fenen Maßregeln zur strengeren Ueberwachung aller unsicheren Elemente zusammenhängen.

England.

London, 13. Dez. 250 Rekruten der Artillerie, welche nach Gibraltar abgehen sollten, revoltierten gestern in der Doverstraße und richteten großen Schaden an. Viele Verhaftungen haben stattgefun­den. Die Meuterer werden in Gibraltar vor em Kriegsgericht gestellt.

In Folge des Attentats in der französischen Kammer waren am Sonntag in London, wo die Anarchisten auf dem Trafal-Square ein Meeting ge­plant hatten, die umfassendsten Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Eine große Menschenmenge hatte auf dem Square sich angesammelt, dieselbe verhöhnte jedoch den Anarchistenführer Richols, als derselbe zu sprechen versuchte. Richols mußte schließlich die Flucht ergreifen und wurde von Hunderten von Men­schen verfolgt. Die Polizei konnte ihn nur mit Mühe vor Mißhandlungen schützen. Endlich gelang es ihr, die Menschenmenge zu zerstreuen, ohne daß es zu ernsteren Zusammenstößen gekommen wäre.

Amerika.

Chicago, 13. Dez. Ein Unbekannter drang gestern im Zentralpostamt in das Bureau des Kas­sierers für den Großverkauf von Briefmarken, schlug den Kassierer nieder und entfloh mit einer Barsumme von 7000 Dollars.

Washington, 14. Dez. Die Repräsentanten­kammer nahm die Bill an, wonach das Territorium Utah zum Staat erklärt werden solle, zugleich mit dem Amendement, daß die Vielweiberei zu verbie­ten sei.

China.

In Tonkin hat man in sandigem Boden, 4 bis 6 Meter tief, lange und mächtige Lager von Baumstämmen entdeckt, die vor Jahrtausenden aus­gedehnte Waldungen dort gebildet haben müssen und wahrscheinlich durch Erdbeben oder ähnliche Ursachen vernichtet worden sind. Das Holz bildet aber nicht etwa eine Art Kohle, sondern ist noch wohl erhalten, was wohl seinem großen Gehalt an Harz, andererseits dem trocknen Sandboden zu dan­ken sein dürfte. Die Chinesen bauen nun die Gru­ben regelrecht ab und benutzen das seltene Holz zu Bildhauerarbeiten, Särgen, Trögen u. s. w. Die Stämme besitzen einen Durchmesser oft bis zu einem Meter, sind bis 15 Meter lang und scheinen der Fichte sehr ähnlich gewesen zu sein, die das bekannte Pitchpine liefert. _

Kleinere Mitteilungen.

Eingesendet. Ein Mahnwort zum Jahres­wechsel. Bei dem Herannahen des Neujahrs dürfte es angezeigt sein, die öffentliche Aufmerksamkeit auf einen Punkt zu lenken, der schon seit Jahren Anlaß zu berechtigten Klagen giebt, auf die Verbreitung sittlich anstößiger Neujahrskarten. An die schöne Sitte, Bekannten und Freunden zu Jahreswende durch Zusendung von Wünschen und Karten ein Zei­chen der Liebe zu geben, haben sich allmählich häß­liche Auswüchse angehängt, welche zu entfernen die Pflicht jedes anständigen Menschen und vor allem auch derjenigen Presse ist, die es mit ihrem Beruf ernst nimmt. Kaum ist der Glanz der Weihnachts­ausstellungen in den Schaufenstern erblichen, so pfle­gen sich die Auslagen der Läden mit einer Fülle von Neujahrskarten und Bildern zu bedecken, mit feinen und ordinären, mit kostbaren und billigen, hier mit Kunsterzeugnissen von gediegenem Geschmack, dort mit Ausgeburten des Blödsinns und der Ge­meinheit. Wir wollen die faden und läppischen Witze, womit ein Teil dieser letztgenannten Produkte anzulocken sucht, nicht weiter befehden; Takt und Geschmack ist eben nicht jedermanns Sache; aber mit schmerzlicher Entrüstung erfüllen den Volksfreund die gemeinen und lüsternen Darstellungen und Verse, welche eine Anzahl dieser Blätter als heimtückisches Gift erscheinen lassen. Da stehen die Kinder an den Schaufenstern, beschauen die nur allzu deutlichen Zeich­nungen, lesen die zotigen Reime und in ihrer empfänglichen Seele haftet der wüste Eindruck. Da treibt einen schamlosen Burschen, dessen Geschmack die Bilder getroffen haben, der Kitzel, ein Mädchen in schlechtgewähltem Scherz oder in böswilliger Ab­sicht solch einen Neujahrswunsch, natürlich ohne Namensnennung und als offene Postkarte, zuzuschik- ken. Ist es zu viel verlangt, wenn wir wünschen, daß jeder Verkäufer von Neujahrskarten, der wir wollen nicht einmal sagen ernster gerichtet ist.

