Mo. 37
82. Jahrgang
Amts- UNll
Intelkigeazbkatt für äen Aezirst.
erscheint Kienstag, Kannerstag S> Samstag.
Die EinrückungSgebühr beträgt 9 ^ p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
Dienstag, äea 29. März 1887.
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Die Redaktion.
Amtliche Bekanntmachungen.
bis s aufgeführten Gründen (Reklamationen) erheben wollen, werden aufge« fordert, dieselben womöglich so zeitig geltend zu machen, daß sie noch vor dem Zusammentritt der zur Entscheidung darüber berufenen Ersatzkommission vollständig erörtert werden können.
Die Ortsvorsteher haben derartige Gesuche, welche bei ihnen schriftlich eingereicht oder mündlich zu Protokoll gegeben werden können, genau nach den Vorschriften der Verfügung der Ministerien des Innern und des Kriegswesens, betreffend das Verfahren bei Reklamationen und Klassifikationsgesuchen vom 8. April 1876 Ziff. 1., Lit. ä, Amtsblatt des K. Ministeriums des Innern von 1876, S. 114 ff., zu behandeln.
Formulare werden vom Oberamt abgegeben.
Den 26. Februar 1887. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Calw.
Aufforderung
a« die Reservisten, Landwehrmänner «nd Grsahreservisten erster Ktaste zur Anbringung ihrer Gesuche um Zurükstellung aus Kkasstfikationsgründen.
Unter Bezugnahme auf die Konrrol-Ordnung §. 13 Ziff. 2, H. 15 Ziff. 2, U. 17—19, werden diejenigen Reservisten, Landwehrmänner und Ersatzreservisten erster Klasse, welche auf Zurückstellung hinter die letzten Jahres- klaffen ihrer Waffe oder Dienstkategorie wegen häuslicher oder gewerblicher Verhältnisse (aus Klassisikationsgründen) Anspruch machen, aufgefordert, ihre Gesuche vor Ende des Monats Februar, spätestens aber vor dem Musterungstermin bei dem Ortsvorsteher (ihres dauernden Aufenthaltsorts) anzubringen.
Diese Gesuche sind in der Regel mündlich anzubringen.
Wegen der Behandlung derselben werden die Oltsvorsteher auf die Vorschriften der Verfügung der Ministerien des Innern und des Kriegswesens, betreffend das Verfahren bei Reklamationen und Klassifikationsgesuchen vom 8. April 1876, Ziff. III., Amtsblatt des K. Ministeriums des Innern von 1876, S. 120 ff., hingewiesen.
Den 26. Februar 1887. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Calw.
Aufforderung
zur Anbringung der Gesuche um Zurückstellung von der Aushebung wegen häuslicher Werhattniste.
Diejenigen, welche Ansprüche auf Zurückstellung Militärpflichtiger wegen häuslicher Verhältnisse aus den in der Ersatz Ordnung F. 30 Ziff. 2, Lit. s
Calw.
Den Ortsvorstehern
geht mit heutiger Post gemäß der Min.-Verf. vom 15. d. M. (Amtsblatt S. 145) die Nr. 8 des Regierungsblattes von 1887 mit angehängter Marsch, geldertabelle dauerhaft gebunden mit dem Auftrag zu, dieselbe ohne Verzug den Gemeindepflegern zum Gebrauch zuzustellen und daß dieß geschehen ist, bis spätestens 1. April d. I. hierher anzuzeigen.
Den 26. März 1887. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Calw.
An -Le Ortsvorsteher.
Nachdem die Brandschadens-Umlage- und Einzugs-Register an die Ortsvorsteher zur Uebergabe an die Gemeindepfleger hinausgegeben worden sind, werden die Ortsvosteher unter Hinweisung auf die Ministerial-Verfügung vom 26. November 1886 (Reg.-Bl. S. 371) angewiesen, dafür Sorge zu tragen, daß die für das Kalenderjahr 1887 umgelegten Brandschadensgelder rechtzeitig eingezogen und an die Oberamtspflege abgeliefert werden.
Den 27. März 1887. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Aekannlmachung,
Schcrfväuöe betreffend.
Im Stalle des Georff Baier von Altburg, sowie des Georg Stoll in Alzenberg ist die Schafräude ausgebrochen, was hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird.
