Vorleben, in Freibnrg Hot er in wenigen Jahren ein Vermögen von über 70 000 verschleudert.

Freiburg, 21. Nov. Der prokt. Arzt Schell- dorf in Jhringen am Kaiserstuhl, welcher am Frei­tag Nachmittag seine junge Frau nach nur drei­monatlicher Ehe durch Cyankali getödtet hat, wurde auf Verfügung der Gerichtsbehörde vorläufig in die hiesige Jrrenklinitt verbracht. Er scheint die That in einem Anfall von Geistesstörung begangen zu haben.

Bonn, 21. Nov. Das Dunkel über dis Er­mordung eines siebenzehnjährigen Mädchens ist ge­lichtet. Die Ermordete hat eine Verwechslung mit dem Leben bezahlen müssen. Ein junger Ehe­mann wollte seiner Frau, die abends aus verbotenen Wegen wandelte, auslauern; in der Dunkelheit irrte er sich in der Person und das unschuldige Mädchen erhielt den tätlichen Stich. Der Thäter soll vor dem Untersuchungsrichter ein Geständnis abgelegt haben.

D armstadt, 23. Nov. Die Witwe Hartenau's i empfing, wie dieHessischen Volksblätter" melden, anläßlich des Todes des Grafen Hartenau vom Kai­ser von Rußland und sämtlichen Großfürsten Bei­leidstelegramme. Nach demselben Blatte reist Graf Erbach-Schönberg (Neffe Hartenau's) zur Beisetzung nach Sofia ab. Der Großherzog sendet seinen Adjutanten Generalmajor Wernher dorthin.

Berlin. Dem Reichstag gingen die Entwürfe des Tabaksteuer-, des Weinsteuer- und des Stempel­steuer-Gesetzes zu, sowie der Entwurf, betreffend die anderweitige Ordnung des Reiichsfinanzwesens. Der ^ Entwurf des Tabaksteuer-Gesetzes entspricht der von den Blättern bereits veröffentlichten Fassung, ebenso der Entwurf des Finanz-Gesetzes. Nach der beige­gebenen Denkschrift ist die Geltung des Gesetzes für ^ den Zeitraum vom 1. April 1895 bis 31. März 1900 ! in Aussicht genommen. Die Entwürfe des Stempel- ! steuergesetzes und des Weinsteuergesetzes sind eben- > falls in allen wesentlichen Bestimmungen bereits be­kannt. Der Entwurf des Weinsteuergesetzes setzt die untere Wertgrenze für den zu versteuernden Natur­wein aus 50 ,/L pro Hektoliter fest.

Berlin, 23. Nov. Die Gemahlin des Grafen Herbert Bismarck ist heute in Schönhausen von einer Tochter entbunden worden.