sondern der auf den Ruf seines Geschäftes etwas hält, sich entschließen sollte, seinen Laden dem ge­meinen Machwerk darunter zu verschließen. Dem jungen Mann aber, der in der Bierlaune vermeint, mit der Versendung solcher Karten einen Jux sich zu machen, möchten wir zu bedenken geben, daß die eigene Ehre und die Ehre des Nebenmenschen ein Gut ist, welches nicht um den Genuß eines billigen Scherzes geschädigt werden sollte. Und unsere Presse, welche heutzutage in immer höherem Grade als Pflegerin und Hüterin der Volksseele erscheint, möge auch hier auf der Warte stehen und sich durch Wei­sung des öffentlichen Gewissens und des Anstands­gefühls ein Verdienst um das Vaterland erwerben. (Die hier besprochenen Scherzkarten sind in dem Zaiser'schen Buchladeu nicht zu suchen.)

Möhringen a. D., 11. Dez. Vor 3 Monaten starb hier ein Senior aus der Zunftzeit: Ant. Wetzet, Schneider­meister, Witwer und kinderlos im Alter von 82 Jahren. Derselbe erwarb sich durch glückliche Verhältnisse und äußerste Sparsamkeit ein Baarvermögen von 150000 Mk., nebenbei vermachte er dem hiesigen Spital und der Volks­schule früher schon einige Tausend Mark. Durch letztwil­lige Verfügung erhielten ferner der hiesige Spital wieder 5000 Mk., die Schule 5000 Mk., die Schule Jmmendingen (als sein Geburtsort) 7000 Mk.. die Feuerwehr Möhringen und seine Patenkinder 1000 Mk., das Uebrige erhielten die Verwandten von beiden Seiten, ebenso die noch vor­handenen Liegenschaften, in bestimmten Legaten. Wohl mancher seiner Collegen wird im Stillen denken: O, wäre meine Nadel, auch so rentabel!

Plochingen, 9. Dez. Ein reicher Kinder­segen wurde einer hiesigen Familie zu teil. Nach­dem dieselbe vor drei Jahren mit zwei Knaben und einem Mädchen beschenkt wurde, kamen heute drei weitere Knaben an. Der Kinderkreis besteht nun aus 11 Knaben,' 1 Mädchen.

In Biberach wurde bei der Wahl folgender Stimm­zettel mit abgegeben:

Hab ich die Rechten nun gefunden

O'Herr! leih ihnen deinen Geist

In wichtigen Beratungsstunden,

Damit's nicht bloßHerr Stadtrat" heißt.

München, 8. Dez. In der bayer. Kammer erwähnte jüngst der Abg. Daller eines schwäbischen Bauern, der seiner Anhänglichkeit an den Landesherrn durch zwei Verse über der Hausthür beredten Ausdruck gegeben hatte. Wir teilen dieselben zur Erheiterung auch unseren Lesern nach­stehend mit:

Liebe zu dem Landesvater Ist der beste Hinterlader.

Ein seit 10 Jahren schlafendes Mädchen giebt es in Thonelles bei Origny in Frankreich. Am 31. Mai 1883 wurde Marguerithe B. von Gendarmen ausgesucht und geriet dadurch in solchen Schrecken, daß sie in Ner- venanfälle verfiel. Dann aber folgte ein lethargischer Zu­stand, der heute noch anhält. Da alle Versuche, ihr den Mund zu öffnen, vergeblich waren, so wird sie in künstli­cher Weise ernährt, und zwar mit Milch, Wein und Pep­ton durch Einspritzungen. Anfangs stellte sich alle paar Tage Stuhlgang ein, dies hat allmählich aufgehört und jetzt kann er nur durch Lavement erzeugt werden. Mar- guerite liegt beständig auf dem Rücken, die Augen sind geschlossen, das Gesicht sehr weiß. Der Körper ist so ab­gemagert, daß das arme Mädchen buchstäblich nur aus Haut und Knochen besteht. Die Aerzt« glauben, daß sie nicht blos völlig unempfindlich ist, sonoern auch nichts von dem merkt, das um sie vorgeht. Auch ihre Sinne scheinen eingeschlafen. Die ersten Jahre erregte die Schlä- serin großes Aufsehen in der ganzen Gegend. Seither wird sie aber nur noch von Fremden ausgesucht, den Ein- he imischen ist sie ganz gleichgiltig gew orden._

Allerlei.

Das Problem der künstlichen Erzeugung von.Regen, das namentlich in Amerika jahrelang Gegenstand kostspieliger Forschungen war und neuer­dings im Großen als definitiv gescheitert galt, ist nunmehr doch gelöst, allerdings nur in dem sehr ' scheidenen Rahmen eines wissenschaftli >n Ver'

In der letzten Sitzung der Maden- >r W

schäften in Paris teilte Baudouin

gelungen sei, mit Hilfe eines Pa;

takt mit Wolken zu kommen. I.

blicke, als der Stromkreis geschlossen .

ein lokaler Nebel, der sich zu dichten ). .u

verdichtete, es fielen also einige Tropfen RD -ach

Aufhebung des Kontaktes trat der normalix oustc

wieder ein.

