barbezirken herrscht, ist die Abhaltung des auf 25. ds. Mts. fallenden Biehmarkts in Wildberg verboten worden.

Nagold, den 20. März 1895.

K. Oberamt. Vogt.

In den Ruhestand versetzt wurde der evangelische Dekan Schott in Nagold seinem Ansuchen gemäß und demselben bei diesem Anlaß das Ritterkreuz I. Klasse des Friedrichsordens verlie hen.

Bei der Kollaboraturprüfung sind u. a. für befähigt

erklärt worden: Wilhelm Haizmann, Präparandenlehrer in Nagold und Ernst Knödel, Unterlehrer in Wildbad .

Uebertragen wurde das erledigte Oberamt Her-

renberg dem Sekretär Wiegandt (früh, in Nagold) bei der Ministerialabteilung für Straßen- und Wasserbau, der­zeit Oberamtsverweser in Herrenberg und die eledigte Amtmannsstelle bei dem Oberamt Reutlingen dem Poli- zcikommissär bei dem Stadtpolizeiamt Stuttgart Amtmann Bi nder (früher in Nagold). _

Zu der am Montag den 8. April d. Js. und an den

folgenden Tagen statlfindenden niederen Eisenbahndienstprü- sung ist u. a. nachstehender Kandidat für zulassungssähig e rkannt worden: Hermann Köhler, von Nagold. _

Gestorben.

Martin Ritter, Metzger, Rottenburg. Georg Heinr. Feldweg, Baurat a. D., Hirsau. Joh. Knapp, Postbote, Walddorf (b. Tüb.) Lina Koch, geb. Hönes; Caroline Weidenbach, geb. Rittelmann, Tübingen. Ehr. Gauß, Bierbrauer; Marie Leuz, geb. Kemps, Altensteig.

Gages-Aeuigkeiten.

Deutsches Reich.

Nagold, 19. März. Auf das am Samstag abend im Saale zumHirsch" stattfindende Konzert des Schwäbischen Damen-Terzetts (Frau Amalie Hiller mit Töchtern) unter Mitwirkung des Zither­virtuosen Theodor Vetter aus Stuttgart, möchten wir noch besonders aufmerksam machen. Das vor­zügliche, abwechslungsreiche Programm und der Name der Künstler läßt auf einen äußerst genußreichen Abend schließen.

* Nagold, 20. März. In einer gestern Abend im Gasthos z.Hirsch" stattgefundenen, zahlreich be­suchten Versammlung des Gewerbevereins wurde zu der Frage der durch den Verkauf des Postgebäudes notwendig gewordenen Verlegung des hiesig. Postamts Stellung genommen. Aus den Verhandlungen resul- rierte, wie vorauszusehen war, der allgemein dringende Wunsch,daß das Postamt, angesichts des durch amtliche Zahlen festgestellten, sehr bedeutenden Schalterver­kehrs, inmitten der Stadt verbleibe und wurde eine diesbezügliche Eingabe an den hiesigen Gemeinderat beschlossen. Sicherem Vernehmen nach steht die K. Generaldirektion der Posten u. Telegrafen dem Wunsch um Verbleib des Postamts in der Stadt wohlwollend gegenüber und liegt es an der Einwohnerschaft, pas­sende Angebote für ein zu mietendes oder zu kaufen­des Lokal zu machen. Ein Ausschreiben desselben ist von amtlicher Stelle zu gewärtigen.

** Nagold, 20. März. Im Laufe dieser Woche findet im hiesigen Schullehrerseminar die jährliche Aspirantenprüfung statt, zu welcher sich im ganzen 56 Prüflinge einfinden werden. Dem Vernehmen nach werden aber nur ca. 50°/o der zu Examinieren­den Aufnahme in den Schulstand finden.

