ist ein Einjährig-Freiwilliger, der, wie es scheint, mit seinem Schießprügel (Ziinmergewehr) zur Ver­vollständigung seiner dienstlichen Schießübungen vom Dache seines Logis auf der Glöcklerstraße aus exer­zierte. Ob er auf Herrn Magg absichtlich angelegt hat, ist noch nicht festgestellt. Er selbst leugnet das natürlich, von anderer Seite hingegen wird behauptet, man habe ihn zielen gesehen. Die Polizei hat, wie wir hören, sogleich die nötigen Schritte gethan.

Hamburg, 19. März. Der Bremer Dampfer Donau" von der Reederei Bischofs u. Comp, wurde im atlantischen Ozean auf der Fahrt nach Amerika von der Mannschaft brennend verlassen. Die Mann­schaft wurde in Liverpool gelandet.

Hamburg, 20. März. Das Befinden des Fürsten Bismarck ist demH.-K." zufolge ein recht gutes. Der Fürst kam gestern auf den Bahnhof Friedrichsruh, besichtigte daselbst die im Bau befindliche Halle und unterhielt sich längere Zeit mit dem diensthabenden Beamten über die Vorbereitungen für die zu erwartende große Anzahl von Besuchen. Es heißt, am 1. April werden 35 Extrazüge nach und von Friedrichsruh abzufertigen sein.

Detmold, 20. März. Der regierende Fürst Woldemar von Lippe-Detmold ist heute früh gestorben. Er war geboren am 18. April 1824. Seine Gemahlin ist die Prinzessin Sophie von Baden.

Berlin, 19. März. DerLok. Anz." meldet aus Petersburg: General v. Werder hat sich heute mittag in einer Galakutsche nach dem kaiserlichen Palais begeben, um dem Kaiser sein Abberusungs- schreiben zu überreichen. Dem Correspondenten des Lok. Anz." erklärte später der Botschafter, daß ihm der Grund seiner Abberufung unbekannt sei. Er selbst habe seine Entlassung nicht nachgesucht, Gene­ral von Werder meint jedoch, daß mit dem Tode Kaiser Alexander III. seine Mission in Rußland be­endet war, da er kein Diplomat von Beruf und s. Zt. auf Wunsch des Zaren auf den Petersburger Posten gesetzt worden sei.

Deutscher Reichstag. (65. Sitzung.) Am Montag wurde die Beratung des Kolonieetats begonnen, über dessen Verhandlung in der Kommission Prinz Arenberg (Ctr.) berichtet. Richter (frs.) will nach wie vor von der ganzen Kolonialpolitik nichts wissen, deren Unkosten auch nicht ent­fernt dem Verhältnis zum Ertrage stünden. Von einem Bahnbau in Ostafrika verspricht sich Redner nichts, da die Fracht fehle. Weiter behauptet er, Gouverneur v. Schele habe seine kostspielige und von zweifelhaftem Erfolge be­gleitete Expedition gegen die Wahehe einfach auf kaiserliche Erlaubnis hin, ohne Befragung der Reichsbehörden unter­nommen. In Ostasrika müsse eine mehr kaufmännische Verwaltung Platz greifen, Redner will auch nichts von einer Verquickung von Religion und wirtschaftlichen Inte­ressen wlffen. Kolonialdirektor Kayser antwortet, daß der Handelsverkehr mit den Kolonien weit beträchtlicher sei, als Vorredner angegeben habe. Die Schelesche Expe­dition habe im Waheheland das durch die unglückliche Expedition Zelenesk s gesunkene deutsche Ansehen wiederher- gepellt, sie fei auch nur Genehmigung des früheren Kanzlers unternommen. Welches Verwaltangssystem in den Kolonien herrsche, sei egal, die Hauptsache sei, daß der richtige Mann, an der Spitze siehe. 'Aus die Missionsarbeit lege die Re­gierung den allergrößten Wert. Graf Armin (frkons.) hofft, lue Kolonialpolitik werde nun energischer, wie in den letzten Jahren betrieben werden. Eine gewisse Zeit brauche natürlich zede Kolonie zu ihrer Entwickelung. V. Vollmar (Soz.) behauptet, daß die Eingeborenen in Ostafrika schlecht behandelt würden und bringt mehrere Spezialfälle zur Sprache. Kolonialdirektor Kayser weist diese Anschuldi­gungen entschieden zurück unter Hinweis auf die Entschei­dungen der Kolonialgerichte. Alsdann wird die weitere Debatte bis Dienstag vertagt.