Deutscher Reichstag. In Gegenwart des Reichs­kanzlers Grafen Caprivi und zahlreicher Staatssekretäre begann der Reichstag am Donnerstag seine eigentlichen Verhandlungen. Die Einstellung der gegen die sozialisti­schen Abgg. Bueb und Herbert schwebenden Strafverfahren wurde für die Tauer der Session beschlossen und alsdann die erste Lesung der neuen Handelsvertragsverhandlungen mit Rumänien, Spanien und Serbien begonnen, die zu sehr animierter Debatte führte. Die Weiterberatung wird vertagt bis Freitag Mittag. In der Beratung der Han­delsverträge konnte Abg. Gras Limburg (kons.) keinen Borteil für das Reich in der neuen Wirtschaftspolitik er­blicken. Die Reichsregierung schließe Verträge um jeden Preis ab und lege die Kosten dann der Landwirtschaft auf. Das sei früher der Fall gewesen und trete auch jetzt wie­der hervor. Seine Partei werde aber keinem Vertrage mehr zustimmen, welcher der Landwirtschaft neue Opfer auferlege. Die Regierung könne auch aus den letzten preußischen Landtagswahlen sehen, wie die Stimmung im Lande sei. (Beifall rechts, Widerspruch links.) Staatssekretär von Marschall erklärt, in den vorliegenden Verträgen fei für das deutsche Entgegenkommen voller Ersatz geleistet. Die Kritik der Verhandlungen durch den Vorredner sei wertlos, weil derselbe mit dem Gange der Verhandlungen ja gar nicht vertraut sei. Unter den neuen Handelsver­trägen habe unsere Ausfuhr stark zugenommen, die Ein­fuhr sich vermindert, auch beim österreichischen Roggen. Ohne die Handelsverträge hätte die deutsche Industrie fast ihr ganzes Absatzgebiet verloren. Die Agitation des Bun­des der Landwirte verhindere nur Reformen und erwecke Hoffnungen, die sich nie erfüllen würden. Auch ohne die neuen Verträge würde der Kornpreis nicht höher sein. Der Vorredner habe nichts gegen die neuen Verträge an­bringen können, deren Annahme der Staatssekretär erhofft. (Beifall links.) Nbg. Richert (freist) wendet sich gegen die Darlegungen des Abg. Graf Limburg-Stirum und meint, dem heutigen Reichskanzler werde seine Wirtschafts­politik als ein unsterbliches Verdienst angerechnet werden. Mit der früheren Politik wären wir in eine Sackgasse ge­raten. Abg. Lieber (Ctr.) hält die heutige Wirtschafts­politik ebenfalls für eine Großthat der neuen Aera, wünscht aber Kommissionsberalung zur Verhütung stürmischer De­batten. Abg. Gras K anitz verteidigt den Bund der Land­wirte, worauf nach kurzer Bemerkung des Reichskanzlers die Sitzung bis Freitag vertagt wird.

Nach einer Mitteilung derDeutsch. Warte" be­antragt die Regierung, die Wertsteuer für Natur­weine auf 15, für Schaumweine auf 20 und für Kunstweine auf 25 Prozent zu normieren. Frankreich.

Paris, 24. Novbr. Ein Großfeuer zerstörte mit furchtbarer Gewalt die Häuser der Martyrer-

straße. Es entstand eine allgemeine Panik unter den Einwohnern. Dieselben sprangen zahlreich aus den Fenstern, wobei viele schwer verwundet wurden. Eine Frau ist lebendig verbrannt.

Belgien.

Brüssel, 23. Nov. In Namur wurden der Generallieutenant Frommont und dessen Ordonnanz bei Bearbeitung von Explosivzündern in der Privat­wohnung des Ersteren durch eine Explosion furcht­bar verstümmelt. Dem Generallieutenant wurden das rechte Auge und vier Finger ausgerissen, der Bauch geöffnet und das Gesicht zerfetzt; der Ordon­nanz wurden Hände, Gesicht und Brust zerrissen.

Brüssel, 25. Nov. Die letzte Nachricht vom Kongo meldet den Tod Musura Ben Emins, des Sohnes Emin Paschas. Benemin starb am 27. August. Dessen Mutter war die Zanzibaritin Na­mens Asomina. Dieselbe wurde mit ihrem Kinde und vielen andern gefangen und siel bei der Ein­nahme Kirundus in die Hände des Führers der Dualla- Expedition.

Italien.

Rom, 23. Nov. Ueber das Befinden des Pap­stes hört dieStr. P." aus vatikanischen Kreisen, daß man lebhaft um ihn besorgt ist, obwohl er nicht eigentlich krank ist; der Leibarzt Lapponi aber be­merkte, daß der Papst hinsieche und ein plötzliches Ende leicht eintreten könnte. Man zweifelt, daß der Papst den Winter überleben wird. Nach einer Meldung glaubt man im Vatikan, daß diesmal die Rückkehr der Jesuiten gesichert sei.

England.

London, 23. Nov. Die Times meldet aus Rio de Janeiro vom 17. Nov. über Montevideo: Infolge Explodierens eines Geschosses im Fort Lage wurden 1 Offizier und 17 Mann getötet. Die Auf­ständischen nahmen Fort Lage.

