^ bewilligt wird, und Tago werden sodann genehmigt. Der Etat für Südwestafrika weist eine Erhöhung des Reichszuschusses von fl Mill. auf. Abg. Graf Arnim (freikons.) empfiehlt die Summe, damit die Entwicklung der Kolonie energisch gefördert werden könne, hegt aber Besorgnisse wegen künftiger Uebergriffe der bri­tischen Gesellschaften in Deutsch-Südwestafrika. Direktor Kayser giebt beruhigende Erklärungen ab. Abg. Bebel (Soz.) wird gegen die Forderung stimmen, da von diesem Schutzgebiet gar nichts zu erwarten sei. Abg. Hammacher (natlib.) kann diese Ansicht nicht teilen. Wenn in Afrika zweckmäßige Zölle emgeführt würden, würden die Kosten der Kolonie sehr bald aus eigenen Mitteln gedeckt werden können. Hasse (natl.) fragt, ob es nicht bedenklich sei, daß man dem Häuptling Hendrik Witboi die Waffen gelassen habe und ob dieser Räuberführer nicht vom Reichskommiffar Major Leute wein zu milde behandelt sei. Dir. Kayser verneint das. Alle Sachverständigen seien darin einig, daß diese Milde gute Frucht tragen werde. Die Waffen habe man Witboi nicht nehmen können, weil ohne Jagd keine Existenz dort sei. Nach weiteren kurzen Bemerkungen der Abgg. Bebel und Graf Armin wird der Rest des Kolonial­etats genehmigt. Nächste Sitzung: Donnerstag. (66. Sitzung.) Die zweite Beratung des Reichshaushaltes für 1895/96 wird fortgesetzt und die Etats des Pensions- und des Jnvalidenfonds nach einigen kurzen Bemerkungen ge­nehmigt. Beim Etat des Reichsjustizamtes werden mehrere Anfragen gestellt, auf die Staatssek. Dr. Nieberding ein­gehend antwortet. Er betont namentlich, daß das bürger­liche Gesetzbuch im nächsten Februar dem Reichstag werde fix und fertig zugehen können. Beschränke sich dann der Reichstag, wie es wünschenswert fei, auf Billigung der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Prinzipien des großen Gesetzeswerkes, so werde dasselbe in der kommenden Reichstagssession fertiggestellt werden können. Im Anschluß daran ist noch die Reform verschiedener bürgerlicher Gesetze geplant, so der Civilprozeßordnung, des Handelbuchesgesetz, des Versicherungsrechtes und Verlagsrechtes, v. Strombeck (Ctr.) beantragt in einer Resolution die Errichtung einer Reichs-Zentralstelle, wohin alle vermißten Personen und alle mckai'l - 'bekannten Leichen gemeldet werden