Stuttgart, 17. März. Die Landesversamm­lung der Deutschen Partei Württembergs findet laut Beschlusses des engeren Landesausschusses vom 6. März d. I. am Sonntag, den 24. März, vormittags 11 Uhr, im Saale des Stadtgartens zu Stuttgart statt. Auf die Tagesordnung sind folgende Gegenstände gesetzt: 1. Neuwahl des engeren und weiteren Ausschusses. 2. Statutenänderung. 3. Or­ganisation, Agitation und Parteipresse. 4. Die poli­rische Lage. Berichterstatter: Landtagsabgeordneter Neichsgerichtsrat a. D. von Geß. 5. Anträge aus der Versammlung. Zu der Landesversammlung haben alle Parteigenossen des Landes Zutritt. Bei der Wichtigkeit der Tagesordnung ist möglichst zahl­reiches Erscheinen der Parteigenossen dringend er­wünscht. Anträge, die gemäß Z. 4 gestellt werden wollen, sind bis spätestens 22. März bei dem Vor­sitzenden des Landesausschusses, Herrn Rechtsanwalt 2r. Schall in Stuttgart schriftlich einzureichen.

Stuttgart, 17. März. Es ist jetzt bestimmt, daß wir vom 1. Sept. d. I. an hier eine elektrische Straßenbahn von Berg bis zum Paulinenberg haben werden. Erbauer dieser Bahn ist die allgemeine Elektrizitätsgesellschaft Berlin, früher Siemens und Halske. Zur Deckung des Verlustes beim Verkauf ihrer 250 Pferde sind im neuen Etat der Bahn 60,000 ^ vorgesehen.

Stuttgart, 17. März. Aus Anlaß des 70. Ge­burtstages des Ministerpräsidenten Dr. Frei­herrn v. wcittnacht liefen seit gestern im Minister­hotel auf der Königsstraße Glückwunschtelegramme in großer Anzahl von allen Seiten ein, darunter von S. M. dem Kaiser, verschiedenen Bundesfürsten, dem Altreichskanzler, dem Fürsten Hohenlohe und vielen anderen hochgestellten Persönlichkeiten. Mittags 11 Uhr fuhr S. M. der König vor, um Herrn v. Mittnacht persönlich seine Glückwünsche darzubringen, später auch die hier weilenden Prinzen des K. Hauses. Sonst war wegen der Familientrauer bei Mittnacht kein Empfang und auch die Ministerkollegien, die Kammerpräsidenten und andere Notabilitäten mußten sich damit begnügen, ihre Karten abzugeben.

Stuttgart, 18. März. Der kommandierende General des XIII. Armeekorps, General der Infan­terie v. Wölckern, hat vergangene Woche sein Ab­schiedsgesuch eingereicht.

Stuttgart, 18. März. Aus Friedrichsruhe erhielt der Ministerpräsident Freih. v. Mittnacht folgendes Telegramm:Erlauben Sie, verehrtester Freund, daß ich kurz, bevor ich die 70ger verlasse, ihnen zum Eintritt in das 8. Jahrzehnt von Herzen Glück und Gesundheit wünsche."

Stuttgart, 18. März. Wie verlautet, hat Gemeinde­rat Körner sein Amt niedergelegt. Gegen denselben schwebt eine Untersuchung wegen Kapitalsteuerhinterziehung.

Mainz, 18. März. Die Schiffswerft Ruthof in Kastel hat von der japanischen Regierung den Auftrag erhalten, die Oberleitung zur Hebung der in verschiedenen Häfen gesunkenen und erbeuteten chinesischen Kriegsschiffe zu übernehmen. Ferner hat die Firma den Auftrag erhalten, nach deutschem Muster mehrere staatliche Schiffswerften in Japan einzurichten, zur Erbauung von Kauffahrtei-Last- und Kriegsschiffen. Herrn Ruthof und seinen Arbeitern wird freie Fahrt von und nach Japan zugesichert. Die Verhandlungen werden durch die japanische Ge­sandtschaft in Berlin geführt.

Bremen, 18. März. Das deutsche SchiffLisette" ist auf der Fahrt von Bremen nach London mit der gesamten Besatzung in der Nordsee untergegangen.

Gnesen, 18. März. Wegen Soldatenmißhandlungen wurden 1 Vizefeldwebel und 2 Sergeanten vom 49. Jnf.- Reg. in Untersuchung genommen.

Berlin, 16. März. Die Ablehnung der Glück­wunschadresse an den Fürsten Bismarck durch die Stadtverordnetenversammlung macht hier in Berlin einen peinlichen Eindruck und wird selbst in sehr links stehenden Kreisen mißbilligt.

Berlin, 18. März. Dem Vernehmen nach tritt der deutsche Botschafter in Petersburg, General v. Wer­der zurück. Ueber die Person seines Nachfolgers ist noch nichts bekannt.

