vrdnung ein Normallehrplan aufgestellt; Abs. 2: Die jährliche Prüfung dieser Schulen geschieht durch den Bezirksschul­inspektor. Tie Kommission beantragte mit allen gegen 2 Stimmen die Annahme des Abs. I. Dem Abs. 2 fügte die Kommission mit allen gegen 1 Summe an: Die Sonn­tags« oder die auf einen Sonntag verlegte Fortbildungs­schule kann auch an einem Werktag geprüft werden. Außer­dem bleibt die Frage offen, die Visitation durch den Orts­oder Bezirksschulinspektor vornehmen zu lasten. Prälat v. Tandberger hält die Aufstellung eines Normallehrplans für die Sonntagsschule für sehr schwierig, (straf Adelmann bemerkt mit Rücksicht auf die Schulausstellung an Pfingsten, daß in niederen Schulen Eleklrizitätsexperunente u. dergl. unterlassen und im Lehrplan nur die Bedürfnisse des bür­gerlichen Lebens berücksichtigt werden sollten. Minister v. Sarwey hält es auch für notwendig, den Lehrplan für die Fortbildungsschule festzustellen. Mit dem Plan für die Sonntagsschulen habe es dagegen seine Schwierigkeit. Den Absichten Gröbers wäre besser gedient, wenn das Haus seine Wünsche in einer Resolution zusammcnsaßte, statt die Forderung gesetzlich festzulegen. Die Kommisfionsanträge werden mit großer Mehrheit angenommen. Zu Art. 8!, beantragt Gröber folgende Schulstrafen für die nachschul­pflichtige Jugend: 1) Verweis, 2) Arrest, bestehend in ein­samer Einsperrung bis zur Tauer von 12 Stunden. Die ständigen Lehrer können sofort Arrest bis zu zwei Stunden verhängen. Arrest von längerer Tauer zu verfügen, bleibt der Ortsschulbehörde vorenthalten, lieber diese Anträge dauert die Debatte noch an.

Heilbronn, 22. Mai. Heute abend kam Oberbürgermeister Hegelmaier hier an und wird morgen sein Amt hier antreten. Er wird aber für längere Zeit einen Urlaub nehmen. Den Mitglie­dern des Kollegiums ließ Hegelmaier dem Vernehmen nach mitteilen, daß in dieser Woche eine Sitzung des Gemeinderats nicht stattfinde, er wolle übrigens die Herren schon jetzt davon in Kenntnis setzen, daß seinerseits alles früher Vorgefallene vergessen sei und er bitte, ihm vertrauensvoll entgegenznkommen.

Ulm, 23. Mai. Auch das Justizministerium hat zur Entdeckung des Thäters der Mordaffaire eine Belohnung von 1K00 ausgesetzl.

Tölz, 22. Mai. Ein furchtbares Gewitter ent­lud sich gestern abend 7 Uhr über unsere Fluren. Der Hagelschlag dauerte über eine halbe Stunde und die Schloßen waren so groß wie Hühnereier. Bei den meisten Gebäuden sind sämtliche Fensterscheiben zertrümmert und ist die Bedachung beschädigt, selbst in Blechdächer schlugen die Schloßen teilweise Löcher. Die Bäume sind ihres Schmuckes beraubt und die Gartengewächse sind völlig ruiniert. Seit Menschcn- gedenken erinnert man sich hier keines so fürchter­lichen Unwetters.

Berlin, 24. Mai. DieVoss. Ztg. führt aus: Der Befehl zur Rückkehr an den Kanzler Leist ist von hier erst nach Kamerun abgegangen, nachdem Regierungsrat Rose zuvückgekehrt war. Der Befehl kann Leist erst nach dem 1. Mai erreicht haben. Die Ankunft Leists ist daher frühestens Ende Mai zu erwarten. Die Gerüchte von seiner Flucht sind daher vorläufig haltlose Mutmaßungen.

Schweiz.

Die deutsche Gesandtschaft in Bern hat, be­zugnehmend auf die Verfügung vom 27. April, durch welche das Verbot der Einfuhr französischen Klaucn- viehs nach der Schweiz aufgehoben wurde, den: Bundesrat angezeigt, daß die kaiserliche Regierung sich gezwungen sehen werde, binnen kürzester Frist die Einfuhr aus der Schweiz zu verbieten, falls der Durchlaß französischen Viehs nach Deutschland nicht verhindert werden sollte. Der Bundesrat antwor­tete, die Verfügung vom 15. Februar, welche solche Durchgangssendungen untersagte, sei noch in Kraft und den Grenzbehörden sei ganz kürzlich telegraphisch scharfe Beobachtung dieses Verbotes auempfohlen worden.

Oesterreich-Ungarn.

