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wachsene von der Influenza befallen, und schon manche, die sich sonst nicht einer festen Gesundheit erfreuen durften, sind von dieser schleichenden Krank­heit überraschend schnell weggerafft worden.

ff- Haiterbach, 27. Dez. Der hiesige Krieger­verein hielt gestern im Gasthause zur Linde seine Christbaumfeier mit Gabenverlosung. Mit dieser Feier wurde auch die Verabschiedung unsers Stadt- und Distriktsarztes Hrn. Dr. Gilly auf Einladung des Gemeinderats verbunden. Die weiten Räume des Wirtschaftslokals vermochten kaum die zahlreichen Gäste zu fassen. In der kurzen Zeit seines hiesigen Aufenthalts hat Hr. Dr. Gilly sich das Vertrauen, die Hochachtung und Liebe aller in hohem Maße erworben. Die Segenswünsche der hiesigen Gemeinde begleiten ihn auf seinen neuen Posten Donaueschin- gen, auf den er heute schon abgegangen ist.

Bösin gen. (Corresp.) Heuer hat uns das Christ­kind ein überaus wertvolles Weihnachtsgeschenk ge­bracht, das man zwar nicht essen kann, durch wel­ches aber die ganze Gemeinde in künftigen Zeiten mit einer der köstlichen und notwendigsten Gottes­gaben, dem reinen Quelwasser, erquickt und versorgt werden soll. Noch vor den Feiertagen wurde die von Baurat Ehmann angelegte Wasserleitung der Hauptsache nach ihrer Bestimmung übergeben. Die Hausleitungen sollen im Laufe dieser Woche nach vorheriger Prüfung eröffnet werden. Es herrscht nun unter denNassen" wie unter den einstigen Trockenen" nur eine Stimme der Freude und des Dankes im Blick auf die endgiltige Abhilfe von einem früher immer wiedergekehrten Notstände. - Weni­ger Freude macht das andere Christkind, das im Scharlach die Kinderwelt besucht hat, und es ist der aufgehobene Schulbesuch eine Gegengabe von zweifelhaftem Werte. Doch scheint die Epidemie keinen allzu gefährlichen Charakter anzunehmen.

Efsringen. (Gingest) Zur allgemeinen Freude ergoß sich in der Christnacht am 25. Dez. um ' 2 I Uhr der erste Wasserstrahl unserer neu erbauten Wasserleitung ins Reservoir und ist nun gottlob die langersehnte Trinkwasserversorgung zur Vollen­dung gekommen, Böllerschüsse und Absingen des Chorals:Nun danket alle Gotl" leitete den Akt dieses frohen Ereignisses ein. Auch hier galt das Sprichwort: Gut Ding braucht lang Weil. Doch nachdem die Anlage als eine gelungene zu betrach­ten ist, werden auch die vielen Gegner den Wert einer guten und reichlichen Wasserversorgung als fürs allgemeine Wohl dienlich einsehen lernen.

Rottweil, 27. Dez. Durch die Geistesgegenwart eines Eisenbahnbeamten wurde bei Abfahrt des Mil­tagsschnellzugs auf dem hiesigen Bahnhof ein Men­schenleben vom sicheren Tode gerettet. Der Zug war schon in Bewegung, als ein Reisender das Tritt­brett bestieg; er rutschte auf dem Glatteis aus und fiel zwischen die Räder. Ein Schaffner bemerkte den Unfall und drehte den Hahnen der Luftbremse, so daß der Zug mit einem gewaltigen Ruck augen­blicklich stillstand. Der Kopf des Reisenden, dessen Frau und Kinder sich im Wagen befanden, war kaum noch einen Fuß von den Rädern entfernt.

Stuttgart. DasNeue Tagblatt" meldet zu seinem 50jährigen Jubiläum, daß am Sonntag vor­mittag Deputationen von hiesigen Lehr- und Bildungs­anstalten, vom K. Hoftheater, Vorstände von Ver­einen u. s. w. erschienen sind, um ihre Glückwünsche darzubringen. Auch an Blumen und Kränzen fehlte es nicht. Auch ging der Redaktion seitens der Stadt Stuttgart ein Schreiben zu, worin demTagblatt" zu seinem 50jährigen Jubelfeste die Glückwünsche der Stadt und des Oberbürgermeisters Rümelin dar­gebracht werden. Von auswärts kamen viele Briefe und Telegramme.

Mergentheim, 27. Dez. Am Samstag er­eignete sich auf hieß Bahnhofe ein schrecklicher Un­glücksfall. Ein junger Bahnbeamter, Sohn des hieß Oberamtsarztes, wurde beim Ueberschreiten der Geleise von einer Güterzugmaschine überfahren, so daß er sofort tot war.

Ulm, 27. Dez. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag wurde in Neu-Ulm der Taglöhner Dischinger von Altenberg von dem Taglöhner Roth- auge von Neuburg in das Herz gestochen und war sofort tot.