Deutscher Reichstag. (63. Sitzung.) Der Reichstag hatte am Freitag die an die Budgetkommission zurückge­wiesenen einzelnen Posten des Militäretats erledigt und sodann die Beratung des Postetats fortgesetzt. Es kam hier zu längeren Erörterungen über die neue Geschäftsordnung der Postbeamten aus Grund der Dienstaltersstufen, wobei von allen Seiten nachdrücklich gewünscht wurde) die Post­beamten sollten ausnahmslos unter dem neuen Geschäfts­system nicht schlechter gestellt sein, wie unter dem früheren System. Dann wurde nach Genehmigung einer Reihe von Titeln die Sitzung vertagt. - (64. Sitzung.) T.-O. Post- Etat. Bewilligt wurde ein neues Dienstgebäude für Forst und für Güstrow. Eine bezügliche Forderung für Magde­burg wurde zur nochmaligen Erörterung der Kommission zurückgewiesen. Gestrichen wurden Neubauten für Schwü- bus und Metz. Die Einnahmen werden um 1838000 ^ höher angesetzt, zugleich wird eine Resolution angenommmen nach welcher die Einnahmen aus den Fernsprechgebühren künftig gesondert aufgeführt werden sollen. Damit ist der Post-Etat erledigt. Eingegangen ist ein schleuniger Antrag, dem Abg. Spahn Vollmacht zur eventuellen Vertretung des Präsidenten zu geben, weil der erste Vizepräs. v. Buol durch den Tod seines Vaters vom Reichstage momentan ferngehalten und der zweite Vizepräs. Dr. Bürklin erkrankt ist. Der Antrag wird debattelos angenommen. Genehmigt werden dann noch die Etats der Reichsdruckerei und des Auswärtigen Amtes. Beim letzteren erklärt Staatssek. v. Marschall, die Reichsregierung werde nach Kräften die Rechte der deutschen Gläubiger des griechischen Staates wahrzunehmen suchen, er könne aber nur die dringende Warnung das auswärtige Anlehen mit Vorsicht zu behandeln, wiederholen. Graf Limburg (kons.) bemerkt, in Athen herrsche böser Wille, und da sei es gut, den Leuten dort einmal auf die Füße zu treten. Im Uebrigen wird der Etat des Auswärtigen Amtes ohne besondere Bemerkungen angenommen. Montag: Kolonialetat.

Berlin, 18. März. Wie die heutigen Abend­blätter melden, gestaltet sich das Schicksal der Ober­feuerwerkerschüler, deren Verhalten zu der Maffen- verhaftung führte, sehr ungünstig. Vier von ihnen, die einem hiesigen Garderegiment angehörten, sind nach Verbüßung ihrer Strafe zu ihrem Truppenteil zurückgekehrt. Sie wurden in der vorigen Woche

zum Kommandeur befohlen. Dort wurde ihnen er­öffnet, daß das Regiment bestrafte Unteroffiziere nicht gebrauchen könne und daß sie aus dem aktiven Militärverband entlassen seien. Ob diese Maßregel auf eigene Initiative des Regimentskommandeurs oder auf eine höhere Weisung zurückzuführen ist, kann noch nicht beurteilt werden. Trifft letzterer Fall zu, so dürfte deren Entlassung auch bei den übrigen in Frage kommenden Regimentern stattfinden.

Berlin, 18. März. Wie verlautet, hat der Kaiser in Betreff der Ehrung des Fürsten Bismarck Prägung von Münzen in Aussicht genommen.

Berlin, 18. März. Auf dem Friedhofe im Friedrichshain herrschte heute morgen ein reges Leben. Gewerkschaften und Vereine legten für die März- Gefallenen Kränze mit roten Schleifen und mannig­fachen Inschriften nieder. Die Polizei übte über die Inschriften scharfe Zensur und schnitt diejenigen ab, welche ihr aufreizend erschienen. Das geschah bei den Kränzen der Berliner Hausdiener, ferner bei einem Kranze der Handelsangestellten. Unter anderen legten die sozialistischen Studenten, die Wahlvereine und viele größere Fabriken Kränze nieder. Die Ber­liner Anarchisten brachten einen schwarzen Kranz. Im Ganzen sah man hundert Kränze.