Wien. 23. Mal. Der serbische Staatsstreich läßt die Wiener Presse ziemlich ruhig. Fast in den meisten Blättern wird dem König recht gegeben. Das Fremdenblatt sagt, das serbische Volk hätte jedenfalls Gelegenheit gehabt, aus den letzten Erleb­nissen die Lehre zu ziehen, daß Uebergriffe notwendig zu Rückschlägen führen, daß rücksichtslose Voran­stellung des Partei-Interesses früher oder später sich rächen müsse. Das Blatt wünscht lebhaft, daß der König sein Ziel erreiche und die Zeit schwerer innerer Krisen schließe, welche die neueste Geschichte Serbiens erfüllen. Die Führer der ultramontanen Oppo­sition im Magnatenhause, die Grafen Ferdinand Zichy und Nikolaus Esterhazy, teilten in der gestrigen Audienz, die sie beim Kaiser in der Wiener Hofburg batten, ihren Entschluß mit, den^Widerstand gegen

ie Civilehe fortzusetzen. Die Bereitwilligkeit des

Monarchen zur Ernennung einer beträchtlichen An­zahl erheblicher Magnaten wird bezweifelt.

Frankreich.

Das französische Ministerium ist gestürzt worden. Den Fall desselben führte eine Inter­pellation in der Kammer herbei, welche die Weigerung der Eisenbahngesellschaften, ihrem Personal die Zu­lassung zu dem Arbeitermeeting am 24. Mai zu erlauben, betraf.

Serbien.

Belgrad, 21. Mai. (Der Staatsstreich in! Serbien.) Die königliche Proklamation verweist aus das unermüdliche Bestreben des Königs, Ordnung! und Frieden in dem geliebten Serbien zu fördern.! Dieser erhabenen Aufgabe entspreche die staatsbür-^ gerliche Pflicht eines Jeden, in erster Linie der! Staatsdiener und Staatskörperschaften, den König! in Erfüllung dieser Aufgabe zu unterstützen. Die! dem König gestellte Ausgabe war schwierig, weil zahlreiche Gesetze während seiner Minderjährigkeit im Widerspruch mit der Verfassung beschlossen und eng" mit deren Handhabung verknüpft wurden. Viele ^ Staatseinrichtungen sollten persönlichen und Partei- l leidenschaften dienen. Durch ihren widerrechtlichen und widernatürlichen Ursprung verloren diese Gesetze! und Staatseinrichtungen schon von Anfang an ihre Bedeutung. Der König suche Abhilfe in der Ver­ständigung mit dem Volk und wolle, wenn die Leiden­schaften beruhigt und Frieden und Ordnung befestigt seien, gemeinsam mit demselben auf Grund der ge­wonnenen Erfahrung eine neue Landesverfassung ausarbeiten. Für jetzt sei die Verfassung von 1888 mit allen Bestimmungen aufgehoben und provisorisch die Verfassung von 1869 von heute an gänzlich in Kraft gesetzt.

Belgrad, 23. Mai. Der Kriegsminister hat einen größeren Betrag erhalten, um das stehende Heer zu vervollständigen und die Reserven einzu­ziehen. Zur Stunde sind in ganz Serbien 24 000 Mann unter den Waffen. Die Lage gilt für ernst.

Amerika.

Der Bergarbeiter-Ausstand in den Vereinig­ten Staaten ist noch immer nicht beendigt, die Lage in Pennsylvanien wird in neueren Depeschen sogar als sehr ernst geschildert. Falls der Bergarbeiterstreik noch eine Woche fortdauert, müssen die Fabriken in Folge Kohlenmangels die Arbeit einstellen; hierdurch würden zwei Millionen Arbeiter brotlos werden.

Kleinere Mitteilungen.

Oberndorf, 23. Mai. Ter Dauerläufer Gerhardt aus Hannover, der sich gestern abend hier produzierte, hat einen Kreis von 220 Meter in 65N, Minuten 90mal ( 19 Kilometer) umlaufen, zu deren Zurücklegung ein gewöhn­licher Mensch woyl 4, ein Pferd aber 2 Stunden braucht.

Vom Oberamt Biberach, 22. Mai. In Eichbühl erschlug der Blitz einen 23 Jahre alten Knecht, der Dung aufs Feld führte. Die Pferde wurden betäubt zu Boden geworfen, erholten sich aber wieder; der Körper des getö­teten Knechts war arg vom Blitze zugerichtet.

Nun ist schon ein dritterDowe" entstanden. Der Notariatsgehülse Karpf in Tölz (Bayern) hat einen Panzer konstruiert, mit dem bei den angestellten Versuchen ein günstiges Resultat erzielt worden sein soll.

In Leipzig ist Postassistent Ulrich, Postamt Dresdner- Bahnhos-Leipzig, mit 180 000 in 40 Geldbriefen am Sonntag flüchtig geworden. Ulrich soll über Berlin ge­flüchtet sein. Die Kriminalpolizei recherchierte in sämtlichen Berliner Gasthöfen nach dem Flüchtling, ermittelte ihn jedoch nicht.