Die in ganz Deutschland verbreitete Massenpe­tition gegen das neue Tabaksteuergesetz hat bis jetzt 995000 Unterschriften aus allen Gesellschafts­klassen und allen Gegenden Deut erreicht;

sie wird in 80 Foliobänden von jtz den ersten Tagen des Januar n. . tage eingesandt werden. Vor Ausl, senpetition sind aber noch mehr als titionen an den Reichstag, verschieden gierungen und Behörden gerichtet war.

In einem Schreiben an sämtliches Präsidenten hat der preußische Ministerp. - Minister des Innern Graf Eulenburg aus A».., der politischen Gegensätze und Kämpfe der Gegen­wart, namentlich auf wirtschaftlichem Gebiet, ffsn allerhöchsten Erlaß vom 4. Januar 1882 in Erin­nerung gebracht und macht dessen Beobachtung wie­derholt zur Pflicht. Der Erlaß enthält die Grund­sätze, welche den königlichen Beamten für ihr poli­tisches Verhalten nicht nur bei den Wahlen, sondern unter allen Verhältnissen zur Richtschnur zu dienen haben. In dem Erlaß heißt es wörtlich:Es ist die Aufgabe meiner Minister, meine verfassungs­mäßigen Rechte durch Verwährung gegen Zweifel und Verdunkelung zu vertreten; ein Gleiches erwarte ich von allen Beamten, welche mir den Amtseid gelei­stet haben. Es liegt mir fern, die Freiheit der Wahlen zu beeinträchtigen, aber für diejenigen Beam­ten, welche mit der Ausführung meiner Regierungs­akte betraut sind und deshalb ihres Dienstes nach dem Disziplinar-Gesetz enthoben werden können, er­streckt sich die durch den Diensteid beschworene Pflicht auf die Vertretung der Politik meiner Regierung auch bei den Wahlen. Die treue Erfüllung dieser Pflicht werde ich mit Dank anerkennen, und von allen Beamten erwarten, daß sie sich im Hinblick auf ihren Eid der Treue von jeder Agitation gegen meine Regierung auch bei den Wahlen fern halten."

In Berlin haben sich seit 1831 die Einwoh­ner um das Dreifache vermehrt, von 528438 auf 1641234, die Geisteskranken aber um das Vier­zehnfache, von 228 auf 3250! Ganz so schlimm ist es auf dem Lande doch nicht wie in der Großstadt, und es wäre sicherlich bester, wenn noch ein guter Teil der Massen, die sich jetzt in den turmhohen Mauer» der Großstädte zusammenstauen und rast­los für denExport", also für die Bedürfnisse der Ausländer arbeiten, Beschäftigung aus dem Lande fänden! Es giebt doch genug Boden im deutschen Vaterland, namentlich jenseits der Elbe, der eine stärkere Besiedelung mit Landwirten verträgt.

Die Einnahmen und Ausgaben der sozia­listischen Partei? In dem soeben erschienenen Protokoll über die Verhandlungen des sozialdemo­kratischen Parteitages, der vom 22. bis 28. Oktober d. I. in Köln tagte, finden sich auch ziffernmäßige Berichte über die Einnahmen und Ausgaben der sozialdemokratischen Partei. Danach betrugen die Einnahmen der Partei vom Oktober 1892 bis Sep­tember 1893 258326 ^ , die Ausgaben dagegen im gleichen Zeitraum 316 667 ,/E. Den größten Ausgabeposten stellt dieWahl-Agitation" mit 133136 -M. Gleich darauf aber kommen die Un­terstützungen für die sozialdemokratische Presse, welche nicht weniger als 50814 ^ erforderten. Rechnet man dazu die Ausgaben fürProzeß- und Ge­fängniskosten", die sich in den meisten Fällen auch als Unterstützungen für die sozialdemokratischen Zei­tungen und deren Redaktionen Herausstellen, im Betrage von 19 246 so ergiebt das an Aufwen­dungen für das sozialistische Zeitungswesen das hübsche Sümmchen von 70 960 in einem Jahre. Im Ganzen wurden 18 sozialdemokratische Zeitun­gen aus der Parteikaffe unterstützt mit Summen von 100 bis zu 12 148

Endlich! Herr v. Levetzow, der Reichstags­präsident und Vorsitzende des Zentralkomitees zur Errichtung eines Bismarck-Denkmals in Berlin, hat die Mitglieder des Komitees zu einer Sitzung auf den 12. Januar n. I. zusammengerufen, um zunächst einmal die Platzfrage zu erörtern. Hoffentlich giebt es in Berlin noch einen Platz für den Fürsten Bismarck!

Die Berlinex Geschäftswelt klagt ganz außer­ordentlich über das diesjährige Weihnachtsgeschäft; sie behauptet, daß der Umsatz kaum mehr als die Hälfte früherer Jahre betrug. Schwer geschädigt sind auch zahlreiche Christbaumhändler, die anfäng­lich auf stramme Preise gehalten hatten. In den letzten Stunden mußte man stattliche Bäume für

! dieDeutsche Warte" wissen will, ständen Handlungen mit Rußland wegen des Han- :ags vor einem günstigen Abschluß.