Calw, den 26. März 1887. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
AeNiLLetSN. «Nachdruck °-rb°t°n.)
Van Dock nnd meine erste Liebe.
Von Aritz Brentano.
(Fortsetzung.)
Nun ich sah auch nach meinen damaligen Begriffen von Eleganz besonders nobel aus, als. ich an dem denkwürdigen Tage gegen 11 Uhr nach der Prinzengracht wandelte. Die Sonne strahlte so heiter — mein weißer PiquS-Anzug, der gar hübsch von den neuen Lackstiefeln abstach, strahlte ebenfalls, mein Hut saß etwas verwegen auf dem linken Ohr, kurz ich hatte mich so recht geschniegelt und gebügelt und mußt« heute unfehlbar Furore machen.
Als ich aus der Amstelstraat heraus in eine enge Seitenstraße trat, hatte ich ein kleines Abenteuer — im ersten Augenblick wenigstens erschien es mir sehr klein, und doch-allein ich will nicht vorgreifen!
Vor einem himmelhohen alten Hause lagen mehrere große Haufen Leder; an der Erde war ein Anstreicher beschäftigt, eine Firma, welche in Amsterdam in der Flegel am unteren Sockel des Hause angebracht ist, neu zu übermalen, und an der Thüre saß eine mächtige Dogge und blinzelte schlaftrunken die Vorübergehenden an. Ich weiß nicht, wie es kam, daß ich in diesem Augenblick eine merkwürdige Aehnlich- keit zwischen dem dummen Gesicht des Hundes und der Physiognomie van Bock's fand. Ich lächelte stillvergnügt über diesen Vergleich und schlug im Vorübergehen mit meinem Spazierstöckchen lustig auf das Leder.
Allein diese Handlung brachte die Bestie so auf, daß sie wütend gegen mich sprang, dabei ein so grimmiges Geheul ausstoßend, daß der harmlose Anstreicher ent
setzt zur Seite rannte, während ich mich fest an die Wand, an der Jener vorhin beschäftigt war, drückte, und mit vorgehaltenem Stock meinen vierfüßigen Gegner abwehrte.
Alles dieses war das Werk eines Augenblickes. Der Hund zog sich knurrend zurück. Der Anstreicher nahm seinen Posten wieder ein und auch ich ging rasch weiter, nach einigen Minuten den unvorhergesehenen Schrecken selbst belächelnd. Es war ja Alles heute so lachend — der Tag — meine Aussichten — die Fischweiber, an welchen ich vorüberschritt, lachten, die Straßenjungen lachten, die Matrosen, die mir begegneten, lachten, Alles lachte, sah mir lachend nach und ich freute mich der fröhlichen Menschheit und lachte ebenfalls.
Bald stand ich vor dem stattlichen Hause in der Prinzengracht — meiner künftigen Heimat! Stolzer Gedanke! Ich klopfte mit meinem Taschentuch nochmals den Staub von meinen Lackstiefeln, zupfte meine Halsbinde zurecht, betrachtete wohlgefällig meine stahlgrauen Glacehandschuhe und trat ein.
Da saßen die beiden Mädchen schon im Putze und neben ihnen auf dem Sopha lagen Hut und Mantille, die sie nur anzulegen brauchten, um fertig zum Ausgehen zu sein. Der Papa saß, gemütlich seine Thonpfeife rauchend, am Fenster, und die Mama spielte in ihrem Ledersessel wie gewöhnlich mit Mejumble, die sich katzbuckelnd gegen mich wandte, als ich eintrat.
„Wie pünktlich Sie sind", rief mir Luise, die zum Anbeißen aussah, freundlich entgegen, indem Sie mir ihr Händchen reichte, „eben schlägt es halb 12 Uhr und gerade sind wir mit unserer Toilette fertig geworden. Nicht wahr, Anna?"
„Vor zwei Minuten", antwortete diese, indem sie mir den gleichen Gruß angedeihen ließ, so daß ich einen Augenblick zwei allerliebste Händchen festhielt.
„Na, wenn „der Herr Professor" einmal verheiratet sein wird, so dürfte er vielleicht weniger pünktlich gegen die Dame seines Herzens sein — das kennt man", sprach der Alte und stand von seinem Sitz auf.