Türkei.

Konstantinopel, 22. Nov. Die Pforte hat beschlossen, Frauen, welche die nötige Befähigung haben, die Ausübung der ärztlichen Praxis zu ge­statten. Dieser Beschluß ist den Anstrengungen des amerikanischen Gesandten in Konstantinopel zu ver­danken.

Amerika.

In Montreal in Kanada sind drei junge Leute französischer Abkunft verhaftet worden, als sie im Begriff standen, das dortige Nelson-Denkmal in die Lust zu sprengen. Sie hatten Dynamitpatronen bei sich, durch deren Explosion das Denkmal zweifellos zerstört und die umliegenden Häuser schwer beschä­digt worden wären. Unter den Verhafteten, welche Offiziere in der kanadischen Miliz sind, befindet sich ein Sohn des (wegen Betrugs abgesetzten) .früheren kanadischen Ministerpräsidenten Mercier. Die Ver­schwörung wird auf die Agitationen der französischen Presse in Quebeck gegen die englischen Einrichtungen zurückgeführt.

Kleinere Mitteilungen, jf Altensteig, 26. Nov. Mit dem Winter hat sich in einigen unserer Nachbarorten wieder ein ganz ungesehener Gast eingestellt, nämlich das Scharlach­fieber. In Altensteig-Dorf und in Fünfbronn haust die gefürchtete Krankheit in bedenklicher Weise. Nicht nur kleinere Kinder, auch Schüler von 1113 Jah­ren starben in jüngster Zeit am Scharlach. Einigen Elternpaaren sind schon mehrere Kinder von dieser Krankheit in wenigen Tagen hinweggerafft worden. Auch Väter und Mütter von scharlachkranken Kin­dern sind von der Krankheit angesteckt und liegen bedenklich krank. Hier selbst kamen seit acht Ta­gen einige leichtere Fälle von Halsbräune vor, die aber günstigen Verlauf nahmen.

Waldjsee, 21. Nov. Welcher Opferwilligkeit ein treuer Freund ist, beweist wohl zur Genüge Nachstehendes. Ein junger Mann aus hiesiger Gegend befand sich in Al­gier bei der französischen Fremdenlegion, zu welcher er sich freiwillig hatte anwerben lassen. Ta derselbe diesen Schritt bereute und sich nach der Heimat zurücksehnte, benachrich­tigte er seinen Freund von seinem Gemütszustände. Dieser machte sich auf die Reise nach Algier und kam auch glück­lich in der dortigen Hafen- und Garnisonsstadt Oran an. Dort war ihm das Hotel bezeichnet, indem er Logis nahm. Hernach spazierte erstickt einem Packetchen unter dem Arm vor den Fensteru des bezeichneten Gasthauses auf und ab, bis ihn sein Mann bemerkt hatte. Nun begaben sich die Freunde zusammen nach einem einsamen Berge in der Nähe Orans. Hier kleidete sich der französische Soldat mit der für ihn in dem Packet enthaltenen Zivilkleidung um, wonach die Flucht sofort stattfand. Vorgestern ge­langten beide wohlbehalten hier an und hat sich der aus

der Fremdenlegion Zurückgekehrte bereits der diesbezügli­chen Behörde behufs Antritts seiner Militärpflicht gemeldet.

Zwickau, 21. Nov. In Zöblitz hat ein siebenjähriger Knabe sein ihm zur Aufsicht übergegebenes Brüderchen in der Stube mit dem Gewehr seines Vaters erschossen. Nach­dem er den Leichnam in die Wiege gelegt hatte, floh der kleine Mörder.

Mannheim, 23. Nov. Vor einigen Tagen wurde ein 8jähriger Knabe im hiesigen Rheinhafeu als Leiche aufgefunden. Die Besichtigung der Leiche ergab, daß hier ein Mord vorliegen muß, denn dom) Knaben waren die Gliedmaßen zerbrochen und zer- stümmelt und ihm außerdem der Schädel zertrümmert worden. Der That dringend verdächtig ist die Stiefmutter des Knaben.

