er sich die Geschehnisse ins Gedächtnis zurückruft. Hierzu kommen noch andere unangenehme Erfah­rungen aus der letzten Zeit. Es vergeht kein Tag, daß nicht irgend eine ungeregelte Angelegenheit des Exkönigs austaucht. Die Briefe, die deshalb an den jungen König gelangen, enthalten, wie man sich erzählt, stellenweise ganz eigentümliche Drohungen.

Asien.

Hiroshima, 19. Jan. Eine amtliche Depesche meldet, daß ein chinesisches Heer von 15,000 Mann, das von Liau Jang aufgebrochen war, am Morgen des 17. Jan. im Nordwesten von Haitsching aus die Japaner stieß. Die Chinesen wurden zurück­geworfen. Die Japaner hatten 1 Toten und 40 Verwundete.

Die ungeheure Mehrheit des chinesischen Volkes scheint der Krieg nicht im mindesten zu rühren. So wird demShanghai Mercury" von Luho in der Provinz Kiangsu geschrieben:Ich fragte einen Gast­hausbesitzer in der Stadt Kontan-sih gestern, ob er wüßte, welches Land es gewagt habe, das Schwert gegen China zu ziehen. Träumerisch erwiderte er, es sei ein Land, welches bei England liege. Wo es sonst weiter war, wußte er nicht." In der Thal mag es Tausende von Orten im Innern Chinas geben, die gar nichts vom Krieg zu erfahren bekom­men, wenn sie nicht zufällig em reisender Missionar in der Unterhaltung ausklärt. Für die Japaner mag es interessant fern, zu wissen, daß es Millionen Chinesen ganz gleichgültig ist, ob die Japaner Peking besetzen oder Port Arthur gegen die Chinesen befesti­gen. Diesen ist selbst das korrupte Verwaltungs­system ihrer Mandarinen, durch welches sie geknechtet werden, gleichgültig.

Kleinere Mitteilungen.

Rottenburg. In der Nacht vom Sonntag auf Mon­tag 20./21. d. M. ist der 20 Jahre alte Fuhrknecht Jakob Stark von dem 29 Jahre alten Steinbrecher Adolf Hahn auf der Straße vor der Wirtschaft z. Hirsch erstochen wor­den. Die Veranlassung zur That ist noch nicht bekannt; doch scheinen beide Beteiligte betrunken gewesen zu sein. Der Thäter ist verhaftet.

Stuttgart. Wie dieWirtsztg." aus ganz zuverläs­siger Quelle wissen will, konstituiert sich gegenwärtig ein Ring der Brauereien von hier und Umgebung, welchem bereits 10 der bedeutendsten Brauerfirmen beige­treten sind. Zweck des Ringes ist, den Wirten den Wechsel des Brauers unmöglich zu machen, indem keine Brauerei einem bisherigen Kunden einer anderen Brauerei Bier lie-

laubnis dazu gäbe. Die naturgemäße Folge hiervon würde vermehrte Einfuhr fremden Bieres sein, denn die unab­hängigen Wirte würden sich dies in keiner Weise gefallen lassen, eventuell würde die empfohlene Selbsthilfe Grün­dung einer eigenen Wirtsgenossenschastsbrauerei zur That umgesetzt werden.

Stuttgart, 22. Jan. Der Zug Nr. 339 Leonberg Stuttgart, welcher abends 9 Uhr 40 Min. hier ankommt, hat gestern in Zuffenhausen bei Posten Nr. 1 ein Fuhrwerk überfahren, wobei der Wagen zertrümmert und das Pferd verletzt wurde; ein Fuhrmann war jedoch nicht zu finden. Es verlautet, das Fuhrwerk gehöre dein Tierarzt von Wei­limdorf, dem, während er in Zuffenhausen war, das Pferd durchging.

Reutlingen. Hier wurde vergangene Woche eine energische Razzia auf Steuerdefraudanten abgehalten, und zwar mit Erfolg. Es wurden mehrere hiesige angesehene Bürger mit einer Strafe von 25000 bis 80000 bedacht. Die Nachforschungen haben im geheimen über ein Jahr gedauert, ehe genügende Beweise vorhanden waren.

Schramberg. In letzter Zeit wurde in verschiedenen Orten unseres Schwarzwaldes eine ziemlich heftige Erd­erschütterung verspürt. Auch hier wurde die Erschütte­rung bemerkt und zwar in der Dauer von 4 Sekunden in! der ungefähren Richtung Südwest-Nordost.

München. Prof. Moritz Cariere ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Cariere war seit 1853 Professor der Philosophie in München. Seine Hauptwerke liegen auf dem Gebiet der Aesthetik, wo er eine vermittelnde Stellung in den Streitfragen der verflossenen Jahrzehnte einnahm. Seine gesammelten Werke erschienen 1866 in 11 Bänden. Cariere war der Schwiegersohn von Justus Liebig.

