Waldbrände verheerten reiche Striche Nordamerikas, in Mittel- und Südamerika wütete der Aufruhr des Bürgerkrieges, verheerende Stürme, Erdbeben und sonstige Unglücksfälle forderten schwere Opfer an Menschen und Gütern, in Frankreich verblutete das schuldlose Oberhaupt unter den Streichen eines fanatischen Mörders, in Rußland brachten schleichende Krankheit und Tod im Herrscherhause tiefe Trauer über das Land, im fernen Osten rast die Kriegsfurie zwischen zwei mächtigen Völkern, China und Japan, und mit Besorgnis richten sich die Augen Europas auf diesen Brand — wie leicht, ach wie leicht kann ein Feuerfunke herüberfliegen und Tod und Zerstörung tragen in unfern Erdtnl, der des Friedens so sehr bedarf. Unglück überall, auf allen Seiten lauert die Gefahr; mehr als je bedürfen wir des guten Vertrauens auf Gottes leitende Hand. Mag sie uns führen, wie im alten, so auch im neuen Jahr. Dankbar für so großes gespendetes Glück wollen wir hoffend der Zukunft entgegenschreiten, betend zu dem Vater des Lichts und der Zeiten, der die Geschicke des Einzelnen und diejenigen der Völker lenkt: Wir lassen dich nicht, du segnest uns denn!
Hages-Hleuigkeilen.
Deutsches Reich.
Nagold, 29. Dez. Unsere Postboten und Briefträger haben in diesen Tagen wieder ihre schwerste Zeit im Jahre. Von Haus zu Haus, treppauf. treppab, jahraus, jahrein müssen diese unentbehrlichen Vermittler eines immer mehr sich steigernden Verkehrs wandern, die treuen, unermüdlichen Beförderer der tausende und abertausende von Packe- ten und Briefen. Aber gerade zu Weihnachten denkt jedermann an seine Lieben und wie er sie überraschen soll, und zu Neujahr denkt jedermann auch an seine Bekannten und Freunde und wünscht ihnen Glück — all' diese Ueberraschungen, all' diese Glückwünsche werden unfern Postboten und Briefträgern anvertraut, und mit bewundernswertem Pflichtbewußtsein von ihnen bestellt. Da ist es angezeigt, sich auch ihrer zu erinnern. Auch sie sollen mit Teil haben an der Weihnachts-, an der Neujahrsfreude! Darum noch einmal: Gedenkt unserer Postboten und Briefträger!
Nagold, 30. Dez. Dem Vernehmen nach beabsichtigt der Kandidat für die Landtagswahl, Präsident v. L uz, etwa in der Zeit vom 17. bis 21. Januar eine Wahlreise zu machen und sich den Wählern persönlich vorzustellen. Für die Stadt Nagold ist Donnerstag, der 17. Januar vorläufig in Aussicht genommen.
Sulz (Wildberg), 27. Dez. Ein recht angenehmes Weihnachtsgeschenk wurde unserer Gemeinde zuteil durch die Heizbarmachung der Kirche mittels zweier Kirchenöfen mit Mantel und Renaissancestil aus dem K. württ. Hüttenwerk Wasseralfingen. Die neue Einrichtung, welche in der Hauptsache dem energischen Vorgehen des Hrn. Pfarrers Wacker, der die entgegenstehenden Vorurteile nach mehrjährigen Bemühungen glücklich überwunden hat, zu danken ist, bewährt sich sehr gut und kommt insgesamt auf ca. 800 zu stehen. Der Mesner erhält für einmaliges Einheizen 80 Z. (Schw. B.)
Stuttgart, 28. Dez. Gestern mittag ist der Statthalter von Elsaß-Lothringen, Fürst Hohenlohe-
Langenburg, hier zum Besuch angekommen und im Residenzschlosse abgestiegen.
Regierungspräsident v. Häberlen ist wegen seiner bekannten Brochüre im Disziplinarwege in eine Geldstrafe von 500 ^ genommen worden. Die Nachricht, er habe dagegen Beschwerde erhoben, ist, wie wir hören, nicht richtig.
Heilbronn, 29. Dez. Gegenüber einer Deputation der Parteilosen hat sich Kommerzienrat Hauck zur Annahme der Landtagskandidatur bereit erklärt.