Oesterreich-Ungarn.

Prag erregte eine Mordthat großes en, die zweifellos auf politische Motive zurück- n ist. Der Handschuhmacher Rudolf Mrva, den Parlamentsverhandlungen über die Aus- rverfügungen für Prag von dem Jungtschechen d als Polizeiagent und Lokalspitzel bezeichnet worden war, ist am Sonnabend in seiner Wohnung ermordet aufgefunden worden. Er hatte eine Dolch­wunde in der Herzgegend und war erwürgt. Der Dolch wurde nicht vorgefunden. Der Ermordete lag in der Nähe des Christbaums, mit dessen Ausschmük- kung er beschäftigt war, als der Mörder ihn über­fiel. Ein Kampf hat nicht stattgefunden. Alles war im Zimmer in der größten Ordnung. Mrva, der zu den Häuptern des tschechischen Geheimbundes Om- adina gehörte und in demselben den Namen Rigo- letto von Toskana führte, ist jedenfalls von seinen eigenen Freunden ermordet worden, die ihn that- ächlich in letzter Zeit für einen Lokalspitzel gehalten )aben. Als der That dringend verdächtig sind 3 Individuen, die mit Mrva intim verkehrt hatten, der Maler Dradoun und die beiden Schloffergehilsen Dolezal und Dvorzak, verhaftet worden.

Frankreich.

Paris, 24. Dez. Ein Sack, enthaltend 80 000 Frcs. in Wertpapieren, expediert von Wechselagenten an die Elsaß-Lothringische Bank, verschwand gestern Abend während der Umladung. Die Spuren des Diebes fehlen.

Pariser Blätter wollen aus sicherer Quelle in Erfahrung gebracht haben, daß Vaillant seit dem Attentat in der Deputiertenkammer, also im Ge­fängnis, über 3000 Franken in Postanweisungen oder Briefmarken erhalten hat. Unzweifelhaft von Bewunderern, die ihn in der Haft gut verpflegt wissen wollen!

Spanien.

Madrid, 26. Dez. Die streikenden Bäcker er­mordeten Arbeiter, welche sich dem Streike nicht an­schloffen; sie gerieten mit der Polizei in Konflikt. Ihrer 19 wurden verhaftet.

Barcelona, 24. Dez. Gestern früh machte die Polizei infolge von Geständnissen der verhafteten Anarchisten eine äußerst interessante Entdeckung: sie fand nämlich in der Nähe des Vororts Gracia am Abhang eines Berges eine geräumige Höhle, zu der ein schmaler, 500 Meter langer Gang führte. In derselben sahen die mit Fackeln versehenen Polizisten ein vollständiges anarchistisches Laboratorium. In einer Ecke waren vierzig leere Bomben aufge­stapelt, in einer anderen befand sich ein Schmelz­ofen, Zangen und allerlei Geräte. In Fächern längs den Wänden waren untergebracht Lunten, große Flaschen mit Glycerin und Salpetersäure, vielfältige chemische Substanzen, Gießformen zur Herstellung von Bomben, 10 Kisten Dynamit, Glastrichter und Ge­wehrläufe. In einer kleineren Nebenhöhle entdeckte man eine Fachbibliothek, Abhandlungen über Che­mie, Formeln zur Verfertigung von Sprengstoffen u. dergl. Alles wurde nach Barcelona geschafft. Die Untersuchung gegen die verhafteten Anarchisten ist weit vorgeschritten und die Gerichtsverhandlun­gen sollen Mitte Januar beginnen.

Italien.

Rom, 23. Dez. Der Papst empfing heute die in Rom anwesenden Kardinäle, Prälaten und Bi­schöfe, welche anläßlich des Weihnachtsfestes durch den Doyen des h. Kollegiums ihre Glückwünsche aus- sprachen. Der Papst erwiderte: In Uebereinstim- mung mit den Anwesenden hege er den innigen Wunsch, gleich mehreren seiner Vorgänger ein Send­bote des Friedens für Europa und die Welt zu sein; er sei dessen eifriger und autorisierter Förderer, weil der Friede in den einzelnen Individuen und Gesell­schaften der Gerechtigkeit entsprossen sei, die nach dem Worte der Schrift vom Glauben lebt. Demzufolge erscheine das christliche Hohenpriesteramt, welches der Hüter des Glaubens und der Verteidiger der Ge­rechtigkeit ist, als das Apostolat der Einigung und des Friedens. Man müßte diesem freie Hand lassen, sein Wort ohne Argwohn hinneh.nen, ihm Eingang bei den Bürgern, in der Familie und den Regie­rungen der Staaten verschaffen, dann werde wieder Ruhe in die Gemüter einziehen. Wenn Friede und iächstenliel

2050 Pfennige losschlagen Und erbii>0 nnid dnittr kaum Abnehmer.