B erlitt, 20. März. Wie dieNordd. Mg. Ztg." vernimmt, hat der verstarb. Fürst von Lippe-Detmold in Rücksicht auf die bestehenden Differenzen über die Thronfolge im Fürstentum bis zu deren Erledigung eine Regentschaft eingesetzt, an deren Spitze Prinz Adolf von Schaumburg-Lippe tritt.

Berlin, 20. März. In parlamentarischen Kreisen verlautet, Staatssekr. Frhr. v. Marschall werde zurück­treten und durch den deutschen Botschafter in Wien, Gras Eulenburg, der augenblicklich in Berlin weilt, ersetzt werden. Ferner nimmt man an, der deutsche Gesandtein Brüssel, Graf Alvensleben werde den frei- werdenden Botschafter-Posten in Petersburg erhalten.

Berlin, 21. März. Zum Befinden des Prinzen Joachim meldet dieVoss. Ztg.": wenn auch die Kräfte zugenommen haben, so sei doch der Schwäche­zustand noch groß. Die Besorgnisse wurden noch durch den Umstand erhöht, daß der Prinz schon vor­her wiederholt an Blinddarmentzündung litt. Der Zutritt des Nesselfiebers habe die Genesung verzögert.

Berlin, 21. März. Der Seniorenkonvent des Reichstags ist gestern abend nochmals zusammenge­treten, um über die Stellungnahme gegenüber dem achtzigsten Geburtstage Bismarcks zu beraten. Die Verhandlungen blieben resultatlos, da die verschie­

denen Parteien ihren abweichenden Standpunkt bei- behielten. Am Samstag wird eine Erörterung im Plenum auf Grund eines besonders angebrachten Antrags oder auf eine bezügliche Anfrage des Präsi­denten stattfinden.

Schweiz.

Basel, 21. März. Der wegen Unterschlagung verfolgte tessinische Militärkommissär Contestabile wurde in Castelletto in Italien verhaftet. Die Unter­schlagungen sind bedeutender als anfänglich ange­nommen war. Die Eidgenossenschaft allein büßt 30 000 Frs. ein.

Belgien-Holland.

Amsterdam, 20. März. Eine Depesche derNews Van den Da" aus Lobich meldet, die Explosion in Salmorth bei Spik fand an Bord des SchiffesElizabeth," Kapitän Reimers, statt. 20000 Klg. Dynamit explodierten, 13 Per­sonen wurden getötet, 5 verwundet, 1 Person wurde wahn­sinnig. Das SchiffHopp," Kapitän Gerissen, verbrannte, andere Fahrzeuge wurden stark beschädigt. Der Ort der Katastrophe zeigt erhebliche Verwüstung.

Frankreich.

Paris, 19. März. Der Herzog von Aosta hat sich gestern abend mit der Prinzessin Helene von Orleans ver­lobt. Der Herzog wird übermorgen hieher kommen und von dem Präsidenten Faure empfangen werden.

Italien.

Rom, 21. März. Die Hochzeit des Herzogs von Aosta mit der Prinzessin Helene von Orleans wird ende Mai in Turin im engsten Familienkreise ftatlfinden. Wie verlautet, zögerte der Papst lange mit der Zustimmung, gab aber schließlich den Bitten der Königin Amalie von Portugal, Schwester der Braut, nach.

England.

London, 19. März. Nach Meldungen aus Shanghai hat sich Admiral Ting nicht umgebracht, sondern befindet sich im Auslande.

Rußland.

