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Amts- und Intelligenz-Blaü flir den Obersmts-Bezirk Nagold.
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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 Pfg., in dem Bezirk 1 Mk., außerhalb des Bezirks 1 Mk. 20 Pfg. Monats-Abonnement nach Verhältnis.
Samstag 25. Wovember
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1893.
Eages-Weuigkeilm.
Deutsches Reich.
Nagold, 24. Nov. lieber die gestern stattgehabte Versammlung des hies. Gewerbevereins im Hotel z. „Rößle" berichten wir eingehend in näch- ! ster Nummer d. Bl.
> Tübingen. Für die ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts des IV. Quartals 1893 ist Landgerichtsrat Kohlhund zum Vorsitzenden ernannt worden. Die Schwurgerichtssitzungen werden am 11. Dezember, vorm. 9 Uhr, eröffnet werden.
Hohenheim, 20. Nov. Heute feierten die Beamten und Studierenden der Königlichen Akademie das 75. Stiftungsfest. Dem eigentlichen Festakt folgte das Festessen mit etwa 110 Gedecken. Am Sonntag abend ging dem Fest ein Kommers sämtlicher Studierender und Beamten voraus.
Ulm, 21. Nov. In der Strafsache gegen die Seifenschwindler Wißling u. Comp, und Schön u. Comp, wurden gegen hundert Fälle bei dem hiesigen Landgericht angezeigt. Zwei weitere Mitschuldige in Leipzig und Berlin werden nächster Tage in das hies. Untersuchungsgefängnis eingeliefert.
Brandfall: In Sindelfingen das Haus des Webers Schmidt. Die Frau und Tochter des Farrenhalters, welche in demselben Hause wohnten, wurden in Haft genommen.
München, 18. Nov. Die Feuerwehr-Requisi- ten-Fabrik C. D. Magirius in Ulm a. D., deren außerordentliche Leistungsfähigkeit im Bau von Feuerspritzen und Rettungsleitern vom 14. deutschen - Feuerwehrtag her noch in bester Erinnerung ist, hat auf der Weltausstellung in Chicago die Preismedaille erhalten.
Augsburg, 19. Nov. Seit einiger Zeit herrscht dahier wieder die Influenza in hohem Maße; ganze
> Familien liegen darnieder, in einigen Schulklassen fehlt nahezu die Hälfte der Schüler und man hört von Fällen äußerst schwerer Art.
Trier, 21. Nov. Den Verfassern der Broschüre über den heiligen Rock sind die Gefängnis- s strafen im Gnadenwege ermäßigt worden. Reichard erhielt 8 Tage Festungshaft, Sonnenberg 100 Geldstrafe.
Schneidemühl, 21. Novbr. Oberhauptmann Freund läßt so lange feinen Kies in den Unglücksbrunnen schütten, als die Aufschüttung nachsinkt.
Die „Zukunft" schreibt: „Der jetzige Reichskanzler hat kürzlich einem Führer der konservativen Partei, der die Not der Landwirte mit ihm besprechen wollte, trocken geantwortet: „Ja, die Landwirte müssen eben abschreiben, wie das jeder indu- , strielle und kaufmännische Unternehmer heute thut, j und zwar gleich fünfzig Prozent!" Und als ihm ! erwidert wurde, die unmittelbare Folge solcher Abschreibungen würde der Bankerott sein, da die mei- j sten Landwirte die Hälfte ihres Besitzes nicht mehr unverschuldet Hütten, meinte der Staatsmann ohne Ar und Halm, frei nach der Freisinnslehre: „Nun, dann gehen die jetzigen Besitzer eben zu Grunde; es werden neue billig kaufen und leben tonnen." An diesem Punkte soll die Unterhaltung als zwecklos abgebrochen worden sein."
Berlin, 21. Nov. Der Kaiser hat Mittags im 'Neuen Palais das Reichstagspräsidium empfangen und demselben den Wunsch eines guten gesegneten Fortgangs der parlamentarischen Arbeiten ausgesprochen.
Berlin, 22. Nov. Die Nachsteuersätze sind nunmehr für Cigarren auf 9 Cigarretten 3,50 - //
für 1000 Stück; für Schnupftabak auf 24 ^ und für Rauchtabak auf 44 ^ pro 100 Kilo festgestellt worden.