Heidelberg. Die Zahl der Feuerbestattungen im hies. Krematorium hat im letzten Jahr beträchtlich zugenommen. Es fanden 79 Verbrennungen statt gegen 50 im Jahr 1893 und 57 im Jahre 1892. Bon den 79 Verbrannten gehör­ten 55 dem evang., 16 dem kath. und 8 dem israel. Be­kenntnis an. ffz waren weibliche Personen.

Aus Lemberg wird geschrieben: Bor 2 Jahren starb in W. der als ausgezeichneter Gesellschafter und witziger Kopf überall bekannte und beliebte Privatier Z. Er be­saß sehr viele Verwandte, die alle aus eine anständige Erb­schaft nach dem Tode des Alten rechneten. Dieses wußte Z. und versicherte jedem insbesondere, daß er ihn nicht vergessen werde. Als nun der von den liebevollen Ver­wandten ersehnte Tod des Alten eintrat, begannen sie gleich nach dem Begräbnisse, die Papiere des Verstorbenen zu ordnen. In seinem Schreibtische fanden sie nun ein Testament, in dem alle mit zahlreichen, sehr bedeutenden Legaten bedacht waren. Die lachenden Erben waren sehr angenehm überrascht, da sie auf einen so großen Nachlaß gar nicht gerechnet Hallen. Man wußte, daß Z. reich ge­wesen sei, aber so reich das hatte keiner geahnt. Jeder erhielt nämlich dreißig bis fünfzig Tausend Rubeln! Bei dem Testament befand sich ein Kouvert, das nach dem Willen des Erblassers erst nach zwei Jahren eröffnet werden durfte. Es sollte nämlich in diesem die Angabe enthalten sein, wo das ganze Vermögen des Verstorbenen sich eigentlich befinde, da dies aus dem Testamente nicht zu ersehen war. Dieser Tage wurde nun das Kouvert beim Notar B. eröffnet und darin ein Zettel folgenden Inhalts gefunden:Meine Kapitalien befinden sich auf dem Monde. Ich danke allen meinen Verwandten für ihre gütige Fürsorge und bedeutende Falschheit. Ich hatte 14 700 Rubel im Ver­mögen, habe aber das ganze Geld bei Lebzeiten verjuxt.

dielachenden" Erben dazu gemacht haben, die zwei Jahre auf die Angabe gewartet, wo sich eigentlich das bedeutende Vermögen befinde!

Ein Schatzgraben mithoher" Genehmigung! Nach einer eisernen Kiste mit großem Schatz und den Reichsklein­odien Heinrichs I V (Krone, Scepter und Reichsapfel) werden

jetzt auf dem Burgberg bei Harzburg mit Genehmigung des preuß. Ministeriums unter Aufsicht der Forstbehörde Nach­grabungen veranstaltet. Ein Berliner, ein sog. Medium, will genau die Stelle bezeichnen können, wo er im Geiste die Kiste gesehen hat. Da wird sie jedenfalls auch liegen.

Guhrau, 21. Jan. Großes Aufsehen erregen zwei Selbstmorde. Ter Kanzleirat A. Kersten und sein Bruder Amtsgerichtssekretär K. Kersten, erhängten sich in einem Neubau.

Durch ungeheure Lawinenstürze sind bei Airolo verschiedene Häuser u. Stallungen verschüttet worden, wobei 3 Menschen ums Leben kamen._

Nlltionat-Äliickwmljch für den Fürsten Bismarck.

Zum 80. Geburtstag unseres Altreichskanzlers am 1. April 1895 will die Deutsche Reichsfechtschule durch Ver­anstaltung eines allgemeinen National-Glückwunsches an den Fürsten Bismarck einen originellen schönen Gedanken zur Ausführung bringen. Sie hat zu diesem Zweck eine, von dem Historienmaler Prof. E. Döpler künstlerisch reich ausgeschmückte, an den Fürsten adressierte Festpostkarte herpellen lassen, welche von dem genannten Wohlthätigkeits- verem für 10 I erhältlich ist.

Auf der Lchriflseite dieser Karte ist der allgemeine Glückwunsch in den Worten vorgedruckr:In Alldeutsch- landS Jubelgruß uns Glückwunsch zu Ew. Durchlaucht 80. Geburtstag stimmt freudig unv ehrfurchtsvoll ein . . . .", hier soll jeder Gratulant mit Namen, Stand und Adresse unterschreiben. Die Deutsche Reichsfechtschule hofft auf diese Weise eine Ehrung zu Stande zu bringen, wie sie in dieser Großartigkeit und Unmittelbarkeit wohl noch keinem Sterblichen zu Teil geworden ist. Um aber neben der Huldigung, die allen patriotischen Deutschen aus dem Her­zen kommen wird, der Veranstaltung noch einen besonders riefen, sittlichen Inhalt zu geben, soll ein Teil des Erlöses aus dem Verkauf der National-Glückwunschkarten dem zu erbauenden neuen Reichswaisenhause überwiesen werden.