Berlin, 19. März. Wie derBörsenkurier" erfährt, geht die Börsenreformvorlage dem Reichs­tage noch vor Mitte April zu.

Oesterreich-Ungarn.

Troppau, 16. März. Aus dem Hohenegger Schacht sind bis jetzt 100 Mann herausbefördert; 180 Mann befinden sich noch in der Grube. Die Verletzungen der bisher Herausbeförderten sind leichte. Nach Freimachung der Schale wurden weitere 10 Mann herausbefördert, welche erzählten, daß am Fallorte 60 Mann auf die Ausfahrt warteten und daß in dem Schachte einige Leichen lägen. Das Schicksal der übrigen im Schachte befindlichen Ar­beiter ist noch unbekannt, da ein Vordringen bis zu dem betreffenden Horizonte unmöglich ist. Ein Brand ist nicht entstanden. Die Ursache der Explosion ist noch unbekannt.

Wien, 19. März. Das Begräbnis der Opfer der Grubenkatastrophe in Karwin fand gestern ohne die be­fürchtete sozialdem. Demonstration statt.

Wien, 19. März. In Folge eines Dammbruches ist die Stadt Kornenburg bei Wien in große Ueberschwemm- ungsgefahr geraten. Das Militär arbeitete während der ganzen Nacht, um den Dammbruch zu schließen.

Wien, 19. März. Wie aus Paris gemeldet wird, sind aus dem Zuchthause in Nimes in der vorletzten Nacht 14 schwere Verbrecher, die zu langjähriger Zwangsarbeit verurteilt waren, ausgebrochen. Von denselben fehlt bis jetzt noch jede Spur.

Frankreich.

Paris, 18. März. Die Staatsanwaltschaft beschäftigt sich fortgesetzt mit der geheim gehaltenen Untersuchung be­züglich des Verschwindens wichtiger strategischer Karten aus dem Kriegsministerium. Am Mittwoch sollen die Verhand­lungen in dieser Gelegenheit beginnen.

Spanien.

Madrid, 19. März. Wie die offiziöse Presse meldet, haben die Offiziere für heute abend eine Pro­testversammlung beschlossen, an der alle Kameraden teilnehmen werden. Es ist noch unbekannt, wer der Nachfolger Sagasta's sein wird, es ist jedoch nicht unmöglich, daß Sagasta selbst die Neubildung des Kabinetts wieder übernimmt. _

Kleinere Mitteilungen.

Freudenstadt, 18. März. Vier junge Burschen (je 2 Brüder), Söhne hies. Arbeiter, erbrachen gestern Nacht das etwa 2 Klm. von hier entfernte Pulvermagazin des Kfm Stock hier und stahlen hieraus eine Anzahl Dynamitpatronen, sowie Pulver. Die Attentäter wurden gleich andern Tages ermittelt und haben nach ihrer Festnahme seitens des K. Amtsgerichts hier den Diebstahl eingestanden und zugleich zugestanden, von dem in den nahe gelegenen Waldungen aufbewahrten Brennholze ein bedeutendes Quantum ent­wendet zu haben. Eine empfindliche Strafe für diese Ver­gehen dürfte den jungen Verbrechern nicht ausbleiben.

Oehringen, 18. März. Kaum ist am 9. d. Mts. der Postbote von Michelbach wegen mehrfacher erheblicher Un­terschlagungen festgenommen und dem Untersuchungsrichter übergeben worden, so wurde gestern vorm, ein zweiter Post­bote einer Gemeinde des Bezirks ebenfalls wegen Verun­treuung eingeliefert; er war, als er verhaftet wurde, noch im Besitz eines erheblichen Teils der unterschlagenen Summe.

Vom Bodensee, 17. März. Drei Herren von Radolf­zell haben gestern einen Spazierritt über den zugefrorenen Bodensee nach Allensbach und von da nach Reichenau, Berlingen, Steckborn, Gaiershofen, Iznang und wieder zurück nach Radolfzell unternommen. Das Eis ist noch sehr oick, wenn auch die Sonne schon warm scheint u. die Oberfläche des Eises etwas aufweichte. Ohne Eintritt von Regen und Föhn dürfte es noch manche Tage dauern, bis der See eisfrei sein wird. _

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.