Deutschen so tapfer gestritten wie die protestantischen. Denn das ist ganz sicher: wenn schon die Macht der kathol. Kirche in den letzten Jahrzehnten gewaltig zugenommen hat, so ist anderseits auch das moderne Staatsbewusstsein so stark geworden, daß es jener wohl die Wage halten kann. Es sollte der Papst oder ein Bischof es einmal versuchen, wie das im Mittelalter häufig geschehen ist, und die Katholiken gegen den preußischen König und d. Kaiser des Treu­eides entbinden! Wie schnell würde da eine Reaktion gegen die päpstliche Macht eintreten. Wir glauben auch nicht, daß durch den Wiedereinzug der Jesuiten in Deutschland dem Reiche eine unmittelbare Gefahr entstehen würde. Das d. Reich und das Volk wer­den sogar stark genug sein, um auch die konfessio­nellen Wühlereien und Hezereien der Jesuiten zu überwinden, ebenso wie schließlich ein gesunder Mensch eine Portion Gift in sich aufnehmen kann, ohne daß er immer daran zu Grunde gehen muß. Aber fragen wir: Wozu soll ein Mensch Gift zu sich nehmen, das ihn, wenn es ihn auch nicht gerade tötet, doch fchwächt und krank macht? Und wozu soll das d. Reich die Jesuiten wieder zulassen, die es auch nicht zu Grunde richten, die aber doch den konfessionellen Frieden stören und die ihr altes Treiben wieder beginnen werden, welches nun ein­mal unabänderlich gegen den Protestantismus und jegliche religiöse Freiheit gerichtet ist?"

Frankreich.

Paris, 4. Dez. Die Kammer ist dicht "gefüllt; die drei Botschafter des Dreibundes nehmen die Vor­derrampe der Mittelloge ein. Casimir-Perier wird bei seinem Eintritt umringt und beglückwünscht. Er verliest das Manifest der Regierung: Inspiriert von dem neuerdings ausgesprochenen Willen des Lan­des, verspricht er treue Pflichterfüllung; das Land verabscheut die Reaktion, wünscht Gedankenfreiheit, Glaubensfreiheit und Fortschritt und keine Politik der abstrakten Formeln, ungerechten Vorurteile und der willkürlichen Klassenunterschiede. Das Land verlangt trotz der sozialistischen Theorien die Beibe­haltung der von der großen Revolution geschaffenen Grundlagen der Gesellschaft: Freiheit und Privat­besitz. (Beifall auf den Mittelbänken.) Die Regie­rung will der Demokratie vertrauensvoll dienen, den

sozialistischen Doktrinen keine Mißachtung, sondern edelmütige und fruchtbare Wirksamkeit entgegensetzen. (Lebhafter Beifall.) Die Steuern sind gerechter zu verteilen; die direkten Steuern derart, daß besonders der erworbene Reichtum betroffen wird. (Allgemei­ner Beifallssturm.) Diese Erklärung des neuen Mi­nisteriums wurde selbst bis in die äußerste Linke hinein sehr gut ausgenommen. Paschal Grousset (Soz.) beantragt alsdann den Erlaß einer vollständi­gen Amnestie. Es wird beschlossen, sofort in die Beratung des Antrages einzutreten. Paschal Grousset entwickelt seinen Antrag. Der Minister des Innern, Raynal, der mehreremal unterbrochen wird, wei­gert sich, darauf einzugehen, da der geeignete Augen­blick dazu nicht vorhanden sei. Roche spricht für die Amnestie. Schließlich wird diese mit 257 gegen 226 Stimmen verworfen. Im Senat verlas Mi­nister Spuller die ministerielle Erklärung.

Serbien.

In Serbien ist nun ein neues radikales Mi­nisterium unter dem General Gruitsch gebildet. Als dieser würdige Herr zum letzten Male Serbien re­giert hatte, hatte sich seine Thätigkeit vor allem da­durch ausgezeichnet, daß von seinen Parteigenossen die Meisten keine Steuern zahlten. Diese Steuer­rückstände bestehen zum Teil noch und haben we­sentlich die in Serbien herrschenden Finanzschwie­rigkeiten mit verschuldet.

Kleinere Mitteilungen.

Rottenburg, 4. Dezbr. (Auch ein Zeichen der Zeit.) Auf die von Hrn. W. Bader, Buchhändler hier, zur Bese­tzung ausgeschriebene Ausläufer- und Packerstelle haben sich gegen 150 Bewerber gemeldet.

Frankfurt a. M., 2. Dez. Durch Elektrizität getötet wurde gestern in Bockenheim ein lOjähriger Maurerlehr­ling. Er war mit anderen Arbeitern auf einem Gerüst an der Bockenheimer elektrischen Zentralstation beschäftigt, kam ins Wanken und griff, um sich zu halten, nach den Drähten der elektrischen Leitung. Alsbald schloffen sich seine Hände, vom Strom krampfhaft zusammengezogen, fest um den Hauptleitungsdrath, er rief jammernd um Hilfe, Arbeiter eilten.herbei, ihn aus seiner Lage zu befreien, aber bis die stromliefernde Maschine abgestellt war, trat der Tod ein.

Eine originelle Rechtsfrage sollte dieser Tage der Entscheidung des Zivilgerichts in Berlin unterbreitet wer­den. Ein Lebensüberdrüssiger hatte sich in seiner Wohnung aufgehängt. Durch das Gewimmer und Gestöhne des frei­

willigen Todeskandidaten wurden Hausbewohner angelockt, die kühn entschlossen, die verschlossene Thür sprengten, in die Wohnung drangen und den Selbstmörder noch im letz­ten Moment abschnitten. Bei dem Rettungswerk war die Wohnungsthür arg beschädigt worden und mußte repariert werden. Der Hauswirt verlangte die Kosten von dein Mieter, dieser aber weigerte sich, zu zahlen, indem er be­hauptete, daß er zur Beschädigung der Thür keine Veran­lassung gegeben, auch keinen Vorteil gehabt habe, da ihm sein Leben gar nichts wert sei. Es kam deshalb zur Klage, dem Amtsrichter aber glückte es schließlich, einen Vergleich herbeizuführen.

In Hamburg sind am Sonnabend zwei unverheira­tete Schwestern, sich eng umschlungen haltend, aus der dritten Etage ihrer Wohnung auf die Straße gesprungen.

Die eine hat den Tod sofort gefunden, während die andere hoffnungslos darnieder liegt.

Die Grußreform. Seit einigen Tagen werden in Meran unter Kurgästen und Einheimischen kleine Briefe ^ folgenden Inhaltes in großen Mengen verteilt:Im In- ^

teresse ihrer Gesundheit werden sämtliche Herren in Me- *

ran höflichst gebeten, den Hut beim Gruße nicht abzuneh- zj

men, sondern militärisch zu grüßen. Die geehrten Dame r ?

wollen diesen Gruß als ganz besonders herzlichen betrach- M

ten." Es hat sich bereits eine größere Anzahl Herren be- I

reiterklärt, diesem vernünftigen Wunsche zu willfahren » lk und mit der allerdings durch jahrhundertelange Gewöhn- ^

heit zur Sitte gewordenen, geradezu lächerlichen und ge- ^

sundheitsschädlichen Unsitte zu brechen, durch Schwenken «

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Die Schuldner der? Dr. Gmeli n'schen d» Erben bitte ich wieder- « Holtum nunmehrige alsbaldige Zah-^ lungsleistung.

Nagold, den 7. Dez. 1893.

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