Petersburg, 18. März. Hier herrscht Beun­ruhigung wegen des Umschlags der öffentlichen Mei­nung in England zu Gunsten Japans, weil allgemein angenommen wird, dieser Umschlag könne nur ge­heimen Vereinbarungen zwischen England und Japan zugeschrieben werden. Man sieht hier ganz wohl ein, daß Rußlands Wünsche unbeachtet gelassen werden, wenn zwischen England und Japan Separatvertrag besteht. Man ist ebenfalls überzeugt, Deutschland werde Japan bestens unterstützen. Mehrere neue baltische Panzerschiffe werden bereitgestellt, um mög­lichst bald nach dem stillen Ozean abzugehen. Die Land- und Seebefestigungen von Wladiwostvck werden verstärkt.

Petersburg, 19. März. Der russischeReg.-B." publiziert einen Ukas des Zaren Nikolaus II., wonach im Ministerium des kaiserl. Hauses ein neues Ressort kreiert wird, das den Namen:Kanzlei Sr. Maj. zur Annahme von Majestätsgesuchen und Bittschriften" und ausschließlich die Oberleitung des Empfanges und der Weitergebung dieser Bittschriften führen soll.

Kkeiireve Mitteilungen.

Horb, 21. März. Der Neckar ist am Austreten, und die Einwohner unseres Städtchens, welche nahe dem Neckar­ufer wohnen, haben bereits in letzter Nacht alles geflüchtet und die Keller so weit wie möglich gesichert. Die elektrische Beleuchtung zeigt hier wieder ihre Schattenseite der Ab­hängigkeit von der Wasserkraft. Im Nagoldthal liegt noch ziemlich viel Schnee, der jetzt aber rasch schmilzt, und mit bangen Blicken beobachtet der Horber den Pegel auf der Brücke.

Stuttgart, 19. Marz. Mit Ermächtigung S. M. des Königs ist dem Württ. Rennverein die Erlaubnis zur Ver­anstaltung einer Lotterie zum Zweck der Hebung der Rennen in Weil und des Stuttg. Pferdemarkts mit Ausgabe von 80,000 Losen zu 3 erteilt worden. Als Hauptagent für diese Lotterie, deren Ziehung im November d. I. stattfindet, ist die Firma Eberh. Fetzer in Stuttgart aufgestellt.

Cannstatt, 21. März. Der Neckar ist in letzter Nacht uservoll geworden; der Pegel zeigt heute früh einen Stand von 2,70. Das Wasser scheint wieder zu fallen.

Hundsbach (A. Bühl), 17. März. Eine Jagd, wie sie wohl selten vorkommt, fand am Freitag morgen hier statt. Als früh morgens die Schüler des Biberachthales zur Schule wollten, gewahrten sie im Wiesenthale, etwa 50 in von der Straße entfernt, einen stattlichen Hirsch. Da sie glaubten, es möchte demselben etwas fehlen, so begannen sie sofort dessen Verfolgung. Die Schüler holten den Hirsch, der in einem s,in tiefen und durch Thauwetter weich gewordenen Schnee nur mühsam fortkam, bald ein. Als er das Bett der Biberach überspringen wollte, sank er ein, und nun er­eilte ihn das Schicksal. Umringt von etwa 15 Schülern wurde er zum Gefangenen gemacht. Mit einer Schnur um den Hals und links und rechts von zwei beherzten Burschen am Geweib geführt, wurde der nun willig folgende Achten­der auf di. Straße und von dort vor das Haus des in der Nähe des Schulhauses wohnenden Jagdaufsehers Hermann geführt. Dieser nahm den Gefangenen auf und gab ihm einen warmen Platz im Stalle, wo er sich jetzt recht wohl fühlt.

Sulzbach a. M., 20. März. Infolge eingetretenen Regens haben wir Hochwasser. Die Murr stieg heute vorn,, in einem Zeitraum von 2 Stunden über einen Meter. Das ganze Murrthal gleicht einem See, aus dein nur noch Bäume hervorragen. Der durch die Ueberschwemmung an­gerichtete Schaden ist bedeutend.