Geislingen, 28. Dez. Kammerpräs. v. Hohl hat heute nachm, telegraphisch der. deutschen Partei die Annahme der Kandidatur für die Landtagswahl zugesagt.
München, 29. Dez. Die vom Schöffengericht im großen Füchsmühler Preßprozeß verurteilten 6 Redakteure haben Berufung eingelegt.
München, 29. Dez. Der in letzter Zeit so viel genannte Lehensherr von Fuchsmühl, Landgerichtsrat Freiherr v. Zoller, ist, wie wir soeben vernehmen, zum Landgerichtsdirektor in Passau befördert worden.
Hamburg, 29. Dez. Während des Hebens eines 12 000pfündigen Walfisches, der hier ausgestellt werden sollte, riß die Kette. Der Walfisch fiel auf 2 Arbeiter, von denen der eine sofort getötet, der andere schwer verletzt wurde.
Berlin, 28. Dez. Der ehemalige russische Generalgouverneur Gurko ist gestern hier eingetroffen und hat in der russischen Botschaft Wohnung genommen. Derselbe wird sich bis Sonntag in Berlin aufhalten, um sich alsdann nach der Riviera zu begeben.
Berlin, 28. Dez. Die „Kreuzztg." hört, Graf Hoensbroech, dessen Austritt aus dem Jesuitenorden seinerzeit Aussehen erregte, stehe im Begriffe, zur evangelischen Kirche überzutreten.
Berlin, 29. Dez. 16 von der Parteileitung einberufene stark besuchte sozialdemokratische Versammlungen beschlossen gestern abend mit großer Majorität die Aufhebung des Bierboykotts.
S. M. der Kaiser hat für die durch das Erdbeben in Sizilien und Calabrien Verunglückten und Beschädigten die Summe von 10000 Mk. gespendet.
In Berlin entdeckten Kehrichtbauer beim Entleeren eines Kshrichtkastons in der Rinnstraße Nro. 5 die ange-
Beine lagen zerstückt neben dem Körper. Die Polizei nahm die Leichenteile in Beschlag.
Oesterreich -1lng arn
Prag, 27. Dez. Im Landtage hob der Landmarschall hervor, alle Völker rüsteten sich anläßlich des bevorstehenden Regierungsjubiläums des Kaisers Franz Joseph. Die Kundgebungen der Liebe für den Monarchen in Böhmen würden hierbei nicht in letzter Reihe stehen. (Begeisterte Zurufe.) Jeder Abgeordnete fühle das Bedürfnis, daß der böhmische Landtag bei den Kundgebungen mit den anderen Völkern einig gehe. Der Landtag möge den Landesausschuß beauftragen, einen Antrag zur Beschaffung eines Humanitären Instituts vorzubereiten. Die Rede des Landmarschalls, welche stehend angehört wurde, war wiederholt durch stürmischen Beifall unterbrochen.
Frankreich.
Der wegen Landesverrats verurteilte französische Hauptmann Dreyfuß hat ein Revisionsgesuch eingereicht, bei dessen Prüfung es sich nur um die Frage handeln kann, ob ein Formfehler vorliegt.
wahrend jedes erneute Eingehen auf den Thatbestand ausgeschlossen ist. Es zweifelt übrigens niemand an der Verwerfung des Gesuchs, und eLlgilt daher schon als ausgemacht, daß heute, am Freitag, an Dreysuß die der Deportation vorausgehende Strafe der Degradation vollzogen werden 'wird. Sonst pflegten derartige Prozeduren im Hof der Ocolo milituirs vor sich zu gehen, diesmal aber soll der Akt, wie es heißt, in vollster Oeffentlichkeit ausser Esplanade des Invalides stattfinden. Der, «Grdfle des Verbrechens soll in jeder Hinsicht 'auch die Schwere der Strafe entsprechen. Bei der Degradation werden alle Abzeichen von der Uniform gerissen, der Degen zerbrochen, dann wird der Verurteilte zwischen 4 Bajonetten die Front entlang geführt und den Gensdarmen übergeben zum Transport in ein Civil-Gefängnis. Späterhin wird Drey- suß nach Neucaledonien zur Verbüßung der Strafe geschafft.
Italien.
Exkönig Franz von Neapel ist in Areo gestorben. Franz II. de Assisi Maria Leopold, der letzte König der beiden Sizilien, war am 16. Januar 1836 in Neapel geboren. Er folgte seinem Vater Ferdinand II. am 22. Mai 1859, als der Krieg schon ausgebrochen war, der das einige Italien schuf und den Untergang des Königreichs beider Sicilien herbeisührte. Franz führte nach seinem Regierungsantritt die von seinem Valer ausgehobene Verfassung wieder ein, aber es war zu spät. Er räumte am 6. Mai 1860 das von Garibaldi bedrohte Neapel und zog sich nach Ganta zurück, wo er am 13. Februar 1861 kapitulieren mußte. Er war mit einer Tochter des Herzogs Max in Bayern vermählt, die Ehe blieb jedoch kinderlos.
England.
London, 29. Dez. Hiesige Blätter melden aus Shanghai, daß Koung-Chou-Shuang, der Bruder des chinesischen Gesandten in London, wegen Feigheit vor dem Feinde angeklagt ist. Der Kaiser von China hat ihn zur Aburteilung nach Peking berufen. Ebenso wurden in Folge eines Berichts des Gouverneurs von Shan-Tung Admiral Ting und General Weh vor ein Pekinger Kriegsgericht wegen Feigheit, Nachlässigkeit und Unfähigkeit berufen. Alle drei werden wahrscheinlich gefoltert und alsdann aufgeknüpft werden.
>2»anoel « ?L5erreyr.
Stuttgart, 24. Dez. (Hopfen.) Der heutige Hopfenmarktwar schwach besucht, Umsätze fanden keine statt.
Ein neues Jahr! was wird es bringen?
Ganz wie die andern wird es klingen,
Und Manches wird, und Manches nicht gelingen, Wie früher auch das Schicksal walten. Sein Wille ist es, daß wir leben,
Daß wir uns freu'n, daß wir erbeben — Darüber sei ihm keine Macht gegeben.
Daß wir uns immer lieb behalten!
UM— Der heutigen Nummer' liegt ein Wandnotizkalender bei.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.
Ä Jütterl die hungernden Wögel! IL
Amtliche und Privat-Sekamttmachungen.
IUtenkeig Stadt,
Gerichtsbezirks Nagold.
Bekanntmachung an Erbfchaflsgläubiger und Gläubiger-Aufruf
Das Nachlaßinventar des am 14. d. M. gestorbenen Friedrich Kehle, Rößleswirts dahier, hat folgenden Vermögensstand ergeben:
u) Liegenschaft. 7000 ^
b) Fahrnis.1351 „
e) Forderungen. 0 ..
8351 ^
darauf haften:
Schulden:
u) versicherte. 2932,43 ^
b) unversicherte. 1250,72 „
e) im Konkurs bevorrechtetes Beibringen der Ehefrau. . . . 14005,25 „
mithin Ueberschuldung
18188,40 ^ . 9837,40
Die Erben haben die Erbschaft teils ausgeschlagen, teils nur mit der Rechtswohlthat des Inventars angetreten.
Hievon werden die Gläubiger gemäß Art. 9 des Ausf.-Ges. zur K.-O. mit dem Anfügen benachrichtigt, daß wenn nicht innerhalb der Frist von zwei Wochen, vom Erscheinen dieses Blattes an gerechnet, Antrag auf Konkurs- Eröffnung erfolgt, die Verteilung der Masse nach den außerhalb des Konkurses geltenden Regeln unter die bekannten Gläubiger nach Größe ihrer Forderungen erfolgt.
Zugleich werden die Gläubiger aufgefordert, sich binnen der gleichen Arrst von zwei Wochen unter Anschluß von etwaigen Schulddokumenten oder Rechnungen bei der Unterzeichneten Stelle zu melden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht vorher bekannt sind, in dem sich vollziehenden Auseinandersetzungsverfahren nicht berücksichtigt werden.
Den 29. Dezbr. 1894. Namens der Teilungsbehörde:
K- Amtsnotariat Altensteig.
Aff. Bühl.
Nagold.
rlch
ist zu haben bei
Carl Hermann.
Meine gerösteten
bringe hiemitin empfehlende Erinnerung.
Nagold. Onrl «npp.