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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts -Bezirk Nagold.
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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 Pfg., in dem Bezirk 1 Mk., außerhalb des Bezirks <4 Mk. 20 Pfg. Monats-Abonnement nach Verhältnis.
Samstag 30. Dezemöer
Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S Pfg., bei mehrmaliger je 6 Pfg.
1893.
Kbonn6mknt8-^inlac!ung
auf den
„Gesellschafter"
mit dem Unterhaltungsblatt
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und der landwirtschaftlichen Beilage
„Schwäbischer Landwirt".
it dem 1. Januar 1894 beginnt ein K neues Abonnement und ersuchen wir alle, die das Blatt bisher durch die ^ Pi st bezogen, ihre Bestellungen sofort daselbst V oder durch die Postboten zu erneuern, wenn sie ^ eine Unterbrechung in der Zusendung vermieden I > wissen wollen.
Das vierteljährliche Abonnement beträgt Im Oberamtsbezirk 1 außerhalb desselben 1 .4/ 20 -H.
Neu Eintretende sind uns stets willkommen.
Redaktion L Grpeditio«
des „Gesellschafters".
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Amtliches.
Nagold.
An die Ortsschulbchörden und Gcmeinderiitc.
Laut Erlasses des K. evangelischen Konsistoriums vom 23. Dez. d. I. sind für die Arbeitsschulen der nachstehend aufgeführten Gemeinden pro 1893,94 die beigesetzten Staatsbeiträge verwilligt und zur Ausbezahlung an die betr. Ortskassen angewiesen worden:
Beihingen Berneck .
Beuren .
Bösingen Ebershardt Ebhausen Effringen Egenhausen Emmingen Oberenzthal Unterenzthal- Enzklösterle Fünfbronn .
Haiterbach .
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Jselshausen . Mindersbach Oberschwandorf Pfrondorf .
Rohrdorf ^ Nothfelden , Schietingen . Schönbronn Simmersfeld Spielberg Walddorf Warth .
Wenden .
Wildberg Den 28. Dezember 1893.
K. gem. Oberamt in Schulsachen: Vogt. Dieterle.
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Die erledigte Oberamtsarztstelle in Neuenbürg wurde dem Oberamtsmundarzt Dr. Süßkind daselbst übertragen.
Gestorben: Den 20. Dez., Dr. v. Klaiber, Karl Friedrich, Prälat, vormals Helfer in Nagold, Pfarrer in Frauenzimmer», Garnifonspsarrer in Ludwigsburg, Dekan in Göppingen, Ehrenritter des Ordens der Württ. Krone, Ritter I. Kl. des Friedrichordens, Unterleibsleiden, 76 I. alt, Stuttgart.
Beim Jahreswechsel.
„Er ist wieder am Ende!" klagte mein Freund mit verzweifeltem Pathos. „Wer," fragte ich, „wer?" — „Mein Abreiß-Kalender, mein treuer Abreiß-Kalender! Ich hatt' einen Kameraden, einen bessern findst du nit," - setzte er trällernd / hinzu.
„Und darüber wunderst du dich?" entgegnete ich. „Er k«n zufrieden sein, er hat seinen Beruf erfüllt!"
„O" — fuhr der Freund zu klagen fort — „wie ein scheues Pferd ist er mit mir durchgegangen, und ich wundere mich nur, daß er mich nicht abgeworfen hat. Wie lang ist es her? Keine drei Monate, glaube ich, da habe ich den Kalender, - es war just zu Weihnachten, — gekauft und an meine Wand gehängt. Er war funkelnagelneu, und die drei Engelköpfe oben darüber schauten seelenvergnügt auf die verpackten 365 Tage von anno 1893. Und jetzt? kaum hat man sich ein parmal aus- und angezogen, da liegen alle 365 im Grabe und kein Hahn kräht nach ihnen!" fuhr er fort und machte dazu ein Gesicht wie ein Leichenbitter. „Ich verstehe dich nicht," warf ich ein. — „Nicht?" „Es ist ja sonnenklar" erwiderte er. „Kennst du denn nicht meine Studirstube? Da hängt der Kalender dicht neben meinem Schreibtisch und just unter ihm steht ein lauerndes Ungeheuer, der Papierkorb. Wenn früh morgens die Magd mein Zimmer reinigt, reißt sie regelmäßig das Kalender blättchen des vorigen Tages mit leichtem Griff herunter und läßt es in den Papierkorb fallen. So bald ich an meine Arbeit gehen will, fällt mein Blick auf die Leiche. Die wird nachgerade mit dem andern Makulatur, das aus meinem Schreibtisch geboren wird, regelmäßig in den Ofen geworfen und bei der feierlichen Leichenverbrennung habe ich das Nachsehen."
Tags darauf besuchte ich den Freund und fand Alles, wie er gesagt hatte: Dicht neben seinem Schreibtisch den Abreiß-Kalender, der trotz der drei lächelnden Engelköpfe zu einem Skelett zusammengeschrumpft war, und unter ihm mit aufgesperrten Rachen das hungrige Ungeheuer, den Papierkorb, bereit, den kargen Rest des Jahres 1893 zu verschlingen. Davor aber stand der Freund, mit der einen Hand auf das Datum des letzten Tages, mit der andern auf den Papierkorb deutend, und erging sich in schmerzlichen Klagen über die Flucht der Zeit. „Was bist du Leben," seufzte er, anders als ein Fetzen Kalenderpapier, aus Lumpen gemacht, der einen Moment uns in der Schwebe erhält zwischen Werden und Vergehen, um im nächsten zu Asche zu verbrennen? Das nennt man Leben, Jugend, Sterbensqual, Tod, und so geht es endlos weiter zwischen Wiege und Gräbern durch Jahrtausende! — Sei mir nicht böse, Freund, daß ich beim Jahresschluß mein Leid über das trübselige Schicksal ausspeie. Das erleichtert mein armes Herz und hilft mir, am Neujahrstage die alte Schicksalstragödie mit Gleichmut zu begrüßen."
