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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Obersmts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag nnd Samstag, nnd kostet vierteljährlich hier (ohne Trägertohn) 80 Pfg., in dem Bezirk 1 Mt., außerhalb des Bezirks 1 Mk. 20 Pfg. Monats-Abonnernent nach Verhältnis.

Samstag 11. Wov.

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile ans gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 Pfg., bei mehrmaliger je 6 Pfg.

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Amtliches.

Nagold.

Bekanntmachung.

Die Amts-Versammlung hat im August d. I. beschlossen, Mark zur Abgabe unver­

zinslicher Darlehen an ärmere Gemeinden be­hufs Anschaffung von Futtermitteln zu verwenden. Die Darlehen sind unverzinslich bis Martini 1894.

Die Gemeinderäte werden hieraus besonders auf­merksam gemacht.

Den 8. Nov. 1893.

K. Oberamt. Vogt.

Die Ortsbohörde» für die Arbeiterversicherung,

soweit sie die im letzten Vierteljahr umgetauschten Quittungskarten noch nicht eingeschickt haben, werden unter Hinweis auf den Ministerial-Erlaß vom 17. Oktober 1892 (Minist.-Amtsbl. S. 462) zu sofor­tiger Einsendung derselben bezw. einer Fehlurkunde aufgefordert.

Nagold, den 9. Nov. 1893.

K. Oberamt. Vollmar, Amtmann.

Tie Wahl des Friedrich Hanft, seither Oberamts­tierarzt in Herrenberg, zum Oberamtstierarzt für den Be­zirk Ellwangen ist bestätigt morsen.

Die Schulstelle in Dvnnbronn, Bez Heilbronn, wurde dem Schulamtsverweser Braun in Herzogsmeiler, Bez. Freudenstadt, die erste in Gültstein, Bez. Oberjefinzen, dem Sckullehrer Fick daselbst, dce zweite in Pfalzgrafen­weiler, Bez. Freudenstadt, dem Schullehrer Burkhardt in Schönmünzach, desselben Bezirks übertragen.

Hages-Weuigkeilen.

Deutsches Reich.

t. Ebhausen, 8. Nov. Heute verließ der seitherige Schullehrer und Rentamtmann unserer Nachbargemeinde Berneck, Herr Th. A. Holder seine Gemeinde, um nach Plieningen überzusiedeln, wo er künftig als Hausvater an der Wilhelmspflege zu wirken hat. Wie beliebt H. Holder in Berneck war und wie sehr er sich während seiner 13jährigen Amtsthätigkeit die Herzen der dortigen Bewohner gewonnen hat, davon gab die ihm zu Ehren im Waldhorn" veranstaltete Abschiedsfeier einen deut­lichen Beweis. Bis aus den letzten Platz waren die geräumigen Lokalitäten des Gasthauses besetzt. Manches erhebende Abschiedslied wurde gesungen und manches herzliche Abschiedswort dem Scheiden­den mit aus den Weg gegeben. Wohlthuend mußten ihn namentlich die herzlichen Worte des H. Stadt- psarrers Christaller berühre»,- aber auch einfache, warme und aufrichtige Worte verschiedener Ber­necker Bürger, namentlich die des Ortsvorstehers, kamen von Herzen, der im Auftrag der bürgerl. Koll. dem scheidenden Lehrer ein prachtvolles Kaffee­service als Geschenk überreichte, das die Inschrift trugt:Gewidmet von der dankbaren Gemeinde Berueck ihrem treuen Lehrer Th. Holder zur Er- inmrung."

Stuttgart, 7. Novbr. Am letzten Samstag Abend wurde einem Mann in seiner Wohnung seine ganze Barschaft im Betrage von 576 die er sich seit mehreren Jahren zusammeugespart hat, durch eine Weibsperson gestohlen. Die Diebin, sowie auch deren Geliebter und eine zweite Weibsperson, welche einen Teil des gestohlenen Geldes im Besitz hatte, wurden ermittelt und festgenommeu. Von dem ge­stohlenen Geld konnten nur 203 Mark wieder bei­gebracht werden.

