Kleine Mitteilungen.

Vom Lande/ 31. Okt. DasMühlh. Bolksbl." er­zählt folgende originelle Jagdgeschichte: Es war Mondschein. Zwei Jäger lauerten ans Fuchse. Einer der Jäger, ein erfinderischer Geist, hatte ans einer Rußschale und einigen Pserdehaaren ein Lockinslrument verfertigt, womit er das Geschrei des Hasen genau nachzuahmeu vorgab. Der an­dere war schußfertig, um den ersten Fuchs niederzuknallen, der sich heranwagen würde, durch das vermeintliche Hasen­geschrei angezogen. Ter Erfolg blieb nicht aus, nur war er etwas eigenartiger Natur. Ein Uhu nämlich das Vieh ist ebenfalls Liebhaber von Hasenfleisch hörte und erblickte den musikalischen Jäger, sah dessen Pelzmütze für einen Hasenpeiz an, stürzte sich auf den vermeintlich schrei­enden Langohr und flog stolz mit des Jägers Pelzmütze davon.

In Köln wurde von einem Schutzmanne bei einem Barbier eine Falschmünzerwerkstätte ent­deckt. Sämtliche zur Herstellung von Falsifikaten dienende Gerätschaften wurden in Beschlag genom­men und der Barbier verhaftet.

Frankfurt a. M. Im Schaufenster des Uhrmachers Gustav Hinrichs hier ist eine aus der Ausstellung in Chi­cago prämierte Taschenuhr, die auf jede Minute repetiert, zum Preis von 1200 Mark in zwei Exemplaren ausgestellt.

Die Macht der Schmeichelei. Ter Vater des gro­ßen Schauspielers Unzelmann war Schweineschlächter ge­wesen. Er war überaus stolz auf seinen Sohn, der Mime geworden, und wenn er ein Lob über seines Sohnes Ta­lent hörte, so zerfloß er fast vor Rührung , Freude und Glück. Einst trat eine alte Frau in seinen Laden.Bitte, Herr Unzelmann, geben Sie mir doch ein halbes Viertel Leberwurst." Unzelmann-Vater holt die Wurst vom Haken und will davon abschneiden.Wissen Sie auch, lieber'Mei­ster, daß ich gestern Ihren Sohn habe Komödie spielen sehen? Meiner Seel, er spielt ganz hübsch und ich hätte

ihm-"So, so? Sie haben meinen Jungen spielen

sehen " (Das Messer rückt einen Zollüber" das halbe Viertel.)Natürlich! Ach, und wie himmlisch er aus­sah! Die hohe Figur, und der weiße Federhut und die breite spritzenkrause na, und diese edle Sprache, die freien noblen Bewegungen, so mit Schwung!" (Das Mes­ser rückt drei Zoll weiter an der Wurst.) Unzelmann-Va­ter lächelt beseeligt vor sich hin.Hm! Hm! Na, ja! Er ist ein recht tüchliger Mensch und kann was" Die Frau hat das Rücken des Messers wohl bemerkt u. schwärmt weiter:Und gespielt hat er, nein, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie alle andern in Grund und Boden!"Nicht wahr? Das sage ich ja auch immer, gespielt hat er" (Er rückt eine Hand breit weiter an der Wurst.) Die Frau: Na, ob! Solchen Ausdruck in der Stimme, und dieses Ta­lent, überhaupt habe ich noch keinen Schauspieler gesehen, der ihm gleich käme." Das Messer macht Riesenschritte und die Frau fährt in ihrem Lobe fort:Wissen Sie, Herr Meister, das ist mal sicher: Ihr Sohn muß mal ans Hof­

theater kommen und wird dort alle überflügeln o, er ist ein Genie!" Unzelmann-Batet preßt die Wurst ans Herz und sagt:Mein Sohn, ein Genie? Da, hier ha­ben sie die ganze Wurst, liebe Frau-" Mehr will

die Alte nicht und trollt sich endlich.