Berlin, 22. Nov. v. Manteuffel veröffentlicht heute früh eine Gegenerklärung gegen die gestrige des Reichsanzeigers und bleibt dabei, Ca- privi habe gesagt, die Landwirte müßten abschreiben und billiger wirtschaften und leben. Denen, die hierzu wegen der Höhe ihrer Verschuldung nicht fähig seien, sei nicht zu helfen.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 21. Nov. Dom Pedro, Sohn des Grafen von Eu, von welchem es hieß, daß er zum Kaiser von Brasilien ausgerufen werden soll, befindet sich als Zögling in der Militärakademie in Wiener-Neustadt, steht unter strengster militärischer Zucht und verkehrt nur mit seinem Cousin, dem Prinzen Aleneon; er ist über die Vorgänge in Brasilien gar nicht unterrichtet, da er auf Wunsch seiner Eltern streng von Politik ferngehalten wird.
Gr atz, 22. Nov. Die Grabrede des bulgarischen Ministers Grekow machte einen tiefen Eindruck. Der Minister betonte, der verstorbene Fürst Alexander habe durch die freiwillige Niederlegung der bulgarischen Krone nach der Schlacht bei Slivnitza zum ersten Male Bulgariens Freiheit und Unabhängigkeit gerettet.
Italien.
Ein Streik, wie er bis jetzt wohl zu den größten Seltenheiten gehört, ist in Rom ausgebrochen. Dort haben die Telegraphenbeamten infolge der beabsichtigten Verschmelzung der Beamtenkörper der Post und Telegraphie am Montag Mittag ihre Thätigkeit eingestellt und es scheint sicher, daß alle Telegraphenbeamten in Italien sich dem Ausstand anschließen werden.
Rom, 21. Nov. Die Zahl der hier streikenden Telegraphisten beträgt nahezu 200. Das Ministerium telegraphierte nach Neapel und Florenz um Ersatz. Der „Reforma" zufolge beabsichtigen die Telegraphenbeamten ursprünglich den Streik beim Wiedereintritt der Kammer zu beginnen.
England.
London, 20. Nov. Die „Times" meldet aus Teheran: Ein heftiges Erdbeben suchte am Freitag Abend die Stadt Ruch au heim, wodurch 'ff-, der Stadt zerstört wurden.
London, 21. Nov. Die „Times" melden aus Teheran von gestern: Die Erdbeben dauern fort; von verschiedenen Orten wird große Zerstörung gemeldet; ebenso große Verluste an Menschenleben.
Kleinere Mitteilungen.
Tübingen. Stuart Cumberland, der weltberühmte englische Gedankenleser wird hier seine Soiree am nächsten Freitag abends im Festsaal des Museums gemeinsam mit Frl. PH. Bentley, der „anti-magnetischen" Dame veranstalten. Ueber diese bemerkt Cumberland, daß ihre eigenartigen Experimente nur auf Grund physikalischer Gesetze ausgeführt werden. Die N. N. in Dresden, wo beide die letzte Woche auftraten, schreiben über die Dame u. a.: „Es erscheint auf den ersten Blick unglaublich, wenn man sieht, daß eine schmächtige Dame ohne jede physische Anstrengung die schwersten Männer mit Leichtigkeit vom Boden hebt, daß fünf bis sechs starke Leute nicht im stände sind, der Dame einen Stab aus den geöffneten Händen zu nehmen, und daß diese schließlich lediglich durch die Berührung einen Knaben so schwer macht, daß auch der stärkste Mann ihn nicht heben kann." Ein Programm, das Herr Cumberland hier
verteilen läßt, erzähWehr^ hübsch ^von^der Soiree zu Kopenhagen vor einem „Auditorium von Königen." Von den staunenerregenden Leistungen Cum- berlands nur einige Beispiele: Einer Dame, an die ein Herr gedacht hatte, konnte Cumberland schon nach wenigen Minuten ein Bouquet überreichen. Ebenso schnell entdeckte er bei einem Herrn diejenige Körperstelle, an welcher dieser Schmerzensempsindun- gen verspürte. Besonders interessant mar das Aufsuchen einer im Saale versteckten Nadel. Recht hübsch wurden Zeichnungen an der Tafel ausgeführt, welche zwei Medien in Gedanken darstellen wollten: eine komische Mönchsfigur und eine Soldatenmütze. Auch die siebenstellige Zahl einer Banknote, die einer der Herren im Portemonaie hatte, schrieb Cumberland in wenigen Minuten an die Tafel. Das Aufsuchen einer im Saale versteckten Nadel ohne Berührung mit dem Medium gelang ebenfalls in überraschender Weise, ebenso in gleicher Weise das Ausfinden einer gedachten Person. Zuletzt gab Cumberland noch einige Aufklärungen über Geisterklopfen, das durch Zusammenziehen der Muskeln des Hand- oder Fußgelenks bewirkt wird, und bewies an zwei Herren, deren Augen verbunden waren, welche Gehörstäuschungen möglich sind.