Stuttgart, 8. Nov. Eine zahlreiche Herren­gesellschaft hatte sich gestern nachmittag 2 Uhr zu dem Drama der Erschießung des erkrankten Elefan­ten Peter eingefunden. Bei dem bekannten Um­stande, daß die Haut des Elefanten gegen Flinten­kugeln unempfindlich ist, mußte die Gegend über dem Auge als Zielscheibe für das Todesgeschoß ge­nommen werden, das Herr Rill jun.- selbst auf sei­nen Liebling abdrückte, um ihn von seinen Leiden zu befreien. Für den Fall, daß er fehle, waren mehrere der besten Schützen des Unteroffizierskorps vom Grenadier-Regiment Königin Olga eingeladen worden, gemeinsam sofort nach dem ersten Schüsse dasselbe Ziel zu nehmen; es kam aber nicht dazu, denn kaum hatte die Kugel des Herrn Nill ihren Lauf verlassen, so stürzte der Elefant tot nieder. Die Exekution war somit für den armen Peter eine durchaus schmerzlose und für die Zuschauer wenig unterhaltend gewesen. Den Studierenden der tier­ärztlichen Hochschule wird aber der Körper des Tier­kolosses zum Gegenstände wissenschaftlicher Förderung werden, da er in die Anatomie derselben überführt wurde.

Bebenhausen, 7. Nov. I. Maj. die Königin Charlotte wird Freitag Abend hier eintreffen und sich nach Schloß Bebenhausen begeben, woselbst sie mit Allerhöchst Ihrem Gemahl noch einige Tage verweilen wird.

Gmünd, 7. Nov. Heute kommen die seit 27. Sept. beim 3. Bataillon Infanterie-Regiments Nr. 122 in Gmünd zur zweiten 6wöchigen Uebung ein- berufenen 95 Volksschullehrer nach Ableistung dieser Uebung direkt in ihre Heimat zur Entlassung.

Brandfälle: In Ertingeu (Riedlingen) das Wohnhaus des Schreiners Ersele und zwei nahe­liegende Scheuern; in Deißlingen das Wohn- und Oekonomiegebäude des Schuhmachers Reinhard Storz; in Neusatz, OA. Neuenbürg, das Haus des Fuhr­manns Greul; in Dießlingen, OA. Rottweil, ein Wohnhaus und ein Oekonomiegebäude; in Stutt­gart der Dachstock in einem Hause der Schreiner­straße.

Sigmaringen, 8. Nov. Der deutsche Kaiser wird morgen Donnerstag den 9. Nov. von Beben­hausen aus in Begleitung des Königs von Würt­temberg die Burg Hohenzollern besuchen und werden die hohen Gäste am BahnhofeZollern" von dem Fürsten von Hohenzollern begrüßt und auf die Burg geleitet. Die Rückfahrt von der Burg erfolgt abends 5 Uhr, so daß der Kaiser um 6 Uhr in Bebenhausen, wieder eintreffen wird.

Straßburg, 7. Nov. Die elsaß-lothringischen Abgeordneten werden, derAgence Nationale" zu­folge in der ersten Sitzung des Reichstags auf Ab­schaffung der Ausnahmegesetze in Elsaß-Lothringen einbringen.

, Nachrichten aus Friedrichsruh zufolge befindet sich Fürst Bismarck in nur langsam fortschreitender Besserung. Besuche sind bisher noch nicht empfangen worden.

Das von den Abendblättern veröffentlichte, dem Bundesrate zugegangene Weinsteuergesetz bestimmt, daß die Steuer für Naturwein im Werte über 50 M pro Hektoliter 15 Proz. vom Werte, Schaumwein 20 Proz., Kunstwein 25 Proz., mindestens aber 10 Mark pro Hektoliter betragen soll. Die Steuer­pflicht tritt ein beim Uebergang des Weines vom Ausland, der Zollniederlage, der Hersteller, der Großhändler an die Kleinhändler und die Verbraucher. Die Steuer wird von Kleinhändlern und Verbrau­chern entrichtet. Als Wert gilt der Kaufpreis, wo­

für der Kleinhändler oder Verbraucher den Wein erworben hat. Bei dem Auslandswein wird der Zollbetrag hinzugerechnet. Befreit find der eigene Verbrauch der Hersteller, der Meß- und Kommunion­wein, der Wein zur Herstellung von Essig und Branntwein, sowie die Weinproben. Die Erhebung und Verwaltung der Weinsteuer erfolgt durch die Landesbehörden, denen die Kosten bis auf weiteres von Reichswegen vergütet werden. Für die beim Inkrafttreten des Gesetzes vorhandenen Weiuvorräte ist von den Kleinhändlern Nachsteuer zu entrichten.

