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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Meramis -Bezirk Nagold.
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Dienstag 14. August
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1894.
Amtliches.
Nagold.
Bekanntmachung, betreffend Wafferwcrks-Aendcrimg.
Die Firma Bischofs L Gaiser (Fabrikanten Christian Bischofs und Georg Gaiser, z. Zt. wohnhaft zu Nagold) in Wildbcrg hat den Antrag gestellt, an ihrer, auf Parzellen 305 und 306, Gemeinde Wildbcrg, an der Nagold gelegenen, längst bestehenden Wasserkraft, zum Zweck der Einrichtung u. des Betriebs einer Papicrhülsen- und Spulcn-Fabrik in Gebäude Nro. 193, welches seither als Walkmühle diente, verschiedene Veränderungen vorzunehmen, welche im Wesentlichen in der Einsetzung eines neuen, unterschlächtigcn, eisernen Wasserrads mit 4,6 Mtr. Durchmesser und 1,4 Mtr. Breite (an Stelle des seitherigen, ganz defekt gewordenen hölzernen Rads mit ca 3,4 Mtr. D.M. und 0,57 Mtr. Breite) mit Kropfgerinne nnd 1,5 M. breiter Ueberfallschütze, sowie in der Erbreiterung des Znflutzgcrinnes unmittelbar vor Gcbände Nro. 193 von 0,84 M. ans 2,00 M. sowie rechtsseitiger Erweiterung des Ablaufkanals um 0,4 M. (ans Gebäudelängc mit Anschluß au die seitherige Kanalbrcite) bestehen. An den übrigen Wasserbauteilen, namentlich aber an den bestehenden Einlauffallenbreiten sollen keine Veränderungen vorgenommen werden.
Dies wird mit de>n Anfügen hiemit bekannt gemacht, daß etwaige Einwendungen gegen dieses Unternehmen binnen 14 Tagen bei der Unterzeichneten Stelle' anzubringen sind und daß nach Ablauf dieser Frist Einwendungen in dem Verfahren nicht mehr angebracht werden können.
Die Beschreibungen, Zeichnungen und Pläne dieser Anlage sind während der gewöhnlichen Geschäftsstunden auf dem Oberamt zur Einsicht für die Beteiligten aufgelegt.
Den 13. August 1894.
K. Oberamt. Schöller, A.-B.
Hages-HIeuigkeiten.
Deutsches Uc'rch.
chch Nagold, 13. Aug. Han gestrigen Sonntag gab Musikoberlehrer HegeA mit den vereinigten musikalischen Kräften des Seminars und der Stadt ein wohlgelungenes Kirchenkonzert. Eröffnet wurde dasselbe durch den gewaltigen Choral: „Das Wort sie sollen lassen stahn" mit Orchester und Orgel von Seb. Bach samt nachfolgendem ü-moll- Präludium, von Unterlehrer Hornberger gewandt Vorgetragen. Mehrere Jnstrumentalstücke für Streichinstrumente wurden von den Seminarmusiklehrern Glück, Hornberger und Häußler, sowie ein angenehmes Duett und das Dankgebet aus den niederländischen Volksliedern vom Violinenchor mit Orgelbegleitung von Oberlehrer Hegele fein ausgeführt. Von den Männerchören war besonders sorgfältig durchgebildet „Wohl dem, der den Herrn fürchtet" von C. Reinthaler; aber auch Mendelssohns: „Ehre fei dem Vater" sowie Goudimels „Singet hocherfreut", schneidig gesungen, machten guten Eindruck. Ansprechend waren die gemischten Chöre: „Erquicke mich mit deinem Licht" von Becker und „Seele, ruh in jeder Nacht still in Gottes Schoß" von Ahle; erquicklich der köstlich-fröhliche Psalm: „Froh wollen heute wir uns gewärtigen" für gemischten Chor mit Orchester und Orgelbegleitung von Marcello. Den Schluß der schönen, überaus dankenswerten Aufführung bildete ein Chor aus Händels „Judas Makkabäus": „Gieb einen Mann voll Mut und
Geist, der unsre Bande kühn zerreißt." Das Konzert
war verdientermaßen, namentlich auch von auswärtigen Gästen zahlreich besucht.