Füsilier Kutschke. In Breslau erscheint demnächst ein Liederbuch für alte und junge Krieger von Kutschke. Wer ist der Füsilier Kutschke? Diese eine Zeit lang viel­umstrittene Frage ist heute entschieden; die Identität des braven Kriegers dessen in den Jahren 1870/71 unter dem unmittelbaren Eindruck der kriegerischen Ereignisse entstandenen patriotischen Lieder so recht dem Empfinden des schlichten Mannes entsprachen und daher überall zündend von Mund zu Mund gingen mit dem jetzigen König!. Stationsassistenten Gotthelf Hoffmann zu Breslau ist nun über allen Zweifel festgestellt. Auch nach dem Kriege isi Kutschkes liederfroher Mund nicht stumm geblieben; manch kerniges Soldatenlied, manch begeisterten Sang für Kaiser und Reich hat er gesungen. Der Nachhall, den viele seiner Lieder im Herzen gefunden, die zahlreichen Anerkennungen, die sie dem Verfasser von hohen und allerhöchsten Herr­schaften Kaiser Wilhelm 1, von dem Großherzog von Baden, von Fürst Bismarck rc. rc. nach spezieller Unter­suchung der Kutschke-Frage eingetragen, ermutigten den Verfasser, eine Auswahl seiner Dichtungen der Oeffentlich- keit zu übergeben.

Berlin, 18. März. Den Offizieren und Mann­schaften der hiesigen Garnison ist, derPost" zufolge, es neuerdings verboten worden, in den Hauptstraßen der inneren Stadt (unter den Linden, Friedrichsstraße u. s. w.) und im Tiergarten zu rauchen. Veranlassung zu diesem Verbot soll ein von dem Kaiser beim Vorübersahren beobachteter Vor­gang gegeben haben.

Innsbruck, 16. März. Josef Mair, der am 21. Sepi. v. I. die Taglöhnerin Anna Jsser und die Kellnerin Phil. Würtenberger in der Nähe von Ambras grausam ermordet hat, ist von den Geschworenen schuldig gesprochen und zun: Tod verurteilt worden.

Mailand, 16. März. Während einer gestern abend vom hies. Schriftsteller- und KünstlervereinConcordia" veranstalteten musikalisch-deklamatorische» Soiree wurden die Versammelten von 20 zerlumpten Individuen überfallen. Mehrere Personen wurden durch Dolchstiche verletzt. Als die Polizei zur Hilfe herbeieilte, entfloh der größte Teil der Vagabunden. Fünf derselben wurden jedoch verhaftet. Dieselben gehören dem seit Jahren bestehenden berüchtigten Geheimbunde Maladetta an.

Nette Beamten. In New-Iork wurden nach langer Untersuchung 25 der höchsten Polizeibeamten wegen Be­stechung in Anklagezustand versetzt.

Zwei in Oran liegende Fremdenlcgionäre hatten den Plan gefaßt, auszureißen, und beabsichtigten zu diesem Zweck sich an Bord eines im Hafen ankernden englischen Schiffes zu schleichen, sich im Kielraum zu verbergen und erst aus offener See aufs Verdeck zu kommen. In der Dunkelheit krochen jedoch die beiden infolge eines Irrtums auf das französstsche Schiff Calvados, das nach Bordeaux segelt. Als sie nach 24 Stunden auf das Verdeck kamen, wurden sie auf Befehl des Kapitäns des Dampfers sofort dingfest gemacht. In der Reede von Panillae gelang es Ihnen, die als Gefängnis dienende Kabine zu öffnen. Der eine von ihnen sprang ins Wasser, um ans Land zu schwim­men, ertrank jedoch; der zweite, Namens Glad, wurde sofort der Gendarmerie übergeben.

Handel L Verkehr.

Waldsee, 18. März. Dem heutigen Pferdemarkl waren etwa 300 Stück zugeführt. Der Hansel ging nicht recht lebhaft. Für Arbeitspferde wurden Preise von 300 bis 900 bezahlt.

Konkurs-Eröffnungen. Anton Groner, Schuhm. in Allewind, AG. Blaubeuren. Josef Schiedel, Bäcker­in Rißtissen, AG. Ehingen. Robert Hohenstein, Wirt in Weilderstadt. Julius Supper, Kaufmann in Göppingen.

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