Der Ertrag der künftigen Tabaksteuer wird insgesamt auf 104 Millionen Mark geschätzt, hier­von wären 5 Millionen als Verwaltungskosten ab­zuziehen, so daß ein Nettoertrag von 99 Millionen Mark verbleiben würde. Die gegenwärtige Tabak­steuer bringt 54 Millionen, mithin würde ein Mehr­ertrag von rund 45 Millionen Mark erzielt werden.

In den Blättern wird das Gerücht verzeichnet, daß demnächst in Berlin ein neuer sensationeller Spielerprozeß bevorstehe.

Berlin, 6. Novbr. Reuleaux berichtete der Deutschen Warte" sehr günstig über die deutsche Ausstellung in Chicago, besonders über Elektrotech­nik und Kunstindustrie. Unser Export werde zwei­fellos steigen. (Professor Reuleaux war bekanntlich vor kurzem von einer amerikanischen Fachzeitung ein ungünstiger Ausspruch über die Genauigkeit der deutschen Arbeiter in den Mund gelegt worden, den gethan zu haben der Professor energisch bestritt. Die Angelegenheit erregte damals viel Unwillen in Deutsch­land.

Berlin, 8. Nov. Bisher bekannt sind 427 Wahlen, gewählt sind hienach 149 Konservative, 57 Freikonservative, 88 Nationalliberale, 89 vom Zen­trum , 14 von der Freisinnigen Volkspartei (ein­schließlich Berlin), 6 von der Freisinnigen Vereini­gung, 2 Dänen, 18 Polen, 2 vom Bund der Land­wirte, 1 Welfe und 1 von unbestimmter Partei­richtung. 3 Wahlbezirke stehen noch aus.

Berlin, 8. Nov. Der Nettoertrag der Wein­steuer wird vorläufig auf 15 Millionen Mark be­rechnet. Die Kontrollmaßregeln beschränken sich im wesentlichen auf die Transportkontrolle. Die Straf­bestimmungen sind ungemein hoch und streng bezüglich der Belegung mit Geldbuße und mit Haft. Die Wein­vorräte der Verbraucher sollen einer Nachsteuer nicht unterliegen. Dieselbe ist nur in Aussicht genommen für Wemvorräte, welche beim Inkrafttreten des Ge­setzes sich im Besitz von Kleinhändlern befinden.

Berlin, 8. Nov. Die der Stadt Berlin durch die kürzlichen Wahlen zum preußischen Abgeordne­tenhause erwachsenen Kosten betragen rund 20000 Schweiz.

Zürich, 7. Nov. Dr. Julius Froebel ist heute hier im Alter von 89 Jahren gestorben. Froebel studierte auf den Universitäten München, Jena und Berlin. Im Jahre 1833 wurde er Pro­fessor an der Industrieschule und später Professor der Mineralogie an der Hochschule in Zürich. Im Jahre 1846 siedelte er nach Deutschland über und lebte bis zur Februarrevolution in Dresden. Wäh­rend der Aufstandsbewegung des Jahres 1848 ge­wann er bei den demokratischen Vereinen eine Volks­tümlichkeit, die sich stetig und rasch steigerte. Den Kongreß dieser Vereine in Frankfurt leitete Froebel. Im Jahre 1848 wurde er in Wien mit Robert Blum zum Tode verurteilt, aber vom Festen Win- dischgrätz begnadigt und aus Oesterreich verwiesen. Nach Europa zurückgekehrt, lebte er lange Zeit in Wien, später in München (als Redakteur der von