(Ein wahrer Teufelskerl) ist der Inhaber eines orthopädischen Instituts für Fußleidende" in Elberfeld, der Felgendes verkündet:Endlich ist es mir nach vieler Mühe durch meine langjährige PrariS gelungen, einem jeden Fuß- leioenden Schuhe unfertige» zu können, worin sich derselbe, ohne jegliche Schmerzen beim Gehen zu empfinden, fort­bewegen kann, welche Kunstfertigkeit bis jetzt von keinem meiner Konkurrenten erreicht worden ist. Ist der Fuß auch noch so krumm gewachsen, so muß derselbe sich beim An­ziehen der von mir gefertigten Schuhe sofort strecken, und jeder Leidende wird gerade und beguem gehen können, so­gar ohne Zuhilfenahme von Stock oder Krücke, dieses ist sogar der Fall bei demjenigen, welcher gar keine Füße hat."

In Buttenhausen (Münsingen) schlug der Blitz in eine Schafherde und rötete 17 Stück.

Im östlichen Karpathengebiet bei Marmaros- Sziget ist ein großes Floß umgekippt, wobei die ganze Bemannung, etwa zwanzig Personen, in die Theiß gestürzt und ertrunken ist. Von den Leichen sind bisher 12 auf­gefunden worden.

Was ist Amerika? Ein Schweizer Journalist beantwortet diese Frage in folgender knapper Form: Amerika ist ein Land, mit dem verglichen Europa nur eine kleine Halbinsel ist; die Vereinigten Staaten bedeuten ein Staatswesen, mit dem verglichen die europäischen Reiche als Kleinstaaterei anzusehen sind. Amerika ist das Land der ungemessenen Räume und

Dimensionen, das Land des Dollars und der Elek­trizität, das Land, wo die Ebenen ausgedehnter, die Flüsse mächtiger, die Wassersälle tieser, die Brücken länger, die Blitzzüge schneller, die Katastrophen schauerlicher sind als in irgend einem andern Land der Erde das Land, wo bei einem einzigen Eisen­bahnunfall alle Tage mehr Menschen umkommen, als in ganz Europa in einem vollen Jahr; das Land, wo die Häuser höher, die Spitzbuben zahl­reicher, die Reichen reicher, die Armen ärmer, die Millionen größer, die Diebe frecher, die Mörder ungenierter, die Gebildeten seltener; das Land, wo die Zähne falscher, die Korsets enger, die Krankheiten tätlicher, die Korruption allgemeiner, der Spleen raffinierter, die Verrücktheit systematischer, der Sommer heißer und der Winter kälter, das Feuer wärmer und das Eis gefrorener, die Zeit kostbarer und die Menschen gehetzter sind als in Europa; das Land, wo die Greise jünger und die Jünglinge greisenhafter, die Mohren schwärzer und die Weißen gelber sind, als sonst irgendwo; das Land der unermeßlichen Naturreichtümer und der großartigsten Raubsucht der Menschen. Kurz und gut, das Land der außer­ordentlichen Gegensätze, der fabelhaftesten Extreme, der wahnwitzigsten Ueberhebung, der rücksichtslosesten Douarjagd und unsinnigsten Erwerbswuth, das Land des Kolossalen und Pyramidalen natürlich nach den Begriffen des Amerikaners.

Handel L Berkehr.

k Stuttgart, 22. Mai. Die Hohenlohe'sche Prae- servenfabrik Gerabronn, welche als Spezialitäten Kindsrhafermehl, Hafergrütze und Geiuüsepraeserven (ge­dörrte Gemüse) herstellt, ist auf eine Gesellschaft mit be­schränkter Haftung Übergebungen und haben sich hiebei außer zwei englischen Firmen die Herren Geheimer Hofrat Eolin in Stuttgart, Domänenrat Mutschler und Bankdirektor Thorwart in Frankfurt a. M. beteiligt. Das Stammkapital beträgt 500 000 Als Geschäftsführer sind die Herren L. Jacob, C. Lauber und I. Unsöld bestellt worden.'

Heilbronn, 22. Mai. (Ledermarkt.) Die Zufuhren zum heutigen Markt waren so ziemlich denjenigen des im vorigen Jahre stattgehabten Marktes gleich. Der Verkauf ist etwas lebhafter zu seitherigen Preisen.

Konkurseröffnungen. Gustav Ege, Vergolder in Stuttgart. Marie Haag (genannt Managold) - Handels­frau getrennt lebende Ehefrau des Notgerbers Karl Haag in Eßlingen. Karl Hein, Maler und Lackier in Ludwigsburg. Johannes Weinreiter, Bauer in Stockheim OA. Brackenheim.

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<1. ikii lilt-r. Äazraliil.

Hiezu das Unterhaltungsblatt Nr. 21.

Redaktion, Druck und Verlag der E. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.

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mit dem Unterhaltungsblatt

Das Plauderstübchen"

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zu dem Preise von S7 I für die Stadl, L » H für den Oberamlsbezirk und 4tt ff außerhalb des Be­zirks nimmt jede Postanstalt und die Landpoftboleu entgegen.

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