Aus der Zeit, da in Rußland die L< eigenschaft bestand. Ebenso, wie man dan ein Joch Feld, einen Obstgarten, Kühe, Möbel, Fi oder Pelze zum Verkaufe ausbot, so wurde auch Verkauf von Bauern, familienweise oder einz« meist in den Gerichtsblättern annonciert. Folge Proben aus einer russischen Zeitung aus dem Ja 1836 mögen einen Einblick in jene traurigen, z. Glück verschwundenen Verhältnisse gewähren. Wegen Abreise werden verkauft ein elfjähriges Mc chen und ein fünfzehnjähriger Barbier, der sch

etwas kann, zusammen 575 Rubel. Ferner: Zwei Betten, eine Hausleiter, Stühle, Leuchter und ein kupferner Kessel."Im Hause der Witwe Casil Dobrokow werden verkauft:Ein Bauernjunge von 17 Jahren nnd ein Mühlesel und ein Oka Wein."

Zu verkaufen ein Schneider (fürs Mannsvolk), ein Koch, der auch französisch kochen thut, ein Schu­ster, eine Kalesche, ein Brunnenrohr und zwei Zie­gen mit Milch."Zu verkaufen ein Bauernmäd­chen von 18 Jahren (das Gewand bleibt im Hause zurück), zu erfragen beim Hausknecht."Bei der Kirchenschule des heiligen Nikolaus wird ein hüb­sches Mädchen von 20 Jahren verkauft, das Butter machen und Kühe melken kann; ebendort kann man Auskunft erhalten über ein Haus, das jährlich 250 Rubel abwirft."Es werden verkauft: mehrere schöne Pferde, Apfelschimmel, und ein Ehepaar, 40 und 50 Jahre alt."Kühe, Schafe, ein Faß Thran, ein Ziegenbock und eine Bauernsamilie, sie­ben an der Zahl; auch einzeln."Zu verkaufen ein Renntierschlitten und eine Magd von 30 Jah­ren, stark, aber rothaarig. Zu sehen im Wirtshaus Zum goldenen Schwein." Auch Inserate, wie folgende, kamen häufig vor:Wer etwa eine 30jäh- rige korpulente Frau mit halbjährigem Milchkind (L-auglinge) zu vertauschen (gegen Knecht) oder zu verkaufen wünscht, kann sich melden." Oder:Für ein Weib, 5060 Jahr, das nähen und plätten kann, zahle ich noch 60 Rubel. Auch ein zwöls- bis dreizehnjähriges Mädchen kaufe ich, blond und mit braunen Augen."

Handel und Verkehr.

8 Nagold, 14. Dez. (Viehmarkt.) Zu Markt wurden gebracht: 69 Paar Ochsen, 130 St. Kühe, 21 St. Kälber, 39 St. Schmalvieh, 275 St. Läuferschweine, 188 St. Saugschweine. Verkauft wurden: 22 Paar Ochsen. Gesamterlös 16945 Mk.; 9 St. Kälber mit einem Erlös von 1088 Mk.; 12 St. Schmalvieh mit einem Erlös von 951 Mk.; 210 St. Läuferschweine, Preis für 1 Paar 36 bis 115 Mk.; 130 St. Saugschweine, Preis für 1 Paar 2334 Mk. Gesamterlös für Läuferschweine 4110 Mk; Gesamterlös für Saugschweine 1211 Mk.

Stuttgart, 11. Dez. (Landesproduktenbörse.) Wir notieren per 100 Kilogramm: Weizen, bayr. 17.50, dto. niederbayr. prima 18.50, Kernen, 16.35, Dinkel beregnet 11., dto. unberegnet 11.40, Haber, Holländer prima 19.40, dto. Rumän. prima 19.

Stuttgart, 11. Dez. (Mehlbörse.) Suppengries Mk. 29, Mehl Nr. 0: 28 bis 29., dto. Nr. 1: 26. bis 27., dto. Nr. 2: 24.5025., dto. Nr. 3: 22.50 bis 23., dto. Nro. 4: 19.19.50. Kleie mit Sack 9. per 100 Kg. je nach Qualität.

Stuttgart, 11. Dez. (Hopfen.) Es wurden bezahlt: 199195 Mk. für geringe, 210215 Mk. für Mittelware. Prima wurde nicht abgegeben.

Konkurseröffnungen. Alexander Bruder, Kauf­mann in Stuttgart, Inhaber einer Eigarren- und Tabak­handlung. Wilhelm Niederer, Bierbrauereibesitzer zum grünen Baum in Crailsheim, und seine Ehefrau Anna, geb. Lang in Crailsheim. Olt, Peter, Bauer und früherer Gemeindepfleger in Sondernach. Otto Johner, Zimmer­mann in Weiler. _

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z u das Unterhaltungsblatt Nr. 49 u. l Beilag e.

idaktion, Truck und Verlag oer C. W. Zaiser'schr Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold-