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Amts- und Intelligenz-Blatt flir den Oberamts -Bezirk Nagold.

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Samstag 18. Wovember

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Amtliches.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Beschaf­fung von Forelleneiern und von Aalbrut für inländische Fischzüchter.

Die Zentralstelle wird auch in diesem Betriebs­jahr inländischen Fischzüchtern die Beschaffung von angebrüteten Forelleneiern (Bachforellen) und von Aalbrut erleichtern.

Bestellungen auf Lieferung von Forelleneiern sind spätestens bis zum 31. Dezember d. Js. nach Wahl des Bestellers beim Fischereiverein Ulm oder bei den Fischzüchtern Gunzen Hauser in Ku­chen, OA. Geislingen, Hartmann in Pfrondorf, OA. Nagold, Kübler in Bösfingen, OA. Freuden­stadt, Laun in Itzelberg, OA. Heidenheim, Ocker in Herbrechtingen, OA. Heidenheim und Weber in Oberkochen, OA. Aalen, einzureichen.

Die Genannten haben sich bereit erklärt, das Tausend Eier nach Abzug eines auf die K. Staats­kasse zu übernehmenden Kostenanteils zu liefern und zwar der Fischereiverein Ulm zu 2 ^ 75 .ff (Verpackungs- und Versendungskosten nicht inbegrif­fen), Gunzenhauser, Hartmann und Kübler zu 3 (ohne Anrechnung von Verpackungskosten, bei Bestellungen von 5000 und mehr ohne Anrech­nung irgend welcher Nebenkosten), Laun zu 4 ^ (ohne Anrechnung. von Nebenkosten), Ocker zu 3 50 -ff (einschließlich Verpackung und Franka­

tur) und Weber zu 2 ^ 75 ff (Verpackungs- und Versendungskosten nicht inbegriffen).

Bei Bestellungen, welche nach dem 31. Dezember d. I. erfolgen, findet eine Preisermäßigung nicht statt. Die Bezahlung des Kaufpreises für die ge­lieferten Eier hat von dem Besteller unmittelbar an den Lieferanten zu erfolgen.

Bestellungen von Aalbrut sind, wie bisher, spätestens bis zum 31. Dezember d. I. bei dem Sekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirt­schaft in Stuttgart" einzureichen.

Stuttgart, den 9. November 1893.

v. Ow.

Bekanntmachung,

betr. Wassetwerksänderung der Sägmühlebesitzer Ehr.

Braun und PH. Maier in Altensteig-Stadt.

Die Holzhändler und Sägmühlebesitzer Ehr. Braun u. PH. Maier in Altensteig-Stadt ha­ben um die Erlaubnis nachgesucht, in ihrem bestehen­den Sägmühlegebäude Nr. 87 an Stelle der beiden vorhandenen Wasserräder eine Turbine einsetzen und den Unterkanal tiefer legen zu dürfen.

Dies wird mit dem Ansügen bekannt gemacht, daß etwaige Einwendungen gegen die beabsichtigte Wasserwerksänderung binnen 14 Tagen bei der Unterzeichneten Stelle anzubringen sind. Nach Ab­lauf dieser Frist können Einwendungen in dem Ver­fahren nicht mehr angebracht werden.

Beschreibungen, Zeichnungen und Pläne sind auf dem Rathaus in Altensteig-Stadl zur Einsicht auf­gelegt.

Nagold, den 16. Nov. 1893.

K. Oberamt. Vollmar, Amtmann.

Ernte-Dailkfcst.

Das ist ein schönes Wort. Es klingt wie Glocken­ton , der nach mühseliger Arbeit zu froher Feier ruft. Himmel und Erde haben ihre Schätze auf- gethan; des Menschen Hand hc.t treu gearbeitet, und nun schallt das Gebet zu Gott empor: Wir danken Dir! wir danken Dir! Solch' Dankfest ist

wie ein froher Feierabend, an dem von dem Wirte wundermild die Tische gedeckt sind, und Freude und Jubel ihr Recht haben.

Aber in diesem Jahre will es bssi den Meisten zu Freude und Jubel nicht recht komiüen. Hat doch eine Dürre, wie sie in diesem Jahrhundert kaum dagewesen, die Felder und Wiesen verdorrt. Wolken kamen, Wolken hingen, Wolken gingen, --- u. kein Regen! Die Wiesen, sonst grün und saftig, jetzt braun ge­brannt, die Quellen versiegt, der Ackerboden trocken wie Asche. Und dann wieder in vielen Gegenden zerstörende Unwetter, Hagelschlag und Ueberschwem- mungen, so daß der Seufzer und Klagen kein Ende war, und Mutlosigkeit, ja Verzweiflung sich der Herzen bemächtigte. Wohl hat der Spätsommer noch manche Erleichterung gebracht, aber zu voller Erntefreude will es diesmal nicht kommen.

Und dennoch ist morgen Ernte-Dankfest. Wir wären nicht Christenleute, wenn wir unter den Heim­suchungen der Gegenwart den Mut sinken ließen und, vor drohendem Mangel erschreckend, das Vertrauen zu unserm himmlischen Vater und die Dankbarkeit gegen ihn über Bord würfen. Fragt euch selbst und fragt eure Väter, ob der Herr Himmels und der Erden jemals die Seinen, die ihm fest vertrauten, im Stiche gelassen hat. Wer das herrliche Loblied kennt, das seit Jahrhunderten nach überwundenen Trübsalen aus unseren Gemeinden gen Himmel steigt: Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren!" dem tönt es auch durch die Seele;In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet!" Schon jetzt müssen wir mit Beschämung bekennen: Unsere Ernte ist, so spärlich auch immer, garnicht so armselig ausgefallen, wie die meisten zu klagen sich gewöhnt haben. Und soll ich zwei Zau­bermittel nennen, welche die knappe Ernte zu einer reichen machen, ja sie verdreifachen unh verzehnfachen kann?Das erste Mittel heißt: Sxid sparsam! Lasset euch genügen! Seid treue Haushalter auch über euere geringe Habe! Und das zweite Mittel heißt: Seid wohlthätig! Speiset die Hungrigen! Helfet die Not der Bedrängten als deren Brüder tragen!

Das wäre ein Ernte-Dankfest, has nicht mit dem Abend endete, sondern eine Zukunft voll Segen und Frieden in seinem Schoße trüge.

Tages-Meuigkeilen.

Deutsches Üeich.

t. Ebhausen, 15. Nov. Am letzten Montag verunglückte im hiesigen Gemeindewald der in den fünfziger Jahren stehende Holzhauer I. G. Beutler, indem er unter eine fallende Tanne geriet. Anfangs glaubte man, die erhaltenen Verletzungen des Mannes seien weniger gefährlich. Da aber das Bewußtsein des Verunglückten zeitweise vollständig schwindet, ist wohl anzunehmen, daß derselbe außer den äußer­lichen Wunden am Kopf und an der Brust, auch innerliche Verletzungen, namentlich auch eine bedeu­tendere Gehirnerschütterung durch den Schlag er­litten hat.

Aus Anlaß der Jagden im Schönbuch sind von dem Kaiser zahlreiche Auszeichnungen und Ge­schenke an das Forst- und Jagdpersonal verliehen worden. So erhielt Hr. Forstmeister Hopfengärt­ner in Wildberg den Kronenorden 3. Klasse.

Stuttgart, 14. Nov. In der gestrigen so- zialdem. Versammlung wurde Genosse Kl wegen seiner angeblich zu entgegenkommenden Haltung auf dem sozialdemokratischen Kongreß in Frankfurt hef­

tig angegriffen. Es gelang ihm jedoch, unterstützt von Dr. Stern, sich reinzuwaschen und eine Art Vertrauensvotum zu erlangen. Die Genossin, Frau Zetkin, hatte ganz besonders gegen Kloß geeifert. Sie vertritt den extremsten Standpunkt der Sozial­demokratie.

Stuttgart, 16. Nov. Nachdem am Mittwoch den 15. Nov. bei der Kammer der Abgeordneten die Kommision für Gegenstände der inneren Verwaltung zur Beratung der verschiedenen Eingaben der Volks- schüllehrer-Vereine zusammengetreten ist, soll am 29. und 30. ds. eine vom Ministerium des Kirchen- und Schulwesens einberufene, aus Bezirksschulinspektoren und Volksschullehrern zusammengesetzte Kommission gleichfalls über verschiedene Punkte- der genannten Petitionen beraten. Als besonders dringliche Gegen­stände werden bezeichnet: die Fortbildungsschule, der Wirtshausbesuch der seither sonntagsschulpflich­tigen Jugend, das Volksschulgeld und die Gehalts­und Krankenversorgungsverhältnisse der unständigen Lehrer.

Stuttgart. Die Taufe des neugeborenen Her­zogs wird heute Freitag mittag stattfinden; voraus­sichtlich wird Professor Dr. Keppler von Tübingen, der mit S. K. H. dem Herzog Albrecht persönlich bekannt ist, die heilige Handlung vornehmen.

Ludwigsöurg, 13. Nov. Das K. Kriegs­ministerium hat gestern dem Wagner Johannes Stumm in Osweil durch das dortige Schultheißen­amt die Summe von 4000 ^ als einmalige Ent­schädigungssumme für seinen 21jährigen Sohn ver­abfolgen lassen, der am 24. Juli d. I., auf dem Felde arbeitend, von einer verirrten, vom Schießplatz bei Poppenweiler hergeflogenen Kugel zu Tode ge­troffen wurde.

Reutlingen, 15. Nov. Der Bäckergeselle Die- mer hat gestern Abend, erdrückt von den im Laufe der Untersuchung weiter zu Tag geförderten Bewei­sen, das Geständnis abgelegt) das schwere Verbrechen an den Bertsch'schen Eheleuten begangen zu haben. Er giebt an, die Thal aus Rache darüber begangen zu haben, daß ihn sein Meister am Tage zuvor einen faulen Menschen geschimpft habe. Bei weiterer Durchsuchung der Schlafkammer Diemers wurden verschiedene blutbefleckte Kleidungsstücke desselben, ebenso der Rest des geraubten Geldes, 2 Rollen im Betrag von 70 Mark, die ebenfalls über und über mit Blut befleckt waren, vorgefunden, so daß nun der gesamte Betrag von 540 Mark bis zu einem kleinen Teil, den der Thäter verausgabt hatte, wieder beigebracht ist. Auch der fehlende Schlüssel zur B.'schen Wohnung wurde im Abort des Hau­ses aufgefunden. Wie berechnend derselbe auch noch nach der That zu Werk ging, geht daraus hervor, daß er sich selbst am Sonntag den Leuten gegen­über in den schlimmsten Verwünschungen gegen den Thäter erging und gleich bei der ersten Vernehmung angab, er sei als Knabe einmal auf den Hinterkopf gestürzt und seitdem wisse er manchmal nicht, was er thue. Das Befinden von Bertsch war gestern auf kurze Zeit so, daß er einige Angaben der Schrek- kensnacht machen konnte. Trotzdem das Wnndfieber sich stark geltend macht, hoffen die Aerzte doch auf Erhaltung seines Lebens, während Frau B., die bis­her noch nicht zum Bewußtsein gelangte, von den Aerzten aufgegeben ist. Die Frau des A. Bertsch, Bäckermeisters, ist heute ihren durch den Bäckerge­sellen Diemer aus Neckarsulm erhaltenen Verletzungen erlegen.

Kirchheim u. T., 15. Nov. Die hier seit 1. Dez. 1885 eingerichtete Gemeindekrankenversicherung

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