Die Reichsfechtschule hat sich mit allen deutschen Ver­einen in Verbindung gesetzt und rechnet darauf, daß in erster Reihe diese durch kräftige Förderung des Absatzes der Karten an dem patriotischen Werke Mitarbeiten, des Weiteren aber alle Verehrer des großen Staatsmannes im Familien- und Freundeskreise Gratulanten anwerben werden. Die Karten kosten, wie schon gesagt, pro Stück 10 ^ und werden Jedermann aus Verlangen zugesanot; es wären solche bei Ä. Zaiser in Nagold zu bestellen. Der Versandt der Karten beginnt in Kurzem. Da in den letzten Wochen vor dem Geburtstage ein enormer Andrang zu erwarten steht, und die Bestellungen der Reihe nach er­ledigt werden, so wird, wer seine Karten mit Bestimmtheit Pünktlich erhalten will, gut daran thun, schon jetzt die ge­wünschte Anzahl zu bestimmen.

Wir wünschen dem schönen Werke ein volles Gelingen zur Freude des großen Einsiedlers von Friedrichsruh und zum Besten des wohlthätigen nationalen Zwecks.

Hiezu Schwäbischer Landwirt Nr. S.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.

^ AMerl die Hungernden MgeÜ " Li

Gültlingen.

Schafweide- Berpachtung.

d. Die hiesige Gemeindeschaf­weide, welche ca. 500 Stüc ' ernährt, wird an

__Freitag den

SS. d. M., vormittags 11 Uhr auf hiesigem Rathause wiederholt in Aufstreich verpachtet.

Den 17. Jan. 1895.

Schultheißenamt.

Wurst.

Effringen.

Schafweide- Berpachtung.

Die hiesige Gemeindeschaf weide, welch

___ im Vorsommei

ca. 200 Stück, im Nachsommer 25t Stück ernährt, wird am Samstag den 26. Januar d. I., vormittags 10 Uhr, auf hies. Rathaus auf 1 oder mehrere Jahre verpachtet.

Gemeinderat.

Amtliche und Prtimt-Lekanntmachungen.

Verdingung von Bau-Arbeiten.

Zur Erstellung eines neuen Schulhauses mit besonderem Schülerabtritt­gebäude in Thailftngen diesseitigen Oberamts werden folgende Arbeiten vergeben:

Arbeitsgattung.

Voranschlagsumme für

das

Schulhaus.

die Schüler­abtritte.

Zusammen.

Grab-Arbeit.

Maurer- und Steinhauerarbeit . .

Zimmer-Arbeit.

Gypser-Arbeit.

Schreiner-Arbeit.

Glaser-Arbeit.

Schlosser-Arbeit.

Schmied-Arbeit.

Flaschner-Arbeit.

Anstrich-Arbeit.

Blitz-Ableitung.

Lieferung von Guß- und Walzeisen

Hafner-Arbeit.

Pflaster-Arbeit

650

7400

7050

998

4900

1150

620

147

415

790

220

1440

36

247

-46

20

880

300

18

120

46

40

10

35

43

82

-4L

670

8280

7350

1016

5020

1196

660

157

450

833

220

1440

36

329

Liebhaber zur Uebernahme dieser Arbeiten wollen von den Plänen, dem Kostenvoranschlag und den Bedingungen auf dem Rathaus in Thailfingen Ein­sicht nehmen und verschlossene Angebote in Prozenten ausgedrückt und mit der AufschriftAngebot auf Bauarbeiten fürs Schulhaus" versehen, spätestens bis S. Februar d. I., vormittags 11 Uhr, daselbst einreichen. Der zu der ge­nannten Zeit stattfindenden Eröffnung der Angebote können die Bewerber anwohnen.

HUM d-n 14. J°ua, I8Sb.

Schultheißenamt: Oberamtsbaumeister:

Schürer. Rieker.

Revier Nagold.

Stammholz-, Starrgeu- u. Brenn- Holz-Berkarrf

Mittwoch den 30. d. M., vorm. 9'/2 Uhr,

aus VI. Staufen Abt. Kaps, und Scheid­holz aus Staufen und Brand: Nadelholz-Stammholz: 59 Stück mit Fm. 3 IV. und 6 V. Cl.; fichtene Derbstangen Stück: 88 I., 113 II., 89 III. Cl.; dto. Hopfenstangen, Stück: 175 I., 127 H., 16 III., 14 V. Cl., Rm.: 18 Nadelholzprügel, 57 dto. Anbruch; gebundene Nadel­holz-Wellen: 2430 Stück.

Zusammenkunft am Fuße des Stau- fen auf der Straße nach Walddorf. Nagold.

1200 Mark

hat sogleich auszuleihen wer? sagt die Red. d. Bl.

Einen 2jährigen, etwa 11 Ctr. schweren

Farren

mit dem I. Schein verkauft oder vertauscht mit Garantie D. Beutler, Walddorf.