„Schicksal?" wandte ich ein. „Freund, bist du Muhamedaner geworden? Glaubst du an ein blindes Schicksal, das uns erbarmungslos in der Mache hat?" — „Nun gut!" erwiderte er, „nenne es, wie du willst! Ich nenne es Schicksal." — „Aber ich nenne es Gott," war meine Antwort „Schicksal ist Nacht, Gott ist das Licht. Gott ^Ursprung des Lebens, denn er ist die Liebe und trägt dich und mich im Leben und im Sterben in seinen barmherzigen Vaterarmen. Meinst du, daß ein Tag, eine Stunde verloren ist, wenn auch das armselige Kalenderblatt in den Papierkorb fällt und in den Ofen geworfen wird? Gottes Auge steht über uns offen und schenkt uns ein neues Jahr, damit wir ihn suchen und finden möchten und einst, wenn der Morgen des ewigen Neujahrs anbricht, in der Welt der Unsterblichkeit selig werden."
Der Freund hatte sich abgewandt und schaute durch die dunklen Scheiben, an welchem die Schnee
flocken hingen, in den finstern Abend hinaus. Ich legte ihm teilnehmend die Hand auf die Schulter. Da brach er in heiße Thränen aus und barg sein Angesicht an meinem Herzen.
Es war Nacht geworden, als er von mir ging. Wir hatten von den Führungen Gottes und von seinen Friedensgedanken geredet. Von diesem Gespräch erzähle ich aber nichts; es wäre zu viel für einen Zeitungsartikel.
Hages-Weuigketten.
Deutsches Reich.
Nagold, 27. Dez. (Einges.) In denselben Räumen wie der Liederkranz — im obern Saal des Gasthofs zum Rößle — beging auch der Militär- und Veteranen-Verein von hier am letzten Feiertag seine Weihnachtsfeier unter überaus starker Beteiligung der hiesigen Einwohnerschaft. Eröffnet wurde das Fest durch die Volksweise „O Tannenbaum", welcher ein Weihnachtstext unterlegt war, und durch eine Begrüßung der Versammlung von seiten des Schriftführers, H. Schaible, die in einem brausenden Hoch auf den Protektor des Vereins, unfern in Ehrfurcht geliebten König Wilhelm II. v. Württemberg gipfelte. Die Lieder, die zum Teil recht hübsch vorgetragen wurden, und die komischen Stücke trugen zum größten Teil einen dem Wesen des Vereins entsprechenden Charakter. Die mit großer Hingebung einstudierten dramatischen Stücke insbesondere gewährten einen erheiternden Einblick in den mehr gemütlichen Teil des Soldatenlebens. Dabei konnte man bei verschiedenen Mitgliedern des Vereins - wir möchten hier nur den Kameraden Gottlieb Essig hervorheben — eine entschiedene Begabung und ein lebhaftes Interesse für die Kunst des Schauspiels wahrnehmen. Dem Direktor des aufblühenden Gesangvereins, H. Lehrer Gukelberger, gebührt auch an dieser Stelle Dank und Anerkennung für seine unermüdliche Thätigkeit und die Erfolge, die mit derselben im Zusammenhang stehen.
js Altensteig, 25. Dezbr. Der heilige Abend wird hier von der Schuljugend in einer Weise gefeiert, wie wohl sonst selten. Mit Einbruch der Dämmerung begeben sich etwa 200 Knaben mit großmächtigen Fackeln auf den Herdberg, der die hiesige Stadt von Südwesten nach Nordwesten einrahmt. Es ist ein herrliches Schauspiel, diese zahlreichen Fackeln oberhalb der untern Stadt im Kreise schwenken zu sehen. Wie Hunderte von Sonnen nehmen sie sich aus. Dazu schallen dann die Weihnachtsgesänge der Jugend in die Stadt herunter. Nachdem die Sache etwa 1 Stunde gedauert hat und die Fackeln ziemlich abgebrannt sind, werden aus den Resten derselben zwei große Feuer gebildet, worauf sich die Jugend nach Hause begiebt, um dort der Christbescheerung anzuwohnen. Diese Sitte soll aus alter, wohl noch heidnischer Zeit stammen und kommt wohl vom uralten Sonnenwendefest her.
—t. Ebhausen, 28. Dez. Die hiesige Kirchengemeinde hat in der nun vollendeten Einrichtung einer Kirchenheizung ein schönes Weihnachtsgeschenk bekommen. Am letzten Sonntag war die hiesige schöne Kirche erstmals geheizt, und es fühlten sich die zahlreichen Kirchenbesucher in den durch zwei große, geschmackvoll verzierte Oefen verbreiteten angenehmen Wärme ganz wohl. — Wie in anderen Orten des Bezirks, so sind auch in unserer Gemeinde die Gesundheitsverhältnisse gegenwärtig keine günstigen. Während die Kinderwelt vielfältig von dem gefürchteten Keuchhusten gequält wird, sind viele Er-
Wegen -eB Neujahrsfestes erscheint am nächsten Dienstag kein Blatt.