Heilbronn, 16. Nov. In den letzten Tagen wurde hier der aus Pforzheim flüchtig gewordene Buchhalter Ganzert, welcher seinem Prinzipal ca. 40 000 Mk. Gold unterschlagen hatte, verhaftet und ans Amtsgericht Pforzheim eingeliefert.
Wiblingen, 17. Nov. An der Geschichte mit dem aufgefundenen Kistchen und dem grausigen Kindsmord ist keine Silbe wahr. Aus einigen Knochenstückchen, die von einein verendeten Vogel herrühren, wurde die ganze Schauermär zusammengesetzt.
Auf der Fasanenjad in Kuchelna am jüngsten Montag hat der Kaiser 730 Fasanen und außerdem 1 Lapin zur Strecke gebracht. Elf Gewehre hatte der Kaiser mitgebracht, von denen er vier in Gebrauch nahm. Tie Teilnehmer an der Jagd waren erstaunt über die Treffsicherheit des Monarchen, der bekanntlich beim Schuß nur den rechten Arm verwendet, wobei er denselben auf eine besondere, an der rechten Hüfte angebrachte Unterlage stützt. Insgesamt wurden erlegt 3131 Fasanen, 5 Hasen und ein Lapin. Am Sonntag 'Abend spielte der Kaffer nach der» Diner einen sehr soliden Skat mit dem Fürsten Hatzfeld-Trachenberg und dem Jagdherrn, dem Fürsten Lich- nowsky. Das Point wurde zu einein achtel Pfennig gespielt; der Kaiser hatte Pech, denn er verlor achtzehn Pfennige. In Hannover wirb inan sich einstweilen für solches „Jen" noch nicht begeistern können._
Handel und Verkehr.
Der Eisenbahn-Reformverein in Pforzheim hat in einer Versammlung den Beschluß gefaßt, bei der württ. Generaldirektion bezüglich einer wünschenswerten Abänderung des Fahrplans der Enz- und Nagoldbahn für den Sommerdienst vorstellig zu werden. Die Frühzüge von hier nach Wildbad und Calw, sowie umgekehrt, sollen zeitiger abgehen bezw. eintreffen; auch soll der letzte Zug von Rottweil und Horb nicht nur bis Calw, sondern nach Pforzheim geführt werden. Ferner soll ersucht werden,von Stuttgart 4 Uhr 20 Min. früh einen etwa um 6 Uhr hier ankom- menden Zug abgehen zu lassen, der bei richtigem Anschluß einen zeitigen Verkehr mit dem Enz- und Nagoldthal ermöglicht. Schließlich soll auch noch um die Einführung sog. Sonntagsbillette, sowie um die Wiedereinführung der Badekarten nach Wilbbad gebeten werden. Für die letztere Neuerung soll eine wirksame Propaganda unternommen werden und zwar durch Sammlung von Unterschriften der in Betracht kommenden Enzthal-Gemeinden.
Nürnberg, 21. Nov. (Hopfen). Die Zufu ren sind mäßig, ausgenommen ausländische Sendungen, welche wieder zahlreicher eintreffen. Stimmung fest. Preise am 21. Nov. Marktware prima Mk. 215—220, mittel 205, bis 210, Württemberger prima 235—240, mittel 220—225, Badischer prima 235 240, Elsäßer prima 218 222, mittel 200—210.
Hiezu da s Unterhal tun gsblatt Nr. 40. Redaktion, Druck und Verlag oer G. W. Zaijer'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.