Solingen, 18. Nov. Eine große Anzahl Eheschließungen, die in letzter Zeit vollzogen wur­den, sollen amtlicherseits für ungültig erklärt wer­den, da diese Ehen nicht auf gesetzlichem Wege zu­stande gekommen sein sollen und zwar aus folgen­den Ursachen: Der als Standesbeamter fungierende Sohn des Oberbürgermeisters ist seit längerer-Zeit ernstlich erkrankt und einen Stellvertreter hat der­selbe bis heute noch nicht gehabt. Während der Krankheit des Standesbeamten find nun die vorge­nommenen Arbeiten des Standesamts, wie Eheschlie­ßungen, Sterbefälle, Geburten u. s. w. vom Ober­bürgermeister, sowie von dem 1. Beigeordneten be­urkundet, bezw. geschlossen worden, ohne daß letz­tere die gerichtliche Befugnis dazu hatten. Betreffs der Sterbesälle und Geburten sind die Beteiligten zum größten Teil schon neuerdings zum «Standes­amt geladen, um die Anzeigen nochmals vor einem rechtsgültigen Standesbeamten zu machen. Der Staatsanwalt in Elberfeld hat sich bezüglich der Gültigkeit dieser Ehen weitere Entscheidung Vorbe­halten, die bis jetzt noch nicht eingetroffen ist, und begreiflicherweise mit großer Spannung, besonders bei den in erster Linie betroffenen Ehepaaren er­wartet wird. Es sollen dieser Paare ungefähr 70 bis 80 sein.

Einen strengen, schneereichen Winter prog­nostizieren übereinstimmend die wissenschaftliche Me­teorologie und der Volksglaube. Der Gothaer Me­teorologe H. Habenicht, dessen Wetterprognosen sich in Fachkreisen eines großen Ruhmes erfreuen, sagt in einem der letztenEis und Wetterberichte vom Nordatlantischen Ozean," daß die andauernde Trok- kenheit des Sommers, die auch durch die Niederschläge des September und vielleicht Okober nicht ersetzt werden könne, einen niedrigen Grundwasserstand Her­vorrufen werde, und die Folge davon werde wieder ein strenger Winter sein. Im hohen Norden, nörd­lich von Neufundland und östlich von der Belle Jsle- Straße, wurde eine ungewöhnlich große Zahl von Eisbergen beobacbtet. Deren mildernde Wirkung aus das Klima Europas dürfte sich aber, wenn überhaupt, erst im nächsten Frühjahr geltend machen. In Belgien leitet der Volksglaube die Wahrscheinlichkeit eines harten Winters aus dem Umstand her, daß nach aus den Ardennen eingegangenen Berichten ganze Rudel Wölfe auftreten. Auch der Antwerpener wetterkundige Major Waelput kündigt vom Januar 1894 ab einen sehr harten, schriee- und frostreichen Winter an.

Mayen, 23. Nov. Vor einigen Tagen warf ein junger Bursche bei einem Wortwechsel, den er mit seiner Mutter wegen Hergabe von 50 Z hatte, derselben die brennende Petroleumlampe an den Kops. Die Frau ist an den erlittenen Brandwunden gestorben. Der Uebelthäter wurde festgenommen.

Eine gefährliche Bande. In Paris wurde, wie demWiener Fremdenbl." von dort telegraphiert wird, der langgesuchte Hauptmann der sogen. Nasen­beißbande verhaftet. Zu dieser Bande zählten sich Straßenräuber, welche die Gewohnheit hatten, jedes ihrer Opfer durch Abbeißen der Olafe zu verstümmeln.

Das Reisegepäck des Zaren besteht aus nicht weniger als 300 Koffern und ist genau zweimal sv groß als das der Prinzessin von Wales. Die Koffer des Kai­sers füllen 14 Eisenbahngepückwagen.

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