Schatzbedürstige Mädchen. DemBezirksanzeiger" von Goßau ist zu entnehmen, daß der Regierungsrat aus dem Alkohol-Zentel 800 Francs an dasAsyl für schatz­bedürftige Mädchen in St. Gallen" verausgabt hat. Ver­mutlich ist das Asyl fürschutzbedürstige Mädchen" bestimmt.

Der Mörder des Försters Densch, der vor Kur­zem in den Szelejewoer Forsten von Wilddieben erschossen aufgefunden worden ist, ist durch ein Stückchen Papier, das er zum Laden des Gewehrs verwendet hatte, entdeckt wor­den. An den, Thatort wurden nämlich zwei Teile eines Korkes sowie zwei Stückchen Papier gefunden, auf welchen der NameTiede" undmann" angegeben war. Dieser Umstand hat auf die richtige Fährte und zur Ermittelung des Mörders, des Mühlenpächters Tiedemann in Szelejewo geführt. Derselbe hatte ein Briefkouvert zur Anfertigung der Schrotpatrone benutzt.

Ein einhändiger Oberst. Das 45. Infanterie- Regiment in Laon in Frankreich kommandiert der Oberst Pau, aus Nancy gebürtig, der erst 44 Jahre alt ist und die rechte Hand nicht mehr besitzt. Im Ja.,r 1809 aus der Kriegsschule von Saint-Cyr hervorgegangen, verlor er im deutsch-französischen Krieg das rechte Handgelenk und die rechte Hand. Seitdem hat er sich der Linken mit Meister­schaft bedient und ist ein vorzüglicher Reiter geworden.

Von einem Löwen getötet wurde der bekannte amerikanische Löwenbändiger Pearson während einer Vor­stellung in einer Menagerie zu Charkow (Rußland.) In dem Augenblicke, als er den Kops in den Rachen eines Löwen gesteckt hatte, schloß das Tier die Kinnbacken. Pear- son's Kopf wurde vollständig vom Rumpfe getrennt. Unter dem Publikum herrschte eine furchtbare Panik; alle eilten ins Freie, und bei dieser Flucht wurden viele Personen schwer verwundet.

Lustige Russengeschichten. Ein Zeitungskorrespon­dent schreibt aus Marseille: An dem letzten Abend, den ich in Marseille verbrachte, plauderten wir nochmals von al­lerlei kleinen Vorfällen, die den Aufenthalt der Russen Hierselbst begleitet halten. Wir erzählten uns, wie die russischen Offiziere im Rorddepartement und in Marseille, wenn sie sich in Zivil hier erholten, häufig Gelegenheit hatten, im Restaurant eine französische Hochzeit anzusehen. Tann erschienen sie im Festsaal, küßten alle Schönheiten ab, tranken auf das Brautpaar und etwas früh auch auf den znkünftigen Erstgeborenen. DieChronik der Küste" will ich mit der Darstellung eines kleinen Unfalls schließen, der sich gleich bei der Auffahrt in Marseille er­eignete. Eine junge Dame war glücklich bis an die Wa­gen gelangt, in, Gedränge aber nicht zum Kusse gekommen, bis der letzte Wagen (erannahte. Da ergriff sie einen da­rin sitzenden Mann, der sich umgewandt hatte, beim Kraus­kopf. Und der Mann verstand sofort und herzte die Lieb­liche, daß es eine Art hatte; die aber fiel in eine leichte

Ohnmacht, denn der vermeintliche Russe war ein Neger irgend ein Bursche von der Marine.

In Piltsvurg sind drei siebenstöckige Häuser samt ih­rem Inhalte abgebrannt. Der Schaden wird auf 1250000 Dollars geschätzt.

In einem Stalle der Chicagoer Straßenbähn- gesellschaft, in den, in den unteren Räumen 500 Pjexde untergebracht waren, während in den oberen 30 Schaßen-, bahnwagen, 200 Tonnen Heu und 500 Büschel Getreide' lagen, brach kürzlich Feuer aus. Die Tiere rasten ist den Flammen umher, ohne hinauszukommen. Als die-Decke durchgebrannt war, stürzten die Wagen herab und zer­schmetterten die noch lebenden armen Tiere. Von 5PO Pferden wurden nur 18 gerettet. Der Schaden beträgt für die Pferde allein 56,000 Dollars, wofür wie für düs übrige die Versicherung aufkommen muß. .

Telegramm. ..

Stuttgart, 8. Nvvbr. lPrivattele.gr. -fies Gesellschafter".) Barzelona. Bei der Tell- ailj sühruug im Theatre Lieeo sind 2 Bomben zwi­schen die Sperrsitze geworfen worden, wobei eine explodierte und es Tote und viele Ver­wundete gab. Zwei Anarchisten wurden als mutmaßliche Thäter verhaftet.

Handel und Verkehr.

Rottenburg, 6. Nov. Ende letzter Woche hat Herr Partikulier Becker hier seinen diesjäbrigen Hopfenertrag, bestehend in 15 Ballen Prima-Ware, an einen Bierbrauer aus der Schweiz uni AN. 265 per Ztr. und auf das Quan­tum 50 Mk. Leihkauf verkauft.

Stuttgart, 6. Nov. (Landesproduktenbörse.) Wir notieren per 100 Kigr. Weizen, bayrisch Mk. 17., Tinkcl/ unberegnet Mk. 12., Gerste, ungar. Mk. 19., Gerste, bayr. Mk. 19.. Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack bei Wagenladung: Suppengries Mk. 29.50, Mehl Nr. Oi Mk. 28.50 bis 29.50, Mehl Nr. 1: Mk. 26.50 bis 27,s>0 Mehl Nr. 2: Mk. 25. bis 25.50, Mehl Nr. 3: Mk. 234-. bis Mk. 23.50, Mehl Nr. 4: Mk. 19.- bis Mk. 19.P>. Kleie mit Sack Alk. 10. per 100 Kg. je nach Qualität.

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Redaktion,.Druck und Verlag der G. W- Zaiser'schenT Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.

Nagold.

Infolge Ablebens des seitherigen Kassenarztes Herrn

Di-. Dnitztin

wurde Herr

Oberamtsarzt Lr S«>»i

als Stellvertreter aufgestellt, was den Mitgliedern der Bezirkskrankenpflege- Versicherung hiemit zur Kenntnis ge­bracht wird.

Den 3. November 1893.

Kassier: Maulbetsch.

Egenhausen.

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Die hiesige Schafweide, welche im Vor­sommer mit 300 und im Nachsommer mit 350 St. Schafen befahren werden kann, wird am Freitag den 10. November, nachmittags 1 Uhr, u» öffentlichen Aufstreich auf dem hie­sigen Rathaus auf die nächsten 3 Jahre verpachtet, wozu Liebhaber eingeladen sind.

Schultheißcnamt.

Hauser.

Oi a g o l d.

Ha her mehl,

frisch, bei

Carl Rapp.

Visitenkarten fertigt G. W. Zaiser.

Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.

Bezirkskrankenkaffe Nagold.

Für den verstorbenen Kassenarzt Itr wurde bis aus weiteres

Herr Oberamtsarzt hier

zum Stellvertreter erwählt, was den Kassenmitgliedern hiemit zur Kenntnis gebracht wird.

Den 6. Novbr. 1893.

Der Vorsitzende des Vorstands:

Klingler.

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Die hiesige Schafweide , welche im Vorsommer 90 Stück und im Nach­sommer 130 Stück ernährt, wird am Samstag den 11. Novbr. >d/Js., nachm. 1 Uhr,

auf hiesigem Rathaus auf 3 weitere Jahre verpachtet. Auswärtige Pacht- -liebhaber haben Vermögens- und Prä­dikatszeugnisse neuesten Datums vor­zuweisen. Gemeinderat.-

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