Nagold, 13. Aug. (Einges.) Das in vorletzter Nummer angekündigte Wald fest des hiesigen Turnvereins hat gestern Nachmittag auf dem nahen Schloßberg stattgesunden und erfreute sich bei der günstigen Witterung eines überaus zahlreichen Besuchs. Auch der Wildberger Turnverein hat sich auf ergangene Einladung am Feste beteiligt. Nach Ankunft der beiden Vereine auf dem Festplatz (3st- Uhr) entwickelte sich bald ein frohes Leben unter den Teilnehmern, hervorgerufen durch Tanzunterhaltung und gute Bewirtung. Die turnerischen Leistungen bestanden in einem gutge- schulteu Stabreigen von 20 Nagolder Turnern, vortrefflich ausgeführten Hebungen am lebenden Reck und Pyramiden-Aufstellungen. Es ist nicht zu verkennen, daß unser Turn-Verein um das Gelingen des Festes ernstlich bemüht war, und auch unsere Stadtkapelle hat des Ihrige dazu beigetragen. Nach etwas früherer Verabschiedung des Wildberger Turnvereins trat der hiesige Verein mit den am Feste beteiligten Damen bald nach 7 Uhr den Rückweg in die Stadt an, um sodann im Vereinslokal (Gasth. z. Hirsch) noch einige gemütliche Stunden zu verbringen. Möge der gute Erfolg des Waldfestes für unsere Turner eine Aufmunterung zu neuer Arbeit für die Vereinssache sein, l ' ' ->
^ AltEsteig, 11. Aug. In dem ^ st St. südlich von hier gelegenen Orte E. passierte dieser Tage einer Frau ein komisches Mißgeschick. Dieselbe mar mit Absüllen von Wein in Flaschen beschäftigt. Als die vorhandenen Flaschen nicht ausreichten, holte sie weitere herbei, füllte sie behufs Reinigung mit Wasser und stellte dieselben lieben die gefüllten Weinflaschen. Die mit der Reinigung beauftragte Taglöhnerin machte sich eifrigst an die Arbeit und bald sah die hinter dem Hause beschäftigte Frau einen roten Strom den Schüttstein Herabkommen. Von einer schlimmen Ahnung ergriffen, eilte sie in die Küche, wo sie von dem dienstbaren Geist mit den Worten empfangen wurde: „Was ist denn des für a rote Brüh in denn Flasche? Diese „rote Brüh" war aber nichts anders als der verzapfte Wein, während die zum Reinigen bestimmten Flaschen mit Gänsewein noch unberührt dastanden!!
* Altensteig, 11. Aug. Von einem schweren Unglück wurde letzten Freitag die Familie Seger auf der Kaisersägm. bei Beuren betroffen. Die Frau war beim Abladen von Klotzholz behilflich. Unversehens kam ein Stamm ins Rollen. Die Frau wurde, da sie nicht rasch genug ausweichen konnte, von demselben zu Boden geworfen und am Unterleib schwer verletzt. Ueber ihr Befinden konnte noch nichts näheres erfahren werden. — Wie wir nachträglich erfahren, ist Hoffnung vorhanden, daß die Frau noch mit dem Leben davon kommen wird. — Einen guten Handel machte gestern ein hiesiger Restaurateur. Ein vor kurzem aus einer Heilanstalt entlassener Offizier erstand von demselben einen altertümlichen Säbel im Wert von ca. 10 ^ gegen einen anscheinend goldenen Ring mit prächtigem Stein. Ein heute zu Rate gezogener Kenner taxierte den Ring zu 70 Offizier und Säbel hatten einstweilen das Weite gesucht.
Ueber den Einfluß der Sozialgesetzgebung auf den Sparsinn der Bevölkerung macht Hofrat Dr. Hecht in der „Bad. Korresp." folgende Ausführungen: Es ist eine überaus interessante, aber derzeit kaum noch zu beantwortende Frage, inwieweit
unsere Sozialgesetzgebung den Sparsinn der unteren
Klassen beeinflussen wird, nachdem die Sozialgesetzgebung einen Teil der Aufgaben übernommen hat, die bisher auf dem Wege der Selbsthilfe, insbesondere auch durch die Sparkassen, eine nicht befriedigende Lösung fanden. Die Frage ist um so interessanter, als man sich zu vergegenwärtigen hat, daß die Grenzen der Sozialgesetzgebung immer weiter gesteckt werden. Angesichts dieser Thatsachen bleibt es eine erfreuliche Erscheinung, daß bisher, seit dem Erlaß der einzelnen Sozialgesetze, eine Verringerung der Sparkassenausdehnung nicht eingetreten ist; auch die Zahl der Konten hat sich bei solchen Sparkassen, die vielfach Ersparnisse der Arbeiterbevölkerung verwalten, nicht vermindert, anscheinend sogar vermehrt. So mag es denn sein, daß der Spürsinn vielfach vorteilhaft angeregt wird, wenn die der Zwangsversicherung Unterstellten wissen, daß ihre Ersparnisse nicht mehr bei einer Erkrankung, bei einem Unfall usw. hingeopfert werden müssen, daß ihre Ersparnisse also zur dauernden Kapitalbildung ihre Verwendung finden können.
Während in Sachsen die dort bestehenden Vereinsgesetze sehr scharf gegen die sozialdemokratische Propaganda ausgelegt werden, scheint man nun auch in Preußen und den andern deutschen Einzelstaaten eine Revision der Vereinsgesetze anbahnen zu wollen, worüber natürlich die Sozialdemokraten sehr ergrimmt sind. Thörichlerweise zetern auch die Organe der Freisinnigen u. s. w. schon jetzt gegen jeden Versuch, die „bürgerliche Freiheit" einzuschränken, obgleich die Sozialdemokraten, wenn sie je einmal sich mächtig genug fühlten, vom Wort zur That zu schreiten, die Freisinnigen ebenso wenig schonen würden, als diejenigen Leute, die zu anderen Parteien zählen. Man darf nur einen Blick in die sozialistische Presse werfen, um daraus zu ersehen, daß die Sozialdemokratie mit ihrer Vorfrucht äußerst unglimpflich umgeht; beispielshalber sind die Führer der württ. Volkspartei noch niemals persönlich so derb angegriffen worden, als dies zur Zeit seitens des Organs der württ. Sozialdemokratie geschieht.
Bochum, 9. August. Die gestern in Bochum abgehaltene Generalversammlung des evangelischen Bundes war zahlreich aus allen Teilen Deutschlands und auch aus dem Auslande besucht. Zum ersten Vorsitzenden wurde Graf Winzigerode gewählt. Konsistorialpräsident v. Westhoven aus Münster bezeichnet in seiner Eröffnungsrede den evangelischen Bund als notwendige Lebensäußerung der evangelischen Kirche. Alsdann wurde ein Begrüßungstele- gramm an den Kaiser abgesandt. Professor Scholz- Berlin hielt einen längeren Vortrag über die weltüberwindende Kraft des evangelische.: Glaubens. Auf Antrag des Professors Dr. Beyschlag-Halle wurde eine Resolution angenommen, in welcher die. Versammlung sich gegen die Wiederzulassung der Redemptoristen erklärte.
Bochum, 10. August. In der gestrigen Hauptversammlung des Evangelischen Bundes wurde ein Telegramm verlesen, in dem der Kaiser für die Begrüßung huldvoll dankt. Consistorialrat Neustadt aus Wanzleben teilte mit, daß der Bund fortwährend im Wachsen begriffen sei und viele Erfolge zu verzeichnen habe. Mehrere Resolutionen wurden angenommen, darunter eine, welche das deutsch-evangelische Volk auffordert, sich an der 100-jährigen Gustav- Adolf-Gedenkseier zu beteiligen. Nach einem Vortrag des Pfarrers Brecht aus Württemberg über das Verhältnis des